Noacht, ju
1. Nacht: 1.1 uur Noacht: 1.1.1 über Nacht. 1.1.2 urplötzlich; auf einmal. 1.1.3 in der Nacht. 1.2 dusse Noacht, touken Noacht: die kommende Nacht. 1.3 lääste Noacht: die vergangene Nacht. 1.4 midde in de Noacht: mitten in der Nacht. 1.4 deer ‘n Noacht uur släipe: sich eine Nacht zur Entscheidung erst verstreichen lassen. 1.5 unner de Noacht : wäch?hrend/in der Nacht.
unnerdowiele
inzwischen, unterdessen: unnerdowiele soachten wie ‘‘n Bääd foar de Noacht : inzwischen suchten wir ein Bett für die Nacht.
remäntje
1. bezwingen, körperlich meistern, schaffen, bewältigen: 1.2 iek kon ju Oarbaid wäch?il remäntje : ich kann die Arbeit wohl schaffen. 1.3 iek kon dät Holt remäntje : ich kann mit dem Holz fertig werden, kann es schlagen, sägen und stapeln. 2. mit Gewalt schlagen und stoßen: do Bullen in dä‘n Staal häbe ju hele Noacht juun do Skotte remänted : die Bullen im Stall haben die ganze Nacht gegen die Bretterwände gestoßen und geschlagen. 3. lärmen, toben. 4. sich balgen. [frz. lamenter]
släipe iek släipe, du släpst, hie/ju släpt, wie släipe; sliep, sliepen; sliepen/släipen; släip! släipet!
schlafen: 1.1 deer wol iek noch ‘‘n Noacht uur släipe : ich will mir noch Zeit zum Überdenken lassen. 1.2 die Düwel/Djuwel släpt silläärge nit/ nooit : der Teufel schläft nie. 1.3 hie släpt as ‘‘n Rotte : er schläft wie eine Ratte (sehr tief). 2. koitieren; Geschlechtsverkehr ausüben: du koast mäd so ‘‘n uunskeeldich jung Wucht släipe, man ätters nit mäd dien Gewieten : du kannst mit so einem unschuldigen jungen Mädchen schlafen, aber nachher nicht mit deinem Gewissen.
slieke iek slieke, du slikst, hie/ju slikt, wie slieke; sleek, sleken; is slieken; slieke! slieket!
schleichen; sich heimlich und leise irgendwohin bewegen: hie is midde in de Noacht uut sin Komer slieken : er ist mitten in der Nacht aus seinem Zimmer geschlichen.
stoarmje
1. stürmen: 1.1 in de Noacht häd et ferskrikkelk stoarmed : in der Nacht hat es furchtbar gestürmt. 2. (Wind) irgendwohin stark wehen, brausen (is): die Twäärsstoarm stoarmede uur do Fäildere : der Wirbelsturm brauste über die Felder. 3. schnell laufen (is): die Postloper stoarmede de Trappe uumhooch : der Briefträger stürmte die Treppe hinauf.
tougoang (a)
1. in Bewegung; bei der Arbeit; beschäftigt: 1.1 wo loange sunt jie al deermäd tougoang? : wie lange seid ihr schon damit beschäftigt? 1.2 ju Ku häd uus ju hele Noacht tougoang heelden, bit dät Kolich koom : die Kuh hat uns die ganze Nacht beschäftigt, bis das Kalb kam. 1.3 uus Muur is aaltied tougoang : unsere Mutter ist immer bei der Arbeit. 1.4 hie is deermäd tougoang, ‘‘n Buräi tou koopjen : er ist damit beschäftigt, einen Bauernhof zu kaufen. 1.5 tougoang blieuwe : bei einer Tätigkeit bleiben. 2. zuwege, zustande: 2.1 hääst du dät sälwen tougoang broacht? : hast du das selbst zuwege gebracht? 2.2 tougoang moakje : in Bewegung setzen. 2.3 tougoang brange : 2.3.1 verursachen. 2.3.2 zur Sprache bringen. 2.4 iek häbe him bee/ ju Apjääfte tougoang kriegen : ich habe ihn mit der Arbeit anfangen lassen. 2.5 dät Fjuur tougoang kriege : das Feuer anmachen. 3. sich zurechtfinden; einen guten Anfang machen: 3.1 wie sunt goud tougoang kemen : 3.1.1 wir haben uns gut zurechtgefunden. 3.1.2 wir haben einen guten Anfang gemacht. 3.2 roar, lälk tougoang kume : auf etwas Unangenehmes hereinfallen; in etwas Unangenehmes hineingezogen werden. 3.3 wie sunt nit tougoang kemen : wir haben nichts erreicht. 3.4 bee/ de Wärskup sunt wie sljucht tougoang kemen : auf der Hochzeit sind wir schlecht empfangen worden. 3.5 mäd sien Oarbaid kon hie nit tougoang kume : mit seiner Arbeit findet er keinen Anfang. 3.6 do Appelbome sunt goud tougoang kemen : die Apfelbäume gedeihen gut. 3.7 ju Seke kumt nit tougoang : die Angelegenheit stockt, gerät nicht in Bewegung. 4. reagieren: eerst as wie Hier dät kwieden, koom ju tougoang : erst als wir ihr das sagten, reagierte sie.
