Foulk, -ere, dät
1. Volk: beter Foulk: der bürgerliche Stand; vornehme, gebildete Menschen. 2. die Anwesenden; die Zuhörer, Zuschauer: dät Foulk waas toufree: die Anwesenden waren zufrieden. 3. die Bienen aus einem Korb. 4. Familie, Verwandtschaft: 4.1 ju kricht Besäik fon Hiere Foulk : sie bekommt Besuch von ihrer Verwandtschaft. 4.2 dät oaine Foulk : die eigene Familie. 4.3 dät waas ook aan fon uus Foulk : das war auch einer aus unserer Verwandtschaft. 5. Einwohnerschaft: Oaintäärpsfoulk : die Einwohnerschaft eines einzigen Dorfes. 6. Frau, Kinder und sonstige im Hause wohnende Verwandte eines Familienvaters; verwandte Hausgenossen: 6.1 die Buur Hansen häd mäd sien hele Foulk fierd : der Bauer Hansen hat mit allen verwandten Hausgenossen gefeiert. 6.2 unner oain Foulk : im Kreise der Familie. 7. auch in Zusammensetzungen zur Bezeichnung einer Gruppe oder Klasse von Menschen mit dem gleichen Beruf oder gleicher Herkunft: Skipperfoulk, Burenfoulk, Böädelfoulk : Schiffer, Bauern, Bettler. 8. Mitmenschen, Gesellschaft: hie is ferlain twiske t Foulk : er bewegt sich nur mit Mühe in Gesellschaft. [afrs. folk]
Soart(e), ju/dät
1. Sorte, Art, Menschenschlag: 1.1 iek wol tou dät Soart Foulk nit here : ich will zu jener Sorte Menschen nicht gehören. 1.2 Bajuwoaren sunt heel ljowe Moanskene, man dät is daach ‘‘n heel uur Soart as wie Fräizen : Bayern sind ganz liebe Menschen, aber sie sind doch ein ganz anderer Menschenschlag als wir Friesen. Soart bee/ Soart : gleich und gleich gesellt sich. bee/ uus Soart Ljudene : bei Menschen wie wir. dät is ‘‘n roar Soart Foulk : das sind eigenartige Menschen. 2. Tierrasse: do Hannen sunt fon ‘n goude Soart: die Hennen sind von guter Rasse. 3: Pflanzengattung: ‘n uur Soart Tuwwelke: eine andere Kartoffelart. 4. Garnitur: fon de twäide Soarte: zweiter Garnitur.
stolt (a)
1. stolz: ju is stolt ap Hiere Bäidene : sie ist stolz auf ihre Kinder. 2. hochmütig: sien Foulk is mie fuuls tou stolt : seine Familie ist mir viel zu hochmütig. 3. stark, kräftig: dät is ‘‘n stolten Käärdel : das ist ein kräftiger Mann. 4. (Frau) groß und schlank; hochgewachsen: ‘‘n stolt Wucht : ein großes, schlankes Mädchen. 5. viel: ju häd stolt Jeeld : sie hat viel Geld. 6. kokett, keck: ju häd Hiere ‘näie Houd stolt ap dä‘n Kop sitten : sie hat ihren neuen Hut keck auf dem Kopf sitzen. 7. selbstbewusst: hie häd ‘‘n stolten Goang : er hat einen selbstbewussten Gang . 8. vornehm.
Liede iek Liede, du lidst, hie/ju lidt, wie Liede; leed, leden; lieden; lid! liedet!
1. seelisch oder körperlich leiden: 1.1 iek häbe deer loange unner sien Skofelgaid lieden : ich habe lange unter seiner Gemeinheit gelitten. 1.2 hie häd läip lieden, as hie in t Kroankenhuus lain häd : er hat sehr gelitten, als er im Krankenhaus gelegen hat. 2. vertragen, physisch ertragen: 2.1 dusse Baleräi duurt neen Ljoacht/Lucht Liede : dieses Gerücht darf nicht an die Öffentlichkeit, darf nicht ruchbar werden. 2.2 toulääst kuud uus Mäme ju Piene nit moor Liede : zuletzt konnte unsere Mutter den Schmerz nicht mehr ertragen. 3. dulden: 3.1 iek kon so ‘‘n Hallaam nit Liede : ich kann einen solchen Lärm nicht dulden. 3.2 dälich kon et ‘‘n Masse Liede : heute kann etwas draufgehen; heute können wir etwas unternehmen, da uns die Mittel zur Verfügung stehen. 4. mit etwas einverstanden sein: iek häbe et lieden, dät jo in Auerk touhopekemen : ich war damit einverstanden, dass sie in Aurich zusammenkamen. 5. sich gefallen lassen: Hiere dumme Babbeläi häbe iek Liede moast : ihr dummes Gebabbel habe ich mir gefallen lassen müssen. 6. gerne (um sich) haben: Liede muge : 6.1 litje Bäidene mai iek jädden Liede : kleine Kinder mag ich gern leiden. 6.2 dät lude Foulk wol iek nit bee/ de Bjorenge Liede : das laute Volk will ich bei der Feier nicht gern um mich haben. 7. durch Abnutzung beschädigt werden: sien Göitjen häd bee/ dä‘n Aden aiske lieden: seine Kleidung ist bei der Erntearbeit sehr beschädigt, sehr verschlissen worden.
