nit
1. nicht: 1.1 al loange nit : schon lange nicht. 1.2 wie hieden neen Jeeld nit : wir hatten absolut kein Geld.
aan (m.), een (f., n.)
1. ein(e)(r): 1.1 een uum t uur : jeder/jede/jedes zweite: hie skäldt een uum t uur Woud : jedes zweite Wort ist ein Fluch. 1.2 wechselweise; der Reihe nach: wie häbe een uum t uur säddend : wir haben wechselweise gekirnt. 1.3 von je zwei ein(e)(r): do Hokken sunt een uum t uur fon mie apstoald : jede zweite Hocke ist von mir aufgestellt. 1.4 dät ene mäd dät uur: mit allem Zubehör; mit Sack und Pack. 1.5 fon een in/ap t uur: von einem zum anderen. 1.6 fon een in/ap t uur kume: vom Hundertsten ins Tausendste kommen. 1.7 aan fóar uur : jeder, jedermann; alle. Mit Negation: niemand: 1.7.1 aan fóar uur wiel/wüül dät nit dwo: niemand wollte es tun. 1.8 nit aan: niemand sonst: hie kuud swimme as nit aan: er konnte schwimmen wie niemand sonst; er konnte am besten schwimmen. 1.9 aan/een uum dä‘n/ju uur kuud ätter de Säärke wai; do uur bleeuwen in Huus: jede(r) zweite konnte zur Kirche; die anderen blieben zu Hause. 1.10 aan ätter dä‘n uur: einer nach dem anderen.
bääste
1. beste: do bääste Stjuurljude sunt an Lound : die besten Steuerleute sind an Land. 2. akzeptabel, leidlich gut, meistens in Verbindung mit nit : dät is nit tou bääst : das ist nicht besonders gut. 3. erstklassig: ‘‘n bääste Ku, ‘‘n bäästen Spieler : eine erstklassige Kuh, ein erstklassiger Spieler.
juunkiekje
1. mit den Augen verfolgen, meistens in Verbindung mit nit konne : iek kuud deer nit juun kiekje : ich konnte das Geschehen optisch nicht erfassen, nicht so schnell mit den Augen verfolgen. 2. (+ sik) Ausschau halten nach jemandem oder etwas: iek keek mie juun dä‘n Besäik : ich hielt Ausschau nach dem Besuch.
Latte, -n, ju
1. Latte: 1.1 hie häd ze nit aal ap de Latte / ap do Latten: er ist nicht ganz gescheit. hie mout wäch?t mäd ‘‘n Eende Latte häbe : er sollte verprügelt werden. 1.3 hie häd ju Latte al ful: er hat keinen Kredit mehr. 2. lang aufgeschossener Mensch. 3. Holz für die Verkleidung des Daches, bevor die Pfannen darauf gelegt werden: oankelde Latten sunt skeeuw: einige Latten sind schief.
nit... noch
weder... noch: nit uus Mäme noch uus Möie kuden sköäwelje : weder unsere Mama noch unsere Tante konnten eislaufen.
as wan
1. als ob, als wenn: 1.1 hie died, as wan hie doof waas : er tat, als ob er taub wäch?re. >hie lät, as wan hie nit bit tjoon tälle kon : er sieht aus, als ob er nicht bis zehn zählen kann. ju sproang uur dä‘n Sloot, as wan ju ‘‘n jung Wucht waas : sie sprang über den Graben, als wenn sie ein junges Mädchen wäch?re.
Bedüüd , dät
(allein in den Wendungen) in Bedüüd kriege, in Bedüüd brange : 1. klar machen; begreiflich machen: iek kuud dä‘n Froamde nit in Bedüüd kriege, wäch?t ‘‘n Sljouf waas : ich konnte dem Fremden nicht klar machen, was ein Sljouf (hölzerne Schöpfkelle; Kochlöffel) sei. 2. zur Sprache bringen: hie häd dä‘n Ferkoop in Bedüüd broacht : er hat den Verkauf zur Sprache gebracht.
belästje
belasten: 1. mit einer Last versehen: wie wollen ju Tille nit so doane belästje : wir wollen den Steg nicht so stark belasten. 2. stark in Anspruch nehmen: ju hele Oarbaid belästet him tou fuul : die ganze Arbeit nimmt ihn zu sehr in Anspruch. 3. mit einer finanziellen Last belegen: ju Buräi is belästed : die Bauernstelle ist verschuldet. [afrs. bihlesta]
Beriek , -e, dät
Bereich: 1. Bereich: dät is nit uus Beriek : da haben wir nichts zu suchen; das geht uns nichts an. 2. Bezirk, Jagdbezirk.
besweerje
1. beschweren; schwerer machen; mit etwas Schwerem belasten: do Timmerljude un do Täkkere besweerden dät Täk mäd Stene : die Zimmerleute und die Dachdecker beschwerten das Dach mit Steinen: 2. (+ sik) sich beschweren: bee/ mie skuust du die nit besweerje : bei mir solltest du dich nicht beschweren. (In dieser Bedeutung ist besweerje nicht volkstümlich. Man sagt eher: sik bekloagje, sik nit toufree reke.)
