Saterfriesisches Wörterbuch
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loang (langer, loangste)

1. lang: 1.1 fóar langere Tied : vor längerer Zeit. 1.2 loang as Lieuwend, loang as Goud : Leibgedinge, Leibzucht; lebenslange materielle Unterstützung. 1.3 moal so loang : doppelt so lang. 1.4 wo loang is dät aal häär? : wie lange ist das alles schon her? 1.5 hie fäl loang deel : er fiel in seiner ganzen Länge hin.

oustriedje (b)

1. abschreiten; mit Schritten abmessen: iek striedede dä‘n Dom ou un stoalde fääst, dät hie fjauerhundert Meter loang is : ich schritt den Damm ab und stellte fest, dass er 400 Meter lang ist. 2. mit einem Schritt überschreiten: iek kon dä‘n Boomstom nit oustriedje : ich kann nicht mit einem Schritt den Baumstamm überschreiten. [engl. to stand astride]

Wiedewieuw, -e, dät

Witwe: ‘n Wiedewieuw häd ‘n loang Klood. – älk trädt deerap: eine Witwe hat ein langes Kleid. – jeder tritt darauf.

waislo

1. hinschlagen; auf eine bestimmte Stelle schlagen. 2. hinfallen, hinstürzen (is): iek bä‘n ap dät Íes waisloain, un mien Kniebelponne is beseerd : ich bin auf dem Eis gestürzt, und meine Kniescheibe ist verletzt. 3. in Ohnmacht fallen und dabei zusammenbrechen (is): hie sluuch ap de Sträite loang wai : er wurde auf der Straße ohnmächtig und brach zusammen.

truurje

trauern: jo truurje ‘‘n Jier loang uum Hiere Foar : sie trauern ein Jahr lang um ihren Vater.

Treed, do Trede, die

1. Fußtritt: 1.1 ju hied him ‘n Treed in de Moarze roat: sie hatte ihm einen Tritt in den Hintern gegeben. 1.2 hie häd ‘n Treed kriegen: er ist verstoßen worden. 1.3 hie is naan Treed wäch?id: er ist keinen Schuss Pulwer wert. 2. Schritt, Tritt als natürliches Längenmaß von ungefähr einem Meter; die Länge eines Schrittes: 2.1 dät Pound waas trietich Treed loang un fjautich Treed breed : die Parzelle war dreißig Meter lang und vierzig Meter breit. 2.2 Treed hoolde : im Gleichschritt laufen. 2.3 ‘‘n skeeuwen Treed dwo : einen Fehltritt begehen. 2.4 in Treed blieuwe : im Gleichschritt bleiben. 2.5 jo moakje naan twäärsen Treed, uum dä‘n Säk Boukete tou hoaljen : sie machen keinen verqueren Schritt (geben sich keine Mühe), um den Sack Buchweizen zu holen. 2.6 ‘‘n Treed in de Gjuchte gunge : einen Umweg abschneiden; quer oder schräg durch/über das Gelände laufen. 2.7 Treed foar Treed : Schritt für Schritt. 3. kurze Entfernung: fon Hier uut is dät man ‘‘n Treed : von hier aus ist das nur eine kurze Entfernung, nur ein paar Schritte. 4. mürrisch, verdrießlich: ju kikt aaltied so twäärs : sie guckt immer so mürrisch (engl. cross). 5. seitwärts: twäärs lope : seitwärts laufen. [gron. twaars (anscheinend friesischer Rest)]

Tiedloang, ju

1. Zeit lang: 1.1 wie sunt ‘n Tiedloang in Aastenriek wezen: wir sind eine Zeit lang in Österreich gewesen. 1.2 ju häd ‘n Tied loang foar uus Mäme oarbaided: sie hat eine Zeit lang für unsere Mutter gearbeitet.

