Saterfriesisches Wörterbuch
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Gat, do Goate, dät

1. Loch, Öffnung: 1.1 dät Göitjen waas niks as Gat an Gat: der Stoff war löcherig. 1.2 hie rieuwet Goate un Bäälte: er harkt Löcher und Haufen (wenn jemand uneben harkt). 2. Scheide, Vagina, weiblicher Schamteil; weibliches Geschlechtsteil: (vulgär) ju is mäd t Gat Wier ap dä‘n Loop/appe Loop: sie ist wieder auf Männerfang aus. 3. Hinterteil, weniger volkstümlich als Íers: 3.1 hie häd dät Gat ful Skeelden: er hat den Arsch voller Schulden. 3.2 hie is so sünich, hie lät sik foar ‘n Grosken ‘n Gat in den Íers boorje, ook wan hie foar träi Doaler Piene häd: er ist so geizig, er lässt sich für einen Groschen ein Loch in den Hintern bohren, auch wenn er für drei Taler Schmerzen hat. 4. Schlampe; unordentliches Weib.

slänterch

1. (Fleisch) knorpelig, sehnig. 2. (Kleidungsstück) schlotternd; gegen die Beine schlagend: 2.1 ju hied ‘‘n släntergen Rock oane : sie hatte einen schlotterigen Rock an. 2.2. die Rok honget Hier wäch?t slänterch uum t Gat : der Rock hängt ihr etwas schlotterig ums Gesäß. 3. schluderig, unordentlich, schlampig: slänterch ounleken : unordentlich gekleidet. 4. schlaksig, hoch aufgeschossen und etwas ungeschickt: mäd sien sogentien Jieren is hie noch wäch?t slänterch : mit seinen siebzehn Jahren ist er noch etwas schlaksig. 5. mager, dünn. 6. wackelig: iek kon Wier lope, man iek bä‘n noch wäch?t slänterch ap do Bene : ich kann wieder laufen, aber ich bin noch etwas wackelig auf den Beinen. 7. (Land) durch starken Regen gesättigt. 8. ungepflegt: ju häd so slänterge Hiere : sie hat solche ungepflegten Haare.

uutstrieke

1. herausfließen, herausströmen (is): 1.1 dät Woater streek uut dät Gat in dä‘n Diek uut : das Wasser floss aus dem Loch in dem Deich heraus. 1.2 wan ju boalt, dan Strieke do Woude uut Hier uut : wenn sie redet, dann strömen die Worte aus ihr heraus. 2. tilgen, löschen: dät lääste Woud uutstrieke : das letzte Wort ausstreichen. 3. glatt streichen, ausbügeln: dät Leken uutstrieke : das Laken glatt streichen, ausbügeln. 4. (Fluss) über die Ufer treten (is): ju Äi strikt uut : die Sater-Ems tritt über die Ufer. 5. von einer Liste streichen: iek häbe sin Nome uutstrieken : ich habe seinen Namen von der Liste gestrichen.

uutkiezje

hervorquellen, herausquellen: ju Mudde kiezet tou dät Gat uut : der Schlamm quillt aus dem Loch hervor.

uutkeepje

ausmeißeln: die Timmermon kepet ‘‘n Gat in dä‘n Boolke uut : der Zimmermann meißelt ein Loch im Balken aus.

umetourulje

1. um... herumrollen: die Golfbaal rulde uum dät Gat umetou : der Golfball rollte um das Loch herum. 2. umherrollen.

truchstete

1. durchstechen, durchstoßen: hie statte dät Soaks truch dät täne Brääd truch : er stach/stieß das Messer durch das dünne Brett hindurch. 2. hindurchstecken: iek statte min litje Finger truch dät Gat truch : ich steckte meinen kleinen Finger durch das Loch hindurch. 3. (Karten) mischen: du moast noch insen truchstete : du musst die Karten noch einmal mischen. 4. ausfasern, ausfransen: dät Hoamd stat an do Sleeuwen truch : das Hemd franst an den Ärmeln aus.

truchsjo

1. hindurchsehen: iek kuud juust truch dät litje Gat truchsjo : ich konnte gerade durch das kleine Loch hindurchsehen 2. kontrollieren, nachsehen: iek saach do Matheapjääften truch : ich sah die Mathematikaufgaben nach.

