Saterfriesisches Wörterbuch
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Seelter (a), do Seelter, die

Saterfriese; friesischsprachiger Bewohner des Saterlandes.

Seelter (b)

1. (sprachlich, ethnisch) saterfriesisch: 1.1 ju Seelter Sproake : die saterfriesische Sprache. 1.2 ‘‘n Seelter Wucht : ein saterfriesisches Mädchen. 1.3 do Seelter Bäidene fon dä‘n Bäidenstuun : die saterfriesischen Kinder vom Kindergarten. 2. (topografisch) saterländisch: 2.1 dät Eedgreeuwen in dä‘n Seelter Foan : das Torfgraben im saterländischen Moor. 2.2 do Seelter Täärpe Strukelje/Uutände, Romelse, Skäddel un Sedelsbierich : die saterländischen Dörfer Strücklingen/Utende, Ramsloh, Scharrel und Sedelsberg.

slo iek slo, du slachst, hie/ju slacht, wie slo; sluuch, slugen; sloain; slach! slooët!

1. schlagen; mit Schlägen traktieren: 1.1 do Dregunere grepen dä‘n Ienbreker un slugen him swot un blau: die Polizisten ergriffen den Einbrecher und schlugen ihn schwarz und blau. 1.2 dussen Ploan moast du die uut dä‘n Kop slo: diesen Plan musst du vergessen. 2. machen, bauen, herstellen: 2.1 jo slugen ‘n Brääch uur de Grote Äi: sie bauten eine Brücke über die Ems. 2.2 Ouelje slo: Speiseöl aus Raps durch Herauspressen herstellen. 2.3 Taue slo: das Handwerk eines Seilers ausüben. 2.4 ‘n Krjuus slo: das Zeichen des Kreuzes machen. 3. in der Art, im Wesen, im Aussehen ähneln: 3.1 hie slacht heel ätter/ap sin Babe : er artet ganz seinem Vater nach. 3.2 ju slacht färe : sie ähnelt einem entfernten Verwandten. 4. (+ sik) sich prügeln: wieruum mouten sik do bee Brure aaltied slo? : warum müssen sich die beiden Brüder immer prügeln? 5. besiegen: in oolden Tieden häbe do Seelter do Fräizen bee/ Tjotern sloain : in alten Zeiten haben die Saterfriesen die Ostfriesen bei Detern besiegt. 6. schlingen: ju sluuch sik dä‘n Douk uur de Skullere : sie schlang sich das Tuch über die Schulter.

Poolmstok, -ke, die

Palmstock, Buchsbaumzweig als Ersatz für einen Palmzweig am Palmsonntag: uum Skoade fon ‘n Grummelskuur outouweren, häbe do oolde Seelter oafte ‘n Poolmstok in t Fjuur ounsmieten: um Schaden durch ein Gewitter abzuwehren, haben die alten Saterfriesen oft einen Buchsbaumzweig ins Feuer geworfen.

Ruur, do Rure, dät

1. Gewehr, Jagdgewehr. 2. Militärdienst; Wehrdienst, Wehrpflicht: 2.1 do oolde Seelter wieren fräi fon t Ruur: die alten Saterfriesen waren von der Wehrpflicht frei. 2.2 hie is unner t Ruur kemen: er ist beim Militär. 3. Schiffsruder.

Saildouk, die

1. Segeltuch: 1.1 mäd Saildouk häbe do oolde Seelter Moalk droged: mit Segeltuch haben die alten Saterfriesen Milch gefiltert. 1.2 mäd Saildouk sunt do Määlnerou(d)en bespond: mit Segeltuch sind die Windmühlenflügel bespannt.

skipje

schiffen; mit einem Schiff fahren: do oolde Seelter sunt mäd Hiere Eed ätter do fräiske Oailounde waiskipped : die alten Saterfriesen sind mit ihren Schiffen nach den ostfriesischen Inseln gefahren.

