Saterfriesisches Wörterbuch
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tou

1. verschlossen: 1.1 mäd toue Mule koast du nit bale : mit verschlossenem Mund kannst du nicht reden. 1.2 wie kemen fóar ‘‘n toue Dore : wir kamen vor eine verschlossene Tür.

tou

1. hinzu, zusätzlich: hie kreech deer noch fieftich Euro tou : er bekam noch fünfzig Euro hinzu. 2. weiter, ohne Unterbrechung: 2.1 deer moast du mäd toumoakje : damit musst du weitermachen. 2.2 uus Noaberske boalde bee/ de Fergoaderenge aal man tou : unsere Nachbarin redete bei der Versammlung immer weiter. 2.3 deer mouten wie mäd tou : damit müssen wir weiterarbeiten, auskommen. 3. schneller: du moast touoarbaidje : du musst schneller arbeiten. 4. als Verstärkung eines Befehls mit der Nebenbedeutung weiter : loop tou; uurs kumst du tou leet : lauf weiter; sonst kommst du zu spät. 5. bezeichnet ein hohes oder geringes Maß, das nicht angemessen oder zuträglich ist: tou fuul is tou fuul, un tou min is tou min . – dät Wieuw two Bäidene, un dät Skäip man een Loum : zu viel ist zu viel, und zu wenig ist zu wenig. – die Frau bekommt zwei Kinder und das Schaf nur ein Lamm.

tou

1. zu: 1.1 wäch?t kwaad hie tou die? : was sagte er zu dir? 1.2 ju Gadderke is mie fluch tou : ich empfinde die Brosche als etwas Schönes. 2. tou gibt die Richtung einer Bewegung auf ein bestimmtes Ziel hin an: 2.1 iek mout tou de Kiste, tou dät Skap : ich muss an die Truhe, an den Schrank. 2.2 ju häd Hiere Muur tou sik numen : sie hat ihre Mutter zu sich genommen . 3. Zweck, Grund, Ziel einer Handlung: wie häbe Hier dät Bouk tou Hiere Bäidedai skoankt : wir haben ihr das Buch zu ihrem Geburtstag geschenkt. 4. tou gibt die Art und Weise einer Fortbewegung an: 4.1 tou Lounde kume : zu Land kommen. 4.2 jo kemen tou Fout : sie kamen zu Fuß. 5. tou kennzeichnet den Zeitpunkt einer Handlung, eines Geschehens oder die Zeitspanne, in der dieses Ereignis geschieht: 5.1 tou Snäiwende/Sneeuwende kume wie bee/ëenuur : am Sonnabend kommen wir zusammen. 5.2 tou de Paaskentied faweden wie do Oaiere : in der Osterzeit färbten wir die Eier. 6. außer: tou mie is deer noch aan : außer mir ist da noch einer. 7. bestimmt für, hinzugegeben zu: Room tou dä‘n Koafje : Sahne für den Kaffee.

tou!

Ausruf der Anspornung: nur zu! ran an die Sache!

Fäitenze, tou

am Fußende des Bettes.

Kniep, -e, die

1. ärmellose, fest ansitzende Damenunterweste. 2. Taille, Leibesmitte, Gürtelgegend, Gürtellinie: 2.1 dät Klood is mie tou knap in dä‘n Kniep: das Kleid ist mir zu eng in der Taille. ju is smäl in dä‘n Kniep : sie hat eine schlanke Taille. 3. Mieder. 4. Kniff, Schelmenstreich, Bubenstreich: die Wäänt sit ful fon Kniepe: der Junge sitzt voller Bubenstreiche. 5. Schwierigkeit: wie sunt noch nit kloor, wiel deer heel wäch?t Kniepe bee/ dät Wierks sitte: wir sind noch nicht fertig, weil eine ganze Menge Schwierigkeiten mit der Sache verbunden sind. 6. Grille, Laune: maasttieds kon man goud mäd hier umegunge, man ju häd hiere Kniepe: meistens kann man mit ihr gut umgehen, aber sie hat ihre Launen.

