Saterfriesisches Wörterbuch
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Steen, do Stene, die

1. Stein: 1.1 die rode Steen: Mauerstein. 1.2 iek häbe him naan Steen in dä‘n Wai laid: ich habe ihm keinen Stein in den Weg gelegt, habe ihn nicht behindert. 1.3 ‘n Steen uur t Woater stoitje läite: einen (meist flachen) Stein über die Wasseroberfläche werfen, sodass er mehrmals aufspringt. 1.4 Stene klopje: den Kalk von alten Steinen mit einem Hammer entfernen. 1.5 Määlnstene klopje: Mühlensteine mit einem Hammer schärfen. 2. hartschaliger Kern der Steinfrucht: Säärsen un Plumen häbe Stene; Ap(p)ele un Peren häbe Käddene/ Kiddene: Kirschen und Pflaumen haben Steine; Äpfel und Birnen haben Kerne. 3. Tierhoden, vor allem von Schweinen und Schafen: dät Farich häd man aan Steen: das Ferkel hat nur einen Hoden. 4. Spielstein: hie häd ‘‘n Steen in t Brääd bee/ Hier : er genießt ihre besondere Gunst.

stounde iek stounde, du stoanst, hie/ju stoant, wie stounde; iek stuud/stude, du stuust, hie/ju stuud/stude; steen; blieuw stounden! blieuwet stounden!

1. stehen; sich in aufrechter Haltung befinden: 1.1 (nach langem Stehen) iek stounde mie do Bene in t Lieuw : ich stehe mir die Beine in den Leib. 1.2 ap stoundenden Fout : sofort; stehenden Fußes. 1.3 mäd de Floaine ap de Tille stounde : mit dem Flegel auf dem Steg stehen (= leicht beleidigt sein). 1.4 du stoanst deer fain ape : du siehst gut aus auf dem Foto, Bild. 1.5 hie kuud nit toun Stounden kume : er konnte nicht zum Stehen kommen. 1.6 stoundend Koardel : stehendes Getreide im Gegensatz zu läzend Koardel : liegendes Getreide. 2. sich an einer bestimmten Stelle befinden: 2.1 do Tuwwelke stounde ap t Fjuur : die Kartoffeln stehen auf dem Feuer. wan du din Bräi nit apiete koast, dan wollen wie him stounde läite , bit du wier Smoacht hääst: wenn du deinen Brei nicht aufessen kannst, dann wollen wir ihn stehen lassen, bist du wieder Hunger hast. 2.3 die Roage stoant noch bute: der Roggen steht noch auf dem Felde. 2.4 sien Lieden stoant mie noch kloor fóar do Ogene: sein Leiden steht mir noch deutlich vor den Augen. 2.5 ju Sunne stoant hooch an dä‘n Hemel : die Sonne steht hoch am Himmel. 3. (Kulturpflanzen) in einem bestimmten Stand des Wachstums sein: ju Wete stoant goud : der Weizen wäch?chst gut. 4. als Bauwerk vorhanden sein: do Huze stounde Mon an Mon : die Häuser stehen gleich nebeneinander. (+ sik) in einem bestimmten Verhältnis zueinander sein: jo stounde sik nit goud : sie können nicht gut miteinander; sie sind keine Freunde. beteuern: ju stoant ap Hiere Uunskeeld : sie beteuert ihre Unschuld. 7. beschäftigt sein; im Dienst sein: die junge Koaster stoant in Romelse, die Pastoor in Strukelje : der junge Lehrer ist in Ramsloh im Dienst, der Pfarrer in Stücklingen. 8. (Kleidungsstück) passen: dät Klood stoant die goud : das Kleid steht dir gut. 9. (+ sik) in bestimmten finanziellen Verhältnissen stehen: hie stoant sik goud : er hat ein gutes Auskommen. 10. hervortreten, hervorquellen: dät Woater stuud mie twiske do Tonen : das Wasser quoll mir zwischen den Zehen hervor. 11. beharren, bestehen: hie stoant ap sien Menenge : er beharrt auf seiner Meinung. 12. (Kuh) trächtig werden: ju Ku häd nit steen : die Kuh ist nicht trächtig geworden. 13. (Wasser) nicht fließend: stoundend Woater : stehendes Wasser. 14. mäd stoundenden Woain fiere : mit einem Wagen voll Getreide vom Feld in die Scheune fahren und sofort mit einem leeren Wagen zurückkommen, sodass immer ein Wagen zur Beladung auf dem offenen Feld steht, wäch?hrend der volle Wagen in der Scheune ausgeladen wird. 15. deer stoant aan ap : auf dieses Ereignis muss ein Schnaps getrunken werden.

springe iek springe, du springst, hie/ ju springt, wie springe; sproang, sproangen; is/häd sproangen; spring(e)! springet!

