Saterfriesisches Wörterbuch
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Fjuur, dät

1. Feuer: 1.1 hie is Fjuur un Flamme: er ist voller Begeisterung. 1.2 hie häd dät Fjuur in dä‘n Bround moaked: er hat das Feuer angezündet (= er war der Rädelsführer). 1.3 hie häd Fjuur in t Gat: er ist sehr in Eile. 1.4 hie häd dät Fjuur ounbät: er war der Rädelsführer. 1.5 hie lapt dum tou t Fjuur ien: er läuft dumm ins Feuer hinein (= er ahnt nicht die bösen Folgen seines Handelns). 1.6 wan du mäd Fjuur spielst, dan pissest du ap Bääd: wenn du mit Feuer spielst, dan pisst du ins Bett. 1.7 ju hele Lucht is een Fjuur: es wetterleuchtet, blitzt ununterbrochen. 2. Küchenherd: do Tuwwelke un do gräine Ate stounde ap t Fjuur: die Kartoffeln und die grünen Erbsen stehen auf dem Herd. 3. Altersbrand: 3.1 Koold Fjuur: 3.1.1 feuchte Gangräne. 3.1.2 Blutvergiftung. 3.2 wüüld Fjuur : Hautkrankheit. 4. Temperament: 4.1 hie häd noch Fjuur in de Bukse : er ist noch temperamentvoll. 4.2 hie häd Fjuur fóar de Moarze : er ist ein Draufgänger.

ounpuustje

hineinblasen: hie puustede in t Fjuur oun : er blies ins Feuer hinein.

skiemje

schimmern, glühen: dät Fjuur skiemet noch : das Feuer schimmert noch.

sinnich

1. langsam: 1.1 sinnich foaruutgunge : langsam vorausgehen. 1.2 dät Sinnichlopen kumt fon säärm , wan man aller wäch?dt : das Langsamlaufen kommt von selbst, wenn man älter wird. leise: 2.1 hie koom sinnich ap Hozokken tou dä‘n Komer ien : er kam leise auf Socken ins Zimmer herein. 2.2 hie gungt so sinnich, du koast him boalde nit here : er geht so leise, du kannst ihn kaum hören. 3. (Wind) beständig: wie hieden ‘‘n sinnigen Wiend un kuden bääst sailje : wir hatten einen beständigen Wind und konnten ausgezeichnet segeln. 4. besonnen, überlegt. 5. sanft: uus Bääsje streek mie sinnich uur do Hiere : unsere Oma strich mir sanft über die Haare. 6. ruhig, gelassen: ook in Da Nang bleeuw hie unner t Fjuur sinnich sitten : auch in Da Nang blieb er unter dem Feuer ruhig sitzen.

röäkelje

1. scharren, kratzen. 2. (im Herdfeuer) stochern: hie röäkelde dät Fjuur mäd dä‘n Pröäkel : er stocherte im Herdfeuer mit dem Feuerhaken. 3. hochjagen: uus Mäme häd uus aaltied tou t Bääd uutröäkeld : unsere Mutter hat uns immer aus dem Bett hochgejagt. 4. Peinliches aufwärmen; unangenehme Dinge aus der Vergangenheit wieder zur Sprache bringen: oolde Seken Wier apröäkelje : alte Unannehmlichkeiten wieder aufwärmen.

Poolmstok, -ke, die

Palmstock, Buchsbaumzweig als Ersatz für einen Palmzweig am Palmsonntag: uum Skoade fon ‘n Grummelskuur outouweren, häbe do oolde Seelter oafte ‘n Poolmstok in t Fjuur ounsmieten: um Schaden durch ein Gewitter abzuwehren, haben die alten Saterfriesen oft einen Buchsbaumzweig ins Feuer geworfen.

