Saterfriesisches Wörterbuch
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jou (b)

1. euer: 1.1 jou Suun, Babe, Muur, Bäidene : euer Sohn, euer Vater, eure Mutter, eure Kinder. 1.2 dät is jou Jeeld : das ist euer Geld. 1.3 (Prädikativ) Hier lait ‘‘n Spoade; is die jouens? : hier liegt ein Spaten; ist er eurer?

jou (a)

1. euch: 1.1 iek wol jou wäch?t fertälle : ich will euch etwas erzählen. 1.2 iek häbe jou ap de Bjorenge nit blouked : ich habe auch auf der Feier nicht gesehen.

Skossteen, -stene, die

1. Schornstein: 1.1 hie kon Mämes Skossteen nit moor rookjen sjo: er kann den Schornstein seiner Mutter nicht mehr rauchen sehen (= er hat Heimweh). 1.2 ‘n Skossteen uutfeegje: einen Schornstein ausfegen. 1.3 wie besäike jou, wan jou oaine Skossteen roket: wir besuchen euch, wenn ihr ein eigenes Haus habt. deer kon die Skossteen nit fon rookje : das bringt nichts; die Mühe lohnt sich nicht.

Week, ju

Flüssigkeit zum Einweichen der Wäsche: 1.1 in de Week läze : weichen, einweichen. 1.2 iek läze foar jou ‘‘n Oai in de Week : ich weiche für euch ein Ei ein (scherzhaft als Antwort auf einen angekündigten Besuch).

Oost, dät

Scheinunwetter: sechs Wochen vor dem 25. Juni und sechs Wochen nach dem 25. Juni gibt es sporadisch kleine, dünne, grauschwarze Wolken, die aber keinen Regen mit sich bringen. (Wan wie bee/ t Hooijen wieren, un et tjuusterch wude, do kwieden do Ljudene: „Moakjet jou neen Suurgen. – Dät is niks as Oost. Deer is Oost in de Lucht. Wie konnen färemjo.“: Wenn wir beim Heumachen waren, und es dunkel wurde, da sagten die Leute:„Macht euch keine Sorgen. Das ist nichts als ein Scheinunwetter. Es ist Scheinunwetter in der Luft. Wir können weitermähen.“)

Moite, ju

1. Mühe: 1.1 et is de Moite nit wäch?id: es ist der Mühe nicht wert. 1.2 foar de Gouldene Wärskup mouten wie ‘n Masse Moite apbrange: für die Goldene Hochzeit müssen wir uns viel Mühe geben. 1.3 sunder Moite naan Fertjoonst : ohne Fleiß kein Preis. 1.4 iek reke mie Moite . ich gebe mir Mühe. 1.5 uunnutse Moite : vergebliche Mühe. 1.5 iek sjo juun de Moite an : ich scheue die Mühe. 2. Umstände; überflüssiger, zeitraubender Aufwand: 2.1 iek wol jou neen Moite moakje : ich will euch keine Umstände machen. 2.2 uzentwain hougje jie jou neen Moite tou moakjen : unseretwegen braucht ihr euch keinen großen Aufwand zu machen. 2.3 aan sunder Moite luke läite : jemanden frei, ungestört ziehen lassen.

mis

1. entstellt, missgebildet, missgestaltet: Hiere Gezicht waas truch dä‘n Bround aiske mis : ihr Gesicht war durch den Brand sehr entstellt. 2. kränklich: hie saach mis uut, as hie uut Amerika ätter Huus koom : er sah kränklich aus, als er aus Amerika nach Hause kam. 3. fehl: die Fersäik geen mis : der Versuch schlug fehl. 4. schlecht, unangenehm: et waas ju hele Tied mis Weder : es war die ganze Zeit schlechtes Wetter. 5. unangemessen, unpassend: et is duzendmoal mis, wan jou Bäidene allere Ljudene mäd dä‘n Fóarnome anbale : es ist äußerst unangemessen, wenn eure Kinder ältere Menschen mit dem Vornamen ansprechen. 6. schade: et is mis, dät hie sien oolde Bääsje nooit besäkt : es ist schade, dass er seine alte Oma nicht besucht. 7. falsch, verkehrt: ook ju Ontwoud fon dä‘n Professor waas mis : auch die Antwort des Professors war falsch.