truchhallaamje
lärmvoll durchzechen: wie häbe ju hele Noacht truchhallamed : wir haben die ganze Nacht lärmvoll durchzecht.
truchsitte
sitzend verbringen: wie häbe ju lääste Noacht truchsitte moast : wir haben die letzte Nacht durchsitzen müssen.
truchsläipe
durchschlafen: iek häbe ju hele Noacht truchsliepen / truchsläipen : ich habe die ganze Nacht durchgeschlafen.
umetousailje
1. umhersegeln. um... herumsegeln: wie sunt twäie uum dät Oailound umetousaild : wir sind zweimal um die Insel herumgesegelt. 3. (scherzhaft) herumbummeln: wie sunt ju hele Noacht umetousaild : wir sind die ganze Nacht herumgebummelt.
ouslo
1. abschlagen: ‘‘n täkke fon dä‘n Boom ouslo : einen Ast von dem Baum abschlagen. 2. zurückweisen, ablehnen. 3. missglücken, misslingen (is): die Aden is mie ousloain : die Ernte ist mir misslungen. 4. (+ sik) sich mit jemandem abgeben; sich mit jemandem in unliebsamer Weise einlassen: iek wol mie mäd him nit ouslo : ich will mich mit ihm nicht abgeben. 5. (+ sik) sich mit jemandem beschäftigen (müssen); sich mit jemandem abquälen, herumschlagen: 5.1 iek moaste mie mäd dät Bäiden ju hele Noacht ouslo : ich musste mich die ganze Nacht mit dem Kind abquälen. 5.2 ju mout sik mäd Hiere Swegerdochter ouslo : sie muss sich mit ihrer Schwiegertochter herumschlagen. 6. ablehnen, abschlagen, zurückweisen: 6.1 hie häd ju Oarbaid ousloain : er hat die Arbeit abgelehnt. 6.2 ‘‘n Bidde ouslo : eine Bitte abschlagen. 7. (Zelt) abbauen: ‘‘n Tält ouslo : ein Zelt abbauen.
uunräästich
1. unruhig: dät kroanke Bäiden was ju hele Noacht uunräästich : das kranke Kind war die ganze Nacht unruhig. 2. (Mensch) schwierig, unbequem. 3. (Tier) wild, unbändig: ‘‘n uunräästigen Houngst : ein wildes Pferd.
