Skälle (b), -n, ju
Schelle.
skälle (a) iek skäl, du skääst, hie/ju skäl, wie skällen; skuul, skuust, skuul, skulen; skuuld/ skould ; Imp. fehlt
1. sollen: 1.1 skäl iek die hälpe? : soll ich dir helfen? 1.2 dut Lound hied al loange plouged wäch?ide skould/skuuld : dieses Land hätte schon längst gepflügt werden sollen. 1.3 dät hied so weze skuuld : das hätte so kommen müssen. um die Zukunft schlechthin auszudrücken: iek skäl et mäiden dwo: ich werde es morgen tun. als modales Hilfsverb von Wahrscheinlichkeit: hie skäl wäch?il goud ankemen weze : er wird wohl gut angekommen sein. 4. das Präteritum skuul als Konditionalform: 4.1 wan iek et kude, dan skuul iek et ook noch dwo : wenn ich es könnte, dann würde ich es auch noch tun. 4.2 iek skuul et nit toanke : ich würde es nicht denken; ich glaube es kaum. 5. (bei einer Absprache) sollte: wie skulen uus bee/ dä‘n Boanhoaf drepe : wir sollten uns beim Bahnhof treffen. 6. Möglichkeit: 6.1 dät skäl ‘‘n Úre wezen häbe : das wird (möglicherweise) eine Stunde gewesen sein. 6.2 wäch?l skuul him dät tou kweden häbe? : wer sollte/würde ihm das gesagt haben? 7. um den Willen eines anderen als des Satzgegenstandes auszudrücken: hie meende, iek skuul him Besäike : er meinte, ich sollte ihn besuchen. 8. in Vorschriften: 8.1 du skääst nit stele : du sollst nicht stehlen. 8.2 du skuust beter appaasje : du solltest besser aufpassen. 8.3 Mäme ropt, du skuust ‘‘n Boskup moakje : Mutter ruft, du solltest eine Besorgung machen. 9. in Zusagen, Versprechen, hinterher betrachtet: dät wuud him toukweden, hie skuul sien oaine Heemlound boalde wiersjo : es wurde ihm zugesagt, er würde seine eigene Heimat bald wieder sehen. 10. für eine Handlung, die gerade geschehen soll: die Such skuul juust oufiere : der Such sollte gerade abfahren. 11. zur Bezeichnung der Tatsache, dass etwas stets zu erwarten ist: 11.1 et skäl aaltied riene, wan wie uutfiere wollen : es regnet immer, wenn wir ausfahren wollen. 11.2 hie skäl neen fjuntelk Woud kwede, wan wie deer sunt : er wird nie ein freundliches Wort sagen, wenn wir da sind. 12. um eine Schlussfolgerung von Wahrscheinlichkeit auszudrücken: man skuul mene, dät et nu däin waas : man würde meinen, dass es jetzt zu Ende wäch?re. 13. (in Fragen) um Unschlüssigkeit, Unentschlossenheit auszudrücken oder wo anscheinend um Rat gebeten wird: wäch?t skuul iek dwo? – Skuul iek mie nu äntskede of leter? : was sollte ich tun? – Sollte ich mich jetzt entscheiden oder später? 14. Ausdruck einer Hoffnung: hie meende, dät wie kume skulen : er meinte, dass wir kommen sollten. 15. müssen: dät hied so weze skuuld : das hätte so kommen müssen. [afrs. skela]
häbe iek häbe, du hääst, hie/ju häd, wie häbe; iek hied, du hiest, hie hied, wie hieden; heeuwed/häiwed; hääb! häbet!
