din (m.), dien (f.), dien (n.); dien (Pl.)
1. dein, deine, dein; deine: din Mon, dien Dochter, dien Huus, dien Bäidene : dein Mann, deine Tochter, dein Haus, deine Kinder.
Hangstestaal, -stale, die
1. Pferdestall. 2. scherzhaft für: Hosenschlitz, Hosenlatz: din Hangstestaal is epen : dein Hosenlatz ist offen.
Begeer , die
Verlangen, Wunsch, Anliegen: Häärm fräigede dä‘n Wiergunger : „ Wät is din Begeer? “: Häärm fragte den Wiedergänger: „Was ist dein Wunsch?“
stounde iek stounde, du stoanst, hie/ju stoant, wie stounde; iek stuud/stude, du stuust, hie/ju stuud/stude; steen; blieuw stounden! blieuwet stounden!
1. stehen; sich in aufrechter Haltung befinden: 1.1 (nach langem Stehen) iek stounde mie do Bene in t Lieuw : ich stehe mir die Beine in den Leib. 1.2 ap stoundenden Fout : sofort; stehenden Fußes. 1.3 mäd de Floaine ap de Tille stounde : mit dem Flegel auf dem Steg stehen (= leicht beleidigt sein). 1.4 du stoanst deer fain ape : du siehst gut aus auf dem Foto, Bild. 1.5 hie kuud nit toun Stounden kume : er konnte nicht zum Stehen kommen. 1.6 stoundend Koardel : stehendes Getreide im Gegensatz zu läzend Koardel : liegendes Getreide. 2. sich an einer bestimmten Stelle befinden: 2.1 do Tuwwelke stounde ap t Fjuur : die Kartoffeln stehen auf dem Feuer. wan du din Bräi nit apiete koast, dan wollen wie him stounde läite , bit du wier Smoacht hääst: wenn du deinen Brei nicht aufessen kannst, dann wollen wir ihn stehen lassen, bist du wieder Hunger hast. 2.3 die Roage stoant noch bute: der Roggen steht noch auf dem Felde. 2.4 sien Lieden stoant mie noch kloor fóar do Ogene: sein Leiden steht mir noch deutlich vor den Augen. 2.5 ju Sunne stoant hooch an dä‘n Hemel : die Sonne steht hoch am Himmel. 3. (Kulturpflanzen) in einem bestimmten Stand des Wachstums sein: ju Wete stoant goud : der Weizen wäch?chst gut. 4. als Bauwerk vorhanden sein: do Huze stounde Mon an Mon : die Häuser stehen gleich nebeneinander. (+ sik) in einem bestimmten Verhältnis zueinander sein: jo stounde sik nit goud : sie können nicht gut miteinander; sie sind keine Freunde. beteuern: ju stoant ap Hiere Uunskeeld : sie beteuert ihre Unschuld. 7. beschäftigt sein; im Dienst sein: die junge Koaster stoant in Romelse, die Pastoor in Strukelje : der junge Lehrer ist in Ramsloh im Dienst, der Pfarrer in Stücklingen. 8. (Kleidungsstück) passen: dät Klood stoant die goud : das Kleid steht dir gut. 9. (+ sik) in bestimmten finanziellen Verhältnissen stehen: hie stoant sik goud : er hat ein gutes Auskommen. 10. hervortreten, hervorquellen: dät Woater stuud mie twiske do Tonen : das Wasser quoll mir zwischen den Zehen hervor. 11. beharren, bestehen: hie stoant ap sien Menenge : er beharrt auf seiner Meinung. 12. (Kuh) trächtig werden: ju Ku häd nit steen : die Kuh ist nicht trächtig geworden. 13. (Wasser) nicht fließend: stoundend Woater : stehendes Wasser. 14. mäd stoundenden Woain fiere : mit einem Wagen voll Getreide vom Feld in die Scheune fahren und sofort mit einem leeren Wagen zurückkommen, sodass immer ein Wagen zur Beladung auf dem offenen Feld steht, wäch?hrend der volle Wagen in der Scheune ausgeladen wird. 15. deer stoant aan ap : auf dieses Ereignis muss ein Schnaps getrunken werden.
Rodigaid, ju
1. Röte: du kuust de Rodigaid in sien Gezicht apstiegen sjo: du konntest die Röte in seinem Gesicht aufsteigen sehen. 2. etwas Rotes; ein roter Fleck oder Schimmer: deer sit Rodigaid fon do Sintjansbäien ap din Jikkel: auf deiner Jacke ist ein roter Fleck von den roten Johannisbeeren.