Masse, ju
1. Haufen, Menge: 1.1 ‘n Masse Foulk: eine Menschenmenge. 1.2 Trientje liet ‘n Masse Jeeld bäte: Trientje hinterließ eine Menge Geld. 1.3 ju hied ‘‘n Masse Ferträit in Hiere Ächte : sie hatte eine Menge Ärger in ihrer Ehe.
middemoanken
inmitten; mitten unter: 1.1 middemoanken dät Foulk : inmitten des Volkes. 1.2 middemoanken do Ljudene : mitten unter den Menschen.
noordersk
1. nordisch; im Norden zu Hause, sesshaft: 1.1 noorderske Foulkere: nordische Völker. 1.2 do Gräinloundere namme sik sälwen Inuit un sunt ook ‘n noordersk Foulk: die Grönländer nennen sich selbst Inuit und sind auch ein nordisches Volk.
oustete
1. abstoßen, abweisen: do Duwoanen häbe uus an dät Skeed oustat : die Zollbeamten haben uns an der Grenze abgewiesen. 2. (Grassoden, Torf, Unkraut, Disteln) abstechen: 2.1 Plagen oustete : Grassoden abstechen. 2.2 wie mouten do Tiesele oustete : wir müssen die Disteln abstechen. 2.3 ju Slootkaante oustete : den Grabenrand von Unkraut reinigen. 3.1 Heu-, Strohoder Korngarben mit der Heugabel vom Fuder auf den Boden hinaufreichen oder an den Packer (Fläier) weitergeben, der sie ins Heufach hineinpackt. 3.2 Heuoder Getreidegarben mit der Heugabel vom Wagen abnehmen oder abwerfen. 4. durch einen Stich töten: do Íemen stete ju Muur ou : die Bienen töten die Königin. 5. (+ sik) sich abheben; stark hervortreten: ju statte sik fon do uur Wieuwljude truch Hiere bunte Klodoazje ou : sie hob sich von den anderen Frauen durch ihre bunte Kleidung ab. 6. durch einen Stoß beschädigen: iek häbe ‘‘n Stuk fon dät Täller oustat : ich habe ein Stück von dem Teller abgestoßen. 7. wegstoßen: ‘‘n Boot fon ju Ouger oustete : ein Boot vom Ufer wegstoßen. 8. (Kind) stiefmütterlich, lieblos behandeln: iek wuud in Huus aaltied oustat : ich wurde zu Hause immer lieblos behandelt. 9. (Lamm, Kalb) verwerfen, ablehnen: 9.1 ju Oue stat dät Loum ou : das Mutterschaf lehnt das Lamm ab. 9.2 ju Ku stat dät Kolich ou : die Kuh lehnt das Kalb ab. 10. durch Abstechen von Unkraut reinigen: wie stieten/statten ju Slootkaante ou : wir stachen den Grabenrand ab. 11. verstoßen: sien Foulk häd him oustat : seine Familie hat ihn verstoßen. 12. abprallen (is): alles stat fon him ou : alles prallt an ihm ab.
ouwoane
1. abgewöhnen: 1.1 iek kon him dät Supen nit ouwoane : ich kann ihm das Saufen nicht abgewöhnen. 1.2 (ironisch) dät is ‘‘n goud Wierks tou ouwoanen : das ist etwas Gutes zum Abgewöhnen. 2. (+ sik) et is nit mäkkelk, sik dät Rookjen outouwoanen : es ist nicht leicht, sich das Rauchen abzugewöhnen. 3. sich absondern; sich entfremden: ju häd sik fon Hiere Foulk ouwoand : sich hat sich von ihrer Familie entfremdet. 4. entwöhnen: ätter säks Mounde kon ju Muur dät Titbäiden ouwoane : nach sechs Monaten kann die Mutter den Säugling entwöhnen.
kuutbenich
kurzbeinig: dät kuutbenige Foulk : die kleinen Kinder.
