Saterfriesisches Wörterbuch
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nieme iek nieme, du nimst, hie/ju nimt; noom, nomen; numen; nim! niemet!

1. nehmen; an sich bringen, sich aneignen: 1.1 jo häbe morere Bouke (an sik) numen : sie haben mehrere Bücher an sich gebracht. 1.2 dät Jeeld häd hie eenfach numen : er hat sich das Geld unrechtmäßig angeeignet. 1.3 jo häbe et him aal numen : sie haben ihn enteignet. 2. behandeln, auf eine bestimmte Weise umgehen mit jemandem oder etwas: 2.1 man mout do Ljudene tou niemen wiete : man muss wissen, wie man die Leute zu behandeln hat. hie weet Hier tou niemen : er weiß mit ihr umzugehen. 3. heiraten: ju hied neen Jeeld, man hie häd hier daach ‘numen: sie hatte kein Geld, aber er hat sie doch geheiratet. 4. einnehmen, zu sich nehmen, verzehren: 4.1 hie noom dät Goud tou sik: er nahm die Medizin ein. 4.2 aan ‘nieme: sich einen Schnaps genehmigen. 5. (+ sik ) handeln: sik wisse ‘nieme: vorsichtig handeln. 6. jemanden bei sich aufnehmen; jemandem ein Zuhause geben: ju noom hiere Bääsje tou sik: sie nahm ihre Großmutter bei sich auf. 7. einen bestimmten Geldbetrag verlangen: wäch?t nimt die Smid foar dä‘n Houngst?: was verlangt der Schmied für das Pferd?

Ouskeed, die

Abschied: Ouskeed ‘nieme: Abschied nehmen.

Oacht (a) , ju

1. Aufmerksamkeit, Acht: 1.1 du moast Oacht ap dien Gesuundigaid reke/dwo : du musst auf deine Gesundheit aufpassen. 1.2 du skääst die in Oacht nieme : du sollst dich in Acht nehmen, dich schonen. 1.3 Bute Oacht läite : außer Acht lassen.

Oge, -ne, dät

1. Auge: 1.1 uut do Ogene kume, woakse: erwachsen werden und dadurch nicht mehr erkennbar sein. 1.2 dät is wäch?t foar t Oge: das ist eine Augenweide. 1.3 deer moast du ‘‘n Oge ap dwo : du musst ihn/sie/es im Auge behalten. 1.4 dät is bloot foar t Oge : das ist nur für das Auge; das ist nur zum Schein. 1.5 dät stat him in t Ooch : das gefällt ihm. 1.6 fóar sien sjoonde Ogene : in seiner Gegenwart. 1.7 die oolde Mon häd noch goude Ogene : der alte Mann hat noch gute Augen. 1.8 iek mout ‘‘n Oge ap him hoolde/slo : ich muss auf ihn aufpassen. 1.9 in t Oge hoolde : im Auge behalten. 1.10 in t Oge nieme : ins Auge fassen. 1.11 ‘‘n Wucht ‘‘n Oge tousmiete : ein Mädchen verliebt ansehen. 1.12 Ogene as ‘‘n Buterfät : große Augen. 1.13 tjuk unner do Ogene : mit angeschwollenen Ringen unter den Augen. 1.14 hie häd do Ogene fóar dä‘n Kop : er hat hervorstehende Augen. 1.15 iek häbe deer neen Oge ap/foar : ich kann es nicht beurteilen. 1.16 die Ring faalt aan in t Oge : der Ring ist schö‘n. 1.17 et is mie juustso, as wan iek et noch fóar do Ogene häbe : das kommt mir vor, als wenn ich es noch vor Augen habe. 1.18 hie häd deer ‘‘n Oge ap : er interessiert sich dafür. 1.19 hie häd et aal in t Oge : er kann alles übersehen, in seinen Zusammenhängen erfassen. 1.20 iek häbe die in t Oge : ich halte ein Auge auf dich. 1.21 Oge uum Oge un Tusk uum Tusk : Auge um Auge und Zahn um Zahn. 2. Grübchen in einer Kartoffel. 3. Öse: Hoaken un Ogene : Haken und Ösen.

Ogenskien, die

1. Augenschein: in Ogenskien ‘nieme: besehen, betrachten. 2. Erwägung: wie mouten ‘n Raize ätter Noudfräislound wai wier in Ogenskien ‘nieme: wir müssen eine Reise nach Nordfriesland wieder in Erwägung ziehen.

Oorpuuster, -e, die

Verleumder: du skääst die fóar so ‘n Oorpuuster in Oacht ‘nieme: du sollst dich vor so einem Verleumder in acht nehmen.