Stok, -ke, die
1. Stock: 1.1 iek häbe him dä‘n Stok bee/ de Dore stoald: ich habe ihn in die Schranken gewiesen. 1.2 hier stoant die Stok bee/ de Dore: hier macht man kurzen Prozess. 1.3 iek häbe him wäch?t ap dä‘n Stok buunden / däin: ich habe ihm einen Streich gespielt, habe ihn verulkt, betrogen, überlistet. 2. die übrig gebliebenen Karten, nachdem der Geber die Karten an die Spieler ausgegeben hat. 3. Besitz, Hab und Gut: wan du wäch?t hääst, moast du ap din Stok appaasje: wenn du etwas hast, musst du auf deinen Besitz aufpassen. 4. Torfmaß von 3, 30 Meter.
stete iek stete, du statst, hie/ju stat, wie stete; stiet/statte, stieten/statten; steten/stat; stete! stetet!
1. stoßen: 1.1 (+ sik) sik fóar de Tonen stete : unsicher gehen. 1.2 (Pferd) sich aufbäumen: die Houngst stat : das Pferd bäumt sich auf. 1.3 an de Wäze stete : an die Wiege stoßen; anfangen zu wiegen. 2. stecken: 2.1 hie statte dä‘n Bräif in de Taaske : er steckte den Brief in die Tasche. 2.2 hie statte dät Bouk unner dät Diskleken : er steckte das Buch unter das Tischtuch. 3. stoßen: do konnen die neen Luus fon ju Trappe stete : die können dir nicht das Geringste anhaben. 4. (Wind) stoßweise wehen: 4.1 die Wiend statte/stiet uur dä‘n Diek : der Wind wehte stoßweise über den Deich. 4.2 die Wiend stat in dä‘n Skossteen oun : ein plötzlicher Windstoß dringt in den Schornstein ein. 5. auf etwas ankommen: 5.1 et stat nit uum een Úre : es kommt auf eine Stunde nicht an. 5.2 et stat uum dä‘n Besluut fon do uur Buren : es kommt auf den Beschluss der anderen Bauern an. 6. stechen; einen stechenden Schmerz verursachen: 6.1 et stat mie in dä‘n Rääch : der Schmerz sticht mir/mich in den Rücken. 6.2 die Buuk stat mie : der Bauch schmerzt mir. 6.3 in See stete : in See stechen. 6.4 ju Ieme häd mie stat : die Biene had mich gestochen. 6.5 iek häbe stetende Piene in do Bene : ich habe einen stechenden Schmerz in den Beinen. 7. (+ sik) sich ärgern: deer häbe iek mie läip an stat : ich habe mich sehr darüber geärgert. 8. seelisch verletzen, weh tun: et häd him stat, as ju dät kwaad : es hat ihm wehgetan, als sie das sagte. 9. zufällig auf etwas kommen: toumoal bä‘n iek ap din Nome stat: plötzlich bin ich auf deinen Namen gekommen. 10. (Tier) stößig sein; dazu neigend, mit den Hörnern anzugreifen: dusse Skeepbuk stat: dieser Schafbock ist stößig. 11. stochern: wieruum moast du aaltied in dien Íeten stete?: warum musst du immer in deinem Essen stochern?
slöätje
1. in kleinen Zügen trinken; nippen: hie slöätede an ‘‘n Glääs Bjoor : er nippte an einem Glas Bier. 2. schlürfen: 2.1 ju slöätet ‘‘n hele Petälje Sluk ap aan Ättermidddai : sie schlürft eine ganze Flasche Korn an einem Nachmittag. 2.2 du skääst din Koafje nit so slöätje! : du sollst deinen Kaffee nicht so schlürfen!
skoomje
sich schämen: du moast die fóar din Foar skoomje : du musst dich vor deinem Vater schämen. 1.2 skome die wäch?t! : schäme dich! et waas toun Skoomjen : es rief Schamgefühle hervor.
skeende (a) iek skeende, du skoandst, hie/ ju skoandt, wie skeende; skoandde, skoandden; skoand; skeende! skeendet!
