räädje
reden. → bale
dum bale
1. jemandem etwas Dummes oder Leichtsinniges einreden: hie häd uus Fädder dum boald : er hat unserem Vetter etwas Dummes eingeredet. 2. mit vielen Worten zu hintergehen versuchen. 3. durch unablässiges Reden zu verwirren oder zu überzeugen versuchen.
Baal (a), do Bale, die
Ball, große Tanzveranstaltung.
Baal (b), do Bale, die
Ball, Spielball.
bale iek bale, du boalst, hie/ju boalt, wie bale; boalde, boalden; boald; bale! balet!
1. sprechen, reden; sich unterhalten: 1.1 hie wol ieuwen mäd die bale : er will eben mit dir reden. 1.2 ätter sien Balen kon dät nit weer weze : nach dem, was er erzählt, kann das nicht wahr sein. 1.3 dät is sien Balen : das ist eine ständige Redensart von ihm. 1.4 deer koast du goud mäd him uur bale : du kannst ganz vernünftig mit ihm darüber reden. 1.5 deer wollen wie nit uur bale! : das kommt nicht in Frage! 1.6 hie boalde deer nit umetou : er redete nicht darum herum; er sprach die Wahrheit. 1.7 mäd Balen aphoolde : jemanden aufhalten, indem man auf ihn einredet. 1.8 mäd Hounde un Fäite bale : mit Händen und Füßen reden; gestikulieren. 1.9 so wäch?dt boald : so weiß ich es vom Hörensagen.
ferdän
hier in der Redewendung: 1. hä‘n un ferdä‘n : hin und her. 2. hä‘n un ferdä‘n bale : hin und her reden; das Thema ständig wechseln.
wies (wiezer, wíeste)
1. aufgeweckt, klug. 2. verständig, erfahren, vernünftig: wies bale : ein vernünftiges Wort miteinander reden; einen Gedankenaustausch halten; sich ernsthaft unterhalten. 3. altklug, vorlaut, vorwitzig: 3.1 hie is mie tou wies: er ist mir zu vorlaut. 3.2 hie is so wies as Salomons Kat, die fon Wiezigaid fon ‘n Stoul falen is un sik dä‘n Stäit breken häd: er ist so vorwitzig wie Salomons Katze, die vor Vorwitz von einem Stuhl gefallen ist und sich den Schwanz gebrochen hat. 3.3 hie is so wies as Skiete: er ist sehr eingebildet. 4. höhnisch, sarkastisch, spitz: aan wies oulope läite : jemandem eine abschlägige, häufig beleidigende Antwort geben. wies bale : sarkastische, abfällige Bemerkungen machen. 5. affig, zimperlich; eitel und geziert: ju is ‘n wies Diert: sie ist ein eitles Ding. 6. listich, durchtrieben. 7. schlagfertig: ‘n wieze Ontwoud: eine schlagfertige Antwort.
sloank
1. schlank. 2. beweglich, gelenkig, biegsam: 2.1 die oolde Mon is noch sloank ap do Bene : der alte Mann ist noch sehr beweglich und gut zu Fuß. 2.2 hie is so sloank as ‘‘n wüülgenen täkke : er ist so biegsam wie eine Weidengerte. fließend: hie kon sloank Seeltersk bale : er kann fließend Saterfriesisch sprechen. 4. redegewandt: hie kon so sloank sien Woud moakje : er ist sehr redegewandt. 5. (Kaffee, Tee) dünn; vom zweiten Aufguss: iek wol dä‘n oolde, sloanke Koafje nit drinke : ich will den alten, dünnen Kaffee nicht trinken.
seer (a) (seerder, seerste)
1. wund, krank; voller Wunden oder Ausschlag: 1.1 hie häd ‘‘n seren Finger : er hat einen wunden Finger. 1.2 ‘‘n seren Rääch : ein durchgelegener Rücken. 1.3 aan seer dwo : 1.3.1 jemanden körperlich verletzen. 1.3.2 jemandem zu nahe treten, jemanden beleidigen. 1.4 ‘‘n sere Stede : schmerzhafte, empfindliche Stelle am Körper. 2. peinlich: 2.1 ‘‘n sere Stede : ein peinliches Thema, eine peinliche Erinnerung. 2.2 du moast nit deeruur bale; dät is ‘‘n sere Stede bee/ him : du sollst nicht darüber reden; das ist ein peinliches Thema bei ihm.