truchluke

1. hindurchziehen (is): ju Keelde lukt twäärs truch dä‘n Ruum truch : die Kälte zieht quer durch den Raum hindurch. 2. hindurchziehen: wie loken dä‘n Strik truch dät Gat truch : wir zogen den Strick durch das Loch hindurch.

truchhälpe

1. jemandem helfen durch eine Öffnung zu gelangen: iek holp him truch dät Gat in dä‘n Been truch: ich half ihm durch die Öffnung in dem Dachboden hindurch. 2. jemandem helfen, eine schwierige Lage, eine Krise zu bewältigen: hie kon sik sälwen truch ju sture Tied truchhälpe : er kann die schwere Krise selbst bewältigen.

truchfale

1. durch eine Öffnung hindurch nach unten fallen; beim Fallen durch etwas stürzen: die Knäächt is truch dät Gat in dä‘n Been truchfalen : der Knecht ist durch das Loch im Dachboden hindurchgefallen. 2. (Prüfung, Wahl) Misserfolg haben: hie wiel Burgermaaster wäch?ide, man hie is bee/ de Kere truchfalen : er wollte Bürgermeister werden, aber er ist bei der Wahl durchgefallen.

toustopje

1. zustopfen: ‘‘n Gat toustopje : ein Loch zustopfen. 2. (+ sik) sich einer Sache bemächtigen; sich etwas unter den Nagel reißen: ju stoppede sik dät flugge oolde Bräidklood fon uus Bääsje tou : sie riss sich das schöne alte Brautkleid von unserer Oma unter den Nagel.

touriete

grob stopfen: ‘‘n Gat in de Bukse touriete : ein Loch in der Hose grob stopfen.

fermuurje (b)

vermauern; durch Zumauern verschließen: dät Gat in dä‘n Skossteen häbe do Timmerljude fermuurd : das Loch im Schornstein haben die Zimmerleute vermauert.

slämje

1. schlammen; Schlamm absetzen oder bilden. 2. trockene Erde unter Beifügung von Wasser zu Schlamm machen. 3. mit Sand und Wasser dichten: wie kuden dät grote Gat an ju Äi ticht slämje : wir konnten das große Loch an der Sater-Ems mit Sand und Wasser dichten.

sjo iek sjo, du sjuchst, hie/ju sjucht, wie sjo; iek saach, du seegst, hie/ju saach, wie segen; blouked/ -säin (die Form -säin : -gesehen kommt nur in Zusammensetzungen vor: fersäin : versehen, ousäin : abgesehen, uutsäin : ausgesehen)

1. sehen, beobachten: 1.1 iek häbe goud blouked, wier hie dät Sound ouleden häd: ich habe gut gesehen, wo er den Sand abgeladen hat. 1.2 dät Wucht duurt sik sjo läite: das Mädchen darf sich sehen lassen, ist hübsch. 1.3 sien Disleroarbaiden konnen sik sjo läite: seine Tischlerarbeiten sind beachtlich, machen viel her. 1.4 dät weet iek fon Heren un Sjoon: das weiß ich vom Hörensagen. 1.5 dät Skip is noch nit tou sjoon: das Schiff ist noch nicht sichtbar. 1.6 tou sjoon kriege: erblicken. 2. ausstehen: iek kon him nit sjo: ich kann ihn nicht ausstehen. begrüßen, gern haben: dät saach iek jädden, wan ju dät so wol : das würde ich begrüßen, wenn sie das so will. 4. (+ sik) sich sehen: 4.1 iek mai mie deer nit sjo : es gefällt mir dort nicht. 4.2 hie liet sik nit Wier sjo : er erschien nie wieder. 4.3 iek sjo mie deer noch stounden : ich kann mich genau an die Umstände, die Ereignisse erinnern. 5. (+ sik) durch Sehen in einen bestimmten Zustand kommen: iek saach mie deer ‘‘n Gat mäd in dä‘n Kop : ich wusste keinen Rat damit; ich fand keinen Anfang mit der Sache.