uur
1. über: 1.1 die Huund ron uur de Sträite : der Hund lief über die Straße. 1.2 uur aan häärsitte : den Chef über jemanden spielen; jemanden herumkommandieren. 1.3 die Pot honget uur dät Fjuur : der Topf hängt über dem Feuer. 1.4 iek mai deer nit uur : ich halte nichts davon. 1.5 hie häd wäch?t an sik, Wier iek nit uur mai : er hat etwas an sich, was ich nicht mag. 1.6 hie kreech deer wäch?t uur/ap : er wurde verprügelt. 1.7 iek wol deer nit uur : ich halte nichts davon. 1.8 iek häbe deer niks uur tou kweden : ich habe nichts darüber zu sagen. 1.9 iek wol nit uur him : ich kann ihn nicht ausstehen. 1.10 jo häbe mie boalde uur dä‘n Kop fierd : sie haben mich beinahe über den Haufen gefahren. 2. drückt das Verhältnis vom Höheren oder Größeren zum Niedrigeren oder Geringeren aus: 2.1 hie is Boas uur mie : er ist mein Chef. 2.2 iek bä‘n Unkel uur him : er ist mein Neffe. 2.3 hie stoant uur mie : er ist mein Vorgesetzter. 3. in: uur fjautien Dege : in vierzehn Tagen, in zwei Wochen. 4. wäch?hrend, hindurch, über: 4.1 dä‘n hele Sumer uur : den ganzen Sommer hindurch. 4.2 uur Noacht häd et fäärzen : über Nacht hat es gefroren. 4.4 uur do Middewintersdege : wäch?hrend der Weihnachtstage. 4.5 ju is uur de Tied : ihre Entbindung hat sich verspätet. 4.6 uur Dai : wäch?hrend des Tages, im Laufe des Tages. 5. um: in der Verbindung uur dä‘n Kop : auf den Kopf: 5.1 ju Ku stiet/statte dä‘n Ommer uur dä‘n Kop : die Kuh stieß den Eimer um. 5.2 jo häbe dät Huus bee/ t Skeenmoakjen boalde uur dä‘n Kop smieten : sie haben das Haus beim Reinemachen beinahe umgeworfen. 6. auf: et kumt uur eens uut : es läuft auf dasselbe hinaus. 7. mehr als: die Houd koastet uur hundert Euro : der Hut kostet mehr als hundert Euro. 8. darüber hinaus: ju is uur do fieftich : sie ist über fünfzig. 9. (mit Nachstellung der Präposition) überlegen: hie is him uur : er ist ihm überlegen.
uurkume
1. bei jemandem vorbeikommen; jemanden besuchen: 1.1 ju is jäärsene uurkemen : sie ist gestern vorbeigekommen. 1.2 Hiere Suun is uurkemen : ihr Sohn ist zu Besuch gekommen. 1.3 jie mouten Wier bee/ uus uurkume : ihr müsst uns wieder besuchen. 2. ankommen: dät Geskoank skäl wäch?il boalde uurkume : das Geschenk wird wohl bald ankommen. hinüberkommen, herüberkommen: die Sloot waas so smäl, dät iek uurkume kude : der Graben war so schmal, dass ich herüberkommen konnte. begreifen: uur so ‘‘n Melöär is goar nit uurtoukumen : ein solches Missgeschick kann man gar nicht begreifen. 5. geschehen, passieren: so wäch?t kumt mie nit uur : so etwas passiert mir nicht. 6. nach Hause kommen: hie is uur Noacht uutblieuwen un goar nit uurkemen : er ist über Nacht ausgeblieben und gar nicht nach Hause gekommen.
uurstounde (a)
1. eine Gefahr, eine Krankheit überstehen, hinter sich bringen: 1.1 in oolden Tieden uurstuud hoast nemens ju Terenge : in alten Zeiten überstand fast niemand die Schwindsucht. 1.2 et häd mie daach wunderd, dät ju oolde Määlne so ‘‘n fällen Stoarm uursteen häd : es hat mich doch gewundert, dass die alte Mühle solch einen heftigen Sturm überstanden hat. 1.3 uus Foar uurstoant ju Noacht nit moor : unser Vater übersteht die Nacht nicht mehr. 2. erlöst werden, sterben: ju häd uursteen : sie ist verstorben.
uutgunge
1. ausgehen, spazieren gehen: 1.1 smäidens ädder uutgunge : frühmorgens einen Spaziergang machen. 1.2 Weder toun Uutgungen: Wetter, das zu einem Spaziergang, zu einem Aufenthalt im Freien geeignet ist. 2. (Lampe, Kerze) erlöschen: ju Käärse geen gau uut: die Kerze erlosch schnell. 3. absterben, eingehen: do dannene Bome bäte de Säärke sunt uutgeen: die Fichten hinter der Kirche sind abgestorben. 4. sich ein Ziel setzen; einen bestimmten Zweck verfolgen: 4.1 hie gungt deer ap uut, dät hie aaltied tou do Mäiltieden ap Fizziete kumt: er setzt sich das Ziel, dass er immer zu den Mahlzeiten auf Besuch kommt. 4.2 hie is deerap uutgeen, ‘n Bääd foar ju Noacht bee/ do tou kriegen: er ist darauf ausgegangen, ein Bett für die Nacht bei denen zu bekommen. 5. mit etwas rechnen: wie sunt deerap uutgeen, dät wie Haue kregen: wir haben damit gerechnet, dass wir eine Tracht Prügel bekämen. 6. zu Ende gehen: die grote Stried is uutgeen as dät Hornberger Skjoten: der große Streit ist ausgegangen wie das Hornberger Schießen. 7. in etwas ausarten: ju Bjorenge geen ap ‘n Haueräi uut: die Feier artete in eine Schlägerei aus. 8. (junger Mensch) für einen bestimmten Beruf geeignet sein: hie skäl wäch?il ap ‘n Moaler, ‘n Dokter uutgunge: er wird wohl Maler, Arzt.