smerich
1. fettig, schmierig, dreckig. 2. unsittlich, unanständig, pornografisch: smerich bale : obszö‘n reden, Zoten erzählen. 3. (Boden) 3.1 schlecht trocknend, lehmig: uus Tuun häd smerige Gruunde : unser Garten hat lehmigen Boden, trocknet schlecht. 3.2 fruchtbar: bee/ uus is ju Gruunde so smerich, dät alles woakst : bei uns ist der Boden so fruchtbar, dass alles wäch?chst. 4. falsch, verstohlen, schadenfreudig: smerich laachje : schadenfreudig lachen. 5. falsch, niederträchtig: 5.1 hie is mie tou smerich : er ist mir zu falsch. 5.2 dät is smerich Dwoon : das ist niederträchtiges Handeln. 6. schönredend, schmeichlerisch: hie kon smerich bale : er kann schmeichlerisch reden.
smoakelk
1. schmackhaft, wohlschmeckend; lecker, appetitlich. 2. entzückend. 3. lustich, drollich, unterhaltsam: 3.1 uus Bääsje kon so smoakelk fertälle : unsere Großmutter kann so lustich erzählen. 3.2 dusse Koaster kon smoakelk bale : dieser Lehrer kann gewandt reden. 3.3 aan smoakelk ju Weerhaid fertälle : jemandem mit Geschick die Wahrheit sagen; jemanden geschickt tadeln. 4. bequem, entspannt, gemütlich: Hier in dä‘n Tuun koast du smoakelk sitte : hier im Garten kannst du entspannt sitzen.
Sproake, -n, ju
1. Sprache: dä‘n Pries häbe wie tou Sproake broacht: wir haben den Preis erörtert. 2. Mundart, Dialekt: do Noudfräizen bale ‘‘n uur Sproake as wie, man wie konnen ze daach ferstounde : die Nordfriesen sprechen einen anderen Dialekt als wir, aber wir können sie doch verstehen. 3. Stimme: hie häd ‘‘n groawe Sproake : er hat eine tiefe, markante Stimme.
struwich
1. buschig, zottig, struppig: struwige Hiere : struppige Haare – ein Zeichen von Krankheit. 2. mürrisch, abweisend: ju waas so struwich, iek moate nit jädden mäd Hier bale : sie war so mürrisch, ich mochte nicht gern mit ihr reden.
swäit (swätter, swäitste)
1. lecker, schmackhaft, wohlschmeckend: wäch?t smoaket mie dät ieten swäit! : was schmeckt mir das Essen lecker! 2. süß: 2.1 iek mai ‘‘n Stuk Kouke, wan et nit so swäit is : ich mag ein Stück Kuchen, wenn es nicht so süß ist. 2.2 hie häd swäit Bloud : er wird immer von Mücken gestochen. 2.3 swäit moakje : versüßen. 3. schmeichelhaft, heuchlerisch: swäit bale : heucheln, schmeicheln. 4. naschhaft: dät Bäiden häd ‘‘n swäite Mule : das Kind nascht gerne Süßigkeiten. 5. hübsch, schö‘n: du koast die nit foarstale, wo swäit dät Wucht is : du kannst dir nicht vorstellen, wie schö‘n das Mädchen ist.
skoai
ironisch, sarkastisch: skoai bale : sarkastisch, ironisch reden.
skietsk
1. spöttisch, höhnisch, hämisch, schadenfroh. 2. abfällig, gering schätzend, sarkastisch, herablassend: skietsk bale : lästern; abfällig, verächtlich reden, meistens über den jüngsten größeren Ankauf eines Nachbarn oder Bekannten: Baljan häd uur min ‘näie Woain skietsk boald : Baljan hat verächtlich über mein neues Auto geredet. 3. ironisch: wan dät Wieuwmoanske Ängelskunnergjucht reke kon, dan kon iek Unnergjucht in Chinesisch reke , kwaad Maräike skietsk : wenn die Frau Englischunterricht geben kann, dann kann ich Unterricht im Chinesischen geben, sagte Maräike ironisch.
