Saterfriesisches Wörterbuch
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Houngst (In Zusammensetzungen häufig Hangst/ Hongst-) , -e, die

1. Pferd. 1.1 do bääste Houngste findst du ap Staal : die besten Pferde findet man im Stall. 1.2 wan ‘‘n Houngst nit stilstounde wiel/ wüül, dan häbe do Buren him in t Oor bieten : wenn ein Pferd nicht stillstehen wollte, haben die Bauern ihm ins Ohr gebissen. 1.3 die Houngst, die dä‘n Heeuwer häbe moaste, kricht him nit : das Pferd, das den Hafer haben müsste, bekommt ihn nicht. 1.4 ap ‘‘n Houngst springe : ohne Steigbügel auf ein Pferd klettern. 1.5 dät waas ‘‘n Wieuwmoanske as ‘‘n Houngst; et wuud tjuusterch in de Köäkene, wan ju deerounkeem , so groot waas ju : das war eine Frau wie ein Pferd; es wurde dunkel in der Küche, wenn sie hereinkam, so groß war sie.

wielde Houngst, die

Libelle.

dämperch

(Mensch, Pferd): kurzatmig, asthmatisch: ‘‘n dämpergen Houngst : ein kurzatmiges Pferd.

Ferfaal , die

1. Verfall: 1.1 dät Huus stoant toun Ferfaal : das Haus verfällt bald gänzlich. ju Ku, die Houngst is läip in Ferfaal : die Kuh, das Pferd ist mager und kränklich.

Stränge, -n, ju

1. Seil, Strick. 2. (Teil des Pferdegeschirrs) Zugseil des Pferdegeschirrs; Leine, an der das Pferd den Wagen zieht: 2.1 hie häd noch neen Stränge liek leken: er hat noch keinen Strang stramm gezogen, noch keinen Schlag getan. 2.2 uur do Strängen haue : über die Stränge schlagen; unbändig sein; das gesetzliche Maß überschreiten. (Bie aan Houngst rakt et aan Knäppel mäd two Strängen. Bie twäin Houngste rakt et aan groten Knäppel, wier do bee litje Knäppele ounhoaked wäch?ide konnen. Älke Houngst häd two Strängen: Bei einem Pferd gibt es einen Knüppel mit zwei Strängen. Bei zwei Pferden gibt es einen großen Knüppel, in den die beiden kleinen Knüppel hineingehakt werden können. Jedes Pferd hat zwei Stränge.)

aansins

einmütig: wie häbe dä‘n Koop fon dä‘n Houngst aansins besleten : wir den Kauf des Pferdes einmütig beschlossen.

anbale

1. andrehen: iek häbe mie dät Wierks anbale läiten/lät : ich habe mir das Ding andrehen lassen. 2. ansprechen: iek häbe him ap dä‘n Hondel anboald : ich habe ihn auf den Handel angesprochen. 3. jemanden zu etwas überreden; jemandem etwas einreden: jo häbe him deertou anboald : sie haben ihn dazu überredet. 4. etwas anpreisen, empfehlen; etwas schmackhaft machen: iek häbe him ap dä‘n Houngst anboald, man hie geen deer nit ap ien : ich habe ihm das Pferd angepriesen, aber er ging nicht darauf ein. 5. opponieren, gegen etwas reden: juun wäch?t anbale : 5.1 iek moaste deer so loange juun anbale, dät iek ju Tunge druuch in dä‘n Hoals hiede : ich musste so lange dagegen reden, dass ich die Zunge trocken im Halse hatte. 6. zur Sprache bringen: hie boalde dät lude Geskreeuw fon do Skoulbäidene an : er sprach das laute Geschrei der Schulkinder an.

anplakje

1. ankleben. 2. andrehen, aufzwingen: hie wiel/wüül dä‘n Houngst nit häbe, man iek häbe him dät Diert anplakked : er wollte das Pferd nicht haben, aber ich habe ihm das Tier aufgezwungen.

apbitoalje

hinzuzahlen: wan du dä‘n Houngst häbe wolt, dan moast du deer wäch?t apbitoalje : wenn du das Pferd haben willst, dann musst du etwas hinzuzahlen.

apboomje

1. sich aufbäumen; sich plötzlich aufrichten: die Houngst bomede sik fóar dä‘n Staal ap : das Pferde bäumte sich vor dem Stall auf. 2. sich auflehnen; Widerstand leisten: hie bomede sik juun do ‘näie Fóarskrifte ap : er lehnte sich gegen die neuen Vorschriften auf.

apklopje

1. auftreiben: hie häd ‘‘n Houngst apklopped : er hat ein Pferd aufgetrieben. 2. wecken, indem man an die Tür klopft: jie mouten mie uum säks Úre apklopje : ihr müsst um sechs Uhr an die Tür klopfen und mich wecken. [britisches Engl: knock up]

apmäite

1. (Wasserlauf) aufstauen, kehren. 2. (Tier) aufhalten: die ene Houngst ron fläsk, man wie mätten him ap : das eine Pferd ging durch, aber wir hielten es auf.

apsätte

1. (+ sik) sich aufbäumen: fóar dä‘n Sloot sätte sik die Houngst toumoal ap : vor dem Graben bäumte sich das Pferd plötzlich auf. 2. (Wetter) besser werden: dät Weder sät sik bee/ litjen ap : das Wetter wird langsam besser. 3. (Brief) abfassen, verfassen. 4. auf den Kopf setzen: ‘‘n Houd, ‘‘n Kipse apsätte : einen Hut, eine Mütze aufsetzen. 5. auf den Herd setzen: Tuwwelke, ieten, Woater apsätte : Kartoffeln, Essen, Wasser aufsetzen. 6. (Kühe) auf oder in den Stall bringen: wie mouten nu in Häärstdai do Bäiste apsätte : wir müssen jetzt im Herbst die Kühe in den Stall bringen, 7. (Miete, Preis) erhöhen: jo häbe ju Hiere apsät : sie haben die Miete erhöht. 8. mit Erdreich aufschütten: ‘‘n Wieke apsätte : einen Seitenkanal mit Erdreich aufschütten. 9. (Kegelspiel) aufsetzen: Kiegele apsätte : Kegel aufsetzen. 10. (Torf) in deichförmige Haufen (Wale) setzen: Eed apsätte : Torf in Haufen setzen. 11. in eine Reihe einsetzen: bee/ t Spieljen Nuten of Knikkere in ‘‘n Riege apsätte : beim Spielen Nüsse oder Murmeln in eine Reihe einsetzen. 12. auf die Kandidatenliste stellen: mee ap de Lieste apsätte : mit auf die Kandidatenliste stellen. 13. Unterkunft gewähren; aufnehmen: iek häbe him apsät : ich habe ihn aufgenommen. 14. androhen: iek häbe him apsät, iek reke/roate him neen Jeeld moor, wan hie nit ap mie heert : ich habe ihm angedroht, ich gäbe ihm kein Geld mehr, wenn er mir nicht gehorcht. 15. aufbauen, befestigen: do Kaanten fon dä‘n Sloot mäd Soden apsätte : die Ränder des Grabens mit Grassoden befestigen. 16. von unten erhöhen: ‘‘n Iemetäine apsätte : einen Bienenkorb durch Erhöhung vergrößern. 17. in Stand setzen: wie häbe ju Mure Wier apsät : wir haben die Mauer wieder in Stand gesetzt.

bäätuut

1. nach hinten hinaus: hie geen fluks bäätuut : er ging sofort nach hinten hinaus. 2. rückwärts; nach hinten; nach hinten aus: die Houngst haut bäätuut : das Pferd schlägt nach hinten aus.

Been, do Bene, dät

1. Bein: 1.1 hie lät et in do Bene sakje: er gibt auf. 1.2 tou Bene kume: aufstehen. 1.3 hie is noch goud ap do Bene: er ist noch rüstig, gut zu Fuß. 1.4 hie kon dät ene Been nit fóar dät uur sätte: er kann kaum gehen. 1.5 hie is fon do Bene owe: er ist bettlägerig. 1.6 aan an sien sere Been kriege: eine unangenehme Erinnerung, ein altes Unrecht wieder aufleben lassen. 1.7 ap do Bene stale, brange: gründen: 1.7.1 ‘‘n Bedrieuw ap do Bene stale : einen Betrieb gründen. 1.7.2 ‘‘n Tennisklub ap do Bene brange : einen Tennisklub gründen. 1.8 bee/ t Been kriege : hereinlegen. 1.9 die Houngst häd et in do Bene : das Pferd ist von der langen Arbeit steif in den Beinen. 1.10 aan do Bene stale : jemandem ein Bein stellen. 1.11 do Bene fertrede : einen kurzen Spaziergang machen. 1.12 hie faalt uur sien oaine Bene : er fällt über die eigenen Beine (= er läuft ungeschickt). 1.13 hie häd Íerme un Bene fon sik stat : er hat Arme und Beine von sich gestoßen (= er ist gestorben). 1.14 hie is fon do Bene kemen : 1.14.1. er ist krank. 1.14.2 er hat sich betrunken und konnte nicht wieder aufstehen. 1.15 hie is Wier tou Bene : er ist genesen. 1.16 hie kon sik noch goud ap do Bene hoolde : er ist trotz des Alkoholkonsums noch ‘nüchtern. 1.17 iek häbe neen Been an dä‘n Gruund heeuwed : ich war vollauf beschäftigt. 1.18 iek wol him bee/ t Been kriege : ich werde es ihm heimzahlen; ich werde ihm gehörig die Meinung sagen. 1.19 jo stale sik juunsiedich do Bene : sie schaden sich gegenseitig, stehen sich gegenseitig im Wege.

beensträksk

mit ausgestreckten Beinen: die Houngst liech beensträksk ap dä‘n Gruund un kuud nit Wier hooch : das Pferd lag mit ausgestreckten Beinen auf der Erde und konnte nicht wieder aufstehen.

biesätte

1. hinzufügen: wie häbe ju Soppe wäch?t Soalt biesät : wir haben der Suppe etwas Salz hinzugefügt. 2. eine Erzählung durch Lügen ausschmücken: wan hie wäch?t fertält, dan sät hie deer fuul bee/ : wenn er etwas erzählt, dann sind eine ganze Menge Lügen dabei. 3. hinzuzahlen: du moast wäch?t biesätte, dät du dä‘n Houngst krichst : du musst etwas hinzuzahlen, damit du das Pferd kriegst. 4. dazustellen, dazusetzen: hie häd niks moor bietousätten : er hat keine Widerstandskraft, keine Kraftreserven mehr.

begunge

1. begehen: dusse Säände häd hie oafte begeen : diese Sünde hat er häufig begangen. 2. veruntreuen, unterschlagen: Judas begeen dät Jeeld : Judas unterschlug das Geld. 3. überlisten: die Steler begeen do Dregunere : der Dieb überlistete die Polizisten. 4. verprügeln: do Skäddeler un do Romelster häbe sik juunsiedich begeen : die Scharreler und die Ramsloher haben sich gegenseitig verprügelt. 5. betrügen: jo häbe him mäd dä‘n dämperge Houngst goud begeen : sie haben ihn mit dem kurzatmigen Pferd ordentlich betrogen. 6. zurichten: die Kapper häd him läip begeen; sien Hiere sunt boalde wäch?ch : der Frisör hat ihn übel zugerichtet; seine Haare sind fast weg.

beöögje

1. beobachten, inspizieren: iek mout mie dä‘n Houngst beöögje : ich muss mir das Pferd genau ansehen. 2. begutachten: uus Fädder häd do Saisen beöged, eer wie ze koped häbe : unser Vetter hat die Sensen begutachtet, bevor wir sie gekauft haben.

bepakje

bepacken, beladen: die Houngst waas so sweer mäd Holt bepakked, hie kuud sik boalde nit foutsliepje: das Pferd war so schwer mit Holz beladen, er konnte sich kaum fortschleppen.

beroisk

nervös, aufgeregt, unruhig: ‘‘n beroisken Houngst: ein unruhiges Pferd.

beslo

1. beschlagen; mit einem Beschlag versehen: 1.1 ‘‘n Houngst beslo : ein Pferd beschlagen. 1.2 sik beslo läite : sich verloben. 2. mit etwas überziehen: die Woazem häd do Ruten besloain : der Dampf hat die Fensterscheiben beschlagen. 3. (+ sik) sich mit einer Schicht überziehen: die Spegel beslacht sik : der Spiegel beschlägt sich. 4. (+ sik) schlecht, schimmelig werden: die Sies beslacht sik : der Käse wird schimmelig.

Brämze, -n, ju

1. Nasenklemme für widerspenstige Pferde: die Houngst kricht ‘n Brämze ap de Noze: das Pferd bekommt eine Klemme auf die Nase. 2. Tau, mit dem dem Pferd die Oberlippe fest zugeschnürt wird, damit es sich beim Beschlagen still verhält.

brannerch

1. fleißig, arbeitsam: uus Janhinnerk is aaltied brannerch bee/ de Oarbaid : unser Janhinnerk ist immer fleißig bei der Arbeit. ungeduldig, übereifrig, hektisch; übertrieben hastig, (unötig) aufgeregt: wie häbe et mäd brannerge Ljudene tou dwoon : wir haben es mit ungeduldigen Leuten zu tun. 3. sexuell erregt; geil: die brannerge Düwel skuul do junge Wuchtere in Raue läite : der Wüstling sollte die jungen Mädchen in Ruhe lassen. 4. jähzornig: ju is läip brannerch; wan wäch?t Hier nit behoaget, dan wäch?dt ju fout dul : sie ist sehr jähzornig; wenn etwas ihr nicht gefällt, dann wird sie sofort böse. 5. hitzig, leidenschaftlich: ju häd him mäd brannerge Woude Hiere Menenge kweden : sie hat ihm mit leidenschaftlichen Worten ihre Meinung gesagt. 6. verwegen, draufgängerisch: as Suldoat was hie fuuls tou brannerch : als Soldat war er viel zu draufgängerisch. 7. feurig, temperamentvoll, rassig: ‘‘n brannergen Houngst : ein feuriges Pferd.

Broundteken, -e, dät

1. Brandmal, Brandmarke bei Vieh: älke Houngst häd ‘n Broundteken: jedes Pferd hat eine Brandmarke.