Täiwen, dät

Warten: ätter loang Täiwen: nach loangem Warten.

so

1. so: 1.1 so häbe iekmie dät nit fóarstoald : so habe ich mir das nicht vorgestellt. 1.2 jo sunt so bee/ëenuur : sie leben zusammen ohne Trauschein. 1.3 et is so as et is : die Sache ist nun einmal so und nicht zu ändern. 2. ohnehin, sowieso: hie waas besepen, as dät passierde; hie weet deer so niks fon : er war besoffen, als das passierte; er weiß ohnehin nichts davon. 3. unentgeltlich, umsonst: ju Butere krichst du so : die Butter ist umsonst. 4. auf die Art und Weise: 4.1 so gungt dät nit : auf die Art und Weise geht das nicht. 4.2 so deeran, so deerfon : wie gewonnen, so zerronnen. 5. in dem gleichen Zustand; in unverändertem Zustand: 5.1 kum, so as du bääst : komm, wie du bist. 5.2 ju lait deer so wai : sie liegt in unverändertem Zustand da. 6. zur Bezeichnung des Maßes oder des Grades: 6.1 dät Swäl waas so groot, die Dokter kuud deer nit mäd kloor kume : die Geschwulst war so groß, der Arzt konnte nicht damit fertig werden. 6.2 so tjuk as ‘‘n Tieke : so dick wie eine Zecke. 6.3 so dum as dät Bätereende fon ‘‘n oolde Ku : so dumm wie das Hinterende einer alten Kuh. 6.4 so ‘‘n groten Houngst un so ‘‘n litjet Wucht deerap! : so ein großes Pferd und so ein kleines Mädchen darauf! 7. in Beziehung zu als Vergleich: hie is so dum, as hie loang is : er ist so dumm, wie er lang ist. 8. in Verbindung mit einem Adj. oder Adv. und folgendem as dient so als Konjunktion des Nebensatzes: hie wiel/wüül Hier daach häbe, so gemeen as ju juun him wezen is : er wollte sie doch haben, so gemein als/wie sie zu ihm gewesen ist. 9. schwach betont und füllend: deer is ‘‘n Wäänt wezen, die is so loai wezen : es war mal ein Junge, der war so faul. 10. als Einleitung des Nachsatzes nach Bedingungssätzen: kumst du mie so, dan kume iek die so : so du mir, so ich dir. 11. möglich; wirklich wahr: is dät so, dät du nit kume koast? : ist es möglich/wirklich wahr, dass du nicht kommen kannst? 12. ohne Gruß: ju ron so an mie fóarbie : sie lief ohne Gruß an mir vorbei. 13. üblich: dät is Hier so : das ist hier üblich. 14. ungehindert, unbehelligt: hie is snoagens in New York so herumeronnen : er ist nachts in New York unbehelligt umhergelaufen. 15. zur Verstärkung von Wier, Hier und deer : 15.1 deer lait ‘‘n Euro! Wier so? : da liegt ein Euro! Wo denn? 15.2 Wier skäl iek dä‘n Kuffer waistale? : wo soll ich den Koffer hinstellen? Deer so! : Gerade dort!

sliepje

1. schleppen: 1.1 mäd sukke Säkke kon man sik deer dood bee/ sliepje : mit solchen Säcken kann man sich zu Tode schleppen. 1.2 ju Fauene sliepet ‘‘n Masse uut Huus : das Dienstmädchen lässt vieles mitgehen. 2. schleifen (is/häd): die et loang häd, die lät et loang hongje, un wäch?l et noch langer häd, die lät et sliepje : wer es lang hat, der lässt es lang hängen; und wer es noch länger hat, der lässt es schleifen. (Man prunkt gern mit dem, was man hat.)