1. haben, besitzen: die et aal häbe wol, die kumt deer bätedeel : wer alles besitzen will, gerät ins Hintertreffen. ju is noch tou häben : sie ist noch nicht verlobt. 1.3 jo häbe wäch?t mädeenuur: sie haben ein Verhältnis miteinander. 1.4 iek häbe deer nit ap: ich mag sie/ihn nicht. 1.5 wo häbe iek dät wol heeuwed?: wie hätte ich so etwas denken können? 1.6 et häbe mäd: an Schmerzen, an einer Krankheit leiden: 1.6.1 ju häd et mäd dä‘n Rääch: sie hat ein Rückenleiden. 1.7 wäch?t fon häbe: etwas mit einer Arbeit, mit einem Handel verdienen: 1.7.1 hie häd ook wäch?t fon sien Moaljen: er verdient Geld mit seinem Malen. 1.8 deer bä‘n iek nit foar tou häben: dazu bin ich nicht zu gebrauchen, dazu bin ich nicht bereit. 1.9 hie häd tou fuul heeuwed: er ist betrunken. 1.10 hie häd ze nit aal: er hat nicht alle Tassen im Schrank. 1.11 wo fuul moast du foar dät Swien häbe? : wie viel musst du für das Schwein haben? 2. greifen, fassen; fest im Griff haben: hie häd him : er fasst, greift ihn. 3. als Ehegatten/-gattin haben: ju häd Hinnerk, un hie häd Maräike : sie ist mit Hinnerk verheiratet, und er mit Maräike. 4. narren, lächerlich machen; durch den Kakao ziehen: Oalerk, du hääst mie heeuwed! : Oalerk, du hast mich zum Narren gehalten! 5. betrügen: jo toachten, dät jo mie häbe kuden, as jo mie dä‘n Houngst ferkoped häbe : sie dachten, dass sie mich betrügen könnten, als sie mir das Pferd verkauft haben. 6. (+ sik) sich benehmen, sich betragen: hääb die nit so! : benimm dich nicht so! 7. (+ sik) sich auf etwas gefasst machen: du moast die ätter Hiere Ontwoud häbe : du musst dich auf ihre Antwort gefasst machen. 8. (+ sik) sich nach jemandem oder etwas richten: wie häbe uus ätter dä‘n Koaster häbe moast : wir haben uns nach dem Lehrer richten müssen. 9. dulden: hie kon et nit häbe, dät sin jungste Bruur so fuul moor fertjoont as hie : er kann es nicht dulden, dass sein jüngster Bruder so viel mehr verdient als er. 10. leiden mögen, besonders im negativen Sinn: häbe muge : iek mai him nit häbe : ich mag ihn nicht leiden. 11. (+ sik) sich aufregen: hääb die nit so! : rege dich nicht so auf! 12. bekommen: häbe skälle : 12.1 skäl iek dät grote Stuk Kouke häbe ?: bekomme ich das große Stück Kuchen? 13. begehren: häbe wolle : hie wol dät Wucht häbe : er begehrt das Mädchen. 14. mit jemandem sprechen: iek wol die jädden häbe : ich möchte gerne mit dir sprechen.
Skällee, die
Gelee.
skäjjie = skällen jie
sollt/werdet ihr.
meeskälle
1. mitgehen, mitfahren sollen: 1.1 wäch?l skäl mee? : wer soll mitfahren? 1.2 wäch?kke Bäidene skällen mee? : welche Kinder sollen mitgehen/mitfahren?
wät (a)
1. was: 1.1 wäch?t moakest du hier? : was machst du hier? 1.2 iek fräigede him, wäch?t hie in de Taaske hiede : ich fragte ihn, was er in der Tasche hätte. 1.3 wäch?t foar ‘‘n Stoul waas dät? : was für ein Stuhl war das? wäch?t is dät foar aan? : was für ein Typ ist das? wäch?t skäl et? : was soll ‘s? 1.6 jo wieten nit, wäch?t jo dwo skällen: sie wissen nicht, was sie tun sollen. 2. wie: wäch?t fluch!: wie schö‘n!
ounspreke
1. besuchen: jie skällen uus ounspreke : ihr sollt uns besuchen. 2. ermutigen, trösten: ‘‘n Kroanken ounspreke : einen Krankken trösten.
ousjo
1. absehen, verzichten: 1.1 wie wollen fon dussen Stried ousjo : wir wollen auf diesen Streit verzichten. 1.2 wie skällen fon ‘‘n Fizziete ousjo : wir werden auf einen Besuch verzichten. 1.3 jo häbe et ap die ousäin : 1.3.1 sie wollen dich schikanieren. 1.3.2 sie wollen dich ausbeuten . 2. abwarten: wie wollen ousjo, wo dät gungt : wir wollen abwarten, wie das geht.
