Saterfriesisches Wörterbuch
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al

1. schon, bereits: 1.1 dät is al tou Eende : das ist schon zu Ende. 1.2 uus Bääsjebabe waas al loange dood, as dät, wäch?t hie fóaruuttäld hiede, uutkoom : unser Großvater war schon lange tot, als das, was er vorausgesagt hatte, Wahrheit wurde. 1.3 dät is al : das ist schon erledigt.

ze (b)

1. jo (Nom.) / him (Dat./Akk.), ze (Akk.): sunt do Koastere al deer? : sind die Lehrer schon da? – jee, iek häbe him/ze blouked , un iek wol mäd him bale : ja, ich habe sie gesehen, und ich will mit ihnen reden. 2. ze bezeichnet Dinge, die man nicht ausdrücklich nennen möchte: hie häd ze nit aal : er hat nicht alle Tassen im Schrank.

ää!

ätsch!; lang gestreckter Spottruf: ää! dät kon iek al loange beter as du! : ätsch! das kann ich schon lange besser als du!

allene

1. getrennt, ohne Hilfe: 1.1 dät Bäiden kon al allene lope : das Kind kann ohne fremde Hilfe laufen. 1.2 foar sik allene : zurückgezogen, einsiedlerisch.

anbreke

1. anbrechen: 1.1 ‘‘n Kiste anbreke : eine Kiste öffnen und zu gebrauchen beginnen. 1.2 eine Flasche zum ersten Mal öffnen: ju Petälje is al anbreken : die Flasche ist schon geöffnet, entkorkt. 1.3 ‘‘n anbrekenen Eeuwend : eine Abendgesellschaft von (zu) kurzer Dauer.

anfräigje

1. anfragen, sich erkundigen. 2. anfordern. 3. bitten um; nachsuchen, ansuchen; verlangen, beantragen: 3.1 hie häd al uum ‘‘n Fersättenge anfräiged : er hat schon um eine Versetzung nachgesucht. 3.2 hie häd uum moor fräie Tied anfräiged : er hat einen Antrag um mehr Freizeit gestellt.

anhaue

anhauen: die Boom is al anhauen un kon mäkkelk fale : der Baum ist schon angehauen und kann leicht fallen.

anhoolde

1. anhalten: 1.1 ‘‘n Woain anhoolde : einen Wagen anhalten. 1.2 mäd do Woude anhoolde : stottern. 2. anbehalten: hie häd sin Moantel anheelden : er hat seinen Mantel anbehalten. 3. bitten (um): hie Hielt mie uum Jeeld an : er bat mich um Geld. 4. sich bewerben: hie Hielt uum ju Stede an : er bewarb sich um die Stelle. 5. dringen (auf): hie hoaldt ap ‘‘n Gespräk mäd uus an : er dringt auf ein Gespräch mit uns. 6. ansprechen (auf): hie Hielt mie uum dä‘n ‘näie Woain an : er sprach mich auf den neuen Wagen an. 7. zu etwas erziehen, anleiten: iek häbe him deer tou anheelden, beter tou skrieuwen : ich habe ihn dazu angeleitet, besser zu schreiben. 8. Station machen: Hier wollen wie so loange anhoolde : hier wollen wir so lange Station machen. 9. werben um: hie hoaldt al two Jiere um dät Wucht an : er wirbt schon zwei Jahre um das Mädchen.

anpikke

anpicken: dät Oai is al anpikt : das Ei ist schon angepickt.

aphälpe

aufhelfen; auf die Beine helfen; beim Aufstehen behilflich sein: hie is al loange uur tachentich, man hie lät sik nit aphälpe : er ist schon längst über achtzig, aber er lässt sich beim Aufstehen nicht helfen. [engl. help up]

apknätte

1. erhängen, aufhängen: in oolden Tieden häbe do Fräizen Stelere apknät : in alten Zeiten haben die Friesen Diebe aufgehängt. 2. (+ sik) sich erhängen: uus Noaber waas al loange deelsloain, un nu häd hie sik apknät : unser Nachbar war schon lange niedergeschlagen, und jetzt hat er sich aufgehängt.

