Lid, do Liede, dät
1. Glied, Gliedmaße: ju Flöäte häd hie al langer unner do Liede: sein Rheuma ist chronisch. 2. Kettenglied. 3. S-förmiges Eisen zur Verbindung von zwei Ketten. 4. Augenlid. 5. Gelenk: min ierm is uut t Lid : mein Arm ist ausgerenkt. 6. Schlinge aus Pferdehaaren. 7. Reihe einer angetretenen Mannschaft: as Suldoat in t eerste Lid stounde : als Soldat in der ersten Reihe stehen. 8. Generation: fon do Foanbiwonere in Aastfräislound wuud kweden : dät eerste Lid die Dood, dät twäide ju Nood, dät träde dät Brood : von den Moorkolonisten in Ostfriesland wurde gesagt: „dem Ersten der Tod, dem Zweiten die Not, dem Dritten das Brot. “ 9. Handgelenk. 10. Verwandtschaftsgrad: dät eerste Lid : Brure un Sustere : Geschwister; dät twäide Lid : Nichten un Fäddere : Cousinen und Vettern; dät träde Lid : Nichten un Fädders Bäidene : die Kinder der Cousinen und Vettern.
Lid, do Liedere, dät
Deckel.
Liede iek Liede, du lidst, hie/ju lidt, wie Liede; leed, leden; lieden; lid! liedet!
1. seelisch oder körperlich leiden: 1.1 iek häbe deer loange unner sien Skofelgaid lieden : ich habe lange unter seiner Gemeinheit gelitten. 1.2 hie häd läip lieden, as hie in t Kroankenhuus lain häd : er hat sehr gelitten, als er im Krankenhaus gelegen hat. 2. vertragen, physisch ertragen: 2.1 dusse Baleräi duurt neen Ljoacht/Lucht Liede : dieses Gerücht darf nicht an die Öffentlichkeit, darf nicht ruchbar werden. 2.2 toulääst kuud uus Mäme ju Piene nit moor Liede : zuletzt konnte unsere Mutter den Schmerz nicht mehr ertragen. 3. dulden: 3.1 iek kon so ‘‘n Hallaam nit Liede : ich kann einen solchen Lärm nicht dulden. 3.2 dälich kon et ‘‘n Masse Liede : heute kann etwas draufgehen; heute können wir etwas unternehmen, da uns die Mittel zur Verfügung stehen. 4. mit etwas einverstanden sein: iek häbe et lieden, dät jo in Auerk touhopekemen : ich war damit einverstanden, dass sie in Aurich zusammenkamen. 5. sich gefallen lassen: Hiere dumme Babbeläi häbe iek Liede moast : ihr dummes Gebabbel habe ich mir gefallen lassen müssen. 6. gerne (um sich) haben: Liede muge : 6.1 litje Bäidene mai iek jädden Liede : kleine Kinder mag ich gern leiden. 6.2 dät lude Foulk wol iek nit bee/ de Bjorenge Liede : das laute Volk will ich bei der Feier nicht gern um mich haben. 7. durch Abnutzung beschädigt werden: sien Göitjen häd bee/ dä‘n Aden aiske lieden: seine Kleidung ist bei der Erntearbeit sehr beschädigt, sehr verschlissen worden.
Kiuwe, -n, ju
1. Kiefer: hie bölket/hojoant ju Kiuwe uut t Lid: er verrenkt sich den Kiefer beim Schreien/Gähnen. 2. Kinn, Kinnbacke, Kinnlade. → Käuwe
Lidwoater, dät
Ödem, Wassersucht.
Lidhanske, -n, die
1. Wollhandschuh mit halben Fingern. 2. Pulswärmer.
Lidsmeer, dät
Gelenkschmiere.
Lidtoom, -tome, die
Trense; ein mit einem Gelenk versehenes Gebiss am Pferdezaum.
läze iek läze, du laist, hie/ju lait, wie läze ; liech, liegen; lain; blieuw läzen! blieuwet läzen!