Oarigaid, ju

1. Spaß, Vergnügen, Freude, Gefallen: 1.1 iek häbe fuul Oarigaid an dät Bäiden : ich habe viel Gefallen an dem Kind. 1.2 foar Oarigaid : zum Spaß, zum Vergnügen, zum Zeitvertreib. 1.3 du koast foar Oarigaid do spieljende Bäidene toukiekje : du kannst mit Vergnügen den spielenden Kindern zusehen. 1.4 uus Bääsjebabe gungt noch mäd sien sogentich Jier foar Oarigaid wonderje : unser Großvater geht noch mit seinen siebzig Jahren zum Spaß wandern. 1.5 iek fiende neen Oarigaid an sien dumme Babbeljen : ich finde keinen Gefallen an seinem dummen Gebabbel. 1.6 deer is neen Muleful Oarigaid an dä‘n Mon : der Mann versteht überhaupt keinen Spaß, ist äußerst mürrisch und unwirsch. 1.7. do Bielden fon Van Gogh kon man mäd Oarigaid bekiekje : die Gemälde Van Goghs kann man mit Freude ansehen. 1.8 Hier hääst du ‘‘n Bloumenstruus foar Oarigaid : hier hast du einen Blumenstrauß als Geschenk. 2. Genuss, Augenweide: jou Tuun is ‘‘n Oarigaid foar do Ogene : euer Garten ist ein Genuss für die Augen. 3. Anziehungskraft, Reiz: deer is neen Oarigaid an dät Moanske : die Frau besitzt keine Anziehungskraft, ist reizlos.

3. abtreten, zurücktreten (is)

ju tried domoals as Fóarsitterske ou : sie trat damals als Vorsitzende zurück. 4. Schritt halten: iek kon et mäd jou nit outrede : ich kann mit euch nicht Schritt halten.

Puppie, -s, dät

1. Säugling, Baby: wo gungt jou Puppie?: wie geht es eurem Baby? 2. Zierpuppe, kokettes Mädchen. [frz. poupée ]

riegje

1. reihen; in Reihen setzen oder aufstellen. 2. (+ sik) sich in einer Reihe hinstellen oder setzen: 2.1 riegjet jou! : stellt euch in einer Reihe auf! 2.2 riegjet jou!, kwaad die Buur, do hied hie man een Ku ap Staal : stellt euch in einer Reihe auf!, sagte der Bauer, da hatte er nur eine Kuh im Stall.

röögje

1. bewegen, rühren, regen: hie kon neen Hounde röögje : er kann keine Hand rühren. 2. (+ sik) sich bewegen, sich regen, rühren: 2.1 jie konnen jou deer nit röögje of trale: du kannst dich da weder bewegen noch drehen. 2.2 röögjet jou!: bewegt euch!

skeeldich

1. schuldig: 1.1 wäch?t bä‘n iek die skeeldich? : was bin ich dir schuldig? 1.2 iek skäl him neen Woud skeeldich blieuwe : ich werde ihm Rede und Antwort stehen. 1.3 iek bä‘n jou tou Tonk skeeldich : ich bin euch zu Dank verpflichtet. 1.4 du bääst mie noch wäch?t skeeldich : du bist mir noch etwas schuldig. 2. strafbar: hie häd sik skeeldich moaked : er hat sich strafbar gemacht.

skikje (a)

1. (+ sik) sich schicken; sich gehören; passen: 1.1 et skikket sik nit, dät du so ädder deerwai gungst : es gehört sich nicht, dass du so früh dahin gehst. 1.2 sukke Woude skikje sik nit : solche Worte sind nicht angebracht, angemessen. 2. passen: wan jou dät skikket, dan kume wie äuwelch bee/ jou : wenn das euch passt, dann kommen wir heute Abend bei euch vorbei.

skikkelk

1. günstig, nicht teuer: 1.1 iek häbe ju Märe skikkelk koped : ich häbe die Stute günstig gekauft. 1.2 skikkelk Weder : günstiges Wetter. 2. ordentlich: hie waas skikkelk ounleken : er war ordentlich angezogen. 3. geeignet: hie waas die skikkelke Mon foar ju Stede : er war der geeignete Mann für die Stelle. 4. anständig: wieruum konnen jie Bäidene jou nit skikkelk benieme? : warum könnt ihr Kinder euch nicht anständig benehmen? 5. umgänglich: hie is skikkelker as sien Moanske : er ist umgänglicher als seine Frau. 6. fähig, geschickt: hie is ‘‘n swiede skikkelken Timmermon : er ist ein sehr fähiger Zimmermann. 7. gesund: ju is kroank wezen, man nu lät ju läip skikkelk : sie ist krank gewesen, aber jetzt sieht sie sehr gesund aus.

uungelain (a)

1. ungelegen: 1.1 ju Rekenge koom mie uungelain, man iek moaste hier/ ze daach betoalje : die Rechnung kam mir ungelegen, aber ich musste sie doch bezahlen. 1.2 deer bä‘n iek so uungelain tougoang kemen as ‘‘n Mutte in ‘‘n Jodenhuus : da bin ich so ungelegen aufgetaucht, wie eine Sau im Haus eines Juden. 1.3 (Formel als Entschuldigung für einen unerwarteten Besuch) wan iek jou nit uungelain kume ...,: wenn ich euch nicht ungelegen komme..., 1.4 du kumst mie uungelain : du kommst mir zur unpassenden Zeit.

