rägels toanke
1. zurückdenken: 1.1 deer kon iek nit an rägels toanke : daran kann ich mich nicht erinnern. 1.2 du skääst noch an mie rägels toanke : du wirst noch an mich zurückdenken; ich werde es dir heimzahlen.
toanke iek toanke, du toankst, hie/ju toankt, wie toanke; toachte, toachten; toacht; toanke! toanket!
1. denken: 1.1 iek hied deer nit an toacht! : ich hätte nicht daran gedacht! 1.2 hie häd sik deer niks bee/ toacht : er sagte es, ohne zu bedenken, dass es andere verletzen könnte. 1.3 hälp mie deeran toanke : erinnere mich daran. 1.4 hie kon wiedwai toanke : er hat ein gutes Gedächtnis. 1.5 iek toanke deer uurs uur : ich bin anderer Meinung. 2. die Gedanken auf jemanden oder etwas richten: 2.1 du skääst noch an mie toanke : du wirst noch an mich denken (= ich werde mich an dir rächen). 2.2 toank deeran! : pass auf! 3. erwarten: dät hied iek nit fon him toacht : das hätte ich nicht von ihm erwartet. 4. (+ sik) sich vorstellen: iek häbe mie ‘‘n Luxushotel wäch?t uurs toacht : ich habe mir ein Luxushotel etwas anders vorgestellt. 5. vermuten: iek toachte, dät hie eer kume skuul/wüül : ich vermutete, dass er früher kommen würde.
wiedwai
1. weithin, weit umher; bis in große Entfernung: 1.1 du koast sien stämme wiedwai here : du kannst seine Stimme weithin hören. 1.2 hie is noch oarich wiedwai kemen : er hat es sehr weit gebracht. 1.3 uus Bääsje kon aaltied noch wiedwai toanke : unsere Oma hat immer noch ein gutes Gedächtnis.
apbrange
1. einführen: wäch?l häd so ‘‘n ‘näimoudsken Kroam apbroacht? : wer hat so etwas Neumodisches überhaupt eingeführt? 2. einen Gewinn erzielen: 2.1 dät brangt niks ap : das ist eine brotlose Kunst. 2.2 wäch?t häd dät apbroacht? : was war der Ertrag, der Erlös? 3. aufbringen, erschwingen, auftreiben, beschaffen: 3.1 dät Jeeld kon iek nit apbrange : das Geld kann ich nicht aufbringen. 3.2 iek kon do Stjuren nit apbrange : ich kann die Steuern nicht aufbringen. 3.3 hie kon ju Hiere nit apbrange : er kann die Miete nicht aufbringen. 3.4. dät koastede fieuwhundert Euro, un hie kuud dät nit apbrange : das kostete fünfhundert Euro, und das konnte er nicht aufbringen. 3.5 iek kon mie nit toanke, wo hie dät Jeeld foar sien ‘näie Huus apbroacht häd : ich kann mir nicht vorstellen, wie er das Geld für sein neues Haus beschafft hat. 4. übrig haben: deer kon iek niks foar apbrange : dafür habe ich nichts übrig. 5. aufbieten: hie kon ju Kroazje, dä‘n Mout nit apbrange : er kann die Kraft, den Mut nicht aufbieten. 6. aufregen: 6.1 die litjeste Juunsleek brangt him ap : der kleinste Gegenstoß regt ihn auf. 6.2 ju waas ‘‘n bitje apbroacht, dät ju fóar so fuul Ljudene bale moaste : sie war etwas aufgeregt, dass sie vor so vielen Menschen reden musste.
