Saterfriesisches Wörterbuch
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Haat, do Haten, dät

1. Herz: 1.1 dät moast du nit so tou Haten ‘nieme: das musst du nicht so zu Herzen nehmen. 1.2 hie häd neen Haat in dä‘n Pukkel: er geht über Leichen; er ist rücksichtslos. 1.3 iek kuud et nit uur t Haat brange: ich konnte es nicht übers Herz bringen. 1.4 ap t Haat fäile : auf Herz und Níeren prüfen. 1.5 fon Haten bliede : von Herzen froh. 1.6 mien Haat koom in de Kniepe : ich konnte keine Luft mehr kriegen. 1.7 dät lait mie an t Haat : das liegt mir am Herzen. 1.8 dät kumt nit fon Haten : das ist nicht ernst oder ehrlich gemeint. 1.7 fon Haten goud : von Herzen gut. 1.8 fon Haten (ge) suund : kerngesund. 1.9 hie häd fluks dät Haat foar de Käle sitten : er weint leicht. 1.10 hie häd ‘‘n swäk Haat : er hat ein schwaches Herz. 1.11 mie kält dät Haat : ich habe Herzweh. 1.12 dät Haat sakkede him in de Bukse : der Mut verließ ihn. 1.13 wäch?t hääst du ap t Haat? : was hast du auf dem Herzen? 2. das Innerste einer Maschine: dät Haat fon ‘‘n Määlne kanne do maaste Stadjere nit : das Innerste einer Windmühle kennen die meisten Stadtbewohner nicht. 3. der innerste Teil von höheren Pflanzen: dät Haat fon ‘‘n ekenen Boom : das Herz einer Eiche. 4. Spielkartenfarbe; Herz beim Kartenspiel.

uurlope (a)

1. überlaufen, überfließen; über den Rand des Behälters laufen ju Wonne lopt/lapt uur : die Wanne läuft über. him is die Kop deerbie uurronnen : er ist wütend geworden. 1.3 wier dät Haat fon ful is, deer lapt ju Mule fon uur: wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über: (M. Luther: Sendbrief vom Dolmetschen ). 1.4 bit Uurlopen ful: bis zum Überlaufen voll. 1.5 ju Moalk lapt uur: die Milch fließt über. 1.6 deer lopt mie ju Mule fon uur: ich kann nicht genug davon sagen, erzählen. 2. überstehen, überleben: die Buur liet dät ene Kolich uurlope, dan hie wüül et grootmoakje: der Bauer ließ das eine Kalb überleben, denn er wollte es großziehen. 3. von der Deckung befreien: wie läite dusse Ku foar ‘n kute Tied uurlope: wir befreien diese Kuh für eine kurze Zeit von der Deckung. 3. (Kuh) nicht trächtig werden. (Eine Kuh, die nach dem Besuch beim Stier nicht trächtig, aber auch nicht wieder brünstich wird, lapt uur.) 4. (Kuh) beim Kalben ein Jahr überspringen: ju Ku is fergeen Jier uurronnen : die Kuh hat voriges Jahr nicht gekalbt. 5. die Seiten wechseln; zum Feind oder zur gegnerischen Partei überlaufen: ju is fon do Gräine tou do Swotte uurronnen / uurlepen : sie ist von den Grünen zu den Schwarzen übergelaufen. 6. warten auf einen späteren Termin: uus Dochter häd tou leet Bäidedai; ju mout een Jier uurlope , eer ju ätter de Skoule waikumt : unsere Tochter hat einen zu späten Geburtstag; sie muss ein Jahr warten, bevor sie in die Schule kommt.

tukje

1. ziehen, zerren. 2. pochen: mien Haat tukkede : mein Herz pochte. [engl. tug]

pukkerje

pochen, hämmern: sien Haat pukkerde : sein Herz klopfte.

pukje

pochen: dät Haat pukket mie : mir pocht das Herz.

pröiwje

1. kosten, probieren, versuchen: 1.1 iek wol dät ieten pröiwje : ich will das Essen probieren. 1.2 wan du dät ieten nit pröiwed hääst, dan waast du nit, wo et smoaket : wenn du das Essen nicht probiert hast, dann weißt du nicht, wie es schmeckt . 1.3 wie häbe alles pröiwed, man dan moasten wie dä‘n Fäidokter hoalje : wir haben alles versucht, man dann mussten wir den Tierarzt holen. 2. prüfen: die Dokter wol pröiwje, of mien Haat ap Stede is : der Arzt will prüfen, ob mein Herz in Ordnung ist. 3. erproben: do Geleerde mouten dät Goud eerst pröiwje : die Gelehrten müssen die Medizin erst erproben.

klopje

1. klopfen, schlagen: 1.1 in do Hounde klopje : klatschen. 1.2 hie kloppede fon Bliedskup in do Hounde : er klatschte vor Freude in die Hände. 1.3 dät Haat kloppede mie in dä‘n Hoals : das Herz klopfte mir im Hals. 2. quirlen: 2.1 do oolde Seelter häbe oafte älke Mäiden ‘‘n klopped Oai mäd Roodwien, Bjoor of Sluk droanken : die alten Saterfriesen haben häufig jeden Morgen ein gequirltes rohes Ei mit Rotwein, Bier oder Korn getrunken. 2.2 bee/ t Wustmoakjen wuud dät Swinnebloud klopped, dät et nit stulde : beim Wurstmachen wurde das Schweineblut gequirlt, damit es nicht gerann. 3. (+ sik) sich prügeln: do Wäänte klopje sik in de Spieltied : die Jungen prügeln sich wäch?hrend der großen Pause.