skeen (skanner, skeenste)
1. rein, sauber: ju Ku is nit skeen wuden : die Kuh ist die Nachgeburt nicht losgeworden; die Nachgeburt ist nicht weggegangen. 1.2 hie häd dät Fäl nit skeen: er hat etwas auf dem Kerbholz. 1.3 skeen ou/owe/ oawe: erschöpft. 1.4 sik skeen bale: sich herausreden; eine Ausrede suchen. 1.5 skeen moakje: reinigen, sauber machen. 1.6 wie mouten ju Seke in t Skene brange: wir müssen die Sache ins Reine bringen, bereinigen. 1.7 skeen Jeeld: Reingewinn, Reinverdienst. 1.8 skene Lai moakje: reinen Tisch machen. 1.9 et is sweer, so ‘n Staal skeen tou hoolden: es ist schwer, einen solchen Stall sauber zu halten. 1.10 die Kat likkede dä‘n Näp skeen: die Katze leckte den Napf sauber. 1.11 skeen waaske: sauber waschen. 1.12 sik skeen waaske: zum eigenen Vorteil sich für bankrott erklären. 2. (Flüssigkeit) hell, klar: 2.1 skeen Woater: klares Wasser. 2.2 skenen Fuzel: klarer Schnaps. 3. abstinent, trocken; alkoholabstinent: siet sien Melöär is hie skeen: seit seinem Unfall trinkt er keinen Alkohol mehr. 4. (Kopf) klar, nicht verwirrt: die Kop blift skeen: man behält einen klaren Kopf. 5. gänzlich, vollständig: ju waas skeen bedruppeld: sie war vollständig benommen.
sjunge iek sjunge, du sjungst, hie/ju sjungt, wie sjunge; soang, soangen; soangen; sjunge! sjunget!
1. singen: 1.1 so as do Oolde/Oolden sjunge, so floitje/piepje do Junge : wie die Alten/Eltern singen, so zwitschern die Jungen. 1.2 hie kon sjunge as ‘‘n Ku ap ‘‘n Wusthouden : er kann singen wie eine Kuh auf einem Wursthorn, d. h. schlecht. 1.3 hooch sjunge : mit heller Stimme singen. 1.4 jie konnen wäch?il/wül tougliek sjunge, man nit bale : ihr könnt wohl zugleich singen, aber nicht reden. 1.5 hie sjungt foar sik : er singt solo. 1.6 ju is äuwelch wai tou sjungen : sie geht heute Abend zum Gesangverein. 2. klingen: do Ore sjunge mie : mir klingen die Ohren. 3. (Wasser) in den frühen Stadien des Siedens ein singendes Geräusch von sich geben: dät sjodende Woater in dä‘n Setel sjungt : das kochende Wasser im Kessel erzeugt ein singendes Geräusch.
tougoudekume
1. zugute kommen; helfen, ‘nützen: et kumt mie tougoude, dät iek goud Fransk bale kon : es ‘nützt mir, dass ich gutes Französisch sprechen kann. 2. entgegenkommen: iek skäl die wäch?t tougoudekume : ich werde dir einen Teil des Schadens vergüten. 3. unterstützen: do Bäidene kume do Oolden wäch?t tougoude : die Kinder unterstützen ihre Eltern.