wied (färe, wíedste)
1. weit: 1.1 bee/ wieden : bei weitem. 1.2 fon wieden : von weitem. 1.3 wied räggels toanke konne : weit zurück denken können (= ein gutes Gedächtnis haben). 1.4 wied un sied : weit und breit. 1.5 wied uut fertälle : weitschweifig erzählen 1.6 wied ume : mit einem großen Umweg verbunden: ju Foart ätter La Rochelle wai is wied ume : die Fahrt nach La Rochelle ist mit einem großen Umweg verbunden. wie kuden min Fädder ook noch Besäike, man dät is wied ume : wir könnten meinen Vetter auch noch besuchen, aber das ist ein großer Umweg. wied uuthöälje : weitläufig erzählen. 1.9 wied wäch?ch(e) / wai: weit entfernt. 1.10 iek waas nit besepen, man iek waas deer nit wied fon ou: ich war nicht betrunken, aber ich war nicht weit davon entfernt. 1.11 hie waas bee/ wieden die Bääste: er war bei weitem der Beste. 1.12 wie kuden dä‘n Bround fon wieden ruke: wir konnten den Brand von weitem riechen. 1.13 ju häd et wied tou wäch?t broacht: sie hat beruflich viel Erfolg gehabt. 1.14 sien Huus is am wiedsten/ap t wiedste fon ju Säärke owe : sein Haus ist am weitesten von der Kirche entfernt. [engl. wide]
wät (b)
1. etwas : 1.1 an wäch?t Jures duren wie goar nit toanke : an etwas Teures dürfen wir gar nicht denken. 1.2 hie häd wäch?t in de Taaske : er hat etwas in der Tasche. 1.3 ap dät Gallimäärked koast du wäch?t belieuwje : auf dem Gallimarkt kannst du etwas erleben. 1.4 iek häbe silläärge nit wäch?t Oaines heeuwed : ich habe niemals eigenen Besitz gehabt. 1.5 wäch?t uurs : etwas anderes. 2. etwas von der Art; dergleichen: 2.1 wo kon so wäch?t angunge? : wie ist dergleichen möglich? 2.2 so wäch?t rakt et daach nit! so etwas gibt es doch nicht! 2.3 so wäch?t dwo wie nooit Wier : dergleichen tun wir nie wieder. 2.4 dät is die man wäch?t! : das ist eine ziemliche Leistung! 2.5 allerwegense is wäch?t : überall ist etwas; es ist nirgends perfekt. 3. etwas Schwieriges, Heikles: dät is man so wäch?t : das ist problematisch, nicht einfach. 4. einige: 4.1 in wäch?t Huze waas dät nit so : in einigen Häusern war das nicht so. 4.2 dät sunt fon Hiere Bäidene wäch?t : das sind einige von ihren Kindern. 5. ein wenig, ein bisschen: 5.1 die Wäänt is wäch?t gratter wuden : der Junge ist ein bisschen größer geworden. 5.2 reek mie wäch?t fon dät Flaask : gib mir ein wenig von dem Fleisch.
uurswäkke
1. andere: dät wieren nit uus Frjuunde ; dät wieren uurswäkke: das waren nicht unsere Freunde; das waren andere. 1.2 koast du nit an uurswäkke toanke?: kannst du nicht an andere denken?
skälle (a) iek skäl, du skääst, hie/ju skäl, wie skällen; skuul, skuust, skuul, skulen; skuuld/ skould ; Imp. fehlt
1. sollen: 1.1 skäl iek die hälpe? : soll ich dir helfen? 1.2 dut Lound hied al loange plouged wäch?ide skould/skuuld : dieses Land hätte schon längst gepflügt werden sollen. 1.3 dät hied so weze skuuld : das hätte so kommen müssen. um die Zukunft schlechthin auszudrücken: iek skäl et mäiden dwo: ich werde es morgen tun. als modales Hilfsverb von Wahrscheinlichkeit: hie skäl wäch?il goud ankemen weze : er wird wohl gut angekommen sein. 4. das Präteritum skuul als Konditionalform: 4.1 wan iek et kude, dan skuul iek et ook noch dwo : wenn ich es könnte, dann würde ich es auch noch tun. 4.2 iek skuul et nit toanke : ich würde es nicht denken; ich glaube es kaum. 5. (bei einer Absprache) sollte: wie skulen uus bee/ dä‘n Boanhoaf drepe : wir sollten uns beim Bahnhof treffen. 6. Möglichkeit: 6.1 dät skäl ‘‘n Úre wezen häbe : das wird (möglicherweise) eine Stunde gewesen sein. 6.2 wäch?l skuul him dät tou kweden häbe? : wer sollte/würde ihm das gesagt haben? 