Pik, dät

1. Pech: 1.1 dät waas as Pik in t Fjuur: das war wie Öl ins Feuer. 1.2 die mit Pik umegungt, die besmeert sik deermäd: wer mit Pech umgeht, beschmiert sich damit. 2. Missgeschick, Unglück: wie häbe Pik häiwed : wir haben Pech gehabt, haben ein Missgeschick erlitten.

ousätte

1. absetzen, herunternehmen: 1.1 fergät nit, din Houd outousätten : vergiss nicht, deinen Hut abzusetzen. 1.2 uus Mäme sätte dä‘n Pot fon t Fjuur ou : unsere Mutter nahm den Topf vom Feuer herunter. 2. (Lamm, Kalb) entwöhnen: wie häbe dät Kolich fon ju Moalk ousät : wir haben das Kalb von der Milch entwöhnt. 3. (Preise) herabsetzen, vermindern. 4. einen Angehörigen des öffentlichen Dienstes aus dem Amt entfernen: hie is as Burgermaaster ousät wuden : er ist des Bürgermeisteramtes enthoben worden. 5. absetzen, verbrämen: dät wiete Klood is mäd rode Striepen ousät : das weiße Kleid ist mit roten Streifen abgesetzt. 6. (Kind) abstillen; von der Muttermilch entwöhnen: mäd säks Mounde häbe wie uus litje Dochter ousät : mit sechs Monaten haben wir unsere kleine Tochter abgestillt. 7. (Militär) für wehrunfähig erklären.

ounröäkelje

1. einscharren: dät Fjuur wäch?dt seeuwends ounröäkeld : das Feuer wird abends eingescharrt. 2. einschüren, einstochern.

skjote iek skjote, du skjutst, hie/ ju skjut, wie skjote; skoot, skoten; is/häd sketen; skjut/skjote! skjotet!

1. schießen: fergenen Häärst häd uus Babe twäin Harte sketen : vergangenen Herbst hat unser Vater zwei Hirsche geschossen. angrenzen an: sien Lound skjut an uus Buräi : sein Land grenzt an unseren Bauernhof. 3. (Flüssigkeit) strömen (is): dät Röör is breken, un dät Woater skjut deeruut : das Rohr ist gebrochen, und das Wasser strömt da heraus. 4. (Milch) gerinnen; sauer werden (is): ju Moalk häd tou loange in ju Sunne steen un is sketen : die Milch hat zu lange in der Sonne gestanden und ist sauer geworden. 5. reinigen: Roage skjote : Roggen reinigen. 6. schnellen; sausen, mit hoher Geschwindigkeit gehen oder fahren (is): 6.1 hie skoot an mie fóarbie, as wan hie Fjuur in de Moarze hiede : er schnellte an mir vorbei, als wenn er Feuer im Hintern hätte. 6.2 do Bäidene skoten in t Bääd : die Kinder schnellten ins Bett. 6.3 in dä‘n Sin skjote : einfallen. 7. (Pflanze) aufsprießen, aufschießen (is): do Ploanten skjote in t Säid : die Pflanzen setzen Saat an. 8. zu wachsen beginnen (is): die Roage, die Heeuwer skjut : der Roggen, der Hafer beginnt zu wachsen. 9. einen stechenden Schmerz verursachen (is): dät loange Moaljen is mie in dä‘n Rääch sketen : die lange Malerarbeit hat mir einen stechenden Schmerz im Rücken verursacht. 10. (Tau) ablaufen lassen; loslassen (is/ häd): läit dät Tau man skjote! : lass das Tau nur ablaufen! 11. fallen, stürzen (is): hie skoot fon ju Ladere un fäl ap dä‘n Kop : er stürzte von der Leiter und fiel auf den Kopf. 12. etwas schnell tun, schnell bewegen: die Bakker skoot dät Brood tou dä‘n Ougend oun : der Bäcker schob das Brot schnell in den Ofen hinein. 13. einen Gegenstand mit dem Fuß werfen: hie skoot dä‘n Baal truch ju epene Dore : er schoss den Ball durch die offene Tür.

ounhoolde

1. festhalten. 2. fortwähren, andauern (is): die Stoarm hoaldt oun : der Sturm dauert an. 3. förmlich bitten, ansuchen: hie häd uum dät Wucht ounheelden : er hat um das Mädchen angehalten. 4. bei einer Sache bleiben, an einer Sache festhalten; Ausdauer zeigen: 4.1 du moast ounhoolde, wan du ap de hoge Skoule wolt : du musst bei der Sache bleiben, wenn du aufs Gymnasium willst. 4.2 Ounhoolden wint : Ausdauer zahlt sich aus. 5. (Feuer) brennen lassen: du moast dät Fjuur ounhoolde : du musst das Feuer brennen lassen. 6. stärker werden; anhalten: die Wiend hoaldt noch oun : der Wind wird stärker.