roar (roarder, roarste)
1. sonderbar, seltsam; komisch, unsympathisch: dät is die ‘‘n roaren Käärdel! : das ist wirklich ein komischer Kerl, ein Sonderling! 2. hässlich: wäch?t sjucht die Wäänt roar uut! : was sieht der Bursche hässlich aus! 3. gehässig: roar bale : sich auf eine gehässige Art ausdrücken. 4. selten, spärlich: Jeeld is roar bee/ him : er ist arm. 5. bedenklich: dät lät mie roar tou : das kommt mir bedenklich vor. 6. ekelhaft: roar swäit : ekelhaft süß. 7. grausam: dusse Buur gungt roar mäd sien Houngste ume : dieser Bauer geht grausam mit seinen Pferden um. 8. unanständig, abscheulich, widerwärtig: hie bruukt sukke roare Uutdrukke, ook wan hie mäd Wieuwljude boalt : er gebraucht solche unanständigen Ausdrücke, auch wenn er mit Frauen redet. 9. wunders: hie däd, as wan hie roar wäch?t däin hiede : er tut, als wenn er wunders was geleistet hätte. 10. übel, unpässlich: 10.1 mie is so roar tou : mir ist übel. 10.2 iek bä‘n roar toufree : ich bin unpässlich. 11. grob: roar Beskeed tälle : anfahren; im barschen Ton zurechtweisen. 12. unangenehm: roar Wierk : Unannehmlichkeiten. 13. (Wetter) bedrohlich: roare Lucht : bedrohlich aussehender Himmel.
Rääch, -e, die
1. Rücken: 1.1 hie wol twäin Räge uut een Swien: er will zwei Rücken aus einem Schwein (= er ist allzu begierig). 1.2 hie häd ‘n breden Rääch: er ist sehr widerstandsfähig. 1.3 aan bäte dä‘n Rääch bale : jemanden hinter seinem Rücken, hinterrücks verleumden. 1.4 hie häd goud wäch?t bäte dä‘n Rääch : er hat ein gutes Einkommen. 1.5 in Huus hieden wie aaltied fuul Eed bäte dä‘n Rääch : zu Hause hatten wir immer viel Torf im Vorrat. 1.6 hie häd ‘‘n sträwigen Rääch : er kann sich etwas leisten, ist wohlhabend. 1.7 hie smit sik in dä‘n Rääch : er wirft sich in die Brust. 1.8 ju Moune lait in dä‘n Rääch : der Mond scheint in einer Schräglage zu liegen, ein Zeichen, dass es bald regnen wird. 1.9 ‘‘n lieken Rääch moakje : aufstehen, um zu Atem zu kommen, nachdem man schwere Arbeit mit gebogenem Rücken getan hat. 1.10 bäte dä‘n Rääch : hinterrücks. 1.11 (Pferd) ‘‘n Houngst mäd ‘‘n läigen Rääch : ein Pferd mit einem Senkrücken. 1.12 Wiend ap dä‘n Rääch : Rückenwind.
plump
1. dick, fett: hie häd plumpe Bupperbene : er hat dicke Oberschenkel. 2. schwerfällig: ju häd ‘‘n plumpen Goang : sie hat einen schwerfälligen Gang. 3. grob: so plump koast du mäd mie nit bale : so grob kannst du mit mir nicht reden.
platdüütsk
niederdeutsch, plattdeutsch: do Ammerloundere bale ‘‘n fain Plat : die Ammerländer sprechen ein feines Plattdeutsch. 1.2 du hääst tou fuul platdüütske Woude deertwiske, wan du Seeltersk boalst : du hast zu viel plattdeutsche Wörter dazwischen, wenn du Saterfriesisch sprichst.
Oom (b) , do Ome, dät
ein klarer Augenblick vor dem Tod: een Úre, eer ju stoorf, kreech ju ‘‘n Oom un kuud toumoal mäd uus bale : eine Stunde, bevor sie starb, bekam sie einen klaren Augenblick und konnte plötzlich mit uns reden.
twäärs
1. quer: 1.1 twäärs uur ju Sträite : quer über die Straße. 1.2 twäärs bale : 1.2.1 sarkastisch und/oder schadenfreudig reden. 1.2.2 ulkich oder spaßig reden. 1.3 twäärs kiekje : schielen. 1.4 truch dut Huus koast du twäärs truchkiekje : du kannst quer durch dieses Haus hindurchgucken. 1.5 hie lapt/lopt twäärs : er ist betrunken. 1.6 dät sit him twäärs : das ärgert ihn, steht ihm im Wege. 1.7 twäärs trucheenuur ien : kreuz und quer. 1.8 twäärs uur dä‘n Dom gunge : den Weg überqueren. 1.9 hie is mie twäärs kemen : er hat mir etwas Unangenehmes vorgeworfen. 1.10 die Houngst lapt twäärs : das Pferd setzt die Füße nach außen.