Saterfriesisches Wörterbuch
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fräigje

1. fragen: 1.1 deer fräigje iek niks ätter : ich kümmere mich nicht darum. 1.2 deer wäch?dt nit ätter fräiged : es gibt keine Nachfrage danach. 2. bitten: iek fräigje uum Hälpe : ich bitte um Hilfe.

du

1. du: 1.1 du leeuwest dät nit! : du glaubst das nicht! 1.2 (Das Personalpronomen du wird oft weggelassen, weil die Endung -(e)st deutlich zeigt, wen man anspricht:) (du) koast uus Babe fräigje: du kannst unseren Vater fragen. (Die normale Anredeform unter Saterfriesen ist du. Ältere Menschen und der Pastor, insofern er die Sprache beherrscht, werden gelegentlich mit Jie angesprochen.)

fräi

1. frei, sich in Freiheit befindend, unabhängig, ungebunden: 1.1 wan iek mäd dät Rääd ätter de Stääd waifiere, bä‘n iek min fräie Mon/‘n fräien Mon : wenn ich mit dem Rad in die Stadt fahre, bin ich ein freier Mann. 1.2 dät Wucht is noch fräi : das Mädchen ist noch nicht verlobt. 2. ohne Hilfsmittel: mäd trjo Jier kuud ju al fräi swimme : mit drei Jahren konnte sie ohne Hilfsmittel schwimmen. 3. mietfrei, pachtfrei, ohne Hypothek oder andere finanzielle Belastung: 3.1 hie woont fräi : er wohnt mietfrei. 3.2 fräi Jeeld : sauber verdientes Geld ohne Unkosten oder Abzüge. 3.3 hie häd ‘‘n fräie Stede : er hat eine eigene Bauernstelle ohne Hypothek. 3.4 uus hoolwe Stede is fräi : unser Bauernhof ist halb abbezahlt. 4. nicht behindert, nicht beeinträchtigt: 4.1 fon t Finster fon min Släipkomer uut kon iek fräi uur de Stääd sjo : von dem Fenster meines Schlafzimmers aus kann ich ungehindert über die Stadt schauen. 4.2 dät Huus stoant epen un fräi un is fon alle Kaanten tou sjoon : das Haus steht allein auf offener Fläche und ist von allen Seiten zu sehen. 5. umsonst; ohne Bezahlung: du koast dä‘n Zirkus fräi bekiekje : du kannst dir den Zirkus umsonst anschauen. 6. unbelastet, ungehemmt: 6.1 nu häbe iek do Hounde Wier fräi : jetzt habe ich die Hände wieder frei, bin unbelastet. 6.2 hie boalt fräi un liekuut : er redet frei und ungehemmt von der Leber weg. 6.3 is hie besepen? hie is deer nit heel fräi fon : ist er betrunken? er ist nicht ganz frei davon. 6.4 ‘‘n Dai fräi fräigje : um einen freien Tag bitten.

heruutkume

1. herauskommen: wan ju Jufferske tou ju Skoule heruutkumt, koast du Hier fräigje : wenn die Lehrerin aus der Schule herauskommt, kannst du sie fragen. sich öffnen: die Wäänt kumt nit so mäkkelk uut sik heruut : der Junge kommt nicht so leicht aus sich heraus, öffnet sich nicht leicht.

hoolde iek hoolde, du hoaldst, hie/ju hoaldt, wie hoolde; Hielt, hielten; heelden; hoold! hooldet!