Sliek, dät/die

1. Schlick, im Saterland als Düngemittel verwendet: do Seelter Bootjere häbe Eed un Stene ätter ju Kuste waibroacht un dan Sliek as Mjuks wierumebroacht: die saterfriesischen Bootsleute haben Torf und Steine an die Küste gebracht und dann Schlick als Düngemittel zurückgebracht. 2. Grabenerde, Grabenschlamm. (Aus den Gräben gewann man die Grabenerde, die als Dünger über das Land verstreut wurde.)

ousliete

1. die Wirkung, Bedeutung oder Wichtigkeit mit der Zeit verlieren (is): fergeen Jier wieren jo dul apeenuur, man nu is dät ouslieten : voriges Jahr waren sie böse aufeinander, aber das ist jetzt nicht mehr von Bedeutung. 2. (Kleidung) abnutzen, abtragen, verschleißen. 3. (Werkzeug) sich abschleifen; (sich) ausleiern (is). 4. abbrechen, abreißen: do Seelter häbe do oolde Burige in Seelterlound aal ouslieten: die Saterfriesen haben die alten Burgen im Saterland alle abgerissen.

sloawje

schuften, sich quälen: do oolde Seelter moasten sloawje, uum tou uurlieuwjen : die alten Saterfriesen mussten sich quälen, um zu überleben.

Spreekwieze, -n, ju

Mundart, Dialekt, Akzent: hie häd ‘n uur Spreekwieze as ‘n Seelter: er spricht einen anderen Dialekt als ein Saterfriese; er hat einen anderen Akzent.

Stääd, do Stede(n), ju

Stadt: ook in oolden Tieden furen do Seelter oafte ätter do Steden Ait un Lier wai: auch in alten Zeiten fuhren die Saterfriesen häufig nach den Städten Friesoythe und Leer.

striede iek striede, du stridst, hie/ju stridt, wie striede; streed, streden; strieden; stried(e)! striedet!

1. (auch + sik) streiten, sich zanken: do bee uunferhilkede Sustere striede (sik) aaltied, wan jo touhope sunt : die beiden unverheirateten Schwestern streiten (sich) immer, wenn sie zusammen sind. 2. kämpfen: in oolden Tieden häbe do Seelter juun do Loorpere strieden : in alten Zeiten haben die Saterfriesen gegen die Loruper gekämpft. Auch schwach: → striedje . [afrs. strîda]

swinge iek swinge, du swingst, hie/ ju swingt, wie swinge; swoang, swoangen; is/häd swoangen; swinge! swinget!

1. sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit hin und her bewegen: die Slingel/Slinger fon ju Klokke swingt wai un Wier : das Pendel der Uhr schwingt hin und her. 2. sich schwingend irgendwohin bewegen (is): die swere Homer swoang truch ju Lucht : der schwere Hammer schwang durch die Luft. 3. einen Gegenstand mit ausgestrecktem Arm über dem Kopf hin und her bewegen: ju swoang ju Seelter Fone, dät alle Hier sjo kuden : sie schwang die saterfriesische Fahne, damit alle sie (die Fahne) sehen konnten. 4. (+ sik) sich schwingen: Finja swoang sik ap Hiere Märe Lady un trottede truch ju Poute : Finja schwang sich auf ihre Stute Lady und trottete durch das Tor.

Tälleräi , ju

1. Art zu zählen: do oolde Seelter hieden ‘‘n uur Tälleräi as wie dälich : die alten Saterfriesen hatten eine andere Art zu zählen als wir heute. 2. lästiges Zählen: wäch?t waas dät foar ‘‘n Tälleräi mäd aal do litje Jeeldstukke! : was war das für eine Zählerei mit all den kleinen Münzen!

toarstje

1. dursten, Durst haben, leiden: wie häbe urenloang niks tou drinken heeuwed, un wie toarstje : wir haben stundenlang nichts zu trinken gehabt, und wir dursten. 2. dürsten, verlangen nach; sich sehnen nach: do Seelter, juustso as aal uur Fräizen, toarsteden ätter Fräidum in ju franske Tied : die Saterfriesen, genauso wie alle anderen Friesen, dürsteten nach Freiheit in der Franzosenzeit.

touhere (a)

1. gehören, zugehören, angehören: 1.1 die grote Woain heert uus Oom tou : der große Wagen gehört unserem Onkel. 1.2 tou dä‘n Kring fon do Rowere heerden oacht Mon tou : dem Kreis der Räuber gehörten acht Mann zu. 1.3 wie häbe aal, wäch?t deer touheert, meebroacht : wir haben alles Zubehör mitgebracht. 1.4 hie sjucht uut, as wan hie nargends/nargens touheert : er sieht zerlumpt, verwahrlost aus. 1.5 do bee here do Seelter Sjungere tou : die beiden gehören den saterfriesischen Sängerinnen an. 1.6 deer here tou fuul tou : es sind zu viele dabei betroffen. 2. sich schicken; sich gehören: 2.1 hie weet, wäch?t deer touheert : er weiß, was sich schickt. 2.2 so ‘‘n beniemen heert deer nit so tou : ein solches Benehmen gehört sich nicht. 3. viel Mühe kosten: et heert deer wäch?t tou , dälich do Bäidene Plat of Seeltersk beetoubrangen : es kostet viel Mühe, heutzutage den Kindern Plattdeutsch oder Saterfriesisch beizubringen.

