Sunne, ju
1. Sonne: 1.1 hie lapt wül unner Goddes Sunne, man hie is et nit wäch?id: er läuft wohl unter Gottes Sonne, aber er ist es nicht wert. 1.2 ‘n froamde Sunne: eine Nebensonne; helle Lichtflecke rechts und links der Sonne: ‘n froamde Sunne betjudt Rien: eine fremde Sonne bedeutet Regen. 1.3 in de Sunne druged : an der Sonne getrocknet. 1.4 falske Sunne : greller Sonnenschein, der einem Gewitter oder einem Regenschauer vorausgeht. 1.5 hie is et nit wäch?id, dät him ju Sunne beskient : er ist es nicht wert, dass ihn die Sonne bescheint. 1.6 wan ju Sunne skient in t Wääste, sunt do Loaie do Bääste : wenn die Sonne scheint im Westen, sind die Faulen die Besten. 1.7 mäd de Sunne uum t Huus gunge : in Faulheit gut leben. 2. Sonnenbrand: hie häd Sunne in t Gezicht : er hat Sonnenbrand im Gesicht.
Sün (a), -ne, dät
Pupille des Auges. → Sjune
apkume
1. aufkommen, entstehen: deer kumt wäch?t Näies ap : es kommt etwas Neues auf. 2. aufstehen, hochkommen; auf die Beine kommen: 2.1 die besepene Käärdel kuud nit allännich apkume : der Besoffene konnte nicht allein auf die Beine kommen. 2.2 dät Swien liech deer un kuud nit apkume : das Schwein lag da und konnte nicht hochkommen. 3. die Kosten übernehmen für jemanden; jemanden unterstützen: 3.1 iek kume foar mien Bäidensbäidene ap : ich übernehme die Kosten für meine Enkelkinder. 3.2 ju mout foar sik säärm apkume : sie muss sich selbst unterstützen. 4. sich für jemanden, etwas einsetzen: hie kumt foar sin Glowe ap : er setzt sich für seinen Glauben ein. 5. (Pockenimpfung) anschlagen: sunt bee/ die do Pokken apkemen? : hat bei dir die Pockenimpfung angeschlagen? 6. (Sonne, Mond): aufgehen: ju Moune, ju Sunne kumt ap : der Mond, die Sonne geht auf. 7. (Unwetter) heraufziehen, aufziehen; im Anzug sein: deer kumt ‘‘n Uunweder ap : ein Unwetter zieht (her) auf. 8. aufgegessen werden: dät Brood skäl gau apkume : das Brot wird schnell aufgegessen werden. 9. aufgehen, aufkeimen: ju Wete koom goud ap : der Weizen keimte gut auf. 10. aufstehen: as iek apkoom, skeen ju Sunne al : als ich aufstand, schien die Sonne schon. 11. aufwachsen: hie is in Auerk apkemen : er ist in Aurich aufgewachsen. 12. für etwas verantwortlich sein, für etwas Sorge tragen: hie mout deerfoar apkume: er muss dafür Sorge tragen. 13. in Mode kommen, in Gebrauch kommen: as do Koakmaskienen apkemen, häbe do Ljudene nit moor an t epene Fjuur seden : als die Herde mit Holzfeuerung in Gebrauch kamen, haben die Leute nicht mehr über dem offenen Feuer gekocht. 14. (Mond) zunehmen: ju Moune is in t Apkumen : der Mond nimmt zu. 15. sich erheben: deer kumt Stoarm ap : ein Sturm erhebt sich. 16. (Wind) an Geschwindigkeit zunehmen: 16.1 die Wiend kumt ap : der Wind nimmt an Geschwindigkeit zu. 16.2 ‘‘n apkumenden Wiend : ein an Geschwindigkeit ständig zunehmender Wind. 17. (Flut) steigen: ju Floud kumt ap : die Flut steigt.
stroalje
1. strahlen: ju Sunne stroalt man swäk bee/ Winterdai : die Sunne strahlt nur schwach im Winter. 2. vor Freude strahlen: hie stroalde uur t hele Gezicht : er strahlte über das ganze Gesicht. 3. stark fließen: ju Moalk stroalt uut dä‘n ene Tit : die Milch strahlt stark aus der einen Zitze.
Winterdai, die
1. Wintertag: et waas ‘n fluggen Winterdai mäd fuul Sunne: es war ein schöner Wintertag mit viel Sonne. 2. Winterzeit: 2.1 bee// in Winterdai: im Winter. 2.2 bee/ Winterdai rakt et nit fuul tou dwoon ap t Lound: im Winter gibt es nicht viel zu tun auf dem Land.
stounde iek stounde, du stoanst, hie/ju stoant, wie stounde; iek stuud/stude, du stuust, hie/ju stuud/stude; steen; blieuw stounden! blieuwet stounden!