zum Bösen reizen: wieruum moastest du din litje Bruur tou so wäch?t skeende? : warum musstest du deinen kleinen Bruder zu so etwas reizen? [mnd. schünden/ schunden]
sälger
selig, seligen Angedenkens: din Babe sälger : dein seliger Vater. [Abkürzung von mnd. sêliger gedechtnisse]
nulje (a)
1. mühevoll und/oder unleserlich schreiben; kritzeln: (scherzhaft) du moast din Nome deer wainulje : du musst deinen Namen dort hinkritzeln. 2. zusammenhanglos reden.
purje
1. stochern: 1.1 du moast nit in dien Tuske purje : du sollst nicht in deinen Zähnen stochern. 1.2 du skääst din Bräi iete un nit deeroane purje : du sollst deinen Brei essen und nicht darin stochern. 2. in der Nase bohren; popeln. 3. graben, stechen: wie purreden mäd ‘‘n Spoade ‘‘n groten Steen tou dä‘n Gruund uut : wir stachen mit einem Spaten einen großen Stein aus dem Boden heraus. → pudje
ousätte
1. absetzen, herunternehmen: 1.1 fergät nit, din Houd outousätten : vergiss nicht, deinen Hut abzusetzen. 1.2 uus Mäme sätte dä‘n Pot fon t Fjuur ou : unsere Mutter nahm den Topf vom Feuer herunter. 2. (Lamm, Kalb) entwöhnen: wie häbe dät Kolich fon ju Moalk ousät : wir haben das Kalb von der Milch entwöhnt. 3. (Preise) herabsetzen, vermindern. 4. einen Angehörigen des öffentlichen Dienstes aus dem Amt entfernen: hie is as Burgermaaster ousät wuden : er ist des Bürgermeisteramtes enthoben worden. 5. absetzen, verbrämen: dät wiete Klood is mäd rode Striepen ousät : das weiße Kleid ist mit roten Streifen abgesetzt. 6. (Kind) abstillen; von der Muttermilch entwöhnen: mäd säks Mounde häbe wie uus litje Dochter ousät : mit sechs Monaten haben wir unsere kleine Tochter abgestillt. 7. (Militär) für wehrunfähig erklären.
Oktoaf , -toawe, die
ein Zeitraum von acht Tagen, vor allem die Zeit nach einer Jahresfeier oder einer Beerdigung: iek mout die tou din Bäidedai gratlierje. – dät is noch in dä‘n Oktoaf : ich muss dir zu deinem Geburtstag gratulieren. – die Frist von acht Tagen ist noch nicht um.
oarich
1. unangenehm, unsympathisch, widerwärtig: ‘‘n oarigen oolden Käärdel : ein unangenehmer alter Kerl. 2. ziemlich: 2.1 dät is oarich wisse : das ist ziemlich gewiss. 2.2 die Ruum waas oarich ful : der Raum war ziemlich voll. 3. seltsam, eigenartig, merkwürdig, sonderbar: 3.1 ju häd de hele Tied so oarich boald : sie hat die ganze Zeit so eigenartig gesprochen. 3.2 ju Muur häd dät Bäiden so oarich ounleken : die Mutter hat ihre Tocher so sonderbar angezogen. 3.3 ‘‘n Oarigen : ein Sonderling. 4. schlecht, unpässlich: et is mie dälich oarich tou : mir geht es heute nicht gut. 5. komisch, rätselhaft: 5.1 wäch?t stoant die din Houd oarich ap dä‘n Kop! : was steht dir dein Hut komisch auf dem Kopf! 5.2 dät is ‘‘n oarich Moanske : das ist eine komische Frau. 5.3 hie stoalt sik oarich an : er benimmt sich komisch. 6. sehr, recht: deer wieren oarich min Ljudene bee/ dät lääste Spil : es waren sehr wenig Leute bei dem letzten Spiel. 7. gefällich: ‘‘n oarigen Wäänt : ein gefälliger Junge. 8. angenehm, vergnüglich: et waas ‘‘n oarigen Äiwend bee/ uus ‘näie Noabere : es war ein vergnüglicher Abend bei unseren neuen Nachbarn. 9. (Kind) niedlich.
Moundai,  -  dege, die
1. Montag: 1.1 blaue Moundai : 1.1.1 ein Tag, an dem man betrunken gewesen ist und nicht zur Arbeit kommt. 1.1.2 Tag nach einem großen Feiertag, an dem man keine richtige Lust zum Arbeiten hat: hääst du ook dälich din blaue Moundai? : hast du auch heute deinen blauen Montag? [engl. blue Monday]
Stonder, -e, die
1. eichener Pfeiler; stehender Balken in der Scheune; Pfosten, Säule, Ständer: hoold din Bäk, of iek haue die uum ‘n Stonder!: halte deinen Mund, oder ich haue dich um einen Pfeiler! 2. Ständer unter der Pfette.