1. springen (is): 1.1 du doarst nit färe/wieder springe, as du die dä‘n Stok sät hääst : du darfst deine Kräfte nicht überschätzen. 1.2 hie springt fon een ap uur fon Drokte : er springt vom Hölzchen aufs Stöckchen; er kommt vom Hundertsten ins Tausendste vor lauter Geschäftigkeit, Hektik. 2. bespringen, begatten: 2.1 die Rom springt ju Oue : der Ramm begattet das Mutterschaf. 2.2 (Rätsel) wanner drege do Skäipe ju maaste Wulle? Wan die Rom him/ze springt : wann tragen die Schafe die meiste Wolle? – Wenn der Bock sie bespringt. 3. rissig werden (is): dät Holt springt fon Druuchte : das Holz wird vor Trockenheit rissig. 4. zerspringen, zerschellen, sich spalten (is): 4.1 dät koolde Glääs springt fon ju Waamte : das kalte Glas zerspringt von der Wärme. 4.2 dät Woater in de Glusse fon dä‘n grote Steen is fäärzen, un die Steen is sproangen : das Wasser in der Hohlkehle des großen Steins ist gefroren, und der Stein ist zersprungen. 4.3 ju Teetasse is sproangen : die Teetasse ist gesprungen.

uutlichte

1. ausheben. 2. anheben: dä‘n Steen uutlichte : den Mühlstein anheben, damit er frei laufen kann.

uutduurje

1. ausdauern, überdauern; Bestand haben: do oolde Huze uut Steen duurje uut : die alten Häuser aus Stein haben Bestand. 2. aushalten, durchhalten: koast du ju Hatte uutduurje? : kannst du die Hitze aushalten?

Umegunger, -e, die

1. Hausierer, Handwerksbursche. 2. Wiedergänger, Revenant; aus einer anderen Welt wiederkehrendes Gespenst: hie swuur, dät sin dode Foar as Umegunger ieuwenske ju Grootdore steen hiede: er schwor, dass sein toter Vater als Wiedergänger neben dem großen Einfahrtstor der Scheune gestanden hätte.

Steenhuus, -huze, dät

Festung; befestigter Backsteinbau; von Wällen und Gräben umgebene Burg: deer häd ‘n Steenhuus steen: da hat eine Burg gestanden. [afrs. stênhûs ]

stämme (b)

1. stemmen: jo stämden sik juun de Dore : sie stemmten sich gegen die Tür. 2. mit großem Kraftaufwand hochheben: hie kuud dä‘n Steen juust hoochstämme : er konnte den Stein gerade noch hochheben.

bäte

1. hinten: 1.1 wie mouten bäte sitte : wir müssen hinten sitzen. 1.2 min Bruur hied domoals bäte steen : mein Bruder war damals Trauzeuge. 1.3 hie släpt bäte : er schläft hinten (= er hat in der Ehe nichts zu sagen). 1.4 bäte stounde : als Trauzeuge dienen. 1.5 bäte herume : hinten herum. 1.6 bäteloangs / bäte... loangs : hinten an etwas entlang: wie ronnen bäte an do Huze loangs : hinten an den Häusern entlang. 2. In Verbindung mit Präpositionen ist die Form bäten : 2.1 iek saach him fon bäten kumen : ich sah ihn von hinten kommen. 2.2 wie doarsten nit ätter bäten lope : wir durften nicht nach hinten laufen. 2.3 ätter bäten wai : 2.3.1 zum hinteren Teil des Heubodens hin. 2.3.2 auf die Toilette.

skjote iek skjote, du skjutst, hie/ ju skjut, wie skjote; skoot, skoten; is/häd sketen; skjut/skjote! skjotet!

1. schießen: fergenen Häärst häd uus Babe twäin Harte sketen : vergangenen Herbst hat unser Vater zwei Hirsche geschossen. angrenzen an: sien Lound skjut an uus Buräi : sein Land grenzt an unseren Bauernhof. 3. (Flüssigkeit) strömen (is): dät Röör is breken, un dät Woater skjut deeruut : das Rohr ist gebrochen, und das Wasser strömt da heraus. 4. (Milch) gerinnen; sauer werden (is): ju Moalk häd tou loange in ju Sunne steen un is sketen : die Milch hat zu lange in der Sonne gestanden und ist sauer geworden. 5. reinigen: Roage skjote : Roggen reinigen. 6. schnellen; sausen, mit hoher Geschwindigkeit gehen oder fahren (is): 6.1 hie skoot an mie fóarbie, as wan hie Fjuur in de Moarze hiede : er schnellte an mir vorbei, als wenn er Feuer im Hintern hätte. 6.2 do Bäidene skoten in t Bääd : die Kinder schnellten ins Bett. 6.3 in dä‘n Sin skjote : einfallen. 7. (Pflanze) aufsprießen, aufschießen (is): do Ploanten skjote in t Säid : die Pflanzen setzen Saat an. 8. zu wachsen beginnen (is): die Roage, die Heeuwer skjut : der Roggen, der Hafer beginnt zu wachsen. 9. einen stechenden Schmerz verursachen (is): dät loange Moaljen is mie in dä‘n Rääch sketen : die lange Malerarbeit hat mir einen stechenden Schmerz im Rücken verursacht. 10. (Tau) ablaufen lassen; loslassen (is/ häd): läit dät Tau man skjote! : lass das Tau nur ablaufen! 11. fallen, stürzen (is): hie skoot fon ju Ladere un fäl ap dä‘n Kop : er stürzte von der Leiter und fiel auf den Kopf. 12. etwas schnell tun, schnell bewegen: die Bakker skoot dät Brood tou dä‘n Ougend oun : der Bäcker schob das Brot schnell in den Ofen hinein. 13. einen Gegenstand mit dem Fuß werfen: hie skoot dä‘n Baal truch ju epene Dore : er schoss den Ball durch die offene Tür.