Betoank, dät
1. Bedenken: 1.1 deer häbe iek Betoank uur: darüber habe ich (meine) Bedenken. 1.2 sunder Betoank: unüberlegt, unbesonnen: du koast so wäch?t nit sunder Betoank dwo: du kannst so etwas nicht unüberlegt tun.
boalde
1. bald, gleich, demnächst: 1.1 du moast boalde kume : du musst bald kommen. 1.2 boalde is wied fon dä‘n Koalde : bald ist weit von dem/der Gerufenen (= was noch nicht fertig ist, kann doch noch misslingen). 2. fast, beinahe: hie waas boalde dood : er war beinahe tot. (+ nit) kaum: iek häbe dät Hoamd boalde nit drain : ich habe das Hemd kaum getragen. 4. ungefähr: mäd boalde fjauer Wieke moast du rekenje : mit ungefähr vier Wochen musst du rechnen.
dwo iek dwo, du dääst, hie/ju däd, wie dwo; iek died(e), du diest, hie/ju died(e), wie dieden; däin; dou! dwooët!
1. tun: 1.1 du koast deer niks juun dwo : du kannst das nicht verhindern, nichts dagegen tun. 1.2 jie mouten dwo, wäch?t jie nit läite konnen : ihr müsst tun, was ihr nicht lassen könnt. 2. antun: wäch?t kon hie mie dwo? : was kann er mir antun? 3. üben: wan du wäch?t oafte dääst, dan leerst du dät : Übung macht den Meister. 4. geben, reichen: iek dwo die jädden dät Brood : ich gebe dir gerne das Brot. 5. handeln: hie däd mäd Bäiste un Swiene : er handelt mit Rindern und Schweinen. 6. leben; am Leben bleiben: 6.1 (et) dwo : hie däd et nit moor loange : er wird bald sterben. 6.2 deertou dwo : endlich sterben: hie häd et deertou däin : er ist endlich abgelebt. 7. arbeiten: hie häd niks tou dwoon : er ist arbeitslos. 8. sich mit etwas beschäftigen; sich kümmern um etwas: iek häbe deer niks mäd tou dwoon : ich beschäftige mich nicht damit; ich kümmere mich nicht darum. 9. pflegen, versorgen: ju häd dä‘n hele Dai mäd dät kroanke Bäiden tou dwoon : sie pflegt, versorgt den ganzen Tag das kranke Kind. 10. sich streiten: jo häbe mädeenuur tou dwoon : sie haben Streit miteinander. 11. wäch?t foar dä‘n Smoacht un/of dä‘n Toarst dwo : den Hunger, den Durst stillen. 12. zu Ende machen; erfolgreich abschließen: wie häbe dät ieten noch nit däin : wir sind mit dem Essen noch nicht fertig. 13. zur Ergänzung oder Wiederaufnahme des einfachen Verbs oder zur Verstärkung oder Betonung eines voraufgehenden Verbs: 13.1 hie häd bölked un däin : er hat gebrüllt und (Ähnliches) getan. 13.2 wan du bölkest un dääst, dan kon iek die nit here : wenn du brüllst (und dich sonst wild aufführst), dann kann ich dich nicht hören. 13.3 bale wol hie deer nit uur : er will nicht darüber reden.
enefóaruur (b) + sik
sich gegenseitig, einander: 1.1 jo häbe sik enefóaruur sloain : sie haben sich gegenseitig geschlagen. 1.2 jo kuden sik enefóaruur nit ferstounde : sie konnten einander nicht verstehen.
ferleeuwe
1. ermächtigen, erlauben. 2. versprechen, geloben: hie häd ferleeuwd, dät hie dät nit moor dwo skuul/wüül . er hat versprochen, dass er das nicht mehr tun würde.