Tjuktierm, -e, die
Dickdarm: Kolitis ulcerosa kon din Tjuktierm fernäile: Kolitis ulcerosa kann deinen Dickdarm zerstören.
toumoakje
1. zumachen: moak(e) dät Bouk tou! : mache das Buch zu! 2. sich beeilen: Moake tou, dät du din Such nit ferpasest : beeile dich, damit du deinen Such nicht verpasst. 3. sich dreckig machen: dät häd neen Úre duurd, un die Litje häd sik Wier toumoaked : das hat keine Stunde gedauert, und der Kleine hat sich wieder dreckig gemacht. 4. (Kalk) mischen. 5. hinzutun: du moast dä‘n Heeuwerbräi wäch?t Butere toumoakje : du musst dem Haferbrei etwas Butter hinzutun.
umehoolde
umbehalten, anbehalten: du moast/skääst din Hoalsdouk umehoolde : du musst/sollst deinen Schal umbehalten.
uumwäch
ab: dou din Douk uumwäch! : nimm dein Tuch ab!
uutbäärselje
ausbürsten; mit einer Bürste reinigen: wan du in Huus kumst, moast du din Moantel uutbäärselje : wenn du ins Haus kommst, musst du deinen Mantel ausbürsten.
uutkume
1. auskommen, hinkommen mit: 1.1 mäd Moite un Nood bä‘n iek as Student mäd mien Jeeld uutkemen : mit Mühe und Not bin ich als Student mit meinem Geld ausgekommen. 1.2 kumt die Muurmon mäd do Stene noch uut? : kommt der Maurer mit den Steinen noch aus? 2. ausschlüpfen: do Sukene sunt uutkemen : die Küken sind ausgeschlüpft. 3. hervorkommen, herauskommen: hie kumt nit uut sik uut : er kommt nicht aus sich heraus, er ist sehr zurückhaltend, sehr verschlossen. 4. (Prophezeiung) sich erfüllen, eintreffen: 4.1 do koom dät uut, wäch?t Jesaja fóaruuttäld hiede : da erfüllte sich, was Jesaja vorausgesagt hatte. 4.2 die Fóarspouk is juust so uutkemen, as hie wikked häd : der Vorspuk ist genauso eingetroffen, wie er prophezeit hat . 5. (Kartenspiel) die Vorhand haben; als Erste(r) die Karten ausspielen: wäch?l kumt uut? : wer spielt an? 6. erscheinen: ‘‘n ‘näi Bouk uur ju fräiske Toal is uutkemen : ein neues Buch über die friesische Sprache ist erschienen. 7. umgehen: iek kon mäd Hier nit uutkume : ich kann mit ihr nicht umgehen. 8. bekannt werden: dät koom bee/ litjene uut : das wurde allmählich bekannt. 9. sich ereignen, sich entwickeln, sich treffen: 9.1 dät koom uurs uut, as wie ferwachted hieden/ferwachtjen wieren : das ereignete sich anders, als wir erwartet hatten. 9.2 et kumt goud uut, dät du Hier bääst : es trifft sich gut, dass du hier bist. 9.3 et kumt nit goud uut mäd do bee : sie sind sich nicht einig; sie verstehen sich nicht. 10. passen: din Wonsk kumt mie nit goud uut : dein Wunsch passt mir nicht recht. 11. stimmen: dät kumt nit uut : das stimmt nicht. 12. (Schach) einen Such tun: die Großmeister koom as Erster uut : der Großmeister tat den ersten Such. 13. entdeckt werden; ans Licht kommen: wie wielen dät stil hoolde, man et is daach uutkemen : wir wollten es geheim halten, aber es ist doch ans Licht gekommen. 14. sich herausstellen, sich ergeben: et is uutkemen, dät hie dä‘n Pries domoals daach nit wonnen häd : es hat sich herausgestellt, dass er den Preis damals doch nicht gewonnen hat. 15. mit jemandem fertig werden: wie mouten tousjo, dät wie mäd Hier uutkume : wir müssen zusehen, dass wir mit ihr fertig werden.
uutroupe
ausrufen: wieruum häbe jo din Nome nit uutrupen : warum haben sie deinen Namen nicht ausgerufen?