wächhoalje
1. wegholen. 2. (Krankheit) sich anstecken: sik ‘‘n Ferkoaleräi wäch?chhoalje : sich mit einer Erkältung anstecken. 3. stehlen: do Stelere häbe mie mien Rääd unner de Noacht wäch?chhoald : die Diebe haben mir mein Rad in der Nacht gestohlen.
weekje
1. durch Liegen in einer Flüssigkeit weich werden (is): Kikkerate mouten uur Noacht in Woater weekje : Kichererbsen müssen über Nacht in Wasser weich werden. 2. weich machen, einweichen: ju Wäske weekje : die Wäsche einweichen.
Wink, -e, die
1. Zeichen; Hinweis, Wort: 1.1 die Huund heert fluks ap ‘n Wink: der Hund gehorcht sofort auf ein Wort. 1.2 iek roate him ‘n Wink, dät hie gau wäch?gmoaste: ich gab ihm ein Zeichen, dass er schnell wegmüsste. 2. Schläfchen, kurzer Schlaf: iek häbe ju hele Noacht naan Wink in do Ogene häiwed/heeuwed: ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. 3. Zeichen – im Saterland meisten ein weißes Tuch-, dass die Arbeiter vom Acker oder Moor kommen sollen.
woakhoolde
1. wachhalten; nicht einschlafen lassen: die Hallaam unner mien Finster häd mie ju hele Noacht woakheelden : der Lärm unter meinem Fenster hat mich die ganze Nacht wachgehalten.
woakmoakje
1. wecken: mien Mäme moaste mie älke Dai uum säks Úre woakmoakje : meine Mutter musste mich jeden Tag um sechs Uhr wecken. 2. aufwecken: die Grummelskuur midde in de Noacht häd mie woakmoaked : das Gewitter mitten in der Nacht hat mich aufgeweckt.
ienkriege
1. überleben: ju kricht ju Noacht nit moor ien : sie wird die Nacht nicht mehr überleben. 2. (+ sik) sich beherrschen: iek kuud mie fon Bliedskup nit moor ienkriege : ich war außer mir vor Freude.
apdruugje
1. ein Lebensmittel trocknen, um es haltbar zu machen; dörren: apdrugede Ap(p)ele, apdrugede Bonen : getrocknete Äpfel, getrocknete Bohnen. 2. vertrocknen (is): dät Brood is uur Noacht apdruged : das Brot ist über Nacht vertrocknet. 3. verkümmern (is): du skääst in dät Nääst apdruugje : du wirst in dem Kuhdorf verkümmern.
bie
1. bei: 1.1 bee/ mie : bei mir. 1.2 bee/ Dai, bee/ Noacht : bei Tage, bei Nacht. 1.3 ju Jufferske woont bee/ uus Bääsje : die Lehrerin wohnt bei unserer Oma. 1.4 allerwegense is deer wäch?t bee/, man bee/ ‘‘n Sliepsteen is ‘‘n Traler : überall ist etwas dabei, aber bei einem Schleifstein ist jemand, der ihn dreht. 1.5 iek bä‘n deer säärm mee bee/; iek läite mie nit bedrjoge : ich bin selbst mit dabei; ich lasse mich nicht betrügen. 1.6 hie is deer noch goud bee/ : er ist noch rüstig. 1.7 dät heert deer nit bee/ : das gehört nicht dazu. 2. zu: 2.1 du skääst bee/ mie kume : du sollst zu mir kommen. 2.2 wo kumst du deerbie? : wie kommst du dazu? 3. an... heran: hie gungt so jädden bee/ dä‘n Skinke : er geht so gern an den Schinken heran. 4. in, im: 4.1 bee/ Foarjiersdai : im Frühling. 4.2 deer sit niks bee/ : es sitzt kein Geist oder Leben in ihr/ihm. 5. neben: bee/ ju Säärke : neben der Kirche.