kuut

1. kurz: 1.1 hie is mäd dä‘n Kuutsten geen : er hat den Kürzeren gezogen. 1.2 kuut un skäärp : ohne viel Federlesens; ohne Umschweife. 1.3 kuut uum dä‘n Houk : schnell, gerade auf das Ziel zu. 1.4 binne kute Tied mout dät kloor weze : innerhalb von kurzer Zeit muss das fertig sein. et is kuut fóar twelich : es ist kurz vor zwölf. tou kuut dwo : benachteiligen; betrügen, übervorteilen. 1.7. tou kuut kume: 1.7.1 benachteiligt werden. 1.7.2 nicht ausreichen, nicht vorhalten. 2. zerbrochen, zerrissen; schwer beschädigt, entzwei: 2.1 min ‘näie Jikkel is kuut: meine neue Jacke ist zerrissen. 2.2 do Gleze sunt alle kuut: die Gläser sind alle zerbrochen. 2.3 die Pot is kuut: der Topf ist entzwei. 2.4 min Hosk is kuut: mein Holzschuh ist zerbrochen. 2.5 hie häd dät Skap fon Dulligaid kuut un kleen hauen: er hat den Schrank vor Wut kurz und klein gehauen. 2.6 kuut Riete : zerreißen. 3. außer Betrieb, defekt: min Woain is kuut: mein Wagen ist außer Betrieb. 4. straff: ‘‘n Roop kuut luke, anluke : ein Seil straffen, straff anziehen.

nu

1. jetzt, nun; im Augenblick: 1.1 nu häbe wie Tied genouch : jetzt haben wir Zeit genug. 1.2 (Ruf des Suchenden beim Versteckspiel) nu man tou ap dä‘n Loop! los! nur zu! 1.3.1 nu noch : jetzt noch; nach wie vor. 1.3.2 hie is nu noch die bääste Löper unner do Skoulbäidene : er ist nach wie vor der beste Läufer unter den Schulkindern. 1.4 fon nu an : hinfort; von jetzt an; von diesem Augenblick an.

1.1 tou Sköät kume

in Schwung, in Gang kommen; an die Arbeit gehen. 1.2 dät duurt ‘‘n bitje, bit iek tou Sköät kume : das dauert ein bisschen, bis ich in Schwung komme. 1.3 ‘‘n glukkelken Sköät : Glückstreffer. 1.3 die Käärdel is naan Sköät Pulwer wäch?id : der Kerl ist keinen Schuss Pulwer wert. 2. kleine Menge Flüssigkeit oder Gewürz, die zur Abschmeckung schnell nachgeschüttet oder nachgegossen wird: ‘‘n Sköät Rum in ju Moangelse dwo : einen Schuss Rum in den Rührteig tun. 3. plötzlicher Wachstumsschub: 3.1 die litje Wäänt häd ‘‘n groten Sköät däin : der kleine Junge hat einen gewaltigen Wachstumsschub erlebt. 3.2 do Ate häbe deer ‘‘n Sköät biekriegen : die Erbsen sind plötzlich stark gewachsen. 4. Trieb, Schössling an einer Pflanze. 5. Arbeitsschritt: 5.1 dä‘n eerste(‘n) Sköät häbe wie bäte uus : den ersten Arbeitsschritt haben wir hinter uns. 5.2 ‘‘n gouden Sköät bee/ de Oarbaid dwo : Fortschritte bei der Arbeit machen. 6. Wurf beim Spiel: du hääst noch aan Sköät fräi : du hast noch einen Freischuss.