sinne iek sinne, du sinst, hie/ju Sint, wie sinne; son/sinde, sonnen/sinden; sonnen/sind; sinne! sinnet!
sinnen, nachdenken, grübeln: wie skällen so loange deeruur sinne, bit wie ‘‘n Ontwoud fuunden häbe : wir werden so lange darüber nachdenken, bis wir eine Antwort gefunden haben.
umebäältje
1. umstapeln, umhäufen: wie skällen do Hobalene gau Wier umebäältje : wir werden die Heuballen schnell wieder umhäufen. 2. die aus zwölf Garben bestehenden Getreidehocken bei Regen so umstapeln, dass die außenstehenden trockenen Garben nach innen kommen und die noch nicht getrockneten nach draußen: do Jierwen umebäältje : die Garben umstapeln.
waikriege
1. schaffen, fertigbringen; mit Geschick zustande bringen: ju häd ju Huushooldenge goud waikriegen : sie hat den Haushalt gut zustande gebracht. 2. verbringen: wie skällen dä‘n Dai plezierdelk waikriege : wir werden den Tag vergnüglich verbringen.
wailope
1. hinlaufen: fon Hier uut konnen wie wailope : von hier aus können wir hinlaufen. 2. vergehen, verstreichen: foar ju hele Timmeräi skällen trjo Wieke wailope : für die ganze Zimmerarbeit werden drei Wochen vergehen. hinauslaufen: wierap skäl die Stried wailope? : worauf soll der Streit hinauslaufen?
wailuke
1. hinziehen: wie loken dä‘n Houngst ätter dä‘n Troach wai : wir zogen das Pferd zum Troch hin. 2. an einen bestimmten Ort ziehen (is): wie skällen ätter Flänsburich wailuke : wir werden nach Flensburg hinziehen. 3. in die Länge ziehen: ju loange Pretenje fon dä‘n lutterske Pastoor look dä‘n Säärktjoonst wai : die lange Predigt des evangelischen Pastors zog den Gottesdienst in die Länge. 4. (+ sik) sich weit erstrecken: die Dook look sik uur dät Meer wai : der Nebel erstreckte sich weit über den See.
waiskälle
hinsollen, hingehen, hinkommen, hinfahren: wie skällen mäiden ätter de Stääd wai, man dät wäch?dt niks : wir sollen morgen in die Stadt, aber es wird nichts daraus.
läwerje
1. liefern. 2. tun: dät skällen wie gau läwerje : das werden wir schnell tun. → líeuwerje
lääst  e
1. letzte: 1.1 hie lait ap t Lääste : er liegt in letzten Zügen, im Sterben. 1.2 et gungt mäd him ap t Lääste : er liegt im Sterben. 1.3 et gungt mäd Hier ap t Lääste : sie wird bald niederkommen. 1.4 dät lääste Fouger Ho ienfiere : das letzte Fuder Heu einfahren. 1.5 do Lääste skällen do Eerste weze : die Letzten werden die Ersten sein. 1.6 wie sunt mäd do Lääste Dingere tougoang : wir sind mit den Letzten Dingen beschäftigt. 1.7 dät waas die lääste Meerte : das war der letzte Tag des Monats März. 1.8 bit ap t Lääste : bis zum Tezett. 1.9 die Lääste Dai : der Tag des Jüngsten Gerichts. 1.10 hie lait in lääste Úre : er liegt in letzten Zügen, er ist dem Tode nahe. 1.11 do lääste Dege : neulich. 1.12 dät ieten gungt uum t Lääste : das Essen geht zur Neige, wird aufgebraucht. 2. neulich, jüngst, gerade vergangen: ju lääste Ättergjucht : die jüngste Nachricht. 3. äußerste: dät lääste Eende : das äußerste Ende.
glöinich
1. glühend: 1.1 glöinich iezen : glühendes Eisen. 1.2 dät waas mäd ‘‘n glöinige Näddel säid : das war mit einer glühenden Nadel genäht (= schnell und unordentlich). 2. brennend rot im Gesicht, feuerrot: 2.1 wäch?t kikt die Käärdel glöinich uut! : was sieht der Mann feuerrot im Gesicht aus! 2.2 ju kreech ‘‘n glöinigen Kop : ihr Gesicht wurde feuerrot. 2.3 ‘‘n Glöinigen : jemand mit roten Haaren. 3. aufbrausend, jähzornig: Ljudene mäd rode Hiere skällen glöinich weze : Menschen mit roten Haaren sollen jähzornig sein.