uurlope (b)

überlaufen, überrennen: wie uurlope jou nit : wir kommen nicht zu früh oder zu oft zu euch.

uutgjuchte

1. einen Auftrag übermitteln: iek skäl jou hatelke Gräite fon mien Möie uutgjucht e: ich soll euch herzliche Grüße von meiner Tante ausrichten. 2. in eine bestimmte einheitliche Richtung bringen: wie häbe do Richelpele pielerliek an dät Wier uutgjucht: wir haben die Zaunpfähle schnurgerade mithilfe des Drahtes aufgestellt. 3. unternehmen, schaffen: iek häbe dälich nit fuul uutgjucht: ich habe heute nicht viel geschafft. 4. ausführen, durchführen: dät kon iek säärm uutgjuchte: das kann ich selbst durchführen. 5. veranstalten: ju häd ju Bjorenge sälwen uutgjucht: sie hat die Feier selbst veranstaltet.

Wai, do Wege, die

1. Weg: ju sät niks uut dä‘n Wai: sie leistet nichts. 1.2 hie kon wäch?t uut dä‘n Wai sätte: er kann tüchtig essen, trinken oder arbeiten. 1.3 ap ‘‘n krumen/skeeuwen Wai kume : auf Abwege geraten; auf die schiefe Bahn geraten. 1.4 hie stoant mie in dä‘n Wai : er steht mir im Wege. 1.5 Wai hoolde : auf dem richtigen Weg bleiben; den Kurs halten. 1.6 ‘‘n doden Wai : eine Sackgasse. 1.7 ap kumenden Wai : im Anmarsch, unterwegs. 1.8 ju is ap kumenden Wai : sie ist schwanger. 1.9 ap dä‘n Wai brange : veranlassen. 1.10 ‘‘n Wai apsmiete : einen Weg aus Buschwerk, Rasen und Steinen durch sumpfiges Gelände aufwerfen, aufschütten. 1.11 deer geen naan Wai an fóarbie : es ging kein Weg daran vorbei. 1.12 die Wai gungt in t Täärp : der Weg führt ins Dorf. 1.13 die Wai lapt fóar mie oun : der Weg läuft vor mir her (der Weg scheint endlos zu sein). 1.14 jo wieren al ‘‘n Eende wai : 1.14.1 sie waren schon ein Stück den Weg hinauf. 1.14.2 sie waren schon älter. 1.15 gunget jou Wai! : haut ab! geht weg! 1.16 hie mout wäch?t uut dä‘n Wai sätte; uurs is hie nit toufree : er muss etwas zu tun haben; sonst ist er nicht zufrieden. 1.17 hie sit uus aaltied in dä‘n Wai : er sitzt uns immer im Wege. 1.18 him sit niks in dä‘n Wai : er ist schlank, mager, kann sich gut bewegen. 1.19 ‘‘n Úre Wais : eine Wegstunde. 1.20 iek gunge sukke Ljudene jädden uut dä‘n Wai : ich gehe solchen Leuten gerne aus dem Wege.

wäide iek wäide, du wädst, hie/ju wädt, wie wäide; iek wuud, du wuust, hie/ju wuud, wie wuden; is wuden; wäide! wäidet!

1. werden: 1.1 hie is Affekoat wuden : er ist Rechtsanwalt geworden. 1.2 dät wäch?dt wäch?t mäd do bee : das wird etwas mit den beiden (= sie werden heiraten). 1.3 dät wäch?dt niks moor mäd Hier : sie wird nicht wieder besser. 1.4 dät hied wäch?t wäch?ide kuud : das hätte ein großes Unglück werden können. 1.5 wo mout dät wäch?ide? : wie muss das werden? (= wie lautet die Entscheidung?) 2. anfangen, erreichen, schaffen: 2.1 deer koast du niks mäd wäch?ide : damit kannst du nichts erreichen. 2.2 die Koaster kuud mäd him niks wäch?ide : der Lehrer konnte ihn nicht zu einer Aussage bringen. 3. gelingen, gut vorangehen: dät Huusbauen wäch?dt wäch?t : der Hausbau geht gut voran. 4. als Hilfsverb zur Bildung des Passivs: 4.1 iek wäch?ide, wuud drain; bä‘n, waas drain wuden : ich werde, wurde getragen; bin, war getragen worden: 4.2 dät Woater is in dä‘n Troach ounlope lät wuden (Syntax!): man hat das Wasser in den Troch hineinlaufen lassen. 5. nutzen: häd hie jou so holpen, dät et wäch?t wude? : hat er euch so geholfen, dass es etwas nutzte? [afrs. wertha]

waimoute

1. hingehen müssen: wie mouten mäiden ätter dä‘n Ogendokter wai : wir müssen morgen zum Augenarzt. 2. irgendwoher kennen; unterbringen: iek weet nit, Wier iek mäd Jou waimout : ich weiß nicht, woher ich Sie kenne, wo ich Sie unterbringen sollte.

Huus, do Huze, dät

1. Haus: 1.1 wie häbe Huus bee/ Huus dät Bäiden soacht: wir haben von Haus zu Haus das Kind gesucht. 1.2 hie häd Huus un Ho(a)f ferspield: er hat Haus und Hof (seinen ganzen Besitz) verspielt. 1.3 wie wieren aal in Huus: wir waren alle zu Hause. 1.4 Huus ap dä‘n Boolke, Ladere in dä‘n Sood: Haus auf dem Dachboden, Leiter im Brunnen. (Teil einer Hochzeitseinladung, die zur völligen Absicherung des Hausrats auffordert, damit alle Familienmitglieder zur Hochzeit gehen können.) 1.5 epen Huus: historisches saterfriesisches Bauernhaus ohne Schornstein. 1.6 fon Huus uut: 1.6.1 von der Familie her. 1.6.2 eigentlich, ursprünglich. 1.6.3 seit jeher; von Natur aus. 1.7 in Huus : zu Hause. 1.8 ätter Huus wai fiere : nach Hause fahren. 1.9 bee/ do Huze lope : 1.9.1 von Haus zu Haus laufen. 1.9.2 hausieren gehen. 1.10 bee/ + mie, die, him/hier, uus, jou, him + in Huus : in meiner, deiner, seiner, ihrer, unserer, eurer, ihrer Familie. 1.11 aan dät Huus ferbjode : jemanden aus dem Hause verbannen; jemandem Hausverbot erteilen. 1.12 deer lapt aan bee/ him uum t Huus tou : es läuft jemand bei ihm ums Haus herum (= er hat nicht alle Tassen im Schrank). 1.13 hie gungt mäd Were bee/ do Huze : er hausiert. 1.14 hie häd mie dät Huus tou litjet moaked : er hat spektakelt, viel Aufhebens gemacht. 1.15 wie genen bee/ do Huze bieloangs : wir gingen von Haus zu Haus. 1.16 ju häd wäch?t in Huus broacht : sie hat ein uneheliches Kind geboren. 1.17 et is beter in ‘‘n oold Huus as buppe ap ‘‘n ‘näi : es ist besser in einem alten Haus als oben auf einem neuen. 18. siet ju kroank is, is ju an t Huus buunden : seit sie krank ist, ist sie ans Haus gebunden. 1.19 tou t Huus uut! : raus aus dem Haus! 1.20 Wier kumt hie uut Huus? : 1.20.1 wo kommt er her? 1.20.2 aus welcher Familie stammt er? 1.21 ‘‘n Bäiden uut Huus seende : ein Kind aus dem Hause schicken, damit es seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten kann. 1.22 hie häd ‘‘n Huus ful Bäidene : er hat ein Haus voller Kinder. 2. Gebärmutter der Kuh. 3. Öhr einer Axt oder eines Beils. 4. Schaufeltülle. 5. Axthaube.

Bääste, dät

1. das Beste: 1.1 wie wollen deer dät Bääste fon moakje: wir wollen das Beste daraus machen. 1.2 dät Bääste is deer owe: der Lack ist ab. 1.3 mäd dät Bääste in Sin: in der besten Absicht. 1.4 iek wonskje jou dät Bääste: ich wünsche euch das Beste. 2. Wohl: dät geskjugt bloot tou dien oaine Bääste: das geschieht nur zu deinem eigenen Wohl.

bänterje

1. hetzen; schnell laufen, eilen (is): hie bänterde truch Busk un Brouk : er eilte durch Wald und Sumpfland. 2. wild, kopflos umherlaufen, umherirren (is): wäch?t is dät foar ‘‘n Bänterjen mäd jou bee! : was ist das für ein Umherirren mit euch beiden! 3. schuften, schwer arbeiten, häufig ohne erkennbaren Erfolg: wie bänterden dä‘n hele Dai, man et broachte niks : wir schufteten den ganzen Tag, aber es brachte nichts.

bemudderje

besudeln, beschmutzen: moakjet jou Stewele/Stöäwele skeen; jie moakje mie ju hele Stowe ketich! : macht eure Stiefel sauber; ihr macht mir die ganze Stube dreckig!