Wareld, ju

1. Welt; die Erde als Planet und Lebensraum des Menschen: 1.1 ap de Wareld kume: geboren werden. 1.2 wier bääst du ap de Wareld kemen?: wo bist du geboren? 1.3 ju Wareld is nit roazjend moaked: Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden. (hier Bildung des Passivs wie im Niederländischen.) 1.4 do Wikinger, do ätter Amerika wai sailden, wieren nit boang, ook wan jo nit wisse wisten, dät ju Wareld rund/ruund waas: die Wikinger, die nach Amerika segelten, hatten keine Angst, obwohl sie nicht sicher wussten, dass die Erde rund war. 1.5 uus Muur is tou de Wareld uut: unsere Mutter ist verstorben. hie häd dä‘n Hemel ap de Wareld : er führt ein angenehmes Leben, hat den Himmel auf Erden. hie häd ju Baleräi säärm in de Wareld sät : das Gerücht hat er selbst verbreitet. 1.8 hie is aan fon de oolde Wareld: er ist ein Mann der alten Schule. 1.9 hie is nit moor loange ap de Wareld : er liegt im Sterben. 1.10 in ju hele Wareld wieten jo dät : das ist allgemein bekannt. 1.11 hie mout in de wiede Wareld : er muss in die weite Welt hinaus. 1.12 uut de Wareld kriege : erledigen. 1.13 ju Wareld stoant ap Stälten : das Leben in dieser Welt ist prekär, gefährlich, unvorhersehbar. 2. sehr viel Arbeit: iek häbe ju Wareld noch tou dwoon : ich habe noch sehr viel Arbeit zu erledigen. 3. das ganze Dorf: alle Wareld waas bee/ de Bjorenge : das ganze Dorf war bei der Feier. 4. Schöpfung: wie mouten de Wareld bewoarje : wir müssen die Schöpfung bewahren. 5. Menschheit: ju hele Wareld lidt deerunner, dät et allerwegense wamer wäch?dt : die ganze Welt leidet darunter, dass es überall wäch?rmer wird.

wreke iek wreke, du wräkst, hie/ju wräkt, wie wreke; wriek, wrieken; wreken; wräk/wreke! wreket!

rächen 1. hie häd swädden, dusse Misdäid tou wreken : er hat geschworen, diese Missetat zu rächen. 2. (+ sik) wie häbe do Ienbrekere griepen un uus an him wreken : wir haben die Einbrecher ergriffen und uns an ihnen gerächt. [afrs. wreka]

deertou, deer... tou

1. dazu, hinzu: deer koom noch aan tou, die deer niks fon wiste : es kam noch einer dazu/hinzu, der nichts davon wusste. 1.2 deer koast du mie nit tou bruke : dazu kannst du mich nicht gebrauchen. 1.3 deer gungt ‘‘n Bäält Sukker tou : man muss viel Zucker dazu gebrauchen. 1.4 deer kemen noch fieuw Mon tou : es kamen fünf Personen hinzu. 2. außerdem: wie hieden deer noch fjauer Saizen tou/wie hieden noch fjauer Saizen deertou : wir hatten außerdem noch vier Sensen.

ou un tou

ab und zu; gelegentlich, manchmal.

tou... ien

1. in... herein/hinein: 1.1 die Wiend wait tou dä‘n Skossteen ien : der Wind weht in den Schornstein herein. 1.2 hie geen tou t Huus ien : er ging ins Haus hinein. 2. in Richtung: tou dät Sude, dät Noude, dät Aaste, dät Wääste ien : in Richtung Süden, Norden, Osten, Westen.

tou... uut

1. aus... heraus/hinaus: 1.1 hie is tou de Skoule uut/ute : er ist aus der Schule heraus. 1.2 die Weertsmon smeet dä‘n Bedeler/Böädeler tou sin Piezel uut : der Wirt warf den Bettler aus seiner Kneipe hinaus. 2. zu... heraus/hinaus: 2.1 ju Dochter koom al tou t Huus uut : die Tochter kam schon zum Haus heraus. 2.2 ju geen mäd uus bee tou ju Dore uut : sie ging mit uns beiden zur Tür hinaus.

um... tou

um... herum: do Bome studen uum t Huus tou : die Bäume standen um das Haus herum.

uum... umetou/uum... tou

1. herum; um... herum: 1.1 hie lapt uum dät Huus umetou : er läuft um das Haus herum. 1.2 wie sieten uum dät Fjuur umetou : wir saßen um das Feuer herum. 1.3. hie geen uum dät Skäin umetou : er ging um die Scheune herum. 1.4 Hier umetou : hier in der Umgebung, in der Gegend. 2. umhin: iek kuud deer nit umetou, him antouroupen : ich konnte nicht umhin, ihn anzurufen. 3. darum... herum: deeruum gungt ‘‘n hele Masse umetou : die Angelegenheit ist sehr umständlich. 4. umher: deer liegen fuul Ponneskäide umetou : es lagen viele Dachziegelscherben umher. 5. herbei, heran: umetouhoalje : herbeiholen. 6. ringsum: 6.1 umetou waas neen Huus tou sjoon : ringsum war kein Haus zu sehen. 6.2 deer waas ‘‘n Richeläi uum dä‘n Plois tou : es stand eine Einfriedigung ringsum den Palast. 7. bezeichnet einen ungefähren Zeitpunkt: uum Paasken umetou : um Ostern herum.