Trup, -pe, die
1. Volksmenge, Menschenmenge; größere Gruppe Menschen: 1.1 do Mansfäildere kemen mäd ‘n helen Trup Suldoaten hier anlopen: die Mansfelder kamen mit einer Menge Soldaten hier anmarschiert. 1.2 ‘n Trup Foulk: eine Menschenmenge. 1.3 ‘n Trup Bome: eine Baumgruppe.
uurs
1. anders: 1.1 uurs aan : jemand anders. 1.2 uurs ume : 1.2.1 umgekehrt; anders herum. 1.2.2 (verhüllend) homosexuell, schwul: et is striedich, of die Oolde Fritz uurs ume waas of nit : es ist umstritten, ob der Alte Fritz vom anderen Ufer war oder nicht. 1.3 uurs wäch?ide : 1.3.1. eine andere Gemütslage, einen anderen Gemütszustand erleben. 1.3.2. aufgemuntert werden: wan iek Sluk drinke, dan wäch?ide iek fout uurs : wenn ich Schnaps trinke, dann werde ich sofort aufgemuntert. 1.4 uurs wäch?l : (abfällig) sonst jemand, sonst wer; irgend ein Fremder. 1.5 deertruch kumt et uurs : dadurch verändert sich die Sache. 1.6 hie wol aaltied wäch?t uurs : er erhebt immer Einwände. 1.7 uurs aan : jemand anders. 1.8 dät is heel wäch?t uurs : das ist ganz was anderes. 2. betroffen, bestürzt sein: ju wuud uurs, as ju fon sin Dood tou wieten kreech : sie war bestürzt, als sie von seinem Tod erfuhr. 2. früher: hie häd uurs neen Hälpe fon sien Foulk heeuwed : er hat früher keine Hilfe von seiner Familie gehabt. 3. gewöhnlich: uurs is hie goud toufree : er ist gewöhnlich ganz gesund. 4. außerdem, sonst: wolt du uurs noch wäch?t? : willst du sonst noch etwas? 5. übrigens, allerdings: fertjoond hääst du dät uurs nit : verdient hast du das allerdings nicht.
uutlät
1. ausgelassen, übermütig; allzu lebendig: 1.1 hie benimt sik wäch?t uutlät : er benimmt sich etwas ausgelassen. 1.2 uutlät Foulk : wilde Bande, wilde Gesellschaft. 2. mutwillig: do Broodbukke häbe alles uutlät fernäild : die Halbstarken haben alles mutwillig zerstört.
wareldsk
1. irdisch, weltlich: wareldske Goudere : irdische/weltliche Güter. 2. weltlich orientiert; moralisch leichtlebig: dät male, wareldske Foulk gunge iek uut dä‘n Wai : den verrückten, leichtlebigen Menschen gehe ich aus dem Wege. [afrs. warldisk]
wunderje
1. wundern, erstaunen: et wundert mie, dät hie dät däd : ich bin erstaunt, dass er das tut. 2. (+ sik) sich wundern, staunen: 2.1 du skääst die wunderje, wäch?l mie dät fertäld häd : du wirst dich wundern, wer mir das erzählt hat. 2.2 iek moaste mie wunderje, dät so fuul Foulk deer waas : ich musste staunen, dass so viele Menschen da waren.
wunderlik
1. seltsam, sonderbar: dät is wunderlik Foulk : das sind sonderbare Leute. 2. wunderbar. [afrs. wunderlik]
barboarsk
frech, dreist: ju wol fon beter Foulk weze, man deerfoar is ju fuuls tou barboarsk : sie behauptet, aus gutem Hause zu stammen, aber dafür ist sie viel zu dreist.
Jäärste, ju
Gerste: häbe jie genouch Foulk, um ju Jäärste in t Skäin ountoufieren?: habt ihr genug Arbeiter, um die Gerste in die Scheune einzufahren?
ienläite
1. einlassen; hin-, hereinlassen. 2. (+ sik) sich einlassen mit; sich abgeben mit: 2.1 du skääst die mäd froamd Foulk nit ienläite : du sollst dich mit fremdem Volk nicht einlassen. 3. (+ sik) auf etwas eingehen: ap so ‘‘n Wogenis wol iek mie nit ienläite : auf ein solches Wagnis will ich nicht eingehen.
holichwoaksen
1. halbwüchsig; halb erwachsen, noch nicht erwachsen: ‘‘n holichwoaksen Wucht : ein halb erwachsenes Mädchen; (veraltet) Backfisch. 2. jugendlich: dät holichwoaksene Foulk : die Jugendlichen.