uurlieuwje

überleben: aan fon do Seelter stiet/statte aan fon do Loorpere mäd ‘n Saise liek an dä‘n Boom in dä‘n Buuk, un dät häd die Loorper nit uurlieuwed: einer der Saterfriesen stach einem der Loruper in den Bauch mit einer Schlachtsense, und das hat der Loruper nicht überlebt.

uurmonne

1. überwältigen, besiegen: 1.1 do Loorpere wieren tou kwästich un häbe do Seelter uurmond : die Loruper waren zu übermächtig und haben die Saterfriesen überwältigt. 1.2 ju Fersäikenge häd him moal Wier uurmond : die Versuchung hat ihn einmal wieder besiegt. überanstrengen: ju hele Oarbaid häd uus uurmond : die ganze Arbeit hat uns überanstrengt. übermannen: ju Wurigaid uurmonde mie : die Müdigkeit übermannte mich.

uutbrange

1. (Landwirtschaft) auf dem Acker verteilen: wie häbe jäärsene Mjuks ap dä‘n Äkker uutbroacht : wir haben gestern Mist auf den Acker verteilt. 2. (vom Schiff aus) ins Wasser bringen; zu Wasser lassen: wie broachten dä‘n swere Oanker uut : wir ließen den schweren Anker zu Wasser. 3. abliefern, verteilen: Geskoanke uutbrange : Geschenke verteilen. 4. (Ofen) ju Ääske uutbrange : die Asche ausräumen. 5. auf dem Markt verkaufen: in Bremen ap t Määrked kuud hie sien Weren goud uutbrange : in Bremen auf dem Markt konnte er seine Waren gut verkaufen. 6. äußern: hie kuud fon Nood niks moor uutbrange : er konnte vor Angst kein Wort mehr von sich geben. 7. austragen, zustellen: dät Seelter Blääd uutbrange : die saterfriesische Zeitung zustellen.

uutwonderje

auswandern: nemens weet, wo fuul Seelter ätter Cincinnati un Louisville uutwonderd sunt : niemand weiß, wie viel Saterfriesien nach Cincinnati und Louisville ausgewandert sind.

woakje

wachen: do oolde Seelter woakeden bee/ dä‘n Dode : die alten Saterfriesen wachten bei dem Toten, hielten Totenwache.

fäästsätte

1. festsetzen, anberaumen, bestimmen: wie mouten ‘‘n Tied fäästsätte : wir müssen eine Zeit festsetzen, anberaumen. 2. festsetzen; gefangen nehmen. 3. (+ sik) sich nicht bewegen; sich nicht entfernen: die Wiend sät sik in t Noudwääste fääst : der Wind setzt sich im Nordwesten fest. 4. sich endgültig irgendwo niederlassen. 5. anordnen: die Boas fon dä‘n Seelter Buund häd fäästsät, dat wie in Säptämber bee/ëenuur kume : der Vorsitzende des saterfriesischen Heimatvereins hat angeordnet, dass wir im September tagen. 6. festlegen: do ‘näie Stjuren wuden fäästsät : die neuen Steuern wurden festgelegt. 7. eine bestimmte Zeit für etwas ansetzen: wie mouten fluks ‘‘n paasjenden Eeuwend foar de Bjorenge fäästsätte : wir müssen sofort einen passenden Abend für die Feier ansetzen.

anblieuwe

1. (Lichtquelle) nicht ausgehen: ju Laampe blift an : die Lampe bleibt an. 2. (Pflanze) am Leben bleiben: fon aal do Bome, do iek ploanted häbe, is nit aan anblieuwen : von all den Bäumen, die ich gepflanzt habe, ist nicht einer am Leben geblieben. 3. im Amt bleiben: die Boas fon dä‘n Seelter Buund blift an : der Erste Vorsitzende des Heimatvereins Saterland bleibt im Amt.

ankanne

anerkennen: hie koant do Seelter as Fräizen an : er erkennt die alteingesessenen Saterländer als Friesen an.