1. halten. 2. trägfähig sein: dät Íes hoaldt : das Eis ist tragfähig. 3. (+ sik) sich aufhalten: hie hoaldt sik binne : er bleibt zu Hause, hält sich zu Hause auf. 4. (+ sik) überleben: man mout sik fräigje, of Plat sik hoolde skäl : man muss sich fragen, ob Plattdeutsch überleben wird. 5. behalten: wie wollen dät Huus sälwen hoolde : wir wollen das Haus selbst behalten. 6. anhalten: hoold Stop! : halt an! 7. (+ sik) strapazierfähig sein; lange haltbar sein: 7.1 dät Göitjen hoaldt sik goud : der Stoff ist strapazierfähig. 7.2 do Ap(p)ele hoolde sik in dä‘n Käller goud : die Äpfel im Keller sind lange haltbar. 8. auf etwas achten; besonderen Wert auf etwas legen: hie hoaldt wäch?t fon sien Ounsjoon : er legt besonderen Wert auf sein Ansehen. 9. mögen, schätzen: die ene hoaldt fon de Muur un die uur fon de Dochter : der eine mag die Mutter und der andere die Tochter. 10. betrachten als: 10.1 iek hoolde Hier foar ‘‘n goude Jufferske : ich halte sie für eine gute Lehrerin. 10.2 et wäch?dt nit (foar) goud heelden : (scherzhaft) es wird nicht (für) gut gehalten (wenn man zufällig etwas fallen lässt): 10.2.1 wird nicht festgehalten. 10.2.2 wird nicht richtig aufbewahrt. 11. sich richten nach: du koast die ätter do Woude fon uus Mäme hoolde : du kannst dich nach den Worten unserer Mutter richten. 12. verhindern, vermeiden: 12.1 hie kon et nit hoolde : er kann trotz aller Anstrengungen den Untergang nicht vermeiden. 12.2 deer waas neen Hoolden of Mäiten moor an : man konnte es auf keine Weise verhindern. 13. einer Meinung sein; sich einig sein: 13.1 jo hoolde mädeenuur tou : sie sind sich einig. 13.2 iek hoolde mäd die : ich bin deiner Meinung. 14. dagegenhalten: deer koast du niks juun hoolde : du kannst deine Einwände nicht geltend machen. 15. (+ sik) stabil, unveränderlich bleiben: 15.1 do Prieze hoolde sik : die Preise bleiben stabil. 15.2 dät Weder hoaldt sik : das Wetter bleibt unveränderlich. 15.3 sik goud hoolde : im Alter gut aussehen. 16. fassen: die Ommer hoaldt tjoon Liter : der Eimer fasst zehn Liter. 17. geheim halten: foar sik hoolde; stil hoolde. 18. in Gebrauch haben: Hannen, Kanienen hoolde : Hühner, Kaninchen halten. 19. Sympathie, Zuneigung für jemanden empfinden: ju hoaldt tou him : sie hält zu ihm, ist ihm zugetan. 20. achten auf: 20.1 ju mout ap Hiere goude Nome hoolde : sie muss auf ihren guten Ruf achten. 20.2 hie hoaldt ap sik : er achtet auf sein Ansehen.

Moanske (b) , do Wieuwljude, dät

1. Frau: dät äärme Moanske! : die arme Frau! 2. Ehefrau, Gattin: wo oold is sien Moanske? : wie alt ist seine Frau? 3. (Familienname + Wieuw oder Moanske deutet auf eine Nicht-Saterfriesin) 3.1 dät Schmidt Moanske : Frau Schmidt. 3.2 dät Huber Wieuw : Frau Huber. 4. die eigene Frau: iek fräigje mien Moanske, of ju meekumt : ich frage meine Frau, ob sie mitkommt. 5. (bei einer einheimischen Frau fast immer abwertend) Weib: mäd dät Moanske wol iek niks moor tou dwoon häbe : mit dem Weib will ich nichts mehr zu tun haben. 6. als vertrauliche Anrede an die eigene Gattin: nu, mien Moanske, mouten wie wäch?ch! : jetzt, meine Liebe, müssen wir weg!

Räid, die

1. Rat: 1.1 wie wollen Räid slo: wir wollen uns beraten. 1.2 iek wiel/wüül die dät tou Räide reke: ich wollte dir das empfehlen. 1.3 deer mout Räid sloain wäch?ide: das muss man beraten. 1.4 kumt Tied, kumt Räid : kommt Zeit, kommt Rat. 1.5 iek wol Hier uum Räid fräigje : ich will sie um Rat bitten . 1.6 wan iek mäd mie säärm tou Räide geen waas, dan hied iek him tou t Huus uutsmieten : wenn ich mit mir selbst zu Rate gegangen wäch?re, dan hätte ich ihn aus dem Haus hinausgeworfen. 1.7 ‘‘n Räid ounnieme : einen Rat befolgen. 1.8 tou Räide hoalje/luke / nieme : zu Rate ziehen. 1.9. iek häbe him tou Räide roat, hie skuul sik stil hoolde : ich häbe ihm angeraten, er solle sich still halten. 2. Abhilfe, Ausweg, Lösung: 2.1 deer weet iek wäch?il/wül Räid foar : ich weiß eine Möglichkeit, das Problem zu lösen. 2.2 iek weet mie naan Räid moor : ich bin am Ende meines Lateins, finde keinen Ausweg, keine Lösung mehr. 2.3 Räid skafje : für Abhilfe sorgen; eine Lösung finden. 3. Gemeinderat.

uum

1. um... herum: 1.1 wie sieten uum dä‘n Disk : wir saßen um den Tisch herum. 1.2 deer lapt aan bee/ him uum t Huus : er hat nicht alle Tassen im Schrank. 1.3 hie ron uum dä‘n Tuun (umetou) : er lief um den Garten herum. 2. genaue Zeitangabe: uum tjoon Úre : um zehn Uhr. 3. ungefähr: hie is uum do säkstich : er ist ungefähr sechzig Jahre alt. 4. gegen, für: 4.1 uum dä‘n Dood nit! : absolut nicht! 4.2 Ooch uum Ooch : Auge um Auge. 5. um: 5.1 hie kummert sik nargends uum : er kümmert sich um nichts. 5.2. iek bä‘n deer dul uum : ich bin deswegen böse. 6. zwecks; zum Zwecke der/des..: 6.1 iek fräigje uum Hälpe : ich bitte um Hilfe. 6.2 hie däd et deeruum : er tut es deswegen. 7. (Drückt einen Verlust aus.) hie is uum (dä‘n) Hoals kemen : er ist ums Leben gekommen. 8. vorbei, zu Ende: sien Tied is ume : seine Zeit ist zu Ende. 9. um... willen: hie häd dät Wucht uum dät Jeeld hilked. er hat das Mädchen um des Geldes willen geheiratet. 10. über: wie häbe uum sin Houd laached : wir haben über seinen Hut gelacht. 11. wegen: 11.1 wie sunt uum dä‘n Fierdai in Huus blieuwen : wir sind wegen des Feiertags zu Hause geblieben. 11.2 jo häbe sik uum dät Jeeld in de Wulle kriegen : sie haben sich wegen des Geldes zerstritten. 11.3 uum dä‘n Rien is hie in Huus blieuwen : wegen des Regens ist er zu Haus geblieben. 12. auf: hie häd niks uum t Lieuw : er hat nichts auf dem Leib.

snaue

1. fauchen, schimpfen, schelten. grob, grimmich antworten: bee/ dät fule Fräigjen snaude hie äntelk fon sik : bei dem ganzen lästigen Fragen antwortete er endlich grob. 3. in zornigem, gereiztem Ton reden: uus Babe is Wier gesuund; hie snaut Wier uum sik tou : unser Vater ist wieder gesund; er redet wieder gereizt und zornig.

ätterfräigje

1. nachfragen, sich erkundigen: dät koast du beter leeuwe as waigunge tou ätterfräigjen : das kannst du besser glauben als hingehen, um nachzufragen. 2. sich an jemanden oder etwas kehren; sich um etwas kümmern: 2.1 deer fräiget hie niks ätter : er kümmert sich nicht darum; er stört sich nicht daran. 2.2 hie fräiget nargends wäch?t ätter : er ist ein Draufgänger. noch einmal, wiederholt fragen: iek moaste ätterfräigje, bit hie mie ferstude : ich musste wiederholt fragen, bis er mich verstand.

heruutfräigje

herausfordern.

fräifräigje

‘‘n Dai fräifräigje : um einen freien Tag bitten.

uutfräigje

ausfragen; aus reiner Neugier Fragen an jemanden stellen: so fräiget man do Ljudene uut: so fragt man die Leute aus. (Dies sagt man, wenn man keine Antwort geben will).

anfräigje

1. anfragen, sich erkundigen. 2. anfordern. 3. bitten um; nachsuchen, ansuchen; verlangen, beantragen: 3.1 hie häd al uum ‘‘n Fersättenge anfräiged : er hat schon um eine Versetzung nachgesucht. 3.2 hie häd uum moor fräie Tied anfräiged : er hat einen Antrag um mehr Freizeit gestellt.

befräigje

1. befragen: iek häbe Hinnerk deeruur befräiged : ich habe Hinnerk darüber befragt. 2. erfragen: wie befräigeden do Nomen fon do Deelniemere : wir erfragten die Namen der Teilnehmer.

oufräigje

1. abfragen: 1.1 koast du mie mien Läkse oufräigje? : kannst du mir meine Lektion abfragen? 1.2 die Koaster fräigede do Skoulbäidene do franske Woude ou : der Lehrer fragte die Kinder/den Kindern die französischen Vokabeln ab. 1.3 aan dät Hoamd fon dä‘n Íers/ dät Lieuw oufräigje : einem das Hemd von dem Hintern/Leib abfragen: 2. Geld für eine Arbeit verlangen: iek fräigede him twintich Euro foar ju Oarbaid ou : ich verlangte zwanzig Euro für die Arbeit. 3. erfragen: iek fräigede him do Nomen fon do Deelniemere ou : ich erfragte von ihm die Namen der Teilnehmer.

leeuwe

1. glauben: 1.1 dät is nit tou leeuwen : däs ist unglaublich, das spottet jeder Beschreibung. 1.2 dät koast du beter leeuwe, as waigunge tou ätterfräigjen : das kann man besser so glauben; es lohnt sich nicht, hinzugehen und nachzufragen (= die Behauptung ist wenig glaubwürdig). 1.3 dät leeuwe man : das glaube nur, denn es ist gewiss wahr. [afrs. lêva]