Bloud, dät
1. Blut: 1.1 Bloud läite: zur Ader lassen. 1.2 hie häd koold Bloud : er ist unempfindlich.
Bloud, -ere, die/dät
1. armes, bedauernswertes Geschöpf; armer Schlucker; armer Tropf, auch oft scherzhaft: die äärme Bloud, hie beduurt mie: der arme Mensch, er tut mir leid. 2. Trottel; völlich unbeholfener Mensch; Einfaltspinsel, Stümper. Prügelknabe, Sündenbock. 4. unschuldiges Kind; kleines Wurm: 4.1 dät litje Bloud waas boalde fersmoachted : das arme Wurm war fast verhungert. 4.2 litje Bloud : Kosename für einen Säugling.
stiege
iek stiege, du stigst, hie/ju stigt, wie stiege ; steech, stegen; is stiegen; stig/stiech! stieget! : 1. steigen; sich aufwärts, in die Höhe bewegen: 1.1 dät Woater stigt : die Flut kommt hoch. 1.2 dät Bloud stigt him ätter/in dä‘n Kop : das Blut steigt ihm in den Kopf. 2. (Pferd) aufund absitzen: ap dä‘n Houngst stiege, fon dä‘n Houngst stiege: aufs Pferd steigen, vom Pferd steigen. 3. sich erhöhen: do Prieze stiege: die Preise steigen. 4. ansteigen, aufwärts führen: an dusse Stede stigt dät Paad: an dieser Stelle steigt das Pfad an.
rinne et rint; ron, ronnen; is ronnen
rinnen: dät Bloud ron mie uut de Noze : das Blut rann mir aus der Nase. [afrs. rinna]
uutstroalje
1. ausstrahlen; Glanz von sich geben: die Fjuurtouden stroalde bit ätter Husum uut : der Leuchtturm strahlte bis nach Husum aus. 2. hervorquellen (is): dät Bloud stroalde uut de Wuunde uut : das Blut quoll aus der Wunde hervor.
truchdroankt
durchtränkt: mäd Bloud truchdroankt : mit Blut durchtränkt.
swäit (swätter, swäitste)
1. lecker, schmackhaft, wohlschmeckend: wäch?t smoaket mie dät ieten swäit! : was schmeckt mir das Essen lecker! 2. süß: 2.1 iek mai ‘‘n Stuk Kouke, wan et nit so swäit is : ich mag ein Stück Kuchen, wenn es nicht so süß ist. 2.2 hie häd swäit Bloud : er wird immer von Mücken gestochen. 2.3 swäit moakje : versüßen. 3. schmeichelhaft, heuchlerisch: swäit bale : heucheln, schmeicheln. 4. naschhaft: dät Bäiden häd ‘‘n swäite Mule : das Kind nascht gerne Süßigkeiten. 5. hübsch, schö‘n: du koast die nit foarstale, wo swäit dät Wucht is : du kannst dir nicht vorstellen, wie schö‘n das Mädchen ist.
stuukje
1. aufsetzen, aufrichten, stapeln: Eed stuukje : Torf in Haufen setzen. 2. (+ sik) stauchen; sich festlaufen: die Howoain/Howain stuket sik un wol nit färe : der Heuwagen läuft sich fest und will nicht weiter. 3. (+ sik) klemmen: ju Dore stuket sik : die Tür klemmt. 4. stoßen, schlagen: iek häbe him aan stuked : ich habe ihn geschlagen. 5. (+ sik) stauen: dät Woater stuket sik : das Wasser staut sich. 6. (+ sik) gerinnen, stocken: dät Bloud wol sik nit stuukje : das Blut will nicht gerinnen.
stulje
1. (Blut) gerinnen: hie kloppet dät Bloud in dä‘n Ommer, dät et nit stult : er klopft das Blut in dem Eimer, damit es nicht gerinnt. 2. erkalten; steif, hart werden: 2.1 Ungel stult mäkkelk : Talg wird leicht steif. 2.2 ju Butere stult al : die Butter wird schon hart.
stroolje (is/häd)
1. strömen (is): dät Bloud stroolde uut de Wunde : das Blut strömte aus der Wunde. 2. urinieren.
Stoul, -e, die
1. Stuhl: 1.1 Ommer un Stoul: Zimmerklosett, Nachtstuhl. 1.2 die Stoul sit goud: der Stuhl ist bequem. 1.3 hie sit twiske twäin Stoule in de Ääske: er sitzt zwischen zwei Stühlen in der Asche (= er befindet sich in einer verzwickten Lage, in einer ausweglosen Situation). 1.4 ju faalt twiske twäin Stoule in de Ääske: sie ist so wäch?hlerisch, dass ihr am Ende alle Möglichkeiten verloren gehen. 2. Ausscheidung; vom Darm Ausgeschiedenes: die Dokter kwaad, dät iek Bloud in dä‘n Stoul hiede: der Arzt sagte, dass ich Blut im Stuhl hätte.
stopje
1. halten, aufhalten: hie waas nit tou stopjen : er war nicht aufzuhalten. 2. stopfen: ‘‘n Hoze stopje : einen Strumpf stopfen. 2.2 ‘n Piepe stopje: eine Pfeife stopfen. 3. (Rechtssache) als unberechtigt ablehnen: ‘n Gjuchtsstried stopje: einen Rechtsstreit als unberechtigt ablehnen, verwerfen. 4. stillen: wo konnen wie dät Bloud stopje?: wie können wir das Blut zum Stillstand bringen?
stjure
1. (Blut) stillen; zum Stillstand bringen: iek waas ferblät, wan iek dät Bloud nit stjuurd hiede : ich wäch?re verblutet, wenn ich das Blut nicht gestillt hätte. 2. einer Entwicklung entgegenwirken: wie kuden dä‘n Unnergoang fon dä‘n Bedrieuw nit stjure : wir konnten dem Untergang des Betriebs nicht entgegenwirken.