wiertou, Wier... tou

wozu: 1. wozu; zu welchem Zweck: Wier is ju Soolwe goud tou? : wozu ist die Salbe gut? 2. zu welcher Sache, zu welchem Unternehmen: wiertou häbe jie him Moud moaked? : wozu habt ihr ihm Mut gemacht?

ap

1. (räumlich – bezeichnet die Lage) auf: wie sieten alle bee ap dä‘n Boank : wir saßen alle beide auf der Bank. 2. (zur Angabe der Richtung) auf: 2.1 dät krichst du aaltied Wier ap t Brood laid : das wird dir immer wieder vorgeworfen. 2.2 die Pot kumt ap t Fjuur : der Topf kommt aufs Feuer. 3. in: do Bäidene ap Bääd brange/moakje : die Kinder ins Bett bringen. in Zeitangaben: 4.1 do Pakete sunt ap dä‘n eerste(‘n) Junie kemen : die Pakete sind am ersten Juni gekommen. 4.2 wie wollen ap Tied deer weze : wir wollen rechtzeitig da sein. 5. (bezeichnet den Abstand) auf: du koast him ap hundert Meter kanne : du kannst ihn auf hundert Meter erkennen. 6. (zur Angabe der Art und Weise) auf: ju boalde mäd uus ap Seeltersk : sie sprach mit uns auf Saterfriesisch. 7. (zur Angabe der Zeitspanne) auf: wie skällen ap langere Tied mäd dä‘n Huusbau tougoang weze : wir werden auf längere Zeit mit dem Hausbau beschäftigt sein. 8. (zur Angabe des Ziels, des Zwecks oder des Wunsches) auf: wie wollen ap dien Gesuundigaid drinke : wir wollen auf deine Gesundheit trinken. 9. (zur Angabe des Grundes) auf: ap ‘‘n häd Woud fon uus Babe häbe wie Wäänte apheelden mäd ‘‘n Slingerlappe ap do Spräien tou skjoten : auf ein hartes Wort von unserem Vater haben wir Jungs aufgehört, mit einer Schleuder auf die Sperlinge zu schießen. 10. nach: jo kregen dät ene Bäiden ap t uur : sie bekamen ein Kind nach dem anderen. 11. (für Kleinstädte, Dörfer, Siedlungen und unkultivierte Landstriche am Rande oder außerhalb des Saterlandes) in: hie woont ap Feen (Rhauderfehn) , ap Klaaster (Bokelesch), ap Hollenerfoan (Hollenermoor), aber in de/inne Bround (Hollenbrand), in Baaljene (Bollingen), in Skäddel (Scharrel) ; in Romelse (Ramsloh) , in/ap Sedelsbierich (Sedelsberg), ap Aasterfeen (Ostrhauderfehn) , ap Wästerfeen (Westrhauderfehn); ap dä‘n hoge Foan (auf dem Hochmoor), ap Näiwaal (Neuwall), ap Färmesound (Fermesand). 12. um zeitliche Nähe auszudrücken: hie lait ap t Stierwen : er liegt im Sterben. 13. in idiomatisch-phraseologischer Abhängigkeit von anderen Wörtern: 13.1 teeuwe ap : warten auf. 13.2 fertrjouje ap : vertrauen auf. 13.3 hoopje ap : hoffen auf. 13.4 stolt ap : stolz auf. 14. zur Bildung des Superlativs: 14.1 wie häbe dä‘n Komer ap t ruuchste ap Stede moaked : wir haben das Zimmer aufs gröbste in Ordnung gebracht. 14.2 do Suldoaten wuden ap t uterste kwäld : die Soldaten wurden aufs äußerste gefoltert. 15. per: do Tuwwelke sunt tjoon Cent jurrer ap t Puund : die Kartoffeln sind zehn Cent teurer per Pfund. 16. in Richtung: ap... an: hie is ap Ooldenburich an: er fährt in Richtung Oldenburg. 17. auf... zu: ap... deel: 17.1 do Huunde kemen ap mie deel: die Hunde kamen auf mich zu. 18. in Richtung: ap... ou: 18.1 wie ronnen ap dä‘n Busk ou: wir liefen in Richtung des Waldes. 19. auf... zu: ap... tou: 19.1 jo furen ap de Määlne tou: sie fuhren auf die Mühle zu. 20. nach: ap... tou : 20.1 iek mout ap Romelse tou : ich muss nach Ramsloh. (Hier geht es meist um ein wichtiges Geschäft, das nur am Zielort erledigt werden kann.) 21. in Richtung auf, nach: ap... wai : 21.1 ap Bremen wai : nach Bremen, auf Bremen hin. 22. an: ap ‘‘n Sundai : an einem Sonntag. 23. bei einer Tätigkeit: ap Boskup : beim Einkaufen. 24. gegen: ap... juun : deer häbe iek niks ap juun : dagegen habe ich nichts.