1. liegen: 1.1 dood ap Bääd läze : im Schlaf verstorben, entschlafen sein. 1.2 (Getreide) am Boden liegen: die Roage lait : der Roggen liegt am Boden. dusse Oarbaid lait mie goud : diese Arbeit ist mein Fall, passt mir in den Kram. 1.4 an mie skäl et nit läze: an mir soll es nicht liegen; ich will kein Hindernis sein. 1.5 deer lait mie niks an: ich bin nicht daran interessiert. 1.6 läze gunge: sich hinlegen: die Heeuwer is läze geen: der Hafer liegt am Boden. 1.7 tou läzen kume: zu Fall kommen, stürzen. 1.8 läzen blieuwe: ungepflügt bleiben: die hele Äkker is läzen blieuwen: der ganze Acker ist ungepflügt geblieben. 1.9 läze läite: ruhen lassen: ju Oarbaid läze läite: die Arbeit ruhen lassen. 1.10 bee/ t Tuwwelkeroodjen alles skeen apsäike un neen Tuwwelke läze läite : beim Kartoffelroden alles sauber aufsuchen und keine Kartoffel liegen lassen. 2. gelegen sein: 2.1 dut Stuk Lound lait goud : dieses Stück Land hat eine gute, eine günstige Lage. 2.2 hie lait an uus : sein Land grenzt an unseres. 3. (Zimmer, Fenster) geben auf: die Komer lait an ju Sträite : das Zimmer gibt auf die Straße. [afrs. lidza]
Wareld, ju
1. Welt; die Erde als Planet und Lebensraum des Menschen: 1.1 ap de Wareld kume: geboren werden. 1.2 wier bääst du ap de Wareld kemen?: wo bist du geboren? 1.3 ju Wareld is nit roazjend moaked: Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden. (hier Bildung des Passivs wie im Niederländischen.) 1.4 do Wikinger, do ätter Amerika wai sailden, wieren nit boang, ook wan jo nit wisse wisten, dät ju Wareld rund/ruund waas: die Wikinger, die nach Amerika segelten, hatten keine Angst, obwohl sie nicht sicher wussten, dass die Erde rund war. 1.5 uus Muur is tou de Wareld uut: unsere Mutter ist verstorben. hie häd dä‘n Hemel ap de Wareld : er führt ein angenehmes Leben, hat den Himmel auf Erden. hie häd ju Baleräi säärm in de Wareld sät : das Gerücht hat er selbst verbreitet. 1.8 hie is aan fon de oolde Wareld: er ist ein Mann der alten Schule. 1.9 hie is nit moor loange ap de Wareld : er liegt im Sterben. 1.10 in ju hele Wareld wieten jo dät : das ist allgemein bekannt. 1.11 hie mout in de wiede Wareld : er muss in die weite Welt hinaus. 1.12 uut de Wareld kriege : erledigen. 1.13 ju Wareld stoant ap Stälten : das Leben in dieser Welt ist prekär, gefährlich, unvorhersehbar. 2. sehr viel Arbeit: iek häbe ju Wareld noch tou dwoon : ich habe noch sehr viel Arbeit zu erledigen. 3. das ganze Dorf: alle Wareld waas bee/ de Bjorenge : das ganze Dorf war bei der Feier. 4. Schöpfung: wie mouten de Wareld bewoarje : wir müssen die Schöpfung bewahren. 5. Menschheit: ju hele Wareld lidt deerunner, dät et allerwegense wamer wäch?dt : die ganze Welt leidet darunter, dass es überall wäch?rmer wird.
Wiend, -e, die
1. Wind: 1.1 unner dä‘n Wiend: in windgeschützter Lage. 1.2 ‘n dwerelgen Wiend: ein Wirbelwind. 1.3 fon dä‘n Wiend ou: mit Rückenwind. 1.4 juun dä‘n Wiend an: mit Gegenwind. 1.4 jo sunt mädeenuur as Wiend un Woater: sie sind miteinander wie Wind und Wasser (nach außen hin gehen sie freundlich miteinander um, obwohl sie einander nicht ausstehen können). 1.5 dät is Wiend ap Hiere Määlne : das ist Wind auf ihre Mühle, gereicht ihr zum Vorteil. 1.6 die Wiend brangt Rien : der Wind bringt Regen. 1.7 die Wiend häd sik laid : der Wind ist abgeflaut. 1.8 die Wiend troalt sik : der Wind dreht sich. 1.9 him duurt naan skeeuwen Wiend anwaie : ihn darf kein schiefer Wind anwehen (= er ist äußerst empfindlich). 1.10 in dä‘n Wiend skiete : abends noch unterwegs sein. 1.11 ju Klokke gungt ätter dä‘n Wiend : die Uhr geht völlich falsch. 1.12 ‘‘n hollen Wiend : ein starker, kalter Wind, der aber nicht unangenehm ist, wenn man dagegen anlaufen muss. 1.13 tou dä‘n Wiend ien/juun dä‘n Wiend an : mit dem Wind von vorne. 1.14 die Säärseboom lidt unner dä‘n Wiend : der Kirschbaum leidet unter dem Wind, ist dem Wind zu sehr ausgesetzt. 2. Blähung, Furz: 2.1 hie häd ‘‘n Wiend gunge lät : er hat einen Bauchwind entweichen lassen. 2.2 fon do Bonen kricht man oafte wiende : von den Bohnen bekommt man häufig Blähungen. 2.3 do wiende sätte sik : die Blähungen verursachen Bauchgrimmen. 2.4 Wiend ouläite : furzen. 3. Aufsehen: hie häd fuul Wiend moaked : er hat Aufsehen erregt. 4. Aufheben(s): hie moaket fuul Wiend uum niks : er macht viel Aufhebens wegen nichts. 5. komprimierte Luft: deer is nit genouch Wiend in dät Jool oane : es ist nicht genug Luft in dem Reifen.
apglidderje
(Farbe, Salbe) auftragen.
beglidderje
beschmutzen.
glidderch
1. glatt, glitschig, schlüpfrig. 2. fettig, gallertartig, schleimig.
glidderje
1. gleiten. 2. streifen: uur t Woater glidderje : die Wasseroberfläche streifen.
glidskich
glitschig.
slidderje
auf dem Eis ohne Schlittschuhe gleiten, rutschen.
glidskje
1. gleiten, glitschen, rutschen; sich auf Schnee oder Eis gleiten lassen: do litje Bäidene glidskje ap t Íes : die kleinen Kinder rutschen auf dem Eis. 2. mit Holzschuhen auf dem Eis gleiten.
glidsk
glitschig.
Frossem, -e, die
1. Geschwür am Augenlid; Gerstenkorn. 2. Pickel.
Paadskieter, -e, die
Geschwür am Augenlid.
Ogenlid, -liede, dät
Augenlid.
herumeswierje
herumschweifen, herumstreichen; ein unsolides Leben führen.
Glidskboan/Glidskeboan, -e, ju
Rutschbahn auf dem Eis für Holzschuhträger.
Froos, do Froze, die
Gerstenkorn; Geschwür am Augenlid.