apkriege

1. aufheben, aufnehmen, auflesen: 1.1 krich dät Bouk ap! : hebe das Buch auf! 1.2 iek kuud ju swere Kiste nit apkriege : ich konnte die schwere Kiste nicht aufheben. 2. aufessen: hie kon aal do Tuwwelke nit apkriege : er kann all die Kartoffeln nicht aufessen. 3. aufbekommen, nur mit Mühe öffnen: ju Dore kregen wie eerst leter ap : wir bekamen die Tür erst später auf. 4. durchbringen: hie häd sien Fermugen al apkriegen : er hat sein Vermögen bereits durchgebracht.

apkume

1. aufkommen, entstehen: deer kumt wäch?t Näies ap : es kommt etwas Neues auf. 2. aufstehen, hochkommen; auf die Beine kommen: 2.1 die besepene Käärdel kuud nit allännich apkume : der Besoffene konnte nicht allein auf die Beine kommen. 2.2 dät Swien liech deer un kuud nit apkume : das Schwein lag da und konnte nicht hochkommen. 3. die Kosten übernehmen für jemanden; jemanden unterstützen: 3.1 iek kume foar mien Bäidensbäidene ap : ich übernehme die Kosten für meine Enkelkinder. 3.2 ju mout foar sik säärm apkume : sie muss sich selbst unterstützen. 4. sich für jemanden, etwas einsetzen: hie kumt foar sin Glowe ap : er setzt sich für seinen Glauben ein. 5. (Pockenimpfung) anschlagen: sunt bee/ die do Pokken apkemen? : hat bei dir die Pockenimpfung angeschlagen? 6. (Sonne, Mond): aufgehen: ju Moune, ju Sunne kumt ap : der Mond, die Sonne geht auf. 7. (Unwetter) heraufziehen, aufziehen; im Anzug sein: deer kumt ‘‘n Uunweder ap : ein Unwetter zieht (her) auf. 8. aufgegessen werden: dät Brood skäl gau apkume : das Brot wird schnell aufgegessen werden. 9. aufgehen, aufkeimen: ju Wete koom goud ap : der Weizen keimte gut auf. 10. aufstehen: as iek apkoom, skeen ju Sunne al : als ich aufstand, schien die Sonne schon. 11. aufwachsen: hie is in Auerk apkemen : er ist in Aurich aufgewachsen. 12. für etwas verantwortlich sein, für etwas Sorge tragen: hie mout deerfoar apkume: er muss dafür Sorge tragen. 13. in Mode kommen, in Gebrauch kommen: as do Koakmaskienen apkemen, häbe do Ljudene nit moor an t epene Fjuur seden : als die Herde mit Holzfeuerung in Gebrauch kamen, haben die Leute nicht mehr über dem offenen Feuer gekocht. 14. (Mond) zunehmen: ju Moune is in t Apkumen : der Mond nimmt zu. 15. sich erheben: deer kumt Stoarm ap : ein Sturm erhebt sich. 16. (Wind) an Geschwindigkeit zunehmen: 16.1 die Wiend kumt ap : der Wind nimmt an Geschwindigkeit zu. 16.2 ‘‘n apkumenden Wiend : ein an Geschwindigkeit ständig zunehmender Wind. 17. (Flut) steigen: ju Floud kumt ap : die Flut steigt.

apwookje

1. auftauen, aufweichen, weich werden (is): 1.1 dät Flaask is al apwoked : das Fleisch ist schon aufgetaut. 1.2 dät Íes woket in ju Sunne ap : das Eis taut in der Sonne auf. 1.3 apwoked Woater : Wasser, das sich bei Tauwetter auf dem Eis sammelt.