ruuch

1. (Mensch) ungepflegt: 1.1 hie saach läip ruuch uut: er sah sehr ungepflegt aus. 1.2 ruge Hiere : ungepflegte Haare. 1.2 ruge Moarze : jemand, der mit seinen Kleidern und/ oder Gerätschaften schlecht, nachlässig umgeht. 1.3 ruuch herumelope : schlecht angezogen sein. 2. roh, unbearbeitet, unbehobelt: 2.1 ju ruge Kaante fon t Brääd : die unbearbeitete Seite des Brettes. 2.2 ‘‘n rugen Steen : ein unbehauener Stein. 2.3 hie häd dät Ruge ätter bute(n) (wai) kierd : 2.3.1 er wurde aggressiv und beleidigend. 2.3.2 er hat sich erbrochen. 3. (Raum) unaufgeräumt, durcheinander. 4. (Arbeit) grob, schwer: 4.1 Eedgreeuwen is ruge Oarbaid : Torfgraben ist schwere Arbeit 4.2. hie is uut t ruuchste : er ist aus dem Gröbsten heraus. 5. flüchtig, oberflächlich, nicht genau: ju häd do Bäidene ap t ruuchste aphämmeld : sie hat die Kinder sehr flüchtig zurechtgemacht. 6. derb, grob, unbescheiden: 6.1 hie häd ‘‘n ruge Uutsproake : er hat eine derbe Sprechweise. 6.2 hie boalt neen ruuch Woud : er spricht kein böses Wort. 7. (Wetter) rau, stürmisch, unangenehm kalt: 7.1 nu is ju ruuchste Keelde uut de Lucht : jetzt ist die schlimmste Kälte aus der Luft. 7.2 ruuch Weder : stürmisches Wetter. 7.3 ruuch frjoze : reifen; als Reif in Erscheinung treten. 8. unordentlich: deer gungt et ruuch tou : dort geht es unordentlich zu. 9. rau, uneben, rissig: 9.1 ju Häid is mie so ruuch : meine Haut ist so rissig. 9.2 ruuch Lound : unebenes Land. 9.3 ruge Gruunde : rissiger Boden. 10. dicht behaart: ruge Bene : dicht behaarte Beine. 11. (Apfel, Birne) ungeschält: ‘‘n ruge Pere : eine ungeschälte Birne.

purje

1. stochern: 1.1 du moast nit in dien Tuske purje : du sollst nicht in deinen Zähnen stochern. 1.2 du skääst din Bräi iete un nit deeroane purje : du sollst deinen Brei essen und nicht darin stochern. 2. in der Nase bohren; popeln. 3. graben, stechen: wie purreden mäd ‘‘n Spoade ‘‘n groten Steen tou dä‘n Gruund uut : wir stachen mit einem Spaten einen großen Stein aus dem Boden heraus. → pudje

Loop, die

1. Lauf: 1.1 hie is aaltied ap dä‘n/appe Loop: er ist nie zu Hause, immer unterwegs. 1.2 ju is mäd Kop appe Loop : sie ist nicht bei Verstand. 1.3 ju is mäd dä‘n Íers appe Loop : sie sucht sich einen Mann. 1.4 hie häd sin Loop deerwai : er geht regelmäßig dahin. 1.5 ap dä‘n Loop brange : gesellschaftsfähig machen. 1.6 ap dä‘n Loop gunge : eine Fußreise antreten. 1.7 iek bä‘n goud ap dä‘n Loop : es läuft alles gut mit mir. 1.8 do Huunde brange do Bäiste ap dä‘n Loop : die Hunde jagen die Kühe in die Flucht, jagen sie so lange, bis sie durchgehen. 1.9 wie sunt deer goud mäd appe/ap dä‘n Loop : wir kommen gut voran. 2. Lauf einer Schusswaffe. 3. Art und Weise; Gewohnheit: dät is die Loop fon de Wareld : das ist die Art der Welt. 4. die Länge eines Backsteins: ‘‘n Steen häd ‘‘n Loop un ‘‘n Kop : ein Backstein hat einen Lauf und einen Kopf. 5. gewohnter Spazierweg: fon uus Huus ätter dä‘n Diek wai un wierume, dät is min Loop : von unserem Haus zum Deich hin und zurück, das ist mein gewohnter Spazierweg.

