Saterfriesisches Wörterbuch
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litje (m., F.), litjet/littik (N.) (litjer, litste/ litjeste)

1. klein: 1.1 die litje Disk, ju litje Laampe, dät litje Huus; do litje Diske, Laampen, Huze : der kleine Tisch, die kleine Lampe, das kleine Haus; die kleinen Tische, Lampen, Häuser. 1.2 ‘‘n Litjen nieme : einen (kleinen) Schnaps zu sich nehmen. ju häd wäch?t Litjes kriegen : sie hat ein Kind geboren. 1.4 do litje Ljude: die Armen; die Menschen ohne Geld und Einfluss. 1.5 die litje Mon: der Durchschnittsmensch. 1.6 litje Hinnerk, litje Paula: Hinnerk, der Sohn vom großen Hinnerk; Paula, die Tochter von der großen Paula. 1.7 hie häd ‘n Litjen bäte: er ist leicht betrunken. 1.8 litjer moakje: verkleinern. 1.9 bee/ dusse Keelde skäl uus Eed litjer wäch?ide: bei dieser Kälte wird unser Vorrat an Torf abnehmen. 1.10 litjet biereke: klein beigeben. 1.11 litjet moakje: herabsetzen, demütigen. 1.12 hie wäch?dt so litjet in do Ogene: seine Augen werden klein: er schläft uns ein. 1.13. bee/ litjen: allmählich. 2. kleinlaut: toumoal wuud hie heel litjet: plötzlich wurde er ganz kleinlaut.

Litje, do Litje,  die/ju/dät

1. Baby, Kleinkind. 2. [Pl.] 2.1 kleine Kinder: ap do Litje appaasje: auf die Kleinen aufpassen. 2.2 Untergebene: hie behondelt do Litje goud: er behandelt seine Untergebenen gut.

Buur, do Buren, die

1. Landwirt: 1.1 hie is ‘n tjukken Buur: er ist Großgrundbesitzer. 1.2 hie sit naan Buur in t Finster: er steht niemandem im Wege. 1.3 ‘n Buur mout in sien Lound woonje: ein Bauer muss auf seinem Land wohnen. 1.4 litje Buur: 1.4.1 Kleinbauer; Bauer mit einem Pferd auf einem kleinen Bauernhof. 1.4.2 der erste Sohn als Stammhalter auf dem Bauernhof. 2. der Bauer oder Bube im Kartenspiel: Dubbele Buur: ein Kartenspiel für vier Personen, bei dem der Bauer der höchste Trumpf ist.

Spriet (b) , -e, die

die Balken vor und hinter der Mühlenkappe, auch die grote un die litje Spriet genannt. [engl. bowsprit]

Tone, -n, ju

1. Zehe: 1.1 litje Tone: kleine Zehe; grote Tone: großer Zeh. 1.2 ap do Tonen lope: auf den Zehenspitzen laufen, um kein Geräusch zu erzeugen. 1.3 hie is licht ap de Tone(‘n) treden: er ist leicht beleidigt, leicht auf den Schlips getreten.

Litje Doawied, die

kleinwüchsiger Mann.

Litje Dore , ju

die kleine Tür in der großen doppelten Scheunentür.

Litje Knäächt, -e, die

der zweite Knecht auf dem Bauernhof.

Litje Knäppel, -e, die

Hebearm oder Hebebaum an dem Schwengel oder Ortscheit; Ackerwagenschwengel.

Litje Wucht

Anredeform für ein kleines Mädchen: Na, litje Wucht, wo gungt die? : na, kleines Mädchen, wie geht es dir?

jote iek jote, du jutst, hie/ju jut, wie jote; goot, goten; jeten; jut/joot! jotet!

gießen: 1. gießen: ju goot dä‘n Wien in do litje Gleze : sie goss den Wein in die kleinen Gläser. 2. begießen: do Bloumen mouten jeten wäch?ide : die Blumen müssen begossen werden. 3. flüssiges Metal in Hohlformen gießen: Lood jote : Blei gießen.

