Oai, -ere, dät
1. Ei: 1.1 Oaiere säike: die Eier aus den Nestern holen. 1.2 ju behondelt dät jungste Bäiden as ‘n räi Oai: sie behandelt das jüngste Kind wie ein rohes Ei. 1.3 Tik, fuul Oai!: Tick, faules Ei! (ein Ausruf beim Fangen spielen). 1.4 dät Oaiwiet wäch?dt sloain. das Eiweiß wird geschlagen. 2. (vulgär) Hoden.
Week, ju
Flüssigkeit zum Einweichen der Wäsche: 1.1 in de Week läze : weichen, einweichen. 1.2 iek läze foar jou ‘‘n Oai in de Week : ich weiche für euch ein Ei ein (scherzhaft als Antwort auf einen angekündigten Besuch).
Tik (c), die
(Kinderspiel) 1. Haschen: Tik spielje : Haschen spielen. 2. Tik, fuul Oai! : (Mädchenspiel) der Plumpsack geht um. [engl. drop-thehanky, nl. doekje-achter, zakdoek leggen]
wook (wakker, wookste)
1. weich, nicht hart: 1.1. dut Bääd is swiede wook, noch fuul wakker as do uur : dieses Bett ist sehr weich, noch viel weicher als die anderen. 1.2 so wook as Butere : so weich wie Butter. 1.3 ju Butere is wook; et rakt Grummel : die Butter ist weich; es gibt Donner. 1.4 wook moakje : enthärten. 1.5 woke Wäggen : weiche Brötchen. 1.6 ‘‘n wook seden Oai : ein weich gekochtes Ei. 2. empfindlich: hie häd ‘‘n woken Netuur : er ist empfindlich. 3. geschmeidig: dut Leder is aiske wook : dieses Leder ist sehr geschmeidig. 4. (Wetter) mild, frostfrei: 4.1 dusse Wiek häbe wie wook Weder : diese Woche haben wir frostfreies Wetter, Tauwetter. 4.2 so ‘‘n woken Winter häbe iek noch nooit belieuwed : einen so milden Winter habe ich noch nie erlebt.
anbrot
bebrütet: ‘‘n anbrot Oai : ein bebrütetes Ei.
wietskild
mit weißer Schale: ‘‘n wietskild Oai : ein Ei mit weißer Schale.
Wiet (b), dät
1. die Farbe weiß: ju Bräid häd in Wiet hilked : die Braut hat in Weiß geheiratet. 2. etwas Weißes: 2.1 hie häd tou fuul Wiet in t Oge : er ist unberechenbar. 2.2 dät Wiet fon t Oai : das Eiweiß.
räi
1. ungekocht, roh: 1.1 räi Flaask smoaket mie nit : rohes Fleisch schmeckt mir nicht. 1.2 as ‘‘n räi Oai behondelje : wie ein rohes Ei behandeln; mit Rücksicht behandeln. 2. wund, aufgeraut, abgeschürft: 2.1 sien Fäite sunt räi : seine Füße sind wund. 2.2 hie häd sik dä‘n Íers räi rieden : er hat sich einen Wolf geritten. 3. unbewachsen: räie Stede : unfeste, unbewachsene Stelle im Moor. 4. (Wunde) offen.
koakelje
1. gackern: hie koakelt, wan dät Oai laid is : er gackert, wenn das Ei gelegt ist (= hinterher ist man klug). 2. sich unterhalten: deer häbe wie loange uur koakeld : darüber haben wir uns lange unterhalten. 3. babbeln, faseln.
klopje
1. klopfen, schlagen: 1.1 in do Hounde klopje : klatschen. 1.2 hie kloppede fon Bliedskup in do Hounde : er klatschte vor Freude in die Hände. 1.3 dät Haat kloppede mie in dä‘n Hoals : das Herz klopfte mir im Hals. 2. quirlen: 2.1 do oolde Seelter häbe oafte älke Mäiden ‘‘n klopped Oai mäd Roodwien, Bjoor of Sluk droanken : die alten Saterfriesen haben häufig jeden Morgen ein gequirltes rohes Ei mit Rotwein, Bier oder Korn getrunken. 2.2 bee/ t Wustmoakjen wuud dät Swinnebloud klopped, dät et nit stulde : beim Wurstmachen wurde das Schweineblut gequirlt, damit es nicht gerann. 3. (+ sik) sich prügeln: do Wäänte klopje sik in de Spieltied : die Jungen prügeln sich wäch?hrend der großen Pause.
