min (m.) , mien (f.) , mien (n.) ; mien (Pl.)
mein: min Bruur, mien Fauene, mien Huus; mien Brure, Fauenen, Huze : mein Bruder, mein Dienstmädchen, mein Haus; meine Brüder, Dienstmädchen, Häuser.
min (minner, minste)
1. klein, zart: 1.1 dät Wucht is noch wäch?t min : das Mädchen ist noch etwas klein. 1.2 dät Bäiden waas tou min; et kuud nit uurlieuwje : das Kind war zu zart; es konnte nicht überleben. 2. gering, unbedeutend; niederen Standes; nicht gesellschaftsfähig: 2.1 hie is mie tou min : er ist mir zu unbedeutend. 2.2 hie is nit so min : er hat ein forsches, selbstbewusstes Auftreten. 2.3 min moakje : demütigen. 3. wenig: 3.1 wie häbe heel min Oarigaid deeran heeuwed : wir haben sehr wenig Vergnügen, wenig Spaß daran gehabt. 3.2 hie häd min fertjoond : er hat wenig verdient. 3.3 hie häd ‘‘n bitje tou min : er ist nicht ganz gescheit; er ist geistig etwas zurückgeblieben. 3.4 iek häbe Jeeld tou min : ich häbe zu wenig Geld. 3.5 minner of moor : mehr oder weniger. 4. altersschwach: hie wäch?dt nit minner : er bleibt mit zunehmendem Alter noch rüstig. 5. schlank, dünn: minner wäch?ide : abmagern, dahinsiechen. 6. knapp, spärlich: fon dut Jier sunt do Ap(p)ele min : die Äpfel sind dieses Jahr recht spärlich. 7. schlecht: 7.1 hie waas ap dä‘n Eeuwend min tou bruken : man konnte mit ihm an dem Abend schlecht umgehen. 7.2 minne Were : schlechte Ware. 7.3 ungern(e): iek dwo dät min : ich tue das ungerne.
Jan
[männlicher Vorname]: 1. Johann. 2. der Januar: 2.1 min Bruur Jan : der Monat Januar. 2.2 min Bruur Jan lät mien Tonen ferfrjoze : der Januar lässt meine Zehen erfrieren.
wied (färe, wíedste)
1. weit: 1.1 bee/ wieden : bei weitem. 1.2 fon wieden : von weitem. 1.3 wied räggels toanke konne : weit zurück denken können (= ein gutes Gedächtnis haben). 1.4 wied un sied : weit und breit. 1.5 wied uut fertälle : weitschweifig erzählen 1.6 wied ume : mit einem großen Umweg verbunden: ju Foart ätter La Rochelle wai is wied ume : die Fahrt nach La Rochelle ist mit einem großen Umweg verbunden. wie kuden min Fädder ook noch Besäike, man dät is wied ume : wir könnten meinen Vetter auch noch besuchen, aber das ist ein großer Umweg. wied uuthöälje : weitläufig erzählen. 1.9 wied wäch?ch(e) / wai: weit entfernt. 1.10 iek waas nit besepen, man iek waas deer nit wied fon ou: ich war nicht betrunken, aber ich war nicht weit davon entfernt. 1.11 hie waas bee/ wieden die Bääste: er war bei weitem der Beste. 1.12 wie kuden dä‘n Bround fon wieden ruke: wir konnten den Brand von weitem riechen. 1.13 ju häd et wied tou wäch?t broacht: sie hat beruflich viel Erfolg gehabt. 1.14 sien Huus is am wiedsten/ap t wiedste fon ju Säärke owe : sein Haus ist am weitesten von der Kirche entfernt. [engl. wide]
anrekenje
1. anrechnen: hie häd mie tou min Tied anrekend : er hat mir zu wenig Zeit angerechnet. 2. würdigen, anerkennen: dien Hälpe wäch?dt die goar nit anrekend : deine Hilfe wird gar nicht gewürdigt.
apgunge
1. zugrunde gehen (is): iek wol deer nit bee/ apgunge : ich will nicht dabei zugrunde gehen. 2. (Pflanzen, Blumen) sich entfalten, aufgehen (is): do Bloumen gunge ap : die Blumen entfalten sich. 3. (Teig) aufgehen, quellen (is): die Dee gungt ap : der Teig geht auf. 4. am Horizont erscheinen (is): ju Sunne gungt ap : die Sonne erscheint am Horizont. 5. auflesen, aufgabeln: ju häd nu ‘‘n ‘näien Fräier apgeen : sie hat einen neuen Freier aufgelesen, aufgegabelt. 6. Essen und/oder Trinken bei Freunden oder Verwandten einnehmen: dälich sjode iek nit; iek gunge dät ieten bee/ min Wäänt ap : heute koche ich nicht; ich gehe das Essen bei meinem Sohn einnehmen. 7. schwärmen für etwas (is): hie gungt heel in ju franske Sjoderäi ap : er schwärmt für die französische Kochkunst. 8. keimen: dät Säid is apgeen : die Saat hat gekeimt. 9. zu Ende gehen; verbraucht werden (is): twintich Puund Meel sunt deerbie apgeen : zwanzig Pfund Mehl wurden dabei verbraucht.
aphoolde
1. aufhalten: 1.1 wie mouten dät Woater aphoolde : wir müssen das Wasser aufhalten. 1.2 hie hoaldt mie nooit loange ap : er hält mich nie lange auf. 2. aufhören, enden: 2.1 jo hoolde mäd dät Läiden ap : sie hören mit dem Läuten auf. 2.2 dusse Stried hoaldt in de wiede Wareld silläärge nit moor ap : dieser Streit hört in der weiten Welt niemals wieder auf. 2.3 hoold mie deerfon ap! : sage mir nichts mehr darüber! 3. offen halten: ‘‘n Säk aphoolde : einen Sack offen halten. 4. zurückhalten: ju Ku hoaldt ju Moalk ap : die Kuh lässt die Milch nicht fließen. 5. sich abgeben mit: 5.1 iek hoolde mie mäd sukke Stelere nit ap : ich gebe mich mit solchen Dieben nicht ab. 5.2 die Ferläddene Suun Hielt sik mäd läipe Moanskene ap : der Verlorene Sohn gab sich mit gemeinen Menschen ab. 6. sich beschäftigen mit: hie hoaldt sik jädden mäd Klüterjen ap : er beschäftigt sich gerne mit Basteleien. 7. verhindern: iek kuud nit aphoolde, dät min litje Bruur ook noch meekoom : ich konnte nicht verhindern, dass mein kleiner Bruder auch noch mitkam. 8. sich aufhalten, verweilen: wie hielten uus deer nit loange ap : wir hielten uns dort nicht lange auf.
aploangje
hinaufreichen: min Foar moakede dät Täk fon dät Skäin heel, un iek häbe him do Latten foar do Ponnen aploanged : mein Vater reparierte das Dach der Scheune, und ich habe ihm die Latten für die Dachpfannen hinaufgereicht.
apreke
1. aufgeben: wieruum rakst du nu ap, wan du noch nit begonnen bääst? : warum gibst du jetzt auf, wenn du noch nicht begonnen hast? 2. auftun: ieten apreke : Essen auftun. 3. aushusten, auswerfen: Bloud, Sliem apreke : Blut, Schleim auswerfen. 4. (Haushalt) auflösen. 5. (Patient) als unheilbar nicht mehr behandeln: die Dokter hied mie aproat : der Arzt hatte mich als unheilbar krank aufgegeben. 6. verkaufen und verlassen: hie häd sien Huus aproat : er hat sein Haus verkauft und verlassen. 7. aufopfern: iek häbe deer min Släip foar aproat : ich habe meinen Schlaf dafür aufgeopfert. 8. verlieren, einbüßen: dä‘n Moud apreke : den Mut, den Lebenswillen verlieren. 9. sich geschlagen geben. 10. stilllegen: jo häbe dä‘n Bedrieuw aproat : sie haben den Betrieb aufgegeben.
aprekenje
1. aufrechnen; in Rechnung stellen. 2. mit etwas verrechnen; etwas in die Rechnung einbeziehen: die Ferkoper häd min oolde Woain mäd dä‘n ‘näie aprekend : der Verkäufer hat meinen alten Wagen mit dem neuen verrechnet.
Apruffelse, -n, ju
ein klarer Augenblick des Sterbenden kurz vor dem Tode: min Bruur, die uur Stierwen liech, belieuwede toumoal ‘n Apruffelse, man een Úre leter waas hie dood: mein Bruder, der im Sterben lag, erlebte plötzlich einen klaren Augenblick; aber eine Stunde später war er tot.
aptille
1. anheben, aufheben, hochheben: min Bääsjebabe waas as junge Käärdel so stäärk, hie kuud ‘‘n Burenwoain aptille : mein Großvater war als junger Mann so stark, er konnte einen Ackerwagen aufheben. 2. deutlich hervortreten lassen; mit etwas angeben, prunken: hie tilt sien faine Huusap : er prunkt mit seinem großen Haus.
bäte
1. hinten: 1.1 wie mouten bäte sitte : wir müssen hinten sitzen. 1.2 min Bruur hied domoals bäte steen : mein Bruder war damals Trauzeuge. 1.3 hie släpt bäte : er schläft hinten (= er hat in der Ehe nichts zu sagen). 1.4 bäte stounde : als Trauzeuge dienen. 1.5 bäte herume : hinten herum. 1.6 bäteloangs / bäte... loangs : hinten an etwas entlang: wie ronnen bäte an do Huze loangs : hinten an den Häusern entlang. 2. In Verbindung mit Präpositionen ist die Form bäten : 2.1 iek saach him fon bäten kumen : ich sah ihn von hinten kommen. 2.2 wie doarsten nit ätter bäten lope : wir durften nicht nach hinten laufen. 2.3 ätter bäten wai : 2.3.1 zum hinteren Teil des Heubodens hin. 2.3.2 auf die Toilette.