1. stehen; sich in aufrechter Haltung befinden: 1.1 (nach langem Stehen) iek stounde mie do Bene in t Lieuw : ich stehe mir die Beine in den Leib. 1.2 ap stoundenden Fout : sofort; stehenden Fußes. 1.3 mäd de Floaine ap de Tille stounde : mit dem Flegel auf dem Steg stehen (= leicht beleidigt sein). 1.4 du stoanst deer fain ape : du siehst gut aus auf dem Foto, Bild. 1.5 hie kuud nit toun Stounden kume : er konnte nicht zum Stehen kommen. 1.6 stoundend Koardel : stehendes Getreide im Gegensatz zu läzend Koardel : liegendes Getreide. 2. sich an einer bestimmten Stelle befinden: 2.1 do Tuwwelke stounde ap t Fjuur : die Kartoffeln stehen auf dem Feuer. wan du din Bräi nit apiete koast, dan wollen wie him stounde läite , bit du wier Smoacht hääst: wenn du deinen Brei nicht aufessen kannst, dann wollen wir ihn stehen lassen, bist du wieder Hunger hast. 2.3 die Roage stoant noch bute: der Roggen steht noch auf dem Felde. 2.4 sien Lieden stoant mie noch kloor fóar do Ogene: sein Leiden steht mir noch deutlich vor den Augen. 2.5 ju Sunne stoant hooch an dä‘n Hemel : die Sonne steht hoch am Himmel. 3. (Kulturpflanzen) in einem bestimmten Stand des Wachstums sein: ju Wete stoant goud : der Weizen wäch?chst gut. 4. als Bauwerk vorhanden sein: do Huze stounde Mon an Mon : die Häuser stehen gleich nebeneinander. (+ sik) in einem bestimmten Verhältnis zueinander sein: jo stounde sik nit goud : sie können nicht gut miteinander; sie sind keine Freunde. beteuern: ju stoant ap Hiere Uunskeeld : sie beteuert ihre Unschuld. 7. beschäftigt sein; im Dienst sein: die junge Koaster stoant in Romelse, die Pastoor in Strukelje : der junge Lehrer ist in Ramsloh im Dienst, der Pfarrer in Stücklingen. 8. (Kleidungsstück) passen: dät Klood stoant die goud : das Kleid steht dir gut. 9. (+ sik) in bestimmten finanziellen Verhältnissen stehen: hie stoant sik goud : er hat ein gutes Auskommen. 10. hervortreten, hervorquellen: dät Woater stuud mie twiske do Tonen : das Wasser quoll mir zwischen den Zehen hervor. 11. beharren, bestehen: hie stoant ap sien Menenge : er beharrt auf seiner Meinung. 12. (Kuh) trächtig werden: ju Ku häd nit steen : die Kuh ist nicht trächtig geworden. 13. (Wasser) nicht fließend: stoundend Woater : stehendes Wasser. 14. mäd stoundenden Woain fiere : mit einem Wagen voll Getreide vom Feld in die Scheune fahren und sofort mit einem leeren Wagen zurückkommen, sodass immer ein Wagen zur Beladung auf dem offenen Feld steht, wäch?hrend der volle Wagen in der Scheune ausgeladen wird. 15. deer stoant aan ap : auf dieses Ereignis muss ein Schnaps getrunken werden.
Snäiwende, die
Samstag: deer rakt et naan Snäiwende, of ju Sunne nit skient: es gibt keinen Sonnabend, an dem die Sonne nicht scheint. → of, Sneeuwende
smilte iek smilte, du smiltst, hie/ ju smilt, wie smilte; smolt, smolten; is/häd smolten; smilt! smiltet!
1. schmelzen; durch den Einfluss von Wärme zergehen (is): ju Butere smilt in de Sunne : die Butter schmilzt in der Sonne. schmelzen; durch den Einfluss von Wärme zergehen lassen: die Smid häd dät iezen gau smolten : der Schmied hat das Eisen schnell geschmolzen.
skjote iek skjote, du skjutst, hie/ ju skjut, wie skjote; skoot, skoten; is/häd sketen; skjut/skjote! skjotet!
1. schießen: fergenen Häärst häd uus Babe twäin Harte sketen : vergangenen Herbst hat unser Vater zwei Hirsche geschossen. angrenzen an: sien Lound skjut an uus Buräi : sein Land grenzt an unseren Bauernhof. 3. (Flüssigkeit) strömen (is): dät Röör is breken, un dät Woater skjut deeruut : das Rohr ist gebrochen, und das Wasser strömt da heraus. 4. (Milch) gerinnen; sauer werden (is): ju Moalk häd tou loange in ju Sunne steen un is sketen : die Milch hat zu lange in der Sonne gestanden und ist sauer geworden. 5. reinigen: Roage skjote : Roggen reinigen. 6. schnellen; sausen, mit hoher Geschwindigkeit gehen oder fahren (is): 6.1 hie skoot an mie fóarbie, as wan hie Fjuur in de Moarze hiede : er schnellte an mir vorbei, als wenn er Feuer im Hintern hätte. 6.2 do Bäidene skoten in t Bääd : die Kinder schnellten ins Bett. 6.3 in dä‘n Sin skjote : einfallen. 7. (Pflanze) aufsprießen, aufschießen (is): do Ploanten skjote in t Säid : die Pflanzen setzen Saat an. 8. zu wachsen beginnen (is): die Roage, die Heeuwer skjut : der Roggen, der Hafer beginnt zu wachsen. 9. einen stechenden Schmerz verursachen (is): dät loange Moaljen is mie in dä‘n Rääch sketen : die lange Malerarbeit hat mir einen stechenden Schmerz im Rücken verursacht. 10. (Tau) ablaufen lassen; loslassen (is/ häd): läit dät Tau man skjote! : lass das Tau nur ablaufen! 11. fallen, stürzen (is): hie skoot fon ju Ladere un fäl ap dä‘n Kop : er stürzte von der Leiter und fiel auf den Kopf. 12. etwas schnell tun, schnell bewegen: die Bakker skoot dät Brood tou dä‘n Ougend oun : der Bäcker schob das Brot schnell in den Ofen hinein. 13. einen Gegenstand mit dem Fuß werfen: hie skoot dä‘n Baal truch ju epene Dore : er schoss den Ball durch die offene Tür.
Skiene iek Skiene, du skienst/skinst, hie/ju skient/skint, wie Skiene; skeen, skenen; skienen ; Imperativ selten
1. scheinen, strahlen; Licht, Helligkeit abgeben: ju Sunne skient : die Sonne scheint. 2. schimmern: dät Göitjen skient uut dät Gräine : der Stoff hat einen grünlichen Schimmer. den Anschein haben; den Eindruck erwecken, dass... 3.1 jo skenen dät nit tou ferstounden : sie schienen das nicht zu verstehen. 3.2 et skient wäch?t, man deer sit niks bäte : es sieht nach etwas Wichtigem aus, aber es sitzt nichts dahinter.
wan
1. wenn: 1.1 wan du wolt, kon iek dälich kume : wenn du willst, kann ich heute kommen. 1.2 wan deer noch wäch?t fon dä‘n Ploan wäch?ide skäl , mouten wie nu beginne : wenn etwas aus dem Plan werden soll, müssen wir jetzt beginnen. 1.3 wan et wäch?t wol, dan konnen wie noch swimme gunge : wenn es euren Wünschen und Erwartungen entspricht, können wir schwimmen gehen. 1.4 wan et ap Fräindai rient un ju Sunne skient, dan boake do Häksen Ponnekouke/ Ponkouke : wenn es am Freitag regnet und die Sonne scheint, dann backen die Hexen Pfannkuchen. 1.5 wan du dät dääst, is et mäd uus bee ute : wenn du das tust, ist es mit uns beiden zu Ende.
wäid
1. wert: 1.1 du bääst neen grote Bone wäch?id : du bist keine große Bohne wert (= du bist wertlos). 1.2 iek fäile mie dälich niks wäch?id : ich fühle mich heute schlecht. 1.3 is dät niks wäch?id? : ist das nichts wert? (Frage an ein Kind, das versäumt, sich für ein Geschenk zu bedanken.) 1.4 hie is et nit wäch?id, dät him ju Sunne beskient : er ist es nicht wert, dass ihn die Sonne bescheint (= er taugt nichts). 2. würdig: du bäst tou dussen Pries nit wäch?id : du bist dieser Auszeichnung unwürdig. 3. ‘nützlich: dät is wäch?t wäch?id : das ist ‘nützlich, vorteilhaft.
wächkrjope
1. wegkriechen, davonkriechen: 1.1 (Märchensprache) ju Sunne is wäch?chkrepen; ju Sunne is in Hiere Nääst ounkrepen : die Sonne ist fortgekrochen; die Sonne ist in ihr Nest hineingekrochen. 1.2 hie is dä‘n Düwel/ Djuwel wäch?chkrepen : er ist dem Teufel davongekrochen.
Wääste (a) , dät/die
1. Westen: 1.1 die Wiend sit in t Wääste : der Wind weht aus dem Westen. 1.2 as/ wan ju Sunne skient in t Wääste, sunt do Loaie do Bääste : wenn die Sonne scheint im Westen, sind die Faulen die Besten.
uutdruuchje
1. austrocknen: ju Sunne druget dät Lound uut : die Sonne trocknet das Land aus. 2. vertrocknen, trocken werden (is): dät Lound mout moor Rien häbe, eer et uutdruget : das Land muss mehr Regen haben, bevor es austrocknet.
unnerguunge
1. untergehen: ju Sunne gungt unner : die Sonne geht unter. 2. zugrunde gehen, bankrott gehen: die äärme Käärdel is deerbie unnergeen : der arme Kerl ist dabei zugrunde gegangen. 3. (Schiff) sinken: fuul Skiepe sunt fóar Börkum unnergeen : viele Schiffe sind vor Borkum gesunken.
truchkume
1. durchkommen, hindurchkommen: 1.1 wie sunt goud truch ju Wiek truchkemen : wir sind gut durch die Woche hindurchgekommen. 1.2 truch dussen Winter kon man wäch?il truchkume : durch diesen Winter kann man wohl hindurchkommen. 2. vorbeikommen: koast du mäiden bee/ mie truchkume? : kannst du morgen bei mir vorbeikommen? 3. (Sonne) durchbrechen: ju Sunne kumt truch do Wulken truch : die Sonne bricht durch die Wolken hindurch. 4. gelingen; Erfolg haben: hie is deermäd truchkemen : es ist ihm gelungen.
tichtkniepe
zukneifen: do Ogene in ju Sunne tichtkniepe : die Augen in der Sonne zukneifen.
Skien, -e, die
1. Schein, Licht, Glanz: die Skien fon de Sunne, fon de Laampe: der Schein, das Licht der Sonne, der Lampe. 2. Schein, Geldschein; schriftlicher Beweis: hie mout mie dä‘n Skien uutstale : er muss mir den Schein ausstellen.
Rieze die Dee rist; rees, rezen; is/häd riezen
1. (Teig) aufgehen, gären: die Dee rist in de Ponne : der Teig geht in der Pfanne auf. 2. aufgehen, am Horizont erscheinen: ju Sunne rees rood in t Aaste : die Sonne ging rot im Osten auf. [afrs. rîsa: entstehen]
bruun
1. braun: 1.1 nit fuul Seelter häbe brune Ogene : nicht viele Saterfriesen haben braune Augen. 1.2 brunen Sukker : brauner Zucker; Rohzucker. 1.3 bruun baand fon ju Sunne : braun gebrannt von der Sonne.
Bolse, -n, die
1. Kater: die tjukke Bolse lait in ju Sunne: der dicke Kater liegt in der Sonne. 2. dicke Murmel.
boar
1. (Geld) in Geldscheinen und/oder Münzen: boar ap de Hounde : bar; in klingender Münze. 2. (Tee) pur, rein, unvermischt; ohne Milch und Zucker und/oder Zuspeise: wolt du bloot dä‘n boare Tee sunder ‘‘n Stuk Kouke? : willst du nur den reinen Tee ohne ein Stück Kuchen? 3. drückt aus, dass etwas in seiner größten Kraft, in seiner größten Ausdehnung vorhanden ist: 3.1 ju boare Sunne : die pralle Sonne. 3.2 ap de boare Hede : mitten in der Heide. 3.3 die boare Djuwel : der leibhaftige Teufel. 3.4 dät Huus is ‘‘n boaren Plois : das Haus ist ein wahrhaftiger Palast. 4. nackt: ju boare Häid : die nackte Haut. [engl. bare]
blinsterje
1. blinzeln. 2. spiegeln, glänzen: ju Sträite blinstert, wan et rient : die Straße spiegelt, wenn es regnet. 3. blenden: ju Sunne blinstert mie : die Sonne blendet mich.
blinkje
1. blinzeln, zwinkern: 1.1 die oolde Poage blinkede in ju Sunne : der alte Frosch blinzelte in der Sonne. 1.2 hie blinkede uus tou, dät wie him ättergunge skulen : er zwinkerte uns zu, dass wir ihm folgen sollten. 2. funkeln: Hiere Ogene blinkeden, as ju uus fon ju Wärskup fertälde : ihre Augen funkelten, als sie uns von der Hochzeit erzählte.