Saterfriesisches Wörterbuch
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him (a)

1. ihm, ihn. 1.1 wie roaten him dät Jeeld : wir gaben ihm das Geld. 1.2 iek sjo him : ich sehen ihn. 1.3 wan iek him (nicht hie) waas, died iek dät nit : wenn ich er wäch?re, täte ich das nicht.

Koum, -e, die

1. Kamm: dät is aal uur aan Koum skäärd / skoren: das ist alles über einen Kamm geschoren (= da werden keine Unterschiede gesehen oder gemacht). 2. Hahnenkamm: 2.1 ju häd him aan uur dä‘n Koum hauen: 2.1.1 sie hat ihn zurechtgesetzt, scharf gerügt. 2.1.2 sie hat ihn übervorteilt, betrogen. 2.2 aan uur dä‘n Koum kriege: einen Seitenhieb bekommen.

Oarbaid, ju

1. Arbeit: 1.1 du moast him an de Oarbaid kriege: du musst ihn an die Arbeit machen. sture Oarbaid : schwere körperliche Arbeit. hie is in Oarbaid un Brood : er kann sich von seiner Arbeit ernähren. 2. Prüfung, Klausur: ‘n Oarbaid skrieuwe: eine Klausur schreiben.

Soppe, -n, ju

1. Suppe: 1.1 dät wäch?dt him jure Soppe: das wird ihm/ihn teuer zu stehen kommen. dät is aan, du koast him in de Soppe nit bruke : das ist einer, den man nicht in der Suppe brauchen kann (= er ist ein Feigling). 2. gewürzte Brühe.

him (b) Dativ- und Akkusativform (neben ze) von jo

1. sie, die vor allem nach Präpositionen verwendet wird: 2.1 iek häbe do Bäidene blouked, un iek häbe him wäch?t Bumse/Bumze skoankt : ich habe die Kinder gesehen, und ich habe ihnen einige Bonbons geschenkt. 2.2 wie hieden neen Tied, mäd him tou balen : wir hatten keine Zeit, mit ihnen zu reden. 2.3 wanner drege do Skäipe de maaste Wulle? – Wan die Rom him/ze springt : wann tragen die Schafe die meiste Wolle? – Wenn der Schafbock sie bespringt.

ätterdrieuwe

1. nachhelfen, antreiben: wan wie do Bäiste nit ätterdrieuwe, dan blieuwe jo stounden : wenn wir die Rinder nicht antreiben, dann bleiben sie stehen. 2. in neckender oder verleumderischer Absicht nachsagen, nachäffen; die Worte oder den Lieblingsspruch eines anderen wiederholen. 2.1 hie kwädt aaltied : „Deer bä‘n iek skikkelk biekemen“, un dät wäch?dt him ätterdrieuwen : er sagt immer: „Ich bin günstig an die Sache herangekommen“, und man äfft ihm diese Worte nach. 2.2 hie kwaad nit fon jee of noa, man aaltied : „Moast säärm wiete“, un dät wuud him ätterdrieuwen : er sagte nicht „ja“ oder „nein“, sondern immer „Musst du selbst wissen“, und dieser Spruch wurde ihm immer nachgesagt.

et

es: 1. bezeichnet etwas Bekanntes, von dem die Rede ist oder sein soll: iek häbe et mäd him uutmoaked : ich habe es mit ihm ausgemacht. 2. bezieht sich auf das Prädikat oder den Gesamtinhalt eines Nebensatzes: hie kuud nit begriepe, wieruum ju uutleken is; un iek kuud et ook nit ferstounde : er konnte nicht begreifen, warum sie ausgezogen ist; und ich konnte es auch nicht verstehen. 3. wird als Subjekt in unpersönlichen Ausdrücken verwendet: et rient, grummelt, lait : es regnet, donnert, blitzt.

fertälle

1. erzählen: 1.1 fon (t) Fertällen häär weet iek dät : ich weiß das vom Hörensagen. 1.2 sik wäch?t fertälle : sich unterhalten. 1.3 foar weer fertälle : behaupten. 2. versprechen: dät Wucht is noch nit fertäld : das Mädchen ist noch nicht verlobt (wörtlich: versprochen). iek kon die dä‘n Woain nit ferkoopje; iek häbe him uurs aan fertäld : ich kann dir den Wagen nicht verkaufen; ich habe ihn jemandem anders versprochen.

gröitje

1. grüßen: (scherzhafter Abschiedsgruß): gröit God, wan du him sjuchst ; dan kumt die naan Läipen juun : grüß Gott, wenn du ihn siehst; dann kommt dir kein Böser entgegen. 2. (beim Militär) salutieren.

häbe iek häbe, du hääst, hie/ju häd, wie häbe; iek hied, du hiest, hie hied, wie hieden; heeuwed/häiwed; hääb! häbet!

1. haben, besitzen: die et aal häbe wol, die kumt deer bätedeel : wer alles besitzen will, gerät ins Hintertreffen. ju is noch tou häben : sie ist noch nicht verlobt. 1.3 jo häbe wäch?t mädeenuur: sie haben ein Verhältnis miteinander. 1.4 iek häbe deer nit ap: ich mag sie/ihn nicht. 1.5 wo häbe iek dät wol heeuwed?: wie hätte ich so etwas denken können? 1.6 et häbe mäd: an Schmerzen, an einer Krankheit leiden: 1.6.1 ju häd et mäd dä‘n Rääch: sie hat ein Rückenleiden. 1.7 wäch?t fon häbe: etwas mit einer Arbeit, mit einem Handel verdienen: 1.7.1 hie häd ook wäch?t fon sien Moaljen: er verdient Geld mit seinem Malen. 1.8 deer bä‘n iek nit foar tou häben: dazu bin ich nicht zu gebrauchen, dazu bin ich nicht bereit. 1.9 hie häd tou fuul heeuwed: er ist betrunken. 1.10 hie häd ze nit aal: er hat nicht alle Tassen im Schrank. 1.11 wo fuul moast du foar dät Swien häbe? : wie viel musst du für das Schwein haben? 2. greifen, fassen; fest im Griff haben: hie häd him : er fasst, greift ihn. 3. als Ehegatten/-gattin haben: ju häd Hinnerk, un hie häd Maräike : sie ist mit Hinnerk verheiratet, und er mit Maräike. 4. narren, lächerlich machen; durch den Kakao ziehen: Oalerk, du hääst mie heeuwed! : Oalerk, du hast mich zum Narren gehalten! 5. betrügen: jo toachten, dät jo mie häbe kuden, as jo mie dä‘n Houngst ferkoped häbe : sie dachten, dass sie mich betrügen könnten, als sie mir das Pferd verkauft haben. 6. (+ sik) sich benehmen, sich betragen: hääb die nit so! : benimm dich nicht so! 7. (+ sik) sich auf etwas gefasst machen: du moast die ätter Hiere Ontwoud häbe : du musst dich auf ihre Antwort gefasst machen. 8. (+ sik) sich nach jemandem oder etwas richten: wie häbe uus ätter dä‘n Koaster häbe moast : wir haben uns nach dem Lehrer richten müssen. 9. dulden: hie kon et nit häbe, dät sin jungste Bruur so fuul moor fertjoont as hie : er kann es nicht dulden, dass sein jüngster Bruder so viel mehr verdient als er. 10. leiden mögen, besonders im negativen Sinn: häbe muge : iek mai him nit häbe : ich mag ihn nicht leiden. 11. (+ sik) sich aufregen: hääb die nit so! : rege dich nicht so auf! 12. bekommen: häbe skälle : 12.1 skäl iek dät grote Stuk Kouke häbe ?: bekomme ich das große Stück Kuchen? 13. begehren: häbe wolle : hie wol dät Wucht häbe : er begehrt das Mädchen. 14. mit jemandem sprechen: iek wol die jädden häbe : ich möchte gerne mit dir sprechen.

iennieme

1. einnehmen: die Seelter Buund häd dut Jier moor Jeeld iennumen : der saterfriesische Heimatverein hat dieses Jahr mehr Geld eingenommen. 2. Speise, Getränk, Heilmittel zu sich nehmen: hie noom dät Goud ien, un fluks geen et him beter : er nahm die Medizin zu sich, und sofort ging es ihm besser. 3. Platz beanspruchen: ju oolde Bräidkiste nimt de hele Woge ien : die alte Brauttruhe nimmt die ganze Wand ein. 4. begeistern; für sich gewinnen; positiv beeindrucken: 4.1 wie wieren aal fon sien Fjolespieljen aiske iennumen : wir waren alle von seinem Geigenspiel sehr begeistert. 4.2 ju is fon Hiere ‘näie Köäkene heel un aal iennumen : sie ist von ihrer neuen Küche ganz und gar begeistert. ju waas fon him heel iennumen : sie war ganz verliebt in ihn.

lede iek lede, du ladst, hie/ju ladt, wie lede; luud/latte, luden/latten; leden/lat; lede! ledet!

laden: 1.1 do Skiepe lede Ries : die Schiffe laden Reis. 1.2 wie mouten him ap ‘‘n Bere lede : wir müssen ihn auf eine Tragbahre laden. 1.3 hie häd aan leden : er ist betrunken. 2. vorladen: hie wäch?dt as Tjuge leden : er wird als Zeuge vorgeladen.

liekheruut

1. geradeheraus, direkt: 1.1 liekheruut tou kweden : ohne Umschweife gesagt. iek häbe him dät liekheruut fóar dä‘n Kop kweden : ich habe ihm das direkt ins Gesicht gesagt.

liektekenje

1. kennzeichnen. ausführlich beschreiben: iek liektekende him dä‘n Wai : ich beschrieb him die Route. → beliektekenje

lukje

gelingen: et lukket him nit : es gelingt him nicht.

muge iek mai, du maist, hie mai, wie mugen; moate, moaten; moat

mögen: 1. mögen; für jemanden oder etwas eine Neigung oder Vorliebe haben: 1.1 man kon him nit muge : man kann ihn nicht mögen. 1.2 iek mai neen Lieuwer : ich esse ungern Leber. 1.3 iek mai nit uur him : ich halte nichts von ihm. 2. drückt eine Möglichkeit aus: 2.1 iek mai him wäch?il/wül blouked häbe : ich mag/kann ihn wohl gesehen haben. 2.2 hie mai dät wäch?il konne : es ist möglich, dass er das kann. können: hie moate et nit häbe, dät wie so ädder ätter Huus wai genen : er konnte es nicht haben, dass wir so früh nach Hause gingen. [afrs. muga]

Pepier , -e, dät

1. Papier. 2. Urkunde, Dokument: 2.1 dät lapt in do Pepiere : das wird teuer. dät rit/lukt him in do Pepiere : das kostet ihn/ ihm viel Geld, kommt ihm/ihn teuer zu stehen. in do Pepiere stounde : behördlich bekannt sein. 3. schriftlicher Beweis, Bestätigung.

Spier, -e, dät

1. dünner Grasoder Getreidehalm: ‘n Spier Roage: ein Roggenhalm 2. bisschen: iek häbe neen Spier fon dä‘n Kouke heeuwed : ich habe kein bisschen von dem Kuchen gehabt. iek häbe him neen Spier in dä‘n Wai laid : ich habe ihn auf keine Weise gehindert, aufgehalten. einzeln stehendes Haar, Härchen: hie häd neen Spier Hier ap dä‘n Kop : er hat kein einzelnes Haar auf dem Kopf. 4. Essensrest: hie lät aaltied ‘‘n Spier ap sien Täller läze : er lässt immer einen Rest auf seinem Teller liegen.

stiege

iek stiege, du stigst, hie/ju stigt, wie stiege ; steech, stegen; is stiegen; stig/stiech! stieget! : 1. steigen; sich aufwärts, in die Höhe bewegen: 1.1 dät Woater stigt : die Flut kommt hoch. 1.2 dät Bloud stigt him ätter/in dä‘n Kop : das Blut steigt ihm in den Kopf. 2. (Pferd) aufund absitzen: ap dä‘n Houngst stiege, fon dä‘n Houngst stiege: aufs Pferd steigen, vom Pferd steigen. 3. sich erhöhen: do Prieze stiege: die Preise steigen. 4. ansteigen, aufwärts führen: an dusse Stede stigt dät Paad: an dieser Stelle steigt das Pfad an.

stounde iek stounde, du stoanst, hie/ju stoant, wie stounde; iek stuud/stude, du stuust, hie/ju stuud/stude; steen; blieuw stounden! blieuwet stounden!

1. stehen; sich in aufrechter Haltung befinden: 1.1 (nach langem Stehen) iek stounde mie do Bene in t Lieuw : ich stehe mir die Beine in den Leib. 1.2 ap stoundenden Fout : sofort; stehenden Fußes. 1.3 mäd de Floaine ap de Tille stounde : mit dem Flegel auf dem Steg stehen (= leicht beleidigt sein). 1.4 du stoanst deer fain ape : du siehst gut aus auf dem Foto, Bild. 1.5 hie kuud nit toun Stounden kume : er konnte nicht zum Stehen kommen. 1.6 stoundend Koardel : stehendes Getreide im Gegensatz zu läzend Koardel : liegendes Getreide. 2. sich an einer bestimmten Stelle befinden: 2.1 do Tuwwelke stounde ap t Fjuur : die Kartoffeln stehen auf dem Feuer. wan du din Bräi nit apiete koast, dan wollen wie him stounde läite , bit du wier Smoacht hääst: wenn du deinen Brei nicht aufessen kannst, dann wollen wir ihn stehen lassen, bist du wieder Hunger hast. 2.3 die Roage stoant noch bute: der Roggen steht noch auf dem Felde. 2.4 sien Lieden stoant mie noch kloor fóar do Ogene: sein Leiden steht mir noch deutlich vor den Augen. 2.5 ju Sunne stoant hooch an dä‘n Hemel : die Sonne steht hoch am Himmel. 3. (Kulturpflanzen) in einem bestimmten Stand des Wachstums sein: ju Wete stoant goud : der Weizen wäch?chst gut. 4. als Bauwerk vorhanden sein: do Huze stounde Mon an Mon : die Häuser stehen gleich nebeneinander. (+ sik) in einem bestimmten Verhältnis zueinander sein: jo stounde sik nit goud : sie können nicht gut miteinander; sie sind keine Freunde. beteuern: ju stoant ap Hiere Uunskeeld : sie beteuert ihre Unschuld. 7. beschäftigt sein; im Dienst sein: die junge Koaster stoant in Romelse, die Pastoor in Strukelje : der junge Lehrer ist in Ramsloh im Dienst, der Pfarrer in Stücklingen. 8. (Kleidungsstück) passen: dät Klood stoant die goud : das Kleid steht dir gut. 9. (+ sik) in bestimmten finanziellen Verhältnissen stehen: hie stoant sik goud : er hat ein gutes Auskommen. 10. hervortreten, hervorquellen: dät Woater stuud mie twiske do Tonen : das Wasser quoll mir zwischen den Zehen hervor. 11. beharren, bestehen: hie stoant ap sien Menenge : er beharrt auf seiner Meinung. 12. (Kuh) trächtig werden: ju Ku häd nit steen : die Kuh ist nicht trächtig geworden. 13. (Wasser) nicht fließend: stoundend Woater : stehendes Wasser. 14. mäd stoundenden Woain fiere : mit einem Wagen voll Getreide vom Feld in die Scheune fahren und sofort mit einem leeren Wagen zurückkommen, sodass immer ein Wagen zur Beladung auf dem offenen Feld steht, wäch?hrend der volle Wagen in der Scheune ausgeladen wird. 15. deer stoant aan ap : auf dieses Ereignis muss ein Schnaps getrunken werden.

toutaie

zudrücken: iek waas so dul, iek hied him dä‘n Strot toutaie kuud : ich war so böse, ich hätte him die Kehle zudrücken können.

aaldät

1. alledem: mäd aaldät kregen wie dä‘n Woain nit tou dä‘n Sloot uut : mit alledem holten wir den Wagen nicht aus dem Graben heraus. 2. trotzdem: wie wielen/wülen him hälpe, un wie häbe et ook däin; man mäd aaldät kuud hie dät Supen nit toureke : wir wollten ihm helfen, und wir haben es auch getan; aber er konnte das Saufen trotzdem nicht aufgeben. 3. truch/mäd aaldät : wegen alledem: truch aaldät häd hie sien Buräi verloren : wegen alledem hat er seinen Bauernhof verloren.

aaleengoalwäch

ständig, unaufhörlich: wie häbe aaleengoalwäch fersoacht, him fon dä‘n Ferkoop outoubalen; man hie wiel/wüül deer niks fon wiete : wir haben ständig versucht, ihm den Verkauf auszureden; aber er wollte nichts davon wissen.

aalmantou

1. ständig, ununterbrochen, unaufhörlich: Janhinnerk bölkede aalmantou, bit wie him tou dä‘n Käller uutläiten/uutlät häbe : Janhinnerk schrie unaufhörlich, bis wir ihn aus dem Keller herausgelassen haben. 2. aalmantou... bit : solange... bis: du koast aalmantou Säärsen plukje, bit du genouch hääst : du kannst solang/solange Kirschen pflücken, bis du genug hast.

aan (m.), een (f., n.)

1. ein (Zahlwort) aan Wäänt (die Wäänt): ein Junge; een Muur (ju Muur): eine Mutter; een Huus (dät Huus): ein Haus. 2. jemand; irgendjemand; irgendeiner: 2.1 aan skäl dät wäch?il hoalje : irgendjemand wird das wohl holen. 2.2 aan bee/ dä‘n uur : alle, sämtliche. 2.3 die ene of uur : der eine oder andere. 2.4 dät häd aan kweden : das hat jemand gesagt. 3. ein Klaps oder Schlag: hie häd him aan roat : er hat ihm einen Klaps gegeben. 4. ein Glas Schnaps: 4.1 wolt du noch aan häbe? : willst noch einen Schnaps? 4.2 hie mai jädden aan : er trinkt gerne einen Schnaps. 5. Rausch: 5.1 sik aan aandrinke : sich einen Rausch antrinken. 5.2 hie häd deer aan bäte : er ist betrunken. [afrs. â‘n, ê‘n]