Bäiden, -e, dät
1. Kind: 1.1 mäd ‘n Bäiden in Huus kume: ein uneheliches Kind gebären. 1.2 ‘n Bäiden bietou: ein uneheliches Kind. 1.3 foar Bäidene un Koolwere mout man de Mäite skäppe: für Kinder und Kälber muss man das Maß festsetzen. 1.4 ‘n Bäiden griepe: die Arbeit der Hebamme verrichten. 1.5 ‘n Bäiden kriege: ein Kind gebären. 1.6 sukke Oolden, sukke Bäidene: wie die Eltern, so die Kinder. 1.7 ‘n swot Bäiden: ein uneheliches Kind. [schott. bairn ]
Bäide, -n, ju
Geburt. [afrs. berde ]
älke
jeder, -e, -es: alle Einzelnen einer Gesamtheit ohne Ausnahme: 1.1 älke Bäiden kreech ‘‘n Baal : jedes Kind erhielt einen Ball. 1.2 wie häbe ju Kroanke älke Dai besoacht : wir haben die Kranke jeden Tag besucht. 1.3 nit älke Fauene doarste sneeuwends/ snäiwends uutgunge : nicht jedes Dienstmädchen durfte sonnabends ausgehen.
gnäizje
murren, ‘nörgeln, quengeln: dät Bäiden gnäizet dä‘n hele Dai . [nl. kniezen]
nümich
1. (Kind) niedlich: wäch?t is dät foar ‘‘n ‘nümich Bäiden! was ist das für ein niedliches Kind! 2. klug, gescheit: ju is eerst fjauer Jier oold, man ju is so ‘nümich, dät ju al leze kon : sie ist erst vier Jahre alt, aber sie ist so gescheit, dass sie schon lesen kann.
uunmundich
1. wehrlos, hilflos: ‘‘n uunmundich Bäiden : 1.1 ein hilfloses Kind. 1.2 Kleinkind: et is spietelk, dät ‘‘n äärm, uunmundich Bäiden so fuul Piene Liede mout : es ist bedauerlich, dass ein armes Kleinkind so viel Schmerz erleiden muss. 2. unbeschreiblich, gewaltich, außergewöhnlich: 2.1 dät waas ‘‘n uunmundich grote Säärke : das war eine unbeschreiblich große Kirche. 2.2. hie häd uunmundich grote Fäite : er hat außerordentlich große Füße. 2.3 et waas ‘‘n uunmundich flugge Bielde : es war ein unbeschreibich schönes Bild. 3. wuchtich; schwer und massig: dät is ‘‘n uunmundich Wieuwmoanske : das ist eine schwere, massige Frau. 4. beängstigend, furchterregend, schrecklich: in dät Huus fon do Noabere is ‘‘n uunmundigen Bround uutbreken : in dem Hause unserer Nachbarn ist ein schrecklicher Brand ausgebrochen. 5. im Überfluss: et roate uunmundich fuul ieten un Drinken : es gab Essen und Trinken im Überfluss.
aal, alle
1. alle, all: 1.1 jo häbe aal noch niks ieten : sie haben alle noch nichts gegessen. 1.2 aal, do deer wieren : die Anwesenden. 2. ganz: aal dät Lound stoant unner Woater : das ganze Land steht unter Wasser. 3. jeder, -e, -es einzelne: alle Dege, alle Mounde : jeden Tag, jeden Monat. 4. alles: 4.1 wie häbe et aal ape : wir haben keinen Vorrat mehr. 4.2 aal touhope : alles zusammengenommen. 4.3 aal, wäch?t iek die fertäld häbe : alles, was ich dir erzählt habe. 4.4 aal Mugelk : alles Mögliche: jo häbe aal Mugelk däin, uum dät Bäiden tou rädjen : sie haben alles Mögliche getan, um das Kind zu retten. 4.5 dät is loange nit aal : das ist längst nicht alles (es kommt noch etwas). 4.6 aal so wäch?t : solche und ähnliche Dinge; derlei Dinge: 4.6.1 aal so wäch?t frete do Broodbukke uut : solche und ähnliche unerlaubte Dinge tun die Halbstarken. 5. dät is aal so wäch?t, of... : es hängt davon ab, ob...: 5.1 dät is aal so wäch?t, of wie deer Tied foar häbe : es hängt davon ab, ob wir Zeit dafür haben. 6. aal sien Bääst : mit ganzer, mit aller Kraft: hie siet in Nood un ruup aal sien Bääst : er war in Not und (er) schrie mit ganzer Kraft, aus Leibeskräften.
allene
1. getrennt, ohne Hilfe: 1.1 dät Bäiden kon al allene lope : das Kind kann ohne fremde Hilfe laufen. 1.2 foar sik allene : zurückgezogen, einsiedlerisch.
anbiende
anbinden: hie is anbuunden, nu, Wier ‘‘n Bäiden in Huus is : er ist angebunden (unfrei, behindert), jetzt, wo ein Kind im Hause ist.
anduukje
1. sich anschmiegen: 1.1 dät Bäiden duket sik allerwegense an : das Kind schmiegt sich überall an. 1.2 die Litje duket sik so jädden bee/ sien Bääsje an : der Kleine schmiegt sich so gerne an seine Oma an.
annieme
1. annehmen; in Empfang nehmen: hie noom dät Bouk an : er nahm das Buch in Empfang. 2. die Vaterschaft anerkennen: hie häd dät Bäiden daach annieme moast : er hat bekennen müssen, dass er der leibliche Vater des Kindes ist.
antou
1. beinahe: iek waas antou dood : ich war beinahe tot. 2. nahe bevorstehend, in absehbarer Zeit erfolgend, gleich: 2.1 dät is antou, dät ju Ku mölk wäch?dt : die Ku wird gleich kalben. 2.2 dät is antou, dät hie kume mout : er kann jeden Augenblick kommen. 2.3 dät is deer boalde antou : es ist bald so weit. 2.4 et is antou, dät ju dät Bäiden kricht : es wird bald Zeit, dass sie das Kind bekommt. 3. dran: hie is deer roar, läip antou : er ist übel dran; es ist schlecht um ihn bestellt. 4. ungefähr: wie hieden antou füüftich/fieftich Bäiste tou fersuurgjen : wir hatten ungefähr fünfzig Rinder zu versorgen.
ap
1. (räumlich – bezeichnet die Lage) auf: wie sieten alle bee ap dä‘n Boank : wir saßen alle beide auf der Bank. 2. (zur Angabe der Richtung) auf: 2.1 dät krichst du aaltied Wier ap t Brood laid : das wird dir immer wieder vorgeworfen. 2.2 die Pot kumt ap t Fjuur : der Topf kommt aufs Feuer. 3. in: do Bäidene ap Bääd brange/moakje : die Kinder ins Bett bringen. in Zeitangaben: 4.1 do Pakete sunt ap dä‘n eerste(‘n) Junie kemen : die Pakete sind am ersten Juni gekommen. 4.2 wie wollen ap Tied deer weze : wir wollen rechtzeitig da sein. 5. (bezeichnet den Abstand) auf: du koast him ap hundert Meter kanne : du kannst ihn auf hundert Meter erkennen. 6. (zur Angabe der Art und Weise) auf: ju boalde mäd uus ap Seeltersk : sie sprach mit uns auf Saterfriesisch. 7. (zur Angabe der Zeitspanne) auf: wie skällen ap langere Tied mäd dä‘n Huusbau tougoang weze : wir werden auf längere Zeit mit dem Hausbau beschäftigt sein. 8. (zur Angabe des Ziels, des Zwecks oder des Wunsches) auf: wie wollen ap dien Gesuundigaid drinke : wir wollen auf deine Gesundheit trinken. 9. (zur Angabe des Grundes) auf: ap ‘‘n häd Woud fon uus Babe häbe wie Wäänte apheelden mäd ‘‘n Slingerlappe ap do Spräien tou skjoten : auf ein hartes Wort von unserem Vater haben wir Jungs aufgehört, mit einer Schleuder auf die Sperlinge zu schießen. 10. nach: jo kregen dät ene Bäiden ap t uur : sie bekamen ein Kind nach dem anderen. 11. (für Kleinstädte, Dörfer, Siedlungen und unkultivierte Landstriche am Rande oder außerhalb des Saterlandes) in: hie woont ap Feen (Rhauderfehn) , ap Klaaster (Bokelesch), ap Hollenerfoan (Hollenermoor), aber in de/inne Bround (Hollenbrand), in Baaljene (Bollingen), in Skäddel (Scharrel) ; in Romelse (Ramsloh) , in/ap Sedelsbierich (Sedelsberg), ap Aasterfeen (Ostrhauderfehn) , ap Wästerfeen (Westrhauderfehn); ap dä‘n hoge Foan (auf dem Hochmoor), ap Näiwaal (Neuwall), ap Färmesound (Fermesand). 12. um zeitliche Nähe auszudrücken: hie lait ap t Stierwen : er liegt im Sterben. 13. in idiomatisch-phraseologischer Abhängigkeit von anderen Wörtern: 13.1 teeuwe ap : warten auf. 13.2 fertrjouje ap : vertrauen auf. 13.3 hoopje ap : hoffen auf. 13.4 stolt ap : stolz auf. 14. zur Bildung des Superlativs: 14.1 wie häbe dä‘n Komer ap t ruuchste ap Stede moaked : wir haben das Zimmer aufs gröbste in Ordnung gebracht. 14.2 do Suldoaten wuden ap t uterste kwäld : die Soldaten wurden aufs äußerste gefoltert. 15. per: do Tuwwelke sunt tjoon Cent jurrer ap t Puund : die Kartoffeln sind zehn Cent teurer per Pfund. 16. in Richtung: ap... an: hie is ap Ooldenburich an: er fährt in Richtung Oldenburg. 17. auf... zu: ap... deel: 17.1 do Huunde kemen ap mie deel: die Hunde kamen auf mich zu. 18. in Richtung: ap... ou: 18.1 wie ronnen ap dä‘n Busk ou: wir liefen in Richtung des Waldes. 19. auf... zu: ap... tou: 19.1 jo furen ap de Määlne tou: sie fuhren auf die Mühle zu. 20. nach: ap... tou : 20.1 iek mout ap Romelse tou : ich muss nach Ramsloh. (Hier geht es meist um ein wichtiges Geschäft, das nur am Zielort erledigt werden kann.) 21. in Richtung auf, nach: ap... wai : 21.1 ap Bremen wai : nach Bremen, auf Bremen hin. 22. an: ap ‘‘n Sundai : an einem Sonntag. 23. bei einer Tätigkeit: ap Boskup : beim Einkaufen. 24. gegen: ap... juun : deer häbe iek niks ap juun : dagegen habe ich nichts.
aphoalzje
aufhalsen, aufbürden: Hiere Suster häd ju de Suurge foar dät twäide Bäiden aphoalzed : ihrer Schwester hat sie die Sorge für das zweite Kind aufgehalst.
Bäädwäitmoakjen, dät
Bettnässen: wie mouten dät Bäiden dät Bäädwäitmoakjen ouwoane: wir müssen dem Kind das Bettnässen abgewöhnen.
bäätap
1. geistig zurückgeblieben: dät Bäiden is wäch?t bäätap : das Kind ist geistig etwas zurückgeblieben. 2. (Uhr) zu langsam: ju Klokke gungt bäätap : die Uhr geht nach. 3. hinterher: hie kon nit bäätap : er kann finanziell nicht mithalten. 4. ganz hinten; als Letzte(r); zum Schluss: do uur kemen bäätap : die anderen kamen als Letzte. 5. hintendrauf: hie siet deer bäätap : er saß hintendrauf. 6. im Rückstand: iek bä‘n mäd mien Oarbaid bäätap : ich bin mit meiner Arbeit im Rückstand. 7. rückständig, rückschrittlich: as Buur is hie mäd sien Räiskup bäätap : als Landwirt ist er mit seinen Arbeitsgeräten rückständig. 7. ins Hintertreffen geraten: mäd sin Winkel is hie bäätap kemen : mit seinem Geschäft ist er ins Hintertreffen geraten.
bäätienlope
1. nachlaufen, nachstellen: hie lopt bäte dät Wucht ien : er läuft, stellt dem Mädchen nach. 2. (Kind) aufpassen auf, sorgen für: ju mout aaltied bäte dät Bäiden ienlope : sie muss immer auf das Kind aufpassen.
bäätuurslo
hintenüber schlagen: wan dät Bäiden bäätuurslacht, dan kon et sik dä‘n Hoals breke : wenn das Kind hintenüber schlägt, dann kann es sich den Hals brechen.
bere iek bere, du beerst, ju beert, wie bere; Buur, Buren; bädden; bere! beret!
gebären: as ju dät fjode Bäiden, ‘‘n Dochter, bädden hiede, is ju aiske kroank wuden : als sie das vierte Kind, eine Tochter, geboren hatte, ist sie furchtbar krank geworden. [afrs. bera]
beterje
1. genesen; gesundheitlich besser werden; sich erholen (is): die Kroanke betert : der Kranke genest. 2. bessern: 2.1 iek mene nit, dät wie so ‘‘n wäch?ist/wöist Bäiden beterje konnen : ich meine nicht, dass wir ein solch ungezogenes Kind bessern können. 2.2 hie betert sik nit : er ist unverbesserlich.
bedoarje
1. beruhigen, beschwichtigen, besänftigen: 1.1 dät Bäiden fäng oun tou huuljen, un nemens kuud et bedoarje : das Kind fing an zu weinen, und niemand konnte es beruhigen. 1.2 hie skäl sik wäch?il bedoarje : er wird sich wohl beruhigen.
biemäite
1. aufhalten: dät Bäiden mout biemät wäch?ide : das Kind muss aufgehalten werden. 2. verhindern: wie wollen biemäite, dät et so wied kumt : wir wollen verhindern, dass es so weit kommt. 3. zurechtweisen; in die Schranken weisen.
biende iek biende, du bindst, hie/ju bindt, wie biende; boont, boonten; buunden; biende! biendet!
1. binden: 1.1 mäd so ‘‘n littik Bäiden sunt wie an t Huus buunden : mit so einem kleinen Kind sind wir ans Haus gebunden. 1.2. jo häbe him wäch?t ap dä‘n Stok buunden : sie haben ihn zum Narren gehalten. 1.3 him sunt do Hounde buunden : er kann sich nicht frei bewegen, kann nicht frei handeln. 1.4 Jole biende : Eisenbänder auf die Wagenräder aufziehen. 1.5 hie is an sien Woud buunden; hie kon nit uurs : er ist an sein Versprechen gebunden; er kann nicht anders.
bietou
1. nebenbei: 1.1 dät koast du bietou mäkkelk dwo : das kannst du nebenbei leicht tun. 1.2 hie roate him aan bietou : er verpasste ihm einen Seitenhieb. 1.3 hie häd wäch?t bietou : er hat etwas Außergewöhnliches an sich, hat außergewöhnliche Fähigkeiten. 1.4 wie häbe dät Jeeld bietou kriegen : wir haben das Geld nebenbei bekommen. 1.5 dät is bietou : das ist nebensächlich, fehl am Platze, überflüssig, unerwünscht. 1.6 hie häd noch Tuwwelke bietou : er hat noch einen zusätzlichen Vorrat an Kartoffeln. 1.7 ju häd ‘‘n Bäiden bietou : sie hat ein uneheliches Kind. 2. als Nebenbeschäftigung, Nebenerwerb: hie is Timmermon un häd ‘n litje Buräi bietou: er ist Zimmermann und hat auch eine kleine Bauernstelle nebenbei. 3. überflüssig: 3.1 hie is bietou as Sierup ap de Goarte : er ist überflüssig wie Sirup auf der Grütze. 3.2 hie lapt/lopt deer bietou : er ist überflüssig; er wird nicht für voll genommen. 4. träge; langsam im Denken und Handeln: hie is wäch?t bietou : er ist etwas träge und langsam. 5. beiläufig: iek häbe dät bietou kweden, blouked, moaked : ich habe das beiläufig gesagt, gesehen, getan. 6. schnell, im Handumdrehen; im Vorbeigehen, oberflächlich: 6.1 dät kon iek bietou dwo : das kann ich schnell erledigen. 6.2 iek häbe bloot bietou waikieked : ich habe nur oberflächlich hingesehen. 7. zusätzlich, obendrein: hie broachte Brood, Wust un ook wäch?t Drinkeräi bietou : er brachte Brot, Wurst und auch etwas zu trinken obendrein.
befoatje
1. berühren, betasten: dät Bäiden doarste dä‘n Baal nit befoatje : das Kind durfte den Ball nicht berühren. 2. (+ sik) sich befassen; sich beschäftigen: hie häd sik deer oafte mäd befoated : er hat sich häufig damit beschäftigt.