Biesläiper, -e, die
Bettgenosse; jemand, mit dem man das Bett unter sittlichen Umständen teilt: min litje Bruur släpt heel rauelk; hie is ‘n gouden Biesläiper: mein kleiner Bruder schläft ganz ruhig; er ist ein guter Bettgenosse.
Begriep, -e, die
1. Begriff: deer koast du die naan Begriep fon moakje, wo stuur dät is: du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schwer das ist. 2. Auffassungsvermögen: dät gungt uur min Begriep: das übersteigt mein Auffassungsvermögen. 3. Bereich, Umgebung, Umgegend: sien Buräi lait in ‘n heel uur Begriep: seine Bauernstelle liegt in einem ganz anderen Bereich.
begrootsnuutje
1. etwas mit Verachtung oder Überheblichkeit in Augenschein nehmen und beurteilen; neugierig und zugleich tadelnd betrachten: hie stuud deer min ‘näie Woain tou begrootsnuutjen : er stand da und betrachtete Nase rümpfend meinen neuen Wagen. 2. mustern, inspizieren.
beräide iek beräide, du berädst, hie/ju berädt, wie beräide; beried/berätte, berieden/ berätten; beräiden/berät; beräide! beräidet!
1. beraten: junge Ljudene läite sik nit jädden beräide : junge Leute lassen sich nicht gerne beraten. 2. gemeinsam überlegen und ausführlich besprechen: wie häbe loange beräiden, wäch?t wie unnernieme wielen/wülen : wir haben lange beraten, was wir unternehmen wollten. 3. (+ sik) sich beraten: iek mout mie mäd min Bruur uur dät Uutbauen beräide : ich muss mich mit meinem Bruder über die Aussiedlung beraten.
bestuwe
1. bestauben: iek bestoof min Jikkel bee/ de Oarbaid in uus Tuun : ich bestaubte meine Jacke bei der Arbeit in unserem Garten. 2. bestäuben: wie wollen dät Brood mäd ‘‘n bitje Meel bestuwe : wir wollen das Brot mit etwas Mehl bestäuben.
Bjoor, do Bjore, dät
Bier: wäch?t hälpt mie woorm Bjoor (warmes Bier – Getränk bei der Totenfeier) ätter min Dood?: was hilft mir warmes Bier nach meinem Tod (= der Rat, der Trost, die Hilfe kommt zu spät).
bloot
1. nur, lediglich: 1.1 deer wieren bloot noch fjauer : es waren nur noch vier. 1.2 hie is bloot ‘‘n Toupleger : er ist nur ein Handlanger. 2. (+ nit) außer: jo wieren aal deer, bloot min Bruur nit : sie waren alle da außer meinem Bruder. 3. wäch?t skäl iek deer bloot dwo? : was soll ich nur tun? (Hier wird durch bloot einer Frage eine gewisse Nachdrücklichkeit verliehen.)
buppe
1. über: die Soadel hongede buppe min Kop : der Sattel hing über meinem Kopf. älter als: iek häbe noch twäin Brure buppe mie : ich habe noch zwei Brüder, die älter sind als ich. oberhalb; höher (gelegen) als: 3.1 Oksenbrääch lait buppe Lier : Osnabrück liegt höher als Leer. 3.2 hie sit buppe mie in de Skoule : er sitzt höher als ich in der Schule.
bute(n)tou konne
1. umhin können; etwas vermeiden, unterlassen können, meistens mit Negation: 1.1 iek kuud nit butetou, min oolde Koaster tou besäiken : ich konnte nicht umhin, meinen alten Lehrer zu besuchen. 1.2 deer bute(‘n)toukonne : ohne etwas auskommen können.
buurgje
1. borgen, leihen. 2. bürgen: iek kon foar min Bruur buurgje : ich kann für meinen Bruder bürgen.
buutje
tauschen: ap dä‘n Maskenbaal häbe min Fädder un iek do Klodere buted : auf dem Maskenball haben mein Vetter und ich die Kleider getauscht.
eke et äkt; äkte, äkten; äkt; Imp. fehlt
(Wunde) schwären; eitern und schmerzen: min Finger is an t Eken : mein Finger schwärt. [engl. ache]