Oubiskeed, die

Abschied: Oubiskeed ‘nieme: Abschied nehmen.

ounieme

1. abnehmen, entfernen: dä‘n Houd ounieme : den Hut abnehmen. 2. Gewicht verlieren: trietich Puund ounieme : dreißig Pfund abnehmen. 3. an Kraft, Stärke verlieren: 3.1 sin Ienfloud häd ounumen : sein Einfluss hat abgenommen. 3.2 ouniemende Moune : abnehmender Mond. 4. als Bezahlung verlangen: wo fuul häd die die Dokter ounumen? : wie viel hat der Arzt als Bezahlung von dir verlangt? 5. abmagern: hie häd in lääste Tied läip ounumen : er ist in letzter Zeit stark abgemagert. 6. mager machen: Piene nimt läip ou : Schmerz verursacht eine Abmagerung des Kranken. 7. prüfend begutachten; auf Fehler hin untersuchen: die Skossteenfeger häd dä‘n ‘näie Skossteen ounumen : der Schornsteinfeger hat den neuen Schornstein begutachtet. 8. betrachten: hie häd mie fon alle Kaanten ounumen : er hat mich von allen Seiten betrachtet. 9. entlasten: iek kon die bee/ dusse Oarbaid wäch?t ounieme : ich kann dich bei dieser Arbeit etwas entlasten. 10. zurückweisen: dät nieme iek die nit ou : das weise ich zurück.

ounnieme

1. vermuten, annehmen, voraussetzen: wie nieme oun, dät hie dä‘n Woain stälen häd : wir setzen voraus, dass er den Wagen gestohlen hat. 2. zugeben, zugestehen: 2.1 hie häd sien Skeeld ounnumen : er hat seine Schuld zugegeben. 2.2 hie häd dät nit ounnumen : er hat das geleugnet. 3. pflegen; die Gewohnheit haben, etwas zu tun: hie nimt et oun, do Hannen tou fodderjen : er pflegt, die Hühner zu füttern. empfangen; in Empfang nehmen: do Studänten häbe uus fóar de Dore ounnumen : die Studenten haben uns vor der Tür in Empfang genommen. Speisen, Getränke, Medizin zu sich nehmen. (Muttertier) ein neugeborenes Junges als Eigenes ansehen und als solches akzeptieren: ju Ku nimt dät Kolich nit oun : die Kuh lehnt das Kalb ab.

Räid, die

1. Rat: 1.1 wie wollen Räid slo: wir wollen uns beraten. 1.2 iek wiel/wüül die dät tou Räide reke: ich wollte dir das empfehlen. 1.3 deer mout Räid sloain wäch?ide: das muss man beraten. 1.4 kumt Tied, kumt Räid : kommt Zeit, kommt Rat. 1.5 iek wol Hier uum Räid fräigje : ich will sie um Rat bitten . 1.6 wan iek mäd mie säärm tou Räide geen waas, dan hied iek him tou t Huus uutsmieten : wenn ich mit mir selbst zu Rate gegangen wäch?re, dan hätte ich ihn aus dem Haus hinausgeworfen. 1.7 ‘‘n Räid ounnieme : einen Rat befolgen. 1.8 tou Räide hoalje/luke / nieme : zu Rate ziehen. 1.9. iek häbe him tou Räide roat, hie skuul sik stil hoolde : ich häbe ihm angeraten, er solle sich still halten. 2. Abhilfe, Ausweg, Lösung: 2.1 deer weet iek wäch?il/wül Räid foar : ich weiß eine Möglichkeit, das Problem zu lösen. 2.2 iek weet mie naan Räid moor : ich bin am Ende meines Lateins, finde keinen Ausweg, keine Lösung mehr. 2.3 Räid skafje : für Abhilfe sorgen; eine Lösung finden. 3. Gemeinderat.

Säid, dät

1. Säen, Aussaat: dät Säid stoant goud: die Saat hat einen guten Stand. 2. Samen, Saatgut; Samenkörner für die Aussaat: 2.1 Säid luke: Samen züchten. 2.2 (Kohl, Salat) in t Säid skjote: Blüten und Samen ausbilden. 2.3 Säid ‘nieme: Saat gewinnen. 3. etwas, was gesät worden und aufgegangen ist, vor allem Raps: Säid täärske: Raps dreschen. 4. Insekteneier, Fliegeneier.

sicher

1. sicher, gewiss: sik sicher nieme : sich vergewissern. 2. kapitalkräftig: is hie sicher? : hat er genug Kapital? 3. bestimmt: dät is sicher weer : das ist bestimmt wahr. 4. gesichert, in Sicherheit: 4.1 nu sunt wie sicher : jetzt sind wir in Sicherheit. 4.2 ju Seke häd hie sicher in de Hounde : er ist sich seiner Sache sicher. 5. zuverlässig: dät is ‘‘n sicheren Buurge : das ist ein zuverlässiger Bürge. [hd. sicher] → seker