7. um den Willen eines anderen als des Satzgegenstandes auszudrücken: hie meende, iek skuul him Besäike : er meinte, ich sollte ihn besuchen. 8. in Vorschriften: 8.1 du skääst nit stele : du sollst nicht stehlen. 8.2 du skuust beter appaasje : du solltest besser aufpassen. 8.3 Mäme ropt, du skuust ‘‘n Boskup moakje : Mutter ruft, du solltest eine Besorgung machen. 9. in Zusagen, Versprechen, hinterher betrachtet: dät wuud him toukweden, hie skuul sien oaine Heemlound boalde wiersjo : es wurde ihm zugesagt, er würde seine eigene Heimat bald wieder sehen. 10. für eine Handlung, die gerade geschehen soll: die Such skuul juust oufiere : der Such sollte gerade abfahren. 11. zur Bezeichnung der Tatsache, dass etwas stets zu erwarten ist: 11.1 et skäl aaltied riene, wan wie uutfiere wollen : es regnet immer, wenn wir ausfahren wollen. 11.2 hie skäl neen fjuntelk Woud kwede, wan wie deer sunt : er wird nie ein freundliches Wort sagen, wenn wir da sind. 12. um eine Schlussfolgerung von Wahrscheinlichkeit auszudrücken: man skuul mene, dät et nu däin waas : man würde meinen, dass es jetzt zu Ende wäch?re. 13. (in Fragen) um Unschlüssigkeit, Unentschlossenheit auszudrücken oder wo anscheinend um Rat gebeten wird: wäch?t skuul iek dwo? – Skuul iek mie nu äntskede of leter? : was sollte ich tun? – Sollte ich mich jetzt entscheiden oder später? 14. Ausdruck einer Hoffnung: hie meende, dät wie kume skulen : er meinte, dass wir kommen sollten. 15. müssen: dät hied so weze skuuld : das hätte so kommen müssen. [afrs. skela]
skäärp
1. scharf: 1.1 ju Kiste häd skäärpe Kaanten : die Kiste hat scharfe Kanten. 1.2 skäärp moakje : schärfen, spitzen. 2. lüstern auf, verlangend nach: skäärp ap Jeeld un Macht : lüstern auf Geld und Macht. 3. verliebt: hie is skäärp ap dät Wucht : er ist in das Mädchen verliebt. 4. (Auge) scharf, stechend. 5. (Gewehr) mit echten Patronen geladen. 6. äußerst kritisch. 7. peinlich genau. 8. bündig: kuut un skäärp : kurz und bündig. 9. stark, dringend: iek häbe et him skäärp touboald : ich habe es ihm dringend empfohlen. 9. kurz entschlossen, wahllos, ohne sich lange zu besinnen: knap un skäärp liet hie sik fóarslo : kurz entschlossen ließ er sich vorschlagen . 10. (Pferd) mit Eisdornen unter den Hufeisen: do Houngste sunt skäärp ; wie konnen mäd him bee/ Froastweder uutfiere : die Pferde haben Eisdornen unter den Hufeisen; wir können mit ihnen bei Frostwetter ausfahren. 11. scharfäugig: iek kon skäärp kiekje : ich habe gute Augen, bin sehr scharfäugig. 12. pikant, würzig: ju Soppe is läip skäärp : die Suppe ist sehr pikant. 13. konzentriert: hie kon skäärp toanke : er kann konzentriert denken. 14. bissig: uus Möie häd ‘‘n skäärpe Tunge : unsere Tante hat eine bissige Zunge. 15. (Kälte) schneidend: skäärpe Keelde : schneidende Kälte. 16. (Schnaps) mit hohem Alkoholgehalt: die Sluk uut Haselünne is nit so skäärp : der Schnaps aus Haselünne hat keinen so hohen Alkoholgehalt.
poteengoal
gleichgültig, schnuppe: et is mie poteengoal, wäch?t uur Ljudene toanke : es ist mir gleichgültig, was andere Leute denken.
ouskädje
1. abschütteln: dä‘n Snee fon ‘‘n Moantel ouskädje : den Schnee von einem Mantel abschütteln. 2. an etwas Unangenehmes nicht mehr denken, etwas verdrängen: deer toanke iek nit moor an; dät häbe iek ouskädded : daran denke ich nicht mehr; das habe ich verdrängt.
loangewai
weithin, langhin: hie kon loangewai toanke : er hat ein gutes Gedächtnis, ein gutes Erinnerungsvermögen.