fersplitterje

1. zersplittern; sich in Splitter auflösen (is): die Spegel fersplitterde, as hie ap ju Sträite fäl : der Spiegel zersplitterte, als er auf die Straße fiel. 2. zersplittern; in Splitter zerschlagen: die tjukke Steen fersplitterde ju Rute : der dicke Stein zersplitterte die Fensterscheibe.

fersätte

1. räumlich verschieben, besonders indem man den Gegenstand über den Boden/Fußboden schleppt: die Steen mout fersät wäch?ide : der Stein muss verschoben werden. 2. verpfänden: hie fersät sien Halloozje : er verpfändet seine Uhr. 3. (+ sik) erschrecken: iek fersätte mie, as iek dat tou wieten kreech : ich erschrak, als ich das erfuhr. 4. vertagen; zeitlich aufschieben: 4.1 ‘‘n Besäik uum oage Dege fersätte : einen Besuch um acht Tage verschieben. 4.2 wie wollen dät ieten ap Snäiwende fersätte: wir wollen das Essen auf Sonnabend vertagen. 5. Zeit rauben, kosten: dusse Oarbaid fersät fuul Tied: diese Arbeit kostet viel Zeit. 6. (Schule) in die ‘nächsthöhere Klasse befördern: sien Oolden wieren bliede, dät hie fersät wude un nit sitten bleeuw: seine Eltern waren froh, dass er versetzt wurde und nicht sitzen blieb.

Druppenfaal, -fale, die

1. Dachrand, Dachtraufe; der unterste Teil des Daches: du hääst loange mäd hier unner dä‘n Druppenfaal steen: du hast lange mit ihr unter dem Dachrand gestanden (= du hast dich lange mit ihr unterhalten und vielleicht auch noch Zärtlichkeiten mit ihr ausgetauscht). 2. vom Dach herunterfallendes Regenwasser. 3. Raum unter dem Dachüberhang. [In dieser Bedeutung nicht volkstümlich. Das richtige Wort ist Ouze (engl. eaves )]

deerunner

1. darunter: 1.1 dä‘n grote Steen foonten wie in dä‘n Foan, un ju Klokke liech deerunner : den großen Stein fanden wir im Moor, und die Glocke lag darunter. 1.2 hie kikt deerunner wäch?ch, as wan hie heel ferdwälen is : er sieht aus, als ob er völlich verwirrt wäch?re. 1.3 aan deerunner lapje : jemandem einen Kinnoder Aufwärtshaken verpassen.

brokkelje

1. bröckeln: 1.1 die Steen brokkelt so sinnich ou : der Stein bröckelt so langsam ab. 1.2 et brokkelt : es fällt etwas Schnee.

Bötel, -e, die

1. Meißel; Stemmund Stecheisen. 2. kleines, unscheinbares Männchen: so ‘‘n litjen Bötel kon so ‘‘n groten Steen nit aptille : so ein kleiner Knirps kann so einen großen Stein nicht aufheben. 3. kleiner Junge; Hosenmatz.

Blääd (a) , do Blede, dät

1. Briefbogen, Papierbogen: dät Blääd umetrale : die Meinung, die Gesinnung ändern. 2. Zeitung: du koast nit alles leeuwe, wäch?t in t Blääd stoant : du kannst nicht alles glauben, was in der Zeitung steht. 3. eiserner Vorderteil einer Schaufel oder eines Spatens: wan du dä‘n tjukke Steen mäd dä‘n litje Spoade hooch tou tillen fersäkst, dan bräkst du mie dät Blääd ou : wenn du versuchst, den großen Stein mit dem kleinen Spaten anzuheben, dann brichst du mir das Blatt ab. 4. Kandidatenliste: hie stoant mee ap t Blääd : er steht mit auf der Kandidatenliste.

steenbild

dieses Wort bezieht sich auf eine Missbildung bei Kälbern und jungen Rindern. Das Tier hat ein zu breites Kreuz, einen „doppelten“ Hintern und ist häufig unfruchtbar: ‘‘n steenbild Kolich : ein „Doppelender“.

steenhäd

steinhart.

steenoold

steinalt, sehr alt.

steenriek

steinreich.

steenje

(Grundstück, Acker) aboder umgrenzen.