Koaster, -e, die

1. Volksoder Grundschullehrer: 1.1 ‘‘n holtenen Koaster : ein unbeholfener, steifer Mensch. 1.2 jemand, der sich bei der Arbeit ungeschickt anstellt. 2. Hilfslehrer: litje Koaster . Küster.

Mon, do Monljude, die

1. Mann: 1.1 die maaste Mon: 1.1.1 die meisten Menschen. 1.1.2 die Mehrheit. 1.2 Mon an Mon : nahe beieinander: do Huze stounde Mon an Mon : die Häuser stehen nahe beieinander. 1.3 iek bä‘n min oaine Mon : ich bin mein eigener Herr. 1.4 Mon O Mon! : Ausruf des Staunens. 1.5 dät sunt mie tou fuul Mon : sie sind mir zahlenmäßig zu stark. 1.6 die minste Mon : 1.6.1 die wenigsten. 1.6.2 die Minderheit. 1.7 dät Wucht kumt an dä‘n Mon : das Mädchen wird heiraten. 1.8 die litje Mon : 1.8.1. der Kleinbauer. der einfache Mann, der nicht viel verdient. der geringe Stand: die litje Mon mout dät uutsuurje : der geringe Stand muss das ausbaden. kiek ljauer ap dä‘n litje Mon : merke dir, dass es Menschen gibt, die schlechter daran sind als du selbst. 1.9 mäd alle Mon: vollzählig. 1.10 die Mon mout die Boas in Huus blieuwe: der Mann muss der Herr im Hause bleiben. 2. Person: wie wieren mäd twintich Mon bee/ dät Spil: wir waren mit zwanzig Personen bei dem Spiel. 3. Ehemann: 3.1 Mons Muur is die Djuwel in Huus: die Mutter des Ehemannes ist der Teufel im Haus. 3.2 wo hat Hiere Mon? : wie heißt ihr Ehemann?

oulikje

1. ablecken: 1.1 dät is ‘‘n oulikked Buutje : das ist eine Dame mit leichtem Lebenswandel. 1.2 hie lät as ‘‘n oulikked Buutje : er ist aalglatt, versucht sich aus jeglicher Verantwortung herauszuwinden. 1.3 iek häbe mie do Fingere deerätter oulikked : ich war sehr begierig darauf. 2. sauber lecken: 2.1 hie is so kuntoabel, as wan hie oulikked wuden is : er ist so adrett, als wenn er abgeleckt worden wäch?re. 2 . 2 die litje Huund likkede dä‘n Näp ou : der kleine Hund leckte den Napf sauber.

Stränge, -n, ju

1. Seil, Strick. 2. (Teil des Pferdegeschirrs) Zugseil des Pferdegeschirrs; Leine, an der das Pferd den Wagen zieht: 2.1 hie häd noch neen Stränge liek leken: er hat noch keinen Strang stramm gezogen, noch keinen Schlag getan. 2.2 uur do Strängen haue : über die Stränge schlagen; unbändig sein; das gesetzliche Maß überschreiten. (Bie aan Houngst rakt et aan Knäppel mäd two Strängen. Bie twäin Houngste rakt et aan groten Knäppel, wier do bee litje Knäppele ounhoaked wäch?ide konnen. Älke Houngst häd two Strängen: Bei einem Pferd gibt es einen Knüppel mit zwei Strängen. Bei zwei Pferden gibt es einen großen Knüppel, in den die beiden kleinen Knüppel hineingehakt werden können. Jedes Pferd hat zwei Stränge.)

Äide, -n, ju

1. Egge: 1.1 litje Aide: Pflug mit drei nebeneinander montierten Schaufeln zur Vernichtung von Unkraut bei Pflanzen. 1.2 swere Aide: Egge, mit dem man unebenes Land einebnet. 1.3 íerzene Aide: eine Egge, deren Rahmen nicht aus Balken, sondern aus eisernen Ketten besteht.