Siede (a) , -n, ju

1. Seite: 1.1 hie stuud ‘‘n bitje uut der Siede : er stand etwas abseits. 1.2 uut der Siede brange : an die Seite bringen; verstecken. fon uus Mämes Siede : mütterlicherseits. fon uus Babes Siede : väterlicherseits. 1.5 an de Siede moakje: beseitigen, wegräumen; ermorden. 1.6 ju Rekenge is an de Siede: die Rechnung ist bezahlt. 1.7 uut de Siede gunge: 1.7.1 sich verstecken; sich verbergen. 1.7.2 ins Bett gehen. 1.8 iek wol deer goude Siede mäd hoolde : ich will es mit ihm nicht verderben (= engl. I want to stay on his/her good side). 1.9 wäch?t an de/anne Siede häbe : etwas vorrätich haben. 1.10 an de Siede brange / moakje / skafje / dwo : beiseiteschaffen, ermorden. 1.11 an alen Sieden : an allen Seiten. 1.12 ap de Siede : fort, verborgen. 1.13 ätter dusse Siede wai : nach dieser Seite hin. 1.14 ätter ju Siede wai uutwieke: seitwärts ausweichen. 1.15 do Bäidene ap de Siede brange : die Kinder ins Bett bringen. 1.16 fon de ietenste Siede nieme : ernst nehmen. 1.17 gjuchte Siede : die obere, bemusterte Seite des Stoffes. 1.18 ferkierde Siede : die untere, nicht bemusterte Seite des Stoffes. 1.19 hie gungt mie uut de Siede : er meidet mich. 1.20 hie häd genouch Jeeld ap de Siede : er hat genug Geld gespart, gehortet. 1.21 hie häd mie ap sien Siede Leken : er hat mich von seiner Meinung überzeugt. 1.22 hie wol ‘‘n goude Siede mäd him hoolde : er will einen Stein bei ihm im Brett haben; er will auf seiner guten Seite, in seiner Gunst bleiben. 1.23 ju faalt ätter bee Sieden wai : sie hinkt mit beiden Beinen. 1.24 ‘‘n Siede Speck : Speckseite; großes Stück Fleisch vom Schwein: ‘‘n Siede Späk wäch?dt in de Wieme honged : eine Speckseite wird in das Fleischgerüst gehängt. 1.25 tää‘n uum de Siede : mit schlanker Taille; schmal in der Taille. 1.26 tou bee Sieden : auf beiden Seiten . 1.27 hie is al loang uut Siede : er ist schon lange tot. 2. Familie eines der beiden Elternteile: 2.1 Foarssiede, Muurssiede : die Familie des Vaters, die Familie der Mutter. 2.2 fon ju Siede is niks tou ferwachtjen : von der Seite der Familie ist nichts zu erwarten. 3. Lende: iek häbe et in de Siede : ich habe Lendenschmerzen. 4. Partei, Gruppe von Gleichgesinnten. 5. Buchseite.

sus of so

zweideutig; so oder so: man kon et nieme, as man wol; wäch?t ju fertält, dät is sus of so : man kann es nehmen, wie man will; was sie erzählt, ist zweideutig. [nl. zus en/of zo]

Swinneringjen, dät

das Ziehen eines Ringes durch den Rüssel eines Schweines: wäch?l do Swiene ringet, mout dät Gierjen in Koop ‘nieme: wer Schweinen einen Ring durch den Rüssel zieht, muss das Kreischen in Kauf nehmen.

Tjoonst, -e, die

1. Dienst: 1.1 in Tjoonst ‘nieme: in Dienst nehmen. 2. Dienstverhältnis: 2.1 ju is in Tjoonst bee/ ‘n Buur: sie dient bei einem Bauern. 2.2 do Tjoonste : die Hausangestellten. 3. Dienstverhältnis beim Militär: hie is hooch in Tjoonst : er hat einen hohen Dienstgrad als Offizier oder Unteroffizier.

tounieme

1. zunehmen; an Kraft, Stärke gewinnen: touniemende Moune : zunehmender Mond. 2. sich vermehren; zahlenmäßig zunehmen: do Golfspielere nieme tou : die Golfspieler nehmen zu. 3. wachsen, Gewicht zulegen: dät Kolich häd tounumen : das Kalb hat zugenommen.

truchnieme

durchnehmen: iek nieme ju Läkse mäd die truch : ich nehme die Lektion mit dir durch.

uurhoundnieme

überhandnehmen; zahlenmäßig zu viel werden: do Wispele nieme uurhound : die Wespen nehmen überhand.