fertälle
1. erzählen: 1.1 fon (t) Fertällen häär weet iek dät : ich weiß das vom Hörensagen. 1.2 sik wäch?t fertälle : sich unterhalten. 1.3 foar weer fertälle : behaupten. 2. versprechen: dät Wucht is noch nit fertäld : das Mädchen ist noch nicht verlobt (wörtlich: versprochen). iek kon die dä‘n Woain nit ferkoopje; iek häbe him uurs aan fertäld : ich kann dir den Wagen nicht verkaufen; ich habe ihn jemandem anders versprochen.
ferwachtje
1. erwarten: 1.1 dät waas iek nit ferwachtjend : das erwartete ich nicht. dät bä‘n iek goar nit ferwachtjend wezen : das habe ich gar nicht erwartet. 1.3 iek waas dät nit ferwachtjend wezen: ich hatte das nicht erwartet. 1.4 bääst du noch wäch?l ferwachtjend : erwartest du noch irgend jemand? 1.5 wie sunt noch wäch?t tou ferwachtjen : es steht uns noch etwas bevor.
fulhoolde
1. aushalten: dät Käizekällen hoolde iek nit moor loange ful : 1.1 die Zahnschmerzen halte ich nicht mehr lange aus. hie Hielt ju Keelde in Murmansk nit ful : er hielt die Kälte in Murmansk nicht aus.
gunge iek gunge, du gungst, hie/ju gungt, wie gunge; geen, genen; is geen; gung(e)! gunget!
1. gehen; sich aufrecht auf den Füßen fortbewegen. 1.1 gunge an : mit etwas anfangen: 1.1.1 Bäidene, gunget nu an t Spieljen : Kinder, fangt jetzt an zu spielen. 1.2 gunge läite : entlassen, verabschieden. 1.3 aan gunge läite : furzen. 1.4 et gungt deeruum : es kommt darauf an; es handelt sich darum: 1.4.1 gungt et uum Muurjen? : handelt es sich um Maurerarbeiten? 1.4.2 et gungt nit fóar alen uum t Jeeld : eshandelt sich nicht in erster Linie ums Geld. 1.5 iek kon him nit gungen sjo : ich kann ihn nicht gehen sehen (= ich hasse ihn). 1.6 dät gungende Wierk : (Uhr, Mühle) Laufwerk. 2. geschehen: 2.1 dät skäl wäch?il nit gunge : das wird wohl nicht passieren, geschehen. 2.2 dät gungt aal ätter him : das geht, geschieht alles nach seinem Wunsch. et gungt, as et wol, man nit so, as et weze mout : es geht, wie es will, aber nicht so, wie es sein muss. et gungt him goud : er ist wohlhabend. 2.5 wo gungt die et?: wie geht es dir? 2.6 ju lät et gunge, as et wol: sie lässt es gehen, wie es will (= sie lässt sich keine grauen Haare darüber wachsen). 3. ein Liebespaar sein: jo gunge al loange mädeenuur: sie sind schon lange ein Liebespaar. 4. geraten: 4.1 dät gungt uut de Moude : das gerät aus der Mode. 4.2 dät ieten gungt ap t Lääste : das Essen geht zur Neige. 5. bewegen, sich öffnen: iek here ju Dore gungen : ich höre, wie die Tür aufgeht.
häbe iek häbe, du hääst, hie/ju häd, wie häbe; iek hied, du hiest, hie hied, wie hieden; heeuwed/häiwed; hääb! häbet!