gemeen
1. abstoßend, roh: ju häd ‘‘n gemene Oard tou balen : sie hat eine abstoßende Art zu reden. 2. unfein, ordinär; schändlich, niederträchtig: 2.1 du moakest die gemeen, wan du sukke Dingere fertälst : du würdigst dich herab, wenn du solche Dinge erzählst. 2.2 die Koaster häd mie ap gemene Oard un wieze oukanseld : der Lehrer hat mich auf eine schändliche Art und Weise zurechtgewiesen. 2.3 dät is ‘‘n gemeen Stuk : das ist eine Gemeinheit, eine niederträchtige Tat. 2.4 wo koast du dien oaine Suster so gemeen moakje? : wie kannst du deine eigene Schwester so verleumden? 3. (Feldfrucht) spärlich: die Roage stoant gemeen : der Roggen wäch?chst spärlich. 4. arm, ärmlich: 4.1 gemeen ounleken : ärmlich gekleidet. 4.2 hie roket, as wan ‘‘n gemeen Moanske an t Boaken waas : er raucht, als wenn eine arme Frau beim Backen wäch?re. 4.3 jo kume deer gemeen bieloangs : sie fristen ein ärmliches Dasein. 5. böse, lasterhaft: iek leeuwe neen Woud fon Hiere gemene Tunge : ich glaube kein Wort von ihrer lasterhaften Zunge. 6. schlecht, nur mit Mühe: dusse Tuwwelke läite sik gemeen skille : diese Kartoffeln lassen sich nur mit Mühe schälen. einfach, durchschnittlich: die gemene Mon : der einfache Mann, der Mann auf der Straße. von schlechter Qualität: ‘‘n gemene Sigare: eine schlechte Zigarre. 9. gemeinsam: hie moakede sik gemeen mäd dät Wucht : er hatte ein intimes Verhältnis zu dem Mädchen. 10. gewöhnlich, niedrig: hie is fon gemeen Häärkumen : er ist niedriger Herkunft. 11. hinterlistig: hie is swiede gemeen un bedrjucht sien oaine Foulk : er ist sehr hinterlistig und betrügt seine eigene Familie. 12. in schlechtem körperlichem Zustand; schwer krank, leidend: ju liet so gemeen, as iek Hier knulääst in t Kroankenhuus besoachte : sie sah so leidend aus, als ich sie neulich im Krankenhaus besuchte. 13. schäbig, schadhaft, minderwertig, abgegriffen: du koast an do gemene Blede sjo, dät hie aaltied dosälge Lesengen hoaldt : du kannst an den abgegriffenen Blättern sehen, dass er immer dieselben Vorlesungen hält. 14. grausam: wäch?t is dät gemeen, dät hie sin litje Wäänt nit moor sjo kon, bloot wiel do bee nu skat sunt : was ist das grausam, dass er seinen kleinen Jungen nicht merh sehen kann, nur weil die beiden jetzt geschieden sind.
Galge, -n, die
Galgen: wäch?t bä‘n iek bliede, dät et nemens fon mien Foulk is, kwaad dät Wieuw; do loken do Boule mäd hiere Käärdel ätter dä‘n Galge wai: was bin ich froh, dass es niemand aus meiner Familie ist, sagte die Frau; da zogen die Häscher mit ihrem Mann zum Galgen.
ferlain
1. verlegen, unvorbereitet: 1.1 iek waas so ferlain, as deer Besäik koom : ich war so unvorbereitet, als da Besuch kam. 1.2 ferlain wäch?ide : in Unannehmlichkeiten kommen. 2. unsicher, scheu: hie is ferlain twiske t Foulk : er bewegt sich nur mit Mühe in Gesellschaft. 3. etwas benötigend: 3.1 iek waas uum ‘‘n Ontwoud ferlain : ich fand keine Antwort. 3.2 du bääst aaltied uum uur Ljudene ferlain : dir fehlen immer Leute, die dir helfen. 3.3 wie sunt uum dät Jeeld ferlain : uns fehlt das Geld. 4. hilflos, nicht weiterwissend: 4.1 ju is ferlain un apsmieten : sie ist hilflos, sieht keinen Ausweg. 4.2 iek waas deer ferlain : ich war in die Enge getrieben. 4.3 aaltied ferlain : sich nicht leicht behelfend; unselbstständig. 5. schuldbewusst, verschämt.
ouprouwje
1. heimsuchen: wie wollen hoopje, dät so ‘‘n Smugeräi uus nooit Wier ouprouwed : wir wollen hoffen, dass eine solche Epidemie uns nie wieder heimsucht. 2. durch Leid prüfen: God häd fuul Foulkere ouprouwed : Gott hat viele Völker durch Leid geprüft.
enigje
1. einigen: 1.1 jo häbe sik eniged : sie haben sich geeinigt. 1.2 wäch?l un wäch?t kon do Foulkere in Afrikoa enigje? : wer und was kann die Völker in Afrika einigen?