fuul (moor, maaste)

viel: 1.1 dät häd nit fuul roat/broacht : das hat nicht viel gebracht. 1.2 fuuls tou fuul: viel zu viel. 1.3 so fuul weet iek nit uur him: so viel weiß ich nicht über ihn. 1.4 him is alles tou fuul: er ist nicht belastbar. 1.5 du fräigest mie tou fuul: das weiß ich nicht. 1.6 hie häd tou fuul heeuwed: er ist betrunken. 2. viele: fuul Ljudene wülen dät nit leeuwe: viele Leute wollten das nicht glauben.

häbe iek häbe, du hääst, hie/ju häd, wie häbe; iek hied, du hiest, hie hied, wie hieden; heeuwed/häiwed; hääb! häbet!

1. haben, besitzen: die et aal häbe wol, die kumt deer bätedeel : wer alles besitzen will, gerät ins Hintertreffen. ju is noch tou häben : sie ist noch nicht verlobt. 1.3 jo häbe wäch?t mädeenuur: sie haben ein Verhältnis miteinander. 1.4 iek häbe deer nit ap: ich mag sie/ihn nicht. 1.5 wo häbe iek dät wol heeuwed?: wie hätte ich so etwas denken können? 1.6 et häbe mäd: an Schmerzen, an einer Krankheit leiden: 1.6.1 ju häd et mäd dä‘n Rääch: sie hat ein Rückenleiden. 1.7 wäch?t fon häbe: etwas mit einer Arbeit, mit einem Handel verdienen: 1.7.1 hie häd ook wäch?t fon sien Moaljen: er verdient Geld mit seinem Malen. 1.8 deer bä‘n iek nit foar tou häben: dazu bin ich nicht zu gebrauchen, dazu bin ich nicht bereit. 1.9 hie häd tou fuul heeuwed: er ist betrunken. 1.10 hie häd ze nit aal: er hat nicht alle Tassen im Schrank. 1.11 wo fuul moast du foar dät Swien häbe? : wie viel musst du für das Schwein haben? 2. greifen, fassen; fest im Griff haben: hie häd him : er fasst, greift ihn. 3. als Ehegatten/-gattin haben: ju häd Hinnerk, un hie häd Maräike : sie ist mit Hinnerk verheiratet, und er mit Maräike. 4. narren, lächerlich machen; durch den Kakao ziehen: Oalerk, du hääst mie heeuwed! : Oalerk, du hast mich zum Narren gehalten! 5. betrügen: jo toachten, dät jo mie häbe kuden, as jo mie dä‘n Houngst ferkoped häbe : sie dachten, dass sie mich betrügen könnten, als sie mir das Pferd verkauft haben. 6. (+ sik) sich benehmen, sich betragen: hääb die nit so! : benimm dich nicht so! 7. (+ sik) sich auf etwas gefasst machen: du moast die ätter Hiere Ontwoud häbe : du musst dich auf ihre Antwort gefasst machen. 8. (+ sik) sich nach jemandem oder etwas richten: wie häbe uus ätter dä‘n Koaster häbe moast : wir haben uns nach dem Lehrer richten müssen. 9. dulden: hie kon et nit häbe, dät sin jungste Bruur so fuul moor fertjoont as hie : er kann es nicht dulden, dass sein jüngster Bruder so viel mehr verdient als er. 10. leiden mögen, besonders im negativen Sinn: häbe muge : iek mai him nit häbe : ich mag ihn nicht leiden. 11. (+ sik) sich aufