iek
1. ich. 1.1 iek bä‘n ‘näisgierich ap sien Ontwoud : ich bin neugierig auf seine Antwort. 1.2 iek kon deer nit uur uut : ich kann nicht genug davon sagen; das beschäftigt mich immer noch. 1.3 iek un min Íezel : scherzhafter Einwurf, wenn der Gesprächspartner immer sich selbst als Erster nennt. 1.4 dät Boot häd him iek-weet-nit-wäch?t koasted : das Boot hat ihn ich-weiß-nicht-was gekostet (= das Boot hat sehr viel gekostet). 1.5 iek weet nit wierwai mäd dät oolde Skap : ich weiß nicht wohin mit dem alten Schrank. 1.6 hie häd ‘‘n iek-weet-nit-wo-groot Huus : er hat ein ich-weiß-nicht-wie großes Haus. 1.7 die Ballon fljugt iek-weet-nit-wo-wied/fier : der Ballon fliegt ich-weiß-nicht-wie weit. 1.8 iek wol ljauer, du roatest him Gjucht : ich möchte lieber, dass du ihm Recht gäbest.
Blik, -ke, die
1. Blick: 1.1 dät saach iek up dä‘n eerste(‘n) Blik: das sah ich auf den ersten Blick. mäd aan Blik: mit einem Blick.
Omme, ju
1. Atem, Atemluft: 1.1 hie häd ‘n grote Omme: 1.1.1 er hat viel Einfluss. 1.1.2 er ist gleichgültig. 1.1.3 er ist gierig. 1.2 iek bä‘n heel bäte (de) Omme: 1.2.1 ich bin ganz außer Atem. 1.2.2 ich bin sehr in Eile. 1.3 ju Omme is deer ute : er/sie ist tot. 1.4 iek kriege neen Omme moor : ich bekomme keine Atemluft mehr. 1.5 hie häd ‘‘n loange Omme : er ist hartnäckig, besonders im Verhandeln. 1.6 Bute Omme : außer Atem. 1.7 Omme hoalje : Atem holen. 1.8 ju Omme anhoolde : die Luft anhalten. 2. Atemzug: 2.1 hie roate eenmoal ‘‘n Omme fon sik, un dan waas hie dood : er gab noch einen Atemzug von sich, und dann war er tot. 2.2 ju lääste Omme hoolde : den letzten Atemzug aushauchen.
Rekenge/Rekenje, -n, ju
1. Rechnung: 1.1 dät häbe iek niks in Rekenge: 1.1.1 das ist eine Kleinigkeit, eine Bagatelle für mich. 1.1.2 ich lege keinen Wert darauf. 1.1.3 das interessiert mich nicht. 1.2 nit fuul in Rekenge weze: nicht sehr wichtig sein. 1.3 nit fuul in Rekenge häbe: gering achten, gering schätzen. 1.4 hie is nit moor fuul in Rekenge: er ist pleite, bankrott. 1.5 ju häd dut Wieuwmoanske nit fuul in Rekenge: sie hält nicht viel von dieser Frau. 1.6 dät is ‘n Striek in de Rekenge: das ist ein Strich durch die Rechnung, ein Rückschlag. 1.7 hie häd wäch?t ap de Rekenge: er hat eine Strafe verdient. 1.8 hie häd Jeeld nit fuul in Rekenje : er ist verschwenderisch.
1.1 tou Sköät kume
in Schwung, in Gang kommen; an die Arbeit gehen. 1.2 dät duurt ‘‘n bitje, bit iek tou Sköät kume : das dauert ein bisschen, bis ich in Schwung komme. 1.3 ‘‘n glukkelken Sköät : Glückstreffer. 1.3 die Käärdel is naan Sköät Pulwer wäch?id : der Kerl ist keinen Schuss Pulwer wert. 2. kleine Menge Flüssigkeit oder Gewürz, die zur Abschmeckung schnell nachgeschüttet oder nachgegossen wird: ‘‘n Sköät Rum in ju Moangelse dwo : einen Schuss Rum in den Rührteig tun. 3. plötzlicher Wachstumsschub: 3.1 die litje Wäänt häd ‘‘n groten Sköät däin : der kleine Junge hat einen gewaltigen Wachstumsschub erlebt. 3.2 do Ate häbe deer ‘‘n Sköät biekriegen : die Erbsen sind plötzlich stark gewachsen. 4. Trieb, Schössling an einer Pflanze. 5. Arbeitsschritt: 5.1 dä‘n eerste(‘n) Sköät häbe wie bäte uus : den ersten Arbeitsschritt haben wir hinter uns. 5.2 ‘‘n gouden Sköät bee/ de Oarbaid dwo : Fortschritte bei der Arbeit machen. 6. Wurf beim Spiel: du hääst noch aan Sköät fräi : du hast noch einen Freischuss.
bäärste iek bäärste, du bäärst, hie/ ju bäärst, wie bäärste; boarst, boarsten; is/häd boarsten; bäärste! bäärstet!
1. bersten, zerspringen, zerplatzen; Sprünge oder Risse zeigen oder bekommen (is): 1.1 ju Mure is boarsten : die Mauer zeigt Risse. 1.2 die Ommer is in ju Sunne fon Druuchte boarsten : der Eimer ist in der Sonne infolge der Trockenheit geborsten. 2. von etwas im Übermaß erfüllt sein (is): hie bäärst fon Tjukte : er birst vor Fettleibigkeit. 3. (+ sik) platzen: hie boarst sik fon Laachjen : er platzte vor Lachen. [afrs. bersta]
bäite iek bäite, du bätst, hie/ju bät, wie bäite; bätte, bätten; bät; bäite! bäitet!
1. heizen: fon t Jier moasten wie bit Eende Moai bäite : dieses Jahr mussten wir bis Ende Mai heizen. 2. ein Feuer anlegen: wie häbe in ju Stowe al bät : wir haben in der Stube schon ein Feuer angelegt. [afrs. bêta]
bale iek bale, du boalst, hie/ju boalt, wie bale; boalde, boalden; boald; bale! balet!
1. sprechen, reden; sich unterhalten: 1.1 hie wol ieuwen mäd die bale : er will eben mit dir reden. 1.2 ätter sien Balen kon dät nit weer weze : nach dem, was er erzählt, kann das nicht wahr sein. 1.3 dät is sien Balen : das ist eine ständige Redensart von ihm. 1.4 deer koast du goud mäd him uur bale : du kannst ganz vernünftig mit ihm darüber reden. 1.5 deer wollen wie nit uur bale! : das kommt nicht in Frage! 1.6 hie boalde deer nit umetou : er redete nicht darum herum; er sprach die Wahrheit. 1.7 mäd Balen aphoolde : jemanden aufhalten, indem man auf ihn einredet. 1.8 mäd Hounde un Fäite bale : mit Händen und Füßen reden; gestikulieren. 1.9 so wäch?dt boald : so weiß ich es vom Hörensagen.
bere iek bere, du beerst, ju beert, wie bere; Buur, Buren; bädden; bere! beret!
gebären: as ju dät fjode Bäiden, ‘‘n Dochter, bädden hiede, is ju aiske kroank wuden : als sie das vierte Kind, eine Tochter, geboren hatte, ist sie furchtbar krank geworden. [afrs. bera]
bidde iek bidde, du bidst, hie/ju bidt, wie bidde; bad, beest, bad, wie beden; beden
bitten.
beduwe iek beduwe, du bedufst, hie/ju beduft, wie beduwe; bedoof, bedowen; bedäuwen; beduwe! beduwet!
unter Wasser setzen; mit Wasser bedecken: sjuch tou, dät du do Tuwwelke goud bedufst! : sieh zu, dass du die Kartoffeln gut mit Wasser bedeckst.
biende iek biende, du bindst, hie/ju bindt, wie biende; boont, boonten; buunden; biende! biendet!
1. binden: 1.1 mäd so ‘‘n littik Bäiden sunt wie an t Huus buunden : mit so einem kleinen Kind sind wir ans Haus gebunden. 1.2. jo häbe him wäch?t ap dä‘n Stok buunden : sie haben ihn zum Narren gehalten. 1.3 him sunt do Hounde buunden : er kann sich nicht frei bewegen, kann nicht frei handeln. 1.4 Jole biende : Eisenbänder auf die Wagenräder aufziehen. 1.5 hie is an sien Woud buunden; hie kon nit uurs : er ist an sein Versprechen gebunden; er kann nicht anders.
bierge iek bierge, du bäärchst, hie/ju bäärcht, wie bierge; boorch, boorgen; buurgen; bäärch/bierge! bierget!
1. bergen, retten; in Sicherheit bringen: die Käller waas ful Woater, man ju kuud Hiere Goud/Göitjen noch bierge : der Keller war voll Wasser, aber sie konnte ihren Stoff noch retten. 2. (+ sik) sich beherrschen; sich bezwingen; an sich halten, sich fassen: iek kuud mie nit bierge, as ju mie fon dät Melöär fertälde : ich konnte mich nicht fassen, als sie mir von dem Unglück erzählte. 3. aufbewahren, unterbringen: hie kuud ju Kiste nit ap dä‘n Been bierge : er konnte die Kiste nicht auf dem Dachboden unterbringen. [ae. beorgan]
biete iek biete, du bitst, he/ju bit, wie biete; beet, beten; bieten; bit/biete! bietet!
1. beißen, (scherzhaft) essen: wie hieden träi Dege loang niks tou bieten : wir hatten drei Tage lang nichts zu essen. 1.1 fon sik biete : kurz angebunden, mürrisch sein. 1.2 hie bit uum sik tou : er lässt seinem Zorn freien Lauf. 1.3 deer skäl hie wäch?t an tou bieten häbe : er wird mit der Angelegenheit große Schwierigkeiten haben.
befele iek befele, du befäälst, hie/ju befäält, wie befele; befuul/befäl/befiel, befulen/befällen/befielen; befalen; befele! befelet!
befehlen. [afrs. bifela]
beginne iek beginne, du beginst, hie/ju begint, wie beginne; begon/biginde, begonnen/biginden; begonnen; begin(ne)! beginnet!
1. beginnen, anfangen: 1.1 wie konnen mäd dät Täk beginne : wir können mit dem Dach anfangen. 1.2 do bee beginne wäch?t : die beiden haben etwas Zwielichtiges, Unehrliches vor.
begruutje iek begruutje, du begruutjest, hie/ju begruutjet, wie begruutje; begruutjede, begruutjeden; begruutjed; begruutje! begruutjet!
beschmieren; dreckig machen: hie häd sik begruutjed fon unnern bit buppen : er hat sich von unten bis oben beschmiert.
bekloodje iek bekloodje, du bekladst/ beklodest, hie/ju bekladt/biklodet, wie bekloodje; beklatte/biklodede, beklatten/biklodeden; bekloded/biklat; beklode! bekloodjet!
1. bekleiden: hie waas bloot tää‘n bekloded/biklat : er war nur dünn bekleidet. 2. mit einer Verhüllung überziehen: ju Woge mäd Holt bekloodje : die Wand mit Holz bekleiden.
beräide iek beräide, du berädst, hie/ju berädt, wie beräide; beried/berätte, berieden/ berätten; beräiden/berät; beräide! beräidet!
1. beraten: junge Ljudene läite sik nit jädden beräide : junge Leute lassen sich nicht gerne beraten. 2. gemeinsam überlegen und ausführlich besprechen: wie häbe loange beräiden, wäch?t wie unnernieme wielen/wülen : wir haben lange beraten, was wir unternehmen wollten. 3. (+ sik) sich beraten: iek mout mie mäd min Bruur uur dät Uutbauen beräide : ich muss mich mit meinem Bruder über die Aussiedlung beraten.
berede iek berede, du berädst, hie/ju berädt, wie berede; beratte, berätten; berat; berede! beredet!
1. bereiten, zubereiten: ju häd uus dä‘n Koafje berat : sie hat uns den Kaffee zubereitet. 2. gerben: Leder un Fälle berede : Leder und Felle gerben.
beswieke iek beswieke, du beswikst, hie/ju beswikt, wie beswieke; besweek, besweken; is beswieken; beswieke! beswieket!
1. erliegen, besiegt werden: do Fräizen wieren tou kwästich, un do Noudljude besweken fóar him : die Friesen waren zu übermächtig, und die Normannen wurden von ihnen besiegt. 2. in Ohnmacht fallen: ju Sunne waas so heet, dät morere Suldoaten beswieken sunt : die Sonne war so heiß, dass mehrere Soldaten in Ohnmacht gefallen sind. [afrs. biswîka]
bjode iek bjode, du bjudst, hie/ju bjudt, wie bjode; bood, boden; beden; bjud! bjodet!
1. bieten: hie bood mie deer tjoon Euro foar : er bot mir zehn Euro dafür. 1.2 dät läite iek mie nit bjode: das lasse ich mir nicht bieten.; das verbitte ich mir sehr.
bläide iek bläide, du blädst, hie/ju blädt, wie bläide; blätte, blätten; blät; bläide! bläidet!
1. bluten. 2. viel Geld wider Willen bezahlen; blechen: dät Spiet mie, man du moast bläide : es tut mir leid, aber du musst blechen.
blieuwe iek blieuwe, du blifst, hie/ju blift, wie blieuwe; bleeuw, bleeuwen; is blieuwen; blieuw! blieuwet!
1. bleiben. 2. beständig sein: dät Weder blift : das Wetter ist beständig.
boake iek boake, du bakst, hie/ju bakt, wie boake; buuk, buken; boaken; bak! boaket!
1. backen: in oolden Tieden häbe do fräiske Wieuwljude Brood, man naan Kouke boaken : in alten Zeiten haben die friesischen Frauen Brot, aber keinen Kuchen gebacken. 2. kleben; haften bleiben; sich ballen; sich zu einer Masse formen lassen: wie konnen neen Sneebale smiete; die Snee bakt nit : wir können keine Schneebälle werfen; der Schnee klebt nicht. (Mit dieser Bedeutung findet man auch die schwachen Verben bakke [sw.V1.] und [sw.V2.] boakje).