Ammöären , do

1. Gewohnheiten, Eigenschaften: die Litje häd dosälge Ammöären as sin Babe : der Kleine hat die gleichen Gewohnheiten wie sein Vater. 2. Gestik, Körpersprache: iek kuud fon wieden sjo, dät hie dät waas; dan hie häd so roare Ammöären, wan hie lapt : ich konnte von Weitem sehen, dass er das war; denn er hat eine so merkwürdige Gestik/Körpersprache, wenn er läuft. 3. Grillen, Schrullen: wie konnen sien Ammöären oafte nit begriepe : wir können seine Grillen häufig nicht begreifen. [frz. humeur]

anduukje

1. sich anschmiegen: 1.1 dät Bäiden duket sik allerwegense an : das Kind schmiegt sich überall an. 1.2 die Litje duket sik so jädden bee/ sien Bääsje an : der Kleine schmiegt sich so gerne an seine Oma an.

ansmiegje

1. sich anschmiegen: ju Litje smiegede sik an Hiere Bääsje an : die Kleine schmiegte sich an ihre Oma an. 2. einschmeicheln: hie wol sik ansmiegje : er will sich einschmeicheln.

aphoolde

1. aufhalten: 1.1 wie mouten dät Woater aphoolde : wir müssen das Wasser aufhalten. 1.2 hie hoaldt mie nooit loange ap : er hält mich nie lange auf. 2. aufhören, enden: 2.1 jo hoolde mäd dät Läiden ap : sie hören mit dem Läuten auf. 2.2 dusse Stried hoaldt in de wiede Wareld silläärge nit moor ap : dieser Streit hört in der weiten Welt niemals wieder auf. 2.3 hoold mie deerfon ap! : sage mir nichts mehr darüber! 3. offen halten: ‘‘n Säk aphoolde : einen Sack offen halten. 4. zurückhalten: ju Ku hoaldt ju Moalk ap : die Kuh lässt die Milch nicht fließen. 5. sich abgeben mit: 5.1 iek hoolde mie mäd sukke Stelere nit ap : ich gebe mich mit solchen Dieben nicht ab. 5.2 die Ferläddene Suun Hielt sik mäd läipe Moanskene ap : der Verlorene Sohn gab sich mit gemeinen Menschen ab. 6. sich beschäftigen mit: hie hoaldt sik jädden mäd Klüterjen ap : er beschäftigt sich gerne mit Basteleien. 7. verhindern: iek kuud nit aphoolde, dät min litje Bruur ook noch meekoom : ich konnte nicht verhindern, dass mein kleiner Bruder auch noch mitkam. 8. sich aufhalten, verweilen: wie hielten uus deer nit loange ap : wir hielten uns dort nicht lange auf.

aphupje

aufhüpfen, hinaufhüpfen: die litje Huund huppede ju Trappe ap : der kleine Hund hüpfte die Treppe hinauf.

Appaasjen, dät

Aufpassen, Aufpasserei: wan du litje Bäidene hääst, hääst du deer ‘n Masse Appaasjen mäd: wenn du kleine Kinder hast, dann hast du viel Arbeit mit dem Aufpassen.

apskoarje

(Himmel) aufklaren; sich aufklären, sich aufhellen: wie konnen ‘‘n litje Koierskup moakje, wan die Hemel apskoart : wir können einen kleinen Spaziergang machen, wenn sich der Himmel aufhellt.

aptoakelje

1. ein Schiff auftakeln, mit Takelage versehen. 2. einen Gegenstand mittels eines Flaschenzuges in die Höhe heben: dä‘n Burenwoain häbe wie ap ju Hielde aptoakeld : den Ackerwagen haben wir mit einem Flaschenzug auf den Heuboden gehoben. 3. (+ sik) sich auffällig, kunterbunt anziehen; sich aufdonnern: foar älke litje Bjorenge toakelt ju sik ap : für jede kleine Feier donnert sie sich auf. 4. aufhissen: ju Fone mout aptoakeld wäch?ide : die Fahne muss aufgehisst werden. 5. (Wagen) mit den notwendigen Aufbauten (Leiter, Wagenbretter) und Gerätschaften für eine bestimmte Tätigkeit (Heufahren, Torffahren, Mistfahren) versehen: do Laderen un do Wainploanken failje noch : die Leitern und die Wagenbretter fehlen noch.

apweende

aufwenden: wieruum mout ju so fuul Tied foar so ‘‘n litje Seke apweende? : warum muss sie so viel Zeit für eine solche Kleinigkeit aufwenden?