gräinskild
mit grüner Schale: ‘‘n gräinskild Oai : ein Ei mit grüner Schale.
gliekje
1. gleichen: jo gliekje sik as een Oai dät uur : sie ähneln sich wie ein Ei dem anderen. 2. man kon do bee Bäidene goud gliekje : man kann die Ähnlichkeit zwischen den Kindern gut feststellen; man kann sehen, dass sie eng miteinander verwandt sind. → glieke
doof
1. taub, schwerhörig: du moast luder bale, dan hie is wäch?t doof : du musst lauter sprechen, denn er ist etwas schwerhörig. 2. taub, leer; ohne Frucht: ‘‘n dowe Nute : eine taube Nuss. unbefruchtet: 3.1 ‘‘n doof Oai : ein unbefruchtetes Ei. 3.2 ‘‘n dowe Tulpe : eine Tulpe ohne Blume. 4. dumm: wo kuud die Mon so doof weze? : wie konnte der Mann so dumm sein? 5. ausgebrannt: dode Kole , dood Fjuur : ausgebrannte Kohle, ausgebranntes Feuer.
Bäidensspil, -spiele, dät
1. Kinderspiel: Tik, fuul Oai! waas ‘n bekoand Bäidensspil in Seelterlound: „Tick, faules Ei!“ war ein bekanntes Kinderspiel im Saterland. 2. leichte Arbeit, Bagatelle.
apslo
1. (Ball) aufschlagen. 2. (Ei) trennen: slach dät Oai man ap! : trenne das Ei! 3. (Heu) durchschütteln. 4. wild wachsen; aufgehen, ohne gesät worden zu sein (is): 4.1 wäch?t slacht deer ‘‘n Roage twiske do Tuwwelke ap! : was wäch?chst viel Roggen wild zwischen den Kartoffeln! 4.2 do ällerne Bome slo fon säärm ap : die Erlen wachsen wild. 5. beginnen, anfangen: 5.1 ‘‘n Zokke apslo : mit dem Stricken einer Socke anfangen. 5.2 ‘‘n Mäske apslo : eine Masche anlegen. 6. nach außen umschlagen: 6.1 dä‘n Kroage, ju Bääddäke apslo : den Kragen, die Bettdecke aufschlagen. 6.2 do Buksepiepen apslo : die Hosenbeine aufschlagen. 7. den Preis von etwas erhöhen: dät Flaask is uum tjoon Prozent apsloain wuden : der Preis des Fleisches ist um zehn Prozent erhöht worden. 8. aufschlagen, aufbauen: ‘‘n Tält apslo : ein Zelt aufschlagen, aufbauen.
anpikke
anpicken: dät Oai is al anpikt : das Ei ist schon angepickt.
oainmächtich
eigenmächtig.
oaintäärpsk
im engeren Sinne einheimisch; aus dem eigenen Dorf stammend.
oainnutsich
eigennützig.
oainsinnich
eigensinnig.
oaintümelk
eigentümlich.
oainboaken
selbst gebacken: oainboaken Brood : selbst gebackenes Brot.
oainklouk
1. besserwisserisch, neunmalklug. 2. eigensinnig. 3. trotzig. 4. rechthaberisch: hie is oainklouk; hie meent, dät bloot hie gjucht häd : er ist rechthaberisch; er meint, dass nur er recht habe. 5. intolerant. 6. naseweis, vorlaut.
oairund
eirund, oval.
oaiful
randvoll, gestrichen voll; bis zum Überlaufen voll: die Teekop is oaiful : die Teetasse ist randvoll.