koold (kaller, kooldste)

1. kalt: 1.1 wan et koold is, is et beter in ‘‘n oold Huus as buppe ap ‘‘n ‘näi : wenn es kalt ist, ist es besser in einem alten Haus als oben auf einem neuen. 1.2 Kop koold, Fäite woorm, moaket dä‘n bääste(‘n) Dokter äärm : Kopf kalt, Füße warm, macht den besten Doktor arm. 1.3 dät Koolde Fjuur : Blutvergiftung, Gangrä‘n. 1.4. Koolde Bround : Gangrä‘n. 1.5 koold stale : kühlen, kalt stellen. 1.6 ‘‘n Koolden : Fröstler, Fröstling. 2. (Kinderspiel) zu weit von dem gesuchten Gegenstand entfernt: nu bääst du gjucht koold! : jetzt bist du richtig auf dem Holzweg!

knitterje

1. zerknittern, zerdrücken. 2. knattern: die Grummel knittert : der Donner knattert. 3. knistern: dät Fjuur knittert in dä‘n Ougend : das Feuer knistert in dem Ofen.

ientunderje

mit viel Brennstoff einheizen; gut nachheizen: du moast dät Fjuur duftich ientunderje : du sollst das Feuer mit viel Brennstoff einheizen.

ienröäkelje

1. einscharren: dät Fjuur säiwends/seeuwends ienröäkelje : das Feuer abends ins Herdloch einscharren und mit Asche bedecken, damit es über Nacht weiterschwelt. 2. beschimpfen: uus Noaberske röäkelde Hiere Käärdel ien, as ju dät tou wieten kreech : unsere Nachbarin beschimpfte ihren Mann, als sie das erfuhr. 3. bestrafen: die Gjuchter röäkelde him mäd two Jier Häftenze ien : der Richter bestrafte ihn mit zwei Jahren Gefängnis.

ienlope

1. einlaufen (is): 1.1 dät lapt/lopt so tou t Fjuur ien : das läuft so ins Feuer hinein (= das geht schief). 1.2 dät Skip is in ju Hauenge ienronnen / ienlepen : das Schiff ist in den Hafen eingelaufen. 1.3 hie is liektou in dät Uungluk ienronnen : er ist geradeaus in das Unglück hineingelaufen. 2. etwas aufoder durchbrechen, indem man dagegen läuft oder fährt: 2.1 hie lapt mie ju Dore ien : er bricht mir die Tür auf (= er kommt immer wieder bei mir an). 2.2 hie is so dum, man kon mäd him Muren ienlope : er ist so dumm, man kann mit ihm Mauern durchbrechen. 3. schrumpfen, eingehen (is): dät Hoamd lapt/lopt bee/ t Waasken ien : das Hemd läuft beim Waschen ein. 4. nachlaufen, hinterherlaufen (is): 4.1 hie is bäte dät Wucht ienronnen/ ienlepen : er ist dem Mädchen hinterhergelaufen. hie lapt/lopt bäte dät Jeeld ien : er läuft hinter dem Geld her.

heruutslo

1. herausschlagen: aan häd twäin Stene tou ju Mure heruutsloain : jemand hat zwei Steine aus der Mauer herausgeschlagen. 2. (mit List, Schlauheit) erwerben, gewinnen: iek wol so fuul Jeeld as Mugelk uut dä‘n Hondel heruutslo : ich will so viel Geld wie möglich aus dem Handel gewinnen. 3. nach außen schlagen, dringen (is): dät Fjuur sluuch tou do Finstere fon dät Huus heruut : das Feuer drang aus den Fenstern des Hauses heraus.