1. haben, besitzen: die et aal häbe wol, die kumt deer bätedeel : wer alles besitzen will, gerät ins Hintertreffen. ju is noch tou häben : sie ist noch nicht verlobt. 1.3 jo häbe wäch?t mädeenuur: sie haben ein Verhältnis miteinander. 1.4 iek häbe deer nit ap: ich mag sie/ihn nicht. 1.5 wo häbe iek dät wol heeuwed?: wie hätte ich so etwas denken können? 1.6 et häbe mäd: an Schmerzen, an einer Krankheit leiden: 1.6.1 ju häd et mäd dä‘n Rääch: sie hat ein Rückenleiden. 1.7 wäch?t fon häbe: etwas mit einer Arbeit, mit einem Handel verdienen: 1.7.1 hie häd ook wäch?t fon sien Moaljen: er verdient Geld mit seinem Malen. 1.8 deer bä‘n iek nit foar tou häben: dazu bin ich nicht zu gebrauchen, dazu bin ich nicht bereit. 1.9 hie häd tou fuul heeuwed: er ist betrunken. 1.10 hie häd ze nit aal: er hat nicht alle Tassen im Schrank. 1.11 wo fuul moast du foar dät Swien häbe? : wie viel musst du für das Schwein haben? 2. greifen, fassen; fest im Griff haben: hie häd him : er fasst, greift ihn. 3. als Ehegatten/-gattin haben: ju häd Hinnerk, un hie häd Maräike : sie ist mit Hinnerk verheiratet, und er mit Maräike. 4. narren, lächerlich machen; durch den Kakao ziehen: Oalerk, du hääst mie heeuwed! : Oalerk, du hast mich zum Narren gehalten! 5. betrügen: jo toachten, dät jo mie häbe kuden, as jo mie dä‘n Houngst ferkoped häbe : sie dachten, dass sie mich betrügen könnten, als sie mir das Pferd verkauft haben. 6. (+ sik) sich benehmen, sich betragen: hääb die nit so! : benimm dich nicht so! 7. (+ sik) sich auf etwas gefasst machen: du moast die ätter Hiere Ontwoud häbe : du musst dich auf ihre Antwort gefasst machen. 8. (+ sik) sich nach jemandem oder etwas richten: wie häbe uus ätter dä‘n Koaster häbe moast : wir haben uns nach dem Lehrer richten müssen. 9. dulden: hie kon et nit häbe, dät sin jungste Bruur so fuul moor fertjoont as hie : er kann es nicht dulden, dass sein jüngster Bruder so viel mehr verdient als er. 10. leiden mögen, besonders im negativen Sinn: häbe muge : iek mai him nit häbe : ich mag ihn nicht leiden. 11. (+ sik) sich aufregen: hääb die nit so! : rege dich nicht so auf! 12. bekommen: häbe skälle : 12.1 skäl iek dät grote Stuk Kouke häbe ?: bekomme ich das große Stück Kuchen? 13. begehren: häbe wolle : hie wol dät Wucht häbe : er begehrt das Mädchen. 14. mit jemandem sprechen: iek wol die jädden häbe : ich möchte gerne mit dir sprechen.
Houk, -e, die
1. Ecke: 1.1 in älke Houk foonten wie Rottenköätele: in jeder Ecke fanden wir Rattendreck. 1.2 do litje Wuchtere spielje in alle Houke un Timpen fon dät Huus: die kleinen Mädchen spielen in allen Ecken und Enden des Hauses; überall. 2. Nachbarschaft; Viertel, Bezirk: 2.1 in uus Houk: in unserer Nachbarschaft. 2.2 hier ap dä‘n Houk dwo wie dät nit: in unserem Bezirk tun wir das nicht. 3. Gegend, Gebiet: die Houk is fuul gratter, as iek mie him/him mie fóarstoald häbe: die Gegend ist viel größer, als ich sie mir vorgestellt habe. 4. kleines, spitz zulaufendes Stück Land. 5. Versteck beim Versteckspiel. 6. Straßenecke. 7. Umgebung: dät is ‘‘n fainen Houk deer : das ist eine schöne Umgebung dort. 8. Biegung in einem Fluss. 9. Richtung: die Wiend wait uut dä‘n ferkierde Houk; iek kon do Klokken nit here . der Wind weht aus der falschen Richtung; ich kann die Glocken nicht hören. 10. Ecke des Herds am offenen Feuer. [afrs. hôk]
jeelde iek jeelde, du jäldst, hie/ju jäldt, wie jeelde; goolt, goolten; guulden/jeelden; Imp. fehlt
1. gelten: 1.1 nu jäldt et : jetzt ist es rechtskräftig. dät jäldt nit : das ist ungültig. 1.3 jäilde läite: gelten lassen. 1.4 ju Wädde jäldt!: die Wette gilt! kosten: wo fuul jäldt dusse Ring? : wie viel kostet dieser Ring? [afrs. jelda]
juunbale
1. widersprechen: wan du mie noch insen juunboalst, dan sätte iek die fóar de Dore : wenn du mir noch einmal widersprichst, dann setze ich dich vor die Tür. du skääst uus nit aaltied juunbale : du sollst uns nicht immer widersprechen.
konne + ou + Infinitiv
1. etwas mit Erfolg vollziehen; irgendeine Tätigkeit ohne Unterbrechung zu Ende bringen: 1.1 dät Antje Wais koast du wäch?il/wül oulope : dieses Stück Weges kannst du wohl zurücklegen. 1.2 iek kon aal do Jeeldstukke nit outälle : ich kann all die Münzen nicht zu Ende zählen.