Siede (a) , -n, ju

1. Seite: 1.1 hie stuud ‘‘n bitje uut der Siede : er stand etwas abseits. 1.2 uut der Siede brange : an die Seite bringen; verstecken. fon uus Mämes Siede : mütterlicherseits. fon uus Babes Siede : väterlicherseits. 1.5 an de Siede moakje: beseitigen, wegräumen; ermorden. 1.6 ju Rekenge is an de Siede: die Rechnung ist bezahlt. 1.7 uut de Siede gunge: 1.7.1 sich verstecken; sich verbergen. 1.7.2 ins Bett gehen. 1.8 iek wol deer goude Siede mäd hoolde : ich will es mit ihm nicht verderben (= engl. I want to stay on his/her good side). 1.9 wäch?t an de/anne Siede häbe : etwas vorrätich haben. 1.10 an de Siede brange / moakje / skafje / dwo : beiseiteschaffen, ermorden. 1.11 an alen Sieden : an allen Seiten. 1.12 ap de Siede : fort, verborgen. 1.13 ätter dusse Siede wai : nach dieser Seite hin. 1.14 ätter ju Siede wai uutwieke: seitwärts ausweichen. 1.15 do Bäidene ap de Siede brange : die Kinder ins Bett bringen. 1.16 fon de ietenste Siede nieme : ernst nehmen. 1.17 gjuchte Siede : die obere, bemusterte Seite des Stoffes. 1.18 ferkierde Siede : die untere, nicht bemusterte Seite des Stoffes. 1.19 hie gungt mie uut de Siede : er meidet mich. 1.20 hie häd genouch Jeeld ap de Siede : er hat genug Geld gespart, gehortet. 1.21 hie häd mie ap sien Siede Leken : er hat mich von seiner Meinung überzeugt. 1.22 hie wol ‘‘n goude Siede mäd him hoolde : er will einen Stein bei ihm im Brett haben; er will auf seiner guten Seite, in seiner Gunst bleiben. 1.23 ju faalt ätter bee Sieden wai : sie hinkt mit beiden Beinen. 1.24 ‘‘n Siede Speck : Speckseite; großes Stück Fleisch vom Schwein: ‘‘n Siede Späk wäch?dt in de Wieme honged : eine Speckseite wird in das Fleischgerüst gehängt. 1.25 tää‘n uum de Siede : mit schlanker Taille; schmal in der Taille. 1.26 tou bee Sieden : auf beiden Seiten . 1.27 hie is al loang uut Siede : er ist schon lange tot. 2. Familie eines der beiden Elternteile: 2.1 Foarssiede, Muurssiede : die Familie des Vaters, die Familie der Mutter. 2.2 fon ju Siede is niks tou ferwachtjen : von der Seite der Familie ist nichts zu erwarten. 3. Lende: iek häbe et in de Siede : ich habe Lendenschmerzen. 4. Partei, Gruppe von Gleichgesinnten. 5. Buchseite.

Sät, dät

1. kurze Weile; kurze Zeit, Augenblick: du skääst ‘n Sät hier blieuwe: du sollst einen Augenblick hier bleiben. 2. Zeitspanne von unbestimmter Dauer: 2.1 ‘n heel Sät: eine ganze Zeit. 2.2 ‘‘n loang Sät : eine lange Zeit. 2.3 iek häbe die (in) ‘‘n heel Sät nit blouked : ich habe dich eine ganze Zeit nicht gesehen. 2.4 dät is ‘‘n Sät häär : das ist eine Weile her. 2.5 fon Sät tou Sät : 2.5.1 ab un zu. 2.5.2 regelmäßig. 3. Arbeitsgang, Arbeitsleistung: nu meende hie, dät hie ‘‘n heel Sät däin hiede : jetzt meinte er, dass er etwas Besonderes geleistet hätte. 4. Zeitraum, Periode: hie häd ‘‘n Sät heeuwed, Wier hie niks kude : er hatte eine Periode gehabt, wo er nichts konnte.

saabje

1. saugen, lutschen, nuckeln: dät Bäiden sabet noch ap dä‘n Tume : das Kind lutscht noch am Daumen. 2. saabje läite : stillen: mien Suster liet Hiere litje Suun säks Mounde loang saabje : meine Schwester stillte ihren kleinen Sohn sechs Monate lang.

ruuchwäch

1. nach grober Schätzung; schätzungsweise, ungefähr: 1.1 die Aprit is ruuchwäch hundert Meter loang : die Auffahrt ist schätzungsweise 100 Meter lang. 1.2 et waas ruuchwäch fjauer Úre, as hie ankoom : es war ungefähr vier Uhr, als er ankam. 1.3 ruuchwäch berekend : grob geschätzt.