graadje

1. mit gespreizten oder gegrätschten Beinen sitzen: do Wuchtere doarsten nit bee/ t Fjuur sitte tou graadjen : die Mädchen durften nicht mit gespreizten Beinen am Feuer sitzen. [mhd. greten]

uutbreke

1. aus etwas herausbrechen: wie häbe do Ploasterstene uut ju Sträite uutbreken : wir haben die Pflastersteine aus der Straße herausgebrochen. 2. aus einem Gewahrsam entkommen, entfliehen (is): wie häbe him in t Skäin iensleten, man hie is uus deer uutbreken : wir haben ihn in die Scheune eingeschlossen, aber er ist (uns) ausgebrochen. (Baum) Knospen ansetzen, ausschlagen (is): do Bome breke uut: die Bäume schlagen aus. (Schweiß) aus den Poren ausbrechen (is): die Sweet briek mie uut : es brach mir der Schweiß aus. 5. (Tier) aus einem Stall, einer Weide entkommen (is): two Bäiste sunt uut de Wede uutbreken : zwei Rinder sind aus der Weide ausgebrochen. 6. plötzlich, unerwartet beginnen (is): ‘‘n Fjuur bräkt uut : ein Feuer beginnt plötzlich. 7. zum Vorschein kommen; sichtbar werden (is): die Mezel bräkt uut : die Masern kommen zum Vorschein.

wölst

in der Zwischenzeit; wäch?hrenddessen: wie häbe wölst dät Fjuur anbät : in der Zwischenzeit haben wir das Feuer angemacht. → wilst

weermje

wäch?rmen: Hounde un Fäite an t Fjuur weermje : Hände und Füße am Feuer wäch?rmen. [got. warmjan] → wäärmje

uuttrede

1. austreten, festtreten. 2. die Notdurft verrichten; auf die Toilette gehen (is). 3. einlaufen: hie trädt sien ‘näie Skoue ien : er läuft seine neuen Schuhe ein. 4. ausstampfen: hie trädt dät Fjuur uut : er stampft das Feuer aus. 5. durch häufiges Drauftreten abnutzen: ju Trappe is uuttreden : die Treppe ist ausgetreten. 6. eine Organisation verlassen; die Mitgliedschaft kündigen (is): hie is bee/ do Swotte uuttreden : er hat die schwarze Partei verlassen.

uutröäkelje

1. (Asche) ausräumen, ausscharren: smäidens moasten do Wäänte ju Ääske fon t Fjuur uutröäkelje : morgens mussten die Jungen die Asche des Herdfeuers ausscharren. 2. auskratzen.

uutmoakje

1. (Kartoffeln) roden: Tuwwelke deer uutmoakje : Kartoffeln roden. 2. löschen: wie moakje dät Fjuur uut : wir löschen das Feuer. 3. beendigen: nu häbe jo dä‘n Stried uutmoaked : jetzt haben sie den Streit beendet. 4. Wirkung haben, erzielen: die kute Rien moakede niks uut un häd niks ansät : der kurze Regen hatte keine Wirkung und brachte nichts. 5. ausschimpfen: jo moakeden him läip uut : sie schimpften ihn böse aus. 6. (Höflichkeitsformel) wan die/jou dät niks uutmoaket : wenn dir/euch das nichts ausmacht, mit deiner/eurer Erlaubnis. 7. (Licht) löschen, ausmachen, ausschalten: Moake dät Lucht uut! : mache das Licht aus! 8. stören; Unannehmlichkeiten verursachen: wäch?t moaket mie dät uut? : was stört mich das? 9. einen Eindruck machen, hinterlassen: hie moaket niks uut : er ist unscheinbar. 10. von einer Liste streichen: iek häbe mien Skeelden betoald, un nu moast du min Nome uutmoakje : ich habe meine Schulden bezahlt, und jetzt musst du meinen Namen von der Liste streichen.

uutkriege

1. als Ergebnis einer Berechnung herausbekommen: wäch?t hääst (du) deer uutkriegen?: was ist das Ergebnis? 2. löschen: ‘n Fjuur uutkriege: ein Feuer löschen. 3. (Fleck) entfernen, auswaschen. 4. (Vieh) auf die Weide jagen: do Bäiste uutkriege: die Kühe auf die Weide bringen.