ferhere
1. gerichtlich vernehmen: hie is in Ait bee/ t Gjucht ferheerd wuden : man hat ihn in Friesoythe vor dem Gericht vernommen. 2. erhören: die Here skäl uus Gebede ferhere : der Herr wird unsere Gebete erhören. 3. (+ sik) sich verhören; falsch hören: iek häbe mie wäch?il/wül ferheerd : ich habe mich wohl verhört. 4. (+ sik) auskundschaften, erkunden, herausfinden; herumhorchend zu erfahren versuchen, was die verschiedensten Menschen über ein bestimmtes Thema denken: 4.1 iek mout mie deerätter ferhere, wäch?t do Ljudene toanke : ich muss herausfinden, was die Leute denken. 4.2 iek mout mie deerätter ferhere, wäch?t do Ljude fon dä‘n ‘näie Pastoor hoolde : ich muss herausfinden, was die Leute von dem neuen Pastor halten. [afrs. urhêra, *forhêra]
ferballerje
1. verwirren: ju Ättergjucht ferballerde mie ; iek kuud nit liekuut toanke : die Nachricht verwirrte mich; ich konnte nicht klar denken. 2. aufregen: läit die fon do junge Wuchtere nit ferballerje! : lass dich von den jungen Mädchen nicht aufregen! 3. Schreck, Angst einjagen: die fäle Grummelskuur häd uus aal ferballerd : das heftige Gewitter hat uns allen Angst eingejagt. 4. (Munition) verschießen; beim Schießen verbrauchen: wolt du dälich aal do Kugele ferballerje? : willst du heute all die Kugeln verschießen?
benumen
betreten, mitgenommen, bestürzt; leicht betäubt: iek waas so benumen, iek kuud nit moor kloor toanke : ich war so mitgenommen, ich konnte nicht mehr klar denken.
toankenswäid
denkwürdig.
Toankeräi, ju
Grübeln; ständiges Nachdenken.
Toanken, dät
Gedächtnis: mien Toanken lät ätter: mein Gedächtnis lässt nach.
luud (luder/luter, luudste)
1. laut: 1.1 hie is luud an t Toanken : er führt Selbstgespräche, redet vor sich hin. 1.2 hie wol dä‘n Stried nit luud häbe : er will nicht, dass der Streit bekannt wird.
kleen (klanner, kleenste)
1. fein: kleen Roagemeel , Wetenmeel : feines Roggenmehl, Weizenmehl. 2. aufgeteilt; in Teile zerlegt: 2.1 Jeeld kleen moakje : Geld wechseln. 2.2 klanner moakje : zerkleinern. 3. begreiflich, verständlich: iek kuud sien Toanken nit kleen kriege : ich konnte seine Denkweise nicht begreifen. 4. zierlich: ju häd klene Hounde : sie hat zierliche Hände. 5. dünn, mager: ju Ku wäch?dt kleen : die Kuh wird mager. 6. einschüchtern: hie waas nit kleen tou kriegen : er ließ sich nicht einschüchtern.
touräächtoanke
1. zurückdenken; sich erinnern: 1.1 so wied iek tourääch?chtoanke kon, is dät weer : so weit ich mich erinnern kann, ist das wahr. 1.2 deer mout man nit an/ap tourääch?chtoanke : man muss nicht daran zurückdenken. 1.3 hie skäl noch an mie tourääch?chtoanke : er wird meine Rache, meine Vergeltung zu spüren bekommen.
fóaruuttoanke
1. vordenken. 2. vorausdenken.
ättertoanke
nachdenken; ins Gedächtnis zurückrufen; sich noch einmal erinnern: iek toachte deeruur ätter : ich dachte darüber nach.
färetoanke
an die Folgen irgendeiner Handlung weiterdenken: hie toankt deer nit färe uur (ätter) : er denkt nicht weiter darüber (nach).
toubitoanke
1. zudenken: dät häbe iek him toubitoacht : das habe ich ihm zugedacht. 2. gönnen: dät häbe iek die jädden toubitoacht : das habe ich dir gerne gegönnt. 3. widmen, zueignen: wie häbe dä‘n Professor ‘‘n Festschrift toubitoacht : wir haben dem Professor eine Festschrift zugeeignet.