Rik, -ke, dät

1. eine lange, dünne Stange; Querstange: 2. Gittertür: bäte dät Rik studen do Durke un die Baktroach: hinter der Gittertür standen die Alkovenbetten und der Backtrog. 3. Lattengestell. 4. Strecke, Entfernung; gerade Strecke im Fluss. 5. Zeitlang, Zeitspanne. 6. Langeweile. 7. sehr hochgewachsene, dünne Frau: ‘‘n loang Rik findt nit so mäkkelk ‘‘n Käärdel : eine hochgewachsene Frau findet nicht so leicht einen Ehepartner.

apsäie

(Kleidung) 1. aufnehmen: dät Klood waas tou loang; et moaste apsäid wäch?ide : das Kleid war zu lang; es musste aufgenommen werden. 2. aufnähen: wie säiden dä‘n Litje sin Nome ap dä‘n Jikkel ap : wir ‘nähten dem Kleinen seinen Namen auf die Jacke auf.

oundwo

hineintun: goud Bäisteflaask smoaket ap t bääste, wan et two Wieke loang in Äidnuteouelje ounlegerd is : gutes Rindfleisch schmeckt am besten, wenn es zwei Wochen lang in Erdnussöl eingelegt ist.

moal

1. einmal: iek waas in junge Jieren moal ap Feer : ich war in meiner Jugend einmal auf Föhr. 2. doppelt: 2.1 jäärsene häbe iek foar dätsälge Jeeld moal so fuul kriegen : gestern habe ich für das gleiche Geld doppelt so viel bekommen. 2.2 ju Brääch in Sweden waas moal so loang : die Brücke in Schweden war doppelt so lang. 3. irgendwann: hie skäl moal daach kume : er wird irgendwann doch kommen. 4. bald: moal Hier, moal deer : bald hier, bald dort. 5. einmal in der Zukunft.

lere (a) iek lere, du leerst, hie/ju leert, wie lere; leerde, leerden; leerd; lere! leret!

1. lernen: 1.1 du moast lere, bit dien Fingere aal glieke loang sunt : du musst lernen, bis deine Finger alle gleich lang sind. (Man lernt nie aus.) 1.2 Dwoon däd Leren : aus Erfahrung wird man klug/klüger. 1.3 hie häd nit leerd, sien Mule tou hoolden : er hat nicht gelernt, seinen Mund zu halten. 1.5 wäch?t häd hie leerd? : was ist sein Beruf?

Hopedood, -dode, die

Hoffetot; jemand, auf dessen Ableben man begierig wartet; ein Mensch, dessen Tod man sich herbeisehnt: Hopedood lieuwet loang: Hoffetot lebt lange.

Gebäd , do Gebede, dät

1. Gebet: 1.1 in t Gebäd nieme : ins Gebet nehmen. 1.2 ‘‘n kuut Gebäd un ‘‘n loang Eende Mätwust : ein kurzes Gebet und ein langes Stück Mettwurst (scherzhafte Vorrede zum Tischgebet.)

eendeels ... uurdeels

einerseits... andererseits: eendeels waas et goud, dät alles ap ‘‘n Eende so ronnen is; uurdeels häd alles fuuls tou loang duurd : einerseits war es gut, dass alles schließlich so gelaufen ist; andererseits hat alles viel zu lang gedauert.

betruurje

betrauern: wo loang wollen jo him noch betruurje? : wie lange wollen sie ihn noch betrauern?

biete iek biete, du bitst, he/ju bit, wie biete; beet, beten; bieten; bit/biete! bietet!

1. beißen, (scherzhaft) essen: wie hieden träi Dege loang niks tou bieten : wir hatten drei Tage lang nichts zu essen. 1.1 fon sik biete : kurz angebunden, mürrisch sein. 1.2 hie bit uum sik tou : er lässt seinem Zorn freien Lauf. 1.3 deer skäl hie wäch?t an tou bieten häbe : er wird mit der Angelegenheit große Schwierigkeiten haben.

loanglieuwhaftich

(Mensch) lang und dünn.