Braskurich, -e, die
Henkelkorb aus Teichrohr mit einem Scharnierdeckel darauf. [frz. bras + sfrs. Kurich ]
Bäidedai, -dege, die
Geburtstag. [afrs. berde + dai; engl. birthday]
Jammertoal, -e, die
jemand, der ewig klagt. [Wortspiel: jammerje + Toal : Sprache]
Hotjebüdel, -e, die
linkischer, unkultivierter Mensch; Grobian, Tolpatsch. [nl. hot : Tragekorb + buidel: Beutel]
konne + ou + Infinitiv
1. etwas mit Erfolg vollziehen; irgendeine Tätigkeit ohne Unterbrechung zu Ende bringen: 1.1 dät Antje Wais koast du wäch?il/wül oulope : dieses Stück Weges kannst du wohl zurücklegen. 1.2 iek kon aal do Jeeldstukke nit outälle : ich kann all die Münzen nicht zu Ende zählen.
enefóaruur (b) + sik
sich gegenseitig, einander: 1.1 jo häbe sik enefóaruur sloain : sie haben sich gegenseitig geschlagen. 1.2 jo kuden sik enefóaruur nit ferstounde : sie konnten einander nicht verstehen.
Wieuw, do Wieuwljude, dät
1. Frau: deer bleeuw neen oold Wieuw bee/ dä‘n Pot: es ging alles hin, um sich die Neuigkeit anzusehen. 2. Ehefrau: et rakt bloot een läip Wieuw; man älk toankt, dät et sienen is: es gibt nur eine böse Frau; aber jeder denkt, dass es seine ist. 3. Familiename + sfrs. Wieuw oder Moanske deutet eine NichtSaterfriesin an: Maria, dät Schmidt-Moanske/ Wieuw un iek sunt ätter Lier waifierd : Maria, Frau Schmidt und ich sind nach Leer gefahren.
donnermäntje
1. laut schelten und schimpfen; toben, besonders innerhalb der eigenen vier Wände: 1.1 hie stuud in de Köäkene tou donnermäntjen : er stand in der Küche und tobte. 1.2 du hougest nit aaltied tou donnermäntjen, bloot wiel du meenst, dät du dien Geräk nit kriegen hääst : du brauchst nicht immer zu toben, nur weil du meinst, dass du deine Notdurft nicht bekommen hast. 2. wild um sich herumschlagen. [nl. donder + frz. tourmenter]
stibbitjse
1. beim Kartenspiel zuschauen. 2. Kleinigkeiten stehlen. [hd. kiebitzen + stibitzen]
Fäidem, -e, die
1. Länge der ausgestreckten Arme von Fingerspitze zu Fingerspitze. 2. altes Tiefenund Längenmaß von ungefähr sechs Fuß. 3. Breite der Brust + die Länge eines Armes. 4. Klafter (Hohlmaß). 5. Seil, Leine. [engl. fathom ]
moor (b)
1. in höherem Maße, stärker: wan et noch moor rient, konnen wie Hier nit wäch?ch : wenn es noch stärker regnet, können wir hier nicht weg. 2. angemessener, besser: du moast moor appaasje : du musst besser aufpassen. 3. Negation + moor drückt aus, dass ein Geschehen oder Zustand nicht fortgesetzt wird: deer waas nemens moor deer : es war niemand mehr da. 4. häufiger, öfters: dusse Woude häd man moor heerd : diese Worte hat man öfters gehört. 5. länger: dät wol iek nit moor sjo : das will ich nicht länger sehen.
uutfiggelierje
1. ausdenken, ersinnen. 2. austüfteln, erfinden. [frz. figurer + vigiler]
kume iek kume, du kumst, hie/ju kumt, wie kume; iek koom, du keemst, hie/ju koom, wie kemen; is kemen; kum! kumet!
1. kommen: 1.1 in t Kumen : im Anzug, im Kommen: ‘‘n Grummelskuur is in t Kumen : ein Gewitter ist im Anzug. 1.2 kume läite : herunterlassen. 1.3 hie liet dä‘n Säk kume : er ließ den Sack herunter. 1.4 kume läite : einladen, bestellen: hie liet dä‘n Dokter kume : er bestellte den Arzt. 1.5 wie kume uum ju Seke goud tou : wir können die Angelegenheit leicht umgehen. 1.6 et is so kemen, dät wie in dät Jier boalde naan Heeuwer adenje kuden : die Folge war, dass wir in dem Jahr fast keinen Hafer ernten konnten. 1.7 wo kumst du deerbie? : wie kommst du dazu? 1.8 deer is niks fon kemen : daraus ist nichts geworden. 1.9 deer kumt boalde wäch?t : die betreffende Dame ist hoch schwanger. 1.10 hie koom deer nit mäd uut : er druckste herum. 1.11 iek kume deer nit ap : es fällt mir nicht ein. 1.12 kum an! (Ausdruck der Verwunderung): sieh mal einer an! 1.13 kume fon : gebürtig sein aus: uus Mäme kumt fon Ästerwegen : unsere Mutter ist gebürtig aus Esterwegen. 1.14 tou ieten kume : als Gast zum Essen kommen. 1.15 tou wäch?t kume : zu Wohlstand kommen: hie is bee/ litjen tou wäch?t kemen : er ist langsam zu Wohlstand gekommen. 1.16 wäch?t kumt deerfon? : was sind die Folgen? 1.17 wo kuust du deertou kume? : wie konntest du so etwas machen? 1.18 wanner kumst du bee/ uus? : wann besuchst du uns? 1.19 do Potte kume uut t Blaue, uut t Gräine : die Töpfe haben eine bläuliche, eine grünliche Farbe. 2. passieren: 2.1 so kume : sich zufällig ereignen. 2.2 dät moaste so kume : das war unvermeidlich. 3. erscheinen: hie kumt nit oafte bee/ uus : er erscheint nicht häufig bei uns. 4. kume + oun + Verb der Tätigkeit drückt die Gleichzeitigkeit von Ankommen, Erscheinen und einer bestimmten Handlung aus: hie koom deer ounlopen, ounbabbeljen, mäd ju Kiste ounsludjen : er kam da angelaufen, kam babbelnd an, kam mit der Kiste angeschleppt (= kam an und schleppte gleichzeitich die Kiste mit.) 5. berühren: hie koom mie an t Been : er berührte mein Bein.