Gebruuk , -bruke, die/dät

1. Gebrauch, Benutzung, Verwendung, Verwertung: 1.1 jo häbe deer naan Gebruuk fon moaked : sie haben keinen Gebrauch davon gemacht. 1.2 ‘‘n Äkker in Gebruuk nieme : einen Acker in Gebrauch nehmen, kultivieren. 1.3 uut dät Gebruuk : außer Gebrauch. 2. Brauch, Sitte: dät is ‘‘n oold(en) Gebruuk : das ist ein alter Brauch.

apnieme

1. vom Boden zu sich heraufnehmen: wie nomen do Gläässplittere gau ap : wir nahmen die Glassplitter schnell auf. 2. (Gardinen, Damenkleid) aufnehmen, kürzen. 3. (Nebenfluss) aufnehmen, Raum gewähren: ju Leda nimt ju Äi ap : die Leda nimmt die SaterEms auf. 4. (+ sik) zum Sprung ansetzen: hie noom sik fon dä‘n Boolke ap un sproang gjucht wied : er setzte vom Balken aus zum Sprung an und sprang recht weit. 5. empfangen: do froamde Bäidene wuden fjuntelk apnumen : die fremden Kinder wurden freundlich empfangen. 6. aufnehmen: ju loange Päie nimt ju Kete ap : der lange Damenunterrock nimmt den Schmutz auf. 7. aufwischen, scheuern: iek mout ju Köäkene noch apnieme : ich muss die Küche noch scheuern. 8. aufschreiben, schriftlich festhalten: dät Infäntoor apnieme : das Inventar aufschreiben. 9. annehmen, akzeptieren: dät Fernsehen is gau apnumen wuden : das Fernsehen ist schnell angenommen worden. 10. fotografieren: iek häbe do Bäidene boalde älke Wiek apnumen, as jo litjet wieren : ich habe die Kinder fast jede Woche fotografiert, als sie klein waren. 11. auf etwas, womit man konfrontiert ist, reagieren: hie häd et goud apnumen : er wurde deswegen nicht böse. 12. sich mit jemandem messen können: 12.1 iek nieme et mäd him ap : ich trete gegen ihn an. 12.2 iek nieme et mäd die ap : ich fordere dich heraus. 13. leihen, borgen: iek häbe dät Jeeld apnumen : ich habe mir das Geld geliehen. 14. gewinnen: Säid apnieme : Saat gewinnen. 15. sich ansehen: iek häbe alles goud apnumen : ich habe mir alles gut angesehen. 16. aufstellen, aufsetzen: dät Eed wäch?dt apnumen : der Torf wird vom Boden aufgenommen und in ringförmige Haufen gesetzt.

Besleek, -sleke, die

1. Metallbeschlag. 2. Liegenschaften, Anwesen: die fulle Besleek : ein Bauernhof mit dem ganzen Vieh und allen Gerätschaften, häufig auch einschließlich des Mobiliars: 2.1 hie häd dä‘n fulle Besleek uurnumen : er hat den ganzen Hof mit allem Zubehör übernommen. 2.2 hie äärwede kju Buräi mäd dä‘n fulle Besleek : er erbte jenen Hof mit allem Zubehör. 3. Fensterschloss; Handgriff zum Festmachen des geschlossenen Fensters. 4. Beschlag: in Besleek nieme : beschlagnahmen; mit Beschlag belegen.

dät

1. dass: du waast, dät iek kume : du weißt, dass ich komme. 2. so... dass; sodass: iek moaste deer so loange juun anbale, dät iek ju Tunge druuch in dä‘n Hoals hiede : ich musste so lange dagegen anreden, dass ich die Zunge trocken im Halse hatte. 3. damit: wie nieme two Äksen, dät wie dä‘n Boom gau deelkriege konnen : wir nehmen zwei Äxte, damit wir den Baum schnell fällen können. 4. weil: iek toachte, hie waas äärm, dät hie so gemeen ounleken waas : ich dachte, er sei arm, weil er so schäbig angezogen war.

eengoalwäch

1. unaufhörlich, dauernd; ohne Unterbrechung; ständig: 1.1 hie mout do Pillen eengoalwäch nieme : er muss die Pillen dauernd einnehmen. 1.2 et rient eengoalwäch : es regnet ununterbrochen.

färekume

1. vorwärts kommen, vorankommen: wan wie dät Auto nieme, kume wie aiske gau ‘‘n heel Eende färe : wenn wir das Auto nehmen, kommen wir sehr schnell ein ganzes Stück weiter. 2. weiterkommen; Fortschritte machen: mäd ju Oarbaid sunt wie färekemen : mit der Arbeit sind wir weitergekommen. 3. (Kuh) der Zeit des Kalbens ‘näher kommen: ju Ku is rain wäch?t färekemen : die Kuh ist dem Kalben ‘näher gekommen.