Käle, -n, ju

Kehle: hie hied dät Haat fóar ju Käle stounden: er war dem Weinen nahe. → Sluuk, Strot.

Haudflaask, dät

1. Fleisch vom Kopf des Schweines, das zur Vorbereitung des Presskopfes verwendet wird. 2. die essbaren kleinen Teile des Schlachttiers: dät Haudflaask bestuud uut Haat, Lieuwer, Lunge, Tunge, Kop, Ore, Njuren un Snute fon dät Diert: die essbaren kleinen Teile des Schlachttieres (vor allem des Schweins) waren Herz, Leber, Lunge, Zunge, Kopf, Ohren, Nieren und Schnauze oder (beim Schwein) Rüssel. [nl. hoofdvlees]

aphoalje

1. erleichtern: dät skäl sien Haat aphoalje : das wird sein Herz erleichtern. 2. beziehen, bekommen (+ sik): hie häd sik wäch?kke aphoald : er hat Haue, Prügel bezogen. 3. heraufholen: wie häbe Woater mäd dä‘n Soodhoake un ‘‘n Ommer aphoald : wir haben Wasser mit dem Brunnenhaken und einem Eimer heraufgeholt. 4. einen Rückstand wieder ausgleichen: wäch?t wie fersumed häbe, dät konnen wie mäkkelk Wier aphoalje : was wir versäumt haben, das können wir leicht wieder ausgleichen. 5. verhaften: do Dregunere hoalden him in Huus ap : die Polizisten verhafteten ihn zu Hause. 6. anstimmen: wie wollen dät Seelter Läid aphoalje : wir wollen die saterfriesische Nationalhymne anstimmen. 7. genesen, sich erholen: hie skäl et Wier aphoalje : er wird sich erholen. 8. (Schule, Sport) die Leistungen verbessern: uus Martin häd in de Skoule daach aphoald : unser Martin hat seine schulischen Leistungen doch verbessert. 9. eine alte Geschichte wieder aufwärmen, wieder aufs Tapet bringen, wieder aufrühren: et is beter, wan du dusse oolde Seke nit Wier aphoalst : es ist besser, wenn du diese alte Geschichte nicht wieder aufwärmst. 10. heraufbeschwören: do läipe Tieden in do twintiger Jieren in Seelterlound häd hie Wier aphoald : die schlechten Zeiten im Saterland der zwanziger Jahre hat er wieder heraufbeschworen. 11. (Brunnen) ausschöpfen, leer schöpfen. 12. einsammeln: Huus bee/ Huus Jeeld aphoalje : Geld von Haus zu Haus einsammeln.

begeerje

begehren; sich wünschen: deer stuud alles ap dä‘n Disk, wäch?t dät Haat begeerje kude : es stand alles auf dem Tisch, was das Herz begehren konnte.

bäärstentjuk

bis zum Bersten dick: dät is neen Wunder, dät hie wäch?t mäd dät Haat häd, wan hie so bäärstentjuk is : es ist kein Wunder, dass er Herzbeschwerden hat, wenn er bis zum Bersten dick ist.

haatlik

herzhaft: dät ieten smoakede so haatlik : das Essen schmeckte so herzhaft.

Haatbläiden, dät

1. Herzbluten, Herzeleid: 1.1 wan do uur Bäidene wäch?t häbe un bloot een fon do Bäidene dät nit kricht, dan rakt et Haatbläiden : wenn die anderen Kinder etwas haben und nur eines der Kinder das nicht bekommt, dann gibt es Herzbluten. 1.2 reek dät Bäiden ook ‘‘n Stuk Kouke; uurs kricht et dät Haatbläiden : gib dem Kind auch ein Stück Kuchen; sonst kriegt es das Herzbluten.

Haatstääk, -stäke, die

Herzstich.

Haatblääd, -bledere, dät

1. inneres, noch nicht voll entwickeltes Blatt einer Pflanze. 2. Herzblatt des Grünkohls.

Haatklopjen, dät

Herzklopfen.

Haatpiene, ju

Angina pectoris; Herzbeschwerden.

Haatseer, dät

1. bittere Enttäuschung. 2. großer seelischer Schmerz; Herzeleid, Herzweh, Gram.

Haatje, -ne, dät

1. Herz beim Kartenspiel. 2. herzförmige Blesse vor dem Kopf einer Kuh. 3. Kuh mit einem herzförmigen Fleck auf der Stirn.

oubuddelje

1. sterben: iek wol Paris noch insen sjo, eer iek oubuddelje : ich will Paris noch einmal sehen, bevor ich sterbe. 2. ertrinken: hie häd ‘‘n Haatsleek bee/ t Swimmen kriegen un is oubuddeld : er hat einen Herzanfall beim Schwimmen erlitten und ist ertrunken.