Fiegöäk , -e, dät
1. Missgestalt, Unding. 2. komische Gestalt; Geck, komischer Kauz: hie is ‘‘n roar Fiegöäk : er ist eine komische Gestalt, ein komischer Vertreter. [vermutlich nl. figuur: Gestalt + gek: Narr]
Fätske, -ne, ju
Scherbe, Porzellanscherbe, Topfscherbe: do Fätskene stuwe: es fliegen die Federn. [afrs. fet : Gefäß + skerd : Scharte; engl. potsherd ]
Stuk of wät
1. einige, ein paar: deer mouten wie ‘‘n Stuk of wäch?t Käärdele foar häbe : wir müssen einige Männer dafür haben. ‘‘n Stuk of + Zahl = ungefähr: ‘n Stuk of tjoon Bäiste: ungefähr zehn Kühe.
Huus, do Huze, dät
1. Haus: 1.1 wie häbe Huus bee/ Huus dät Bäiden soacht: wir haben von Haus zu Haus das Kind gesucht. 1.2 hie häd Huus un Ho(a)f ferspield: er hat Haus und Hof (seinen ganzen Besitz) verspielt. 1.3 wie wieren aal in Huus: wir waren alle zu Hause. 1.4 Huus ap dä‘n Boolke, Ladere in dä‘n Sood: Haus auf dem Dachboden, Leiter im Brunnen. (Teil einer Hochzeitseinladung, die zur völligen Absicherung des Hausrats auffordert, damit alle Familienmitglieder zur Hochzeit gehen können.) 1.5 epen Huus: historisches saterfriesisches Bauernhaus ohne Schornstein. 1.6 fon Huus uut: 1.6.1 von der Familie her. 1.6.2 eigentlich, ursprünglich. 1.6.3 seit jeher; von Natur aus. 1.7 in Huus : zu Hause. 1.8 ätter Huus wai fiere : nach Hause fahren. 1.9 bee/ do Huze lope : 1.9.1 von Haus zu Haus laufen. 1.9.2 hausieren gehen. 1.10 bee/ + mie, die, him/hier, uus, jou, him + in Huus : in meiner, deiner, seiner, ihrer, unserer, eurer, ihrer Familie. 1.11 aan dät Huus ferbjode : jemanden aus dem Hause verbannen; jemandem Hausverbot erteilen. 1.12 deer lapt aan bee/ him uum t Huus tou : es läuft jemand bei ihm ums Haus herum (= er hat nicht alle Tassen im Schrank). 1.13 hie gungt mäd Were bee/ do Huze : er hausiert. 1.14 hie häd mie dät Huus tou litjet moaked : er hat spektakelt, viel Aufhebens gemacht. 1.15 wie genen bee/ do Huze bieloangs : wir gingen von Haus zu Haus. 1.16 ju häd wäch?t in Huus broacht : sie hat ein uneheliches Kind geboren. 1.17 et is beter in ‘‘n oold Huus as buppe ap ‘‘n ‘näi : es ist besser in einem alten Haus als oben auf einem neuen. 18. siet ju kroank is, is ju an t Huus buunden : seit sie krank ist, ist sie ans Haus gebunden. 1.19 tou t Huus uut! : raus aus dem Haus! 1.20 Wier kumt hie uut Huus? : 1.20.1 wo kommt er her? 1.20.2 aus welcher Familie stammt er? 1.21 ‘‘n Bäiden uut Huus seende : ein Kind aus dem Hause schicken, damit es seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten kann. 1.22 hie häd ‘‘n Huus ful Bäidene : er hat ein Haus voller Kinder. 2. Gebärmutter der Kuh. 3. Öhr einer Axt oder eines Beils. 4. Schaufeltülle. 5. Axthaube.
weze (a) iek bän, du bääst, hie/ju is, wie sunt; iek waas, du wierst, hie/ju waas, wie wieren; is/häd wezen/weden/ween; wäs! wezet!
1. sein: 1.1 dät is wezen : das ist vorbei. 1.2 dät hied nit weze houged/bruukt : das hätte nicht zu sein brauchen. 1.3 dät mout weze : das muss unbedingt so sein. 1.4 dät skäl weze un weze un wäch?dt daach nit so : der Plan wird lange überlegt, aber er kommt doch nicht zur Ausführung. 1.5 hie is deer wezen : er ist tot. hie kon deer wäch?il/wül weze : 1.6.1 er hat eine gute Existenz, ein gutes Auskommen. 1.6.2 er ist sehr selbstbewusst. 1.7 skäl et weze?: tust du das wirklich? 1.8 iek moate deer jädden weze: es gefiel mir dort; ich mochte gerne dort sein. 2. (es) aushalten: et is tou woorm, Hier kon man nit weze : es ist zu warm, hier kann man es nicht aushalten. 3. zur Bildung der Verlaufsform: weze + an + t + der substantivierte Infinitiv: jo sunt an t Greeuwen in dä‘n Foan: sie sind dabei, im Moor zu graben. [afrs. wesa ]