ätter

1. nach (räumlich): 1.1 ätter Huus wai/tou : nach Hause. 1.2 ätter alle Sieden wai : nach allen Seiten hin. 1.3 hie is läip ätter sik tou : er ist ein raffgieriger Mensch. 1.4 hie koom ätter mie wai/tou : er kam auf mich zu. 2. nach (zeitlich): 2.1 et is al ätter alwen : es ist schon nach elf Uhr. 3. dieser Sache gemäß, entsprechend: 3.1 wie wülen ‘‘n Uutflucht moakje, man dät Weder waas deer nit ätter : wir wollten einen Ausflug machen, aber das Wetter eignete sich nicht dafür. 3.2 ätter Jan sien Fertällen waas dät ook so : der Erzählung von Jan gemäß war das auch so. 3.3 do Bäidene duren ätter Hiere Oaler deeran deelnieme : die Kinder dürfen ihrem Alter gemäß daran teilnehmen.

Bäidensjiere, do

Kinderjahre; Zeit des Kindseins: dät is al in sien Bäidensjiere(‘n) passierd: das ist bereits in seinen Kinderjahren passiert.

bäite iek bäite, du bätst, hie/ju bät, wie bäite; bätte, bätten; bät; bäite! bäitet!

1. heizen: fon t Jier moasten wie bit Eende Moai bäite : dieses Jahr mussten wir bis Ende Mai heizen. 2. ein Feuer anlegen: wie häbe in ju Stowe al bät : wir haben in der Stube schon ein Feuer angelegt. [afrs. bêta]

bäizemskeen

besenrein, sauber gefegt; vom gröbsten Dreck befreit: die Komer waas al bäizemskeen, as iek deer ounlook : das Zimmer war schon besenrein, als ich da einzog.

Baleräi , -en, ju

1. Gerücht: dät sunt aal bloot Baleräien : das sind alles nur Gerüchte. 2. Gerede: 2.1 paas ap, dät dien Wucht nit in de Baleräi kumt : paas auf, dass deine Tochter nicht ins Gerede kommt. 2.2 wan du so färe moakest, dan brange do die in de Baleräi : wenn du so weiter machst, dann bringen die dich ins Gerede. 3. Gemunkel: ju Baleräi gungt al loange, dät jo hilkje wollen : es wird schon lange gemunkelt, dass sie heiraten wollen. 4. Plauderei: koast du nit ap ‘‘n litje Baleräi fóarbiekume? : kannst du nicht auf eine kleine Plauderei vorbeikommen?

Ballerbukse, -n, die

1. Polterer: so ‘‘n Ballerbukse duurt nit mee in dä‘n Räid sitte : ein solcher Polterer darf nicht Mitglied des Rates sein. 2. Raubein, Grobian: du koast uut so ‘n Ballerbukse naan Gouldsmid moakje: du kannst aus einem solchen Grobian keinen Goldschmied machen. 3. Tollpatsch: die oolde Ballerbukse häd mie al wier dä‘n Ommer umesmieten: der alte Tollpatsch hat mir schon wieder den Eimer umgeworfen.

beenhaft(ig)

1. zum Gehen, Reisen imstande; gehfähig, reisefähig: soloange iek beenhaft blieuwe, kon iek sälwen ienkoopje : solange ich gehfähig bleibe, kann ich selbst einkaufen. 2. (nach einer Krankheit) wieder auf den Beinen: die Kroanke is al Wier beenhaftich : der Kranke ist schon wieder auf den Beinen.

bedrieuwe

betreiben, führen, unterhalten: ju Weerskup bedrift hie al twintich Jier : er betreibt die Wirtschaft schon zwanzig Jahre.

befale

befallen; unvermittelt überkommen: die Bround häd dä‘n Roage al Wier befalen : der Brand hat den Roggen schon wieder befallen.

bejierd

bejahrt; reiferen Alters: iek wiste nit, dät hie al so bejierd waas : ich wusste nicht, dass er schon so bejahrt war.

bekanne

1. bekennen; offen zugeben; eingestehen: hie häd sien läipste Sänden noch nit bekoand : er hat seine schlimmsten Sünden noch nicht eingestanden. 2. Zeugnis für den Glauben ablegen: hie häd sin Glowe bekoand : er hat seinen Glauben bekannt. 3. im Vertrauen erzählen: dät häd hie mie al bekoand; dät skuul nemens wiete : das hat er mir schon im Vertrauen erzählt; das sollte niemand wissen.