Neder, -e, ju

1. Kreuzotter: hie puustede as ‘n Neder uut t Gat: er war äußerst zornig. 2. jede Schlangenart. [engl. adder ]

Fjuur, dät

1. Feuer: 1.1 hie is Fjuur un Flamme: er ist voller Begeisterung. 1.2 hie häd dät Fjuur in dä‘n Bround moaked: er hat das Feuer angezündet (= er war der Rädelsführer). 1.3 hie häd Fjuur in t Gat: er ist sehr in Eile. 1.4 hie häd dät Fjuur ounbät: er war der Rädelsführer. 1.5 hie lapt dum tou t Fjuur ien: er läuft dumm ins Feuer hinein (= er ahnt nicht die bösen Folgen seines Handelns). 1.6 wan du mäd Fjuur spielst, dan pissest du ap Bääd: wenn du mit Feuer spielst, dan pisst du ins Bett. 1.7 ju hele Lucht is een Fjuur: es wetterleuchtet, blitzt ununterbrochen. 2. Küchenherd: do Tuwwelke un do gräine Ate stounde ap t Fjuur: die Kartoffeln und die grünen Erbsen stehen auf dem Herd. 3. Altersbrand: 3.1 Koold Fjuur: 3.1.1 feuchte Gangräne. 3.1.2 Blutvergiftung. 3.2 wüüld Fjuur : Hautkrankheit. 4. Temperament: 4.1 hie häd noch Fjuur in de Bukse : er ist noch temperamentvoll. 4.2 hie häd Fjuur fóar de Moarze : er ist ein Draufgänger.

Gatkoukenfoarm, -e, ju

Napfkuchenform.

Gatloperske, -n, ju

mannstolle Frau.

Gatkouke, -n, die

Napfkuchen, Sandkuchen, Gugelhupf.

Häk, -ke / do Heke, dät

1. Schott am Bauernwagen. 2. Gattertor, Gatterpforte.

Wring, -e, die

1. Deichoder Weidetor: deer stoant ‘n Wring/Buk ap dä‘n Dom, man wie konnen deer mäkkelk umetou: es steht ein Weidetor auf dem Weg, aber wir können es leicht umgehen. 2. Heck, Gattertür.

Oard, ju/dät

1. Art, Geschlecht, Abstammung, Rasse, Sippe: 1.1 do Faargere sunt fon goude Oard: die Ferkel sind von guter Rasse. 1.2 uut de Oard slo: (Mensch) aus der Art schlagen; anders als die übrigen Familienmitglieder sein. 1.3 wäch?kke Oard Bäiste sunt dät?: was für Kühe sind das? 1.4 hie is nit fon gemene Oard: er ist nicht von gemeiner Abstammung. 2. Lust, Beschaffenheit, Neigung: et häd goar neen Oard tou rienen: es sieht nach Regen aus, aber der Regen will nicht kommen. 3. Sorte, Gattung: 3.1 wie wollen Tuwwelke fon dätsälge Oard häbe : wir wollen Kartoffeln von der gleichen Sorte haben. 3.2 wie wollen in dät Oard kume : wir wollen Tiere, Pflanzen von derselben Rasse oder Sorte haben. 4. Art; inneres Wesen; Erbanlage; angeborene Beschaffenheit: 4.1 ju häd ‘‘n heel uur Oard an sik as Hiere Suster : sie hat ein ganz anderes Wesen als ihre Schwester. 4.2 et lait in ju Oard : es sitzt in der Art, ist erblich bedingt. 5. Qualität: deer sit noch Oard oane : das Tier hat noch Qualität. 6. Weise: 6.1 ap dusse Oard boalt ju aaltied : auf diese Weise redet sie immer. 6.2 dät is neen Oard un wieze : das ist keine Art, sich zu benehmen. 7. Zucht: 7.1 tou Oard hoolde : zur Zucht ansetzen. 7.2 Oard hoolde : die genetischen Merkmale, die rassischen Eigenschaften bei der Viehzucht bewahren.

Moanske (b) , do Wieuwljude, dät

1. Frau: dät äärme Moanske! : die arme Frau! 2. Ehefrau, Gattin: wo oold is sien Moanske? : wie alt ist seine Frau? 3. (Familienname + Wieuw oder Moanske deutet auf eine Nicht-Saterfriesin) 3.1 dät Schmidt Moanske : Frau Schmidt. 3.2 dät Huber Wieuw : Frau Huber. 4. die eigene Frau: iek fräigje mien Moanske, of ju meekumt : ich frage meine Frau, ob sie mitkommt. 5. (bei einer einheimischen Frau fast immer abwertend) Weib: mäd dät Moanske wol iek niks moor tou dwoon häbe : mit dem Weib will ich nichts mehr zu tun haben. 6. als vertrauliche Anrede an die eigene Gattin: nu, mien Moanske, mouten wie wäch?ch! : jetzt, meine Liebe, müssen wir weg!