Früünd, -e, die
1. Freund. 2. Verwandte(r): 2.1 jo sunt goar neen Früünde fon uus: sie sind nicht unsere Verwandten. 2.2 ljauer ‘n fat Swien as Früünde!: lieber ein fettes Schwein als Verwandte! 2.3 wie sunt tichte Früünde : wir sind nahe verwandt. 2.4 donaiste Früünde skällen ju Ättergjucht fon Hiere Dood kriege : die ‘nächsten Freunde und Verwandten sollen die Nachricht von ihrem Tod erhalten.
ferlaaskje
verlaschen, mithilfe von Laschen verbinden: wie skällen dusse twäin Boolken mädeenuur ferlaaskje : wir werden diese beiden Balken miteinander verlaschen.
ferhäkstukje
1. (Schuhe) mit Absätzen versehen (veraltet). 2. in Ordnung bringen; ordnen, regeln: wie skällen do oolde Rewen noch ferhakstukje : wir werden die alten Werkzeuge noch in Ordnung bringen. 3. Schwierigkeiten haben mit: mäd do Noabere häbe iek rain wäch?t tou ferhäkstukjen : mit den Nachbarn habe ich eine Menge Schwierigkeiten. 4. insgeheim überlegen, abmachen: dä‘n Ploan häbe wie alleen ferhakstukked, dät nemens deerbäte kume kude : den Plan haben wir allein abgemacht, damit niemand dahinter kommen konnte.
ferdoun
1. fortan, hinfort, weiterhin: ferdounwai : in der Zukunft, künftighin, von nun an. 2. in ‘nächster Zeit; demnächst, bald: wie wollen ferdoun uutfiere : wir wollen bald ausfahren. 3. in späteren Jahren: dät skällen jo ferdoun kwede : das werden sie in späteren Jahren sagen. (als Verbzusatz) weiter-: ferdoungunge : weitergehen.
eerst
1. erst; zunächst, zuerst; an erster Stelle: wie wielen/wülen eerst mäd die bale : wir wollten zunächst mit dir reden. 2. nicht eher als; nicht früher als: jo skällen eerst ap Moundai mäd dä‘n Bau beginne : sie werden erst am Montag mit dem Bau beginnen. 3. nicht länger zurückliegend als: iek häbe eerst jäärsene in de Middaisure mäd him boald : ich habe erst gestern in der Mittagsstunde mit ihm gesprochen. 4. nicht mehr als: hie is eerst fjauer Jier oold : er ist erst vier Jahre alt. 5. anfänglich, zu Beginn: eerst kuust du Hier fon ju Oarbaid nit ouhoolde, man dan is ju loai wuden : am Anfang konntest du sie von der Arbeit nicht abhalten, aber jetzt ist sie faul geworden.
dan
1. darauf, danach: jo droanken ‘‘n Bjoor mädeenuur, man dan häbe jo sik in de Wulle kriegen : sie tranken ein Bier miteinander, aber danach haben sie sich in die Haare gekriegt. 2. unter diesen Umständen; in diesem Falle: dan is der niks an tou feruurjen, wan ju dät so sjucht : in diesem Falle ist nicht daran zu ändern, wenn sie das so sieht. 3. außerdem, ferner: dan wieren deer noch fjauer Dregunere bee/ : außerdem waren noch vier Polizisten dabei. 4. späterhin; zu einem späteren Zeitpunkt: dan skällen do uur Bäidene meespielje konne : späterhin werden die anderen Kinder mitspielen können.
ätterdrege
1. nachtragen, nachträglich bringen. 2. die Kleider der älteren Geschwister weitertragen: ju Bukse is noch goud; du koast Hier ätterdrege : die Hose ist noch gut; du kannst sie weiter tragen. 3. wegen einer Beleidigung nicht verzeihen können: Ljudene, do unner dät Hemelsteken Skorpion ap de Wareld kemen sunt, skällen läip ätterdregend weze : Leute, die unter dem Himmelszeichen Skorpion geboren sind, sollen sehr nachtragend sein.