Stilstound, die
1. Stillstand: 1.1 dät Bloud toun Stilstound brange: das Blut zum Stillstand bringen. 1.2 toun Stilstound kriege: hemmen, aufhalten.
stilje
1. einen Säugling an der Mutterbrust trinken lassen. 2. eindämmen, zum Stillstand bringen: Bloud stilje : Blut stillen. 3. ein Bedürfnis befriedigen: dä‘n Smoacht, dä‘n Toarst stilje: den Hunger, den Durst befriedigen.
Spuur, do Spure(n), ju/dät
1. (Mensch) Fußspur, Fußabdruck: bute dät Spuur lope: mit den Zehen nach innen laufen. 2. Wildspur, Fährte, Fußspur: 2.1 do Spuren fon ‘‘n Hoaze : die Spuren eines Hasen. 2.2 dät Ree look ‘‘n Spuur fon Bloud bäte sik : das Reh zog eine Blutspur hinter sich.
Roazje, ju
1. Wut, Rage: hie is in de/inne Roazje: er ist in Rage. 2. Wallung, Bewegung: dät Bloud koom mie boalde in Roazje: das Blut kam mir fast in Wallung.
andruged
angetrocknet: dät Bloud waas noch nit andruged : das Blut war noch nicht angetrocknet.
Dulligaid, ju
1. Wut, Zorn, Groll: 1.1 hie liet sien Dulligaid an sien Moanske uut: er ließ seine Wut an seiner Frau aus. 1.2 hie baande fon Dulligaid: er brannte vor Wut. 1.3 ju oolde Dulligaid briek bee/ him wier uut: der alte Groll brach bei ihm wieder aus. 2. Entzündung: 2.1 hie häd Dulligaid in t Been: er hat ein entzündetes Bein. 2.2 ju Ku hied Dulligaid in t Jader: die Kuh hatte eine Euterentzündung, sodass Eiter aus den Zitzen floss und die Milch dick und verdorben war. 3. Blutvergiftung: die Buur hied Dulligaid in t Bloud un is deerfon stuurwen: der Bauer hatte eine Blutvergiftung und ist daran gestorben. 4. Feindschaft. Streit, Zwist.
druuch
1. trocken: 1.1 druuch Göitjen : kinderlose Frau. 1.2 ap ‘‘n Drugen sitte : 1.2.1 keinen Schnaps bekommen. 1.2.2 bankrott, pleite sein. 1.3 ‘‘n Drugen : 1.3.1 ein reformierter Trinker. 1.3.2 ein Langweiler. 1.4 hie is nit druuch bäte do Ore : er ist völlich unerfahren (= engl. he’s not dry behind the ears). 1.5 ‘‘n drugen Bloud : ein alter Junggeselle. 1.6 wie häbe niks Druges un ook niks Wäites kriegen : es gab nichts zu essen und nichts zu trinken. 2. getrocknet: druge Bonen : getrocknete Bohnen. 3. (Kuh) keine Milch gebend; milchlos: ju Ku stoant druuch : die Kuh gibt keine Milch mehr. 4. langweilig; ohne Esprit: ju boalt so druuch : sie redet so langweilig. 5. teilnahmslos: jo sieten deer aal so druuch tou : sie saßen so teilnahmslos herum. 6. trocken; nach längerem Alkoholmissbrauch abstinent.
blau
1. blau: 1.1 do blaue säks Wieke : die Zeit zwischen Weihnachten und der Fastenzeit, in der der Bauer wenig Verdienst hat. 1.2 blau Bloud : adeliges Blut.
apsuge
aufsaugen: die Douk sooch dät Bloud ap : das Tuch sog das Blut auf.
apreke
1. aufgeben: wieruum rakst du nu ap, wan du noch nit begonnen bääst? : warum gibst du jetzt auf, wenn du noch nicht begonnen hast? 2. auftun: ieten apreke : Essen auftun. 3. aushusten, auswerfen: Bloud, Sliem apreke : Blut, Schleim auswerfen. 4. (Haushalt) auflösen. 5. (Patient) als unheilbar nicht mehr behandeln: die Dokter hied mie aproat : der Arzt hatte mich als unheilbar krank aufgegeben. 6. verkaufen und verlassen: hie häd sien Huus aproat : er hat sein Haus verkauft und verlassen. 7. aufopfern: iek häbe deer min Släip foar aproat : ich habe meinen Schlaf dafür aufgeopfert. 8. verlieren, einbüßen: dä‘n Moud apreke : den Mut, den Lebenswillen verlieren. 9. sich geschlagen geben. 10. stilllegen: jo häbe dä‘n Bedrieuw aproat : sie haben den Betrieb aufgegeben.
aphostje
aushusten: hie häd Bloud aphosted : er hat Blut ausgehustet.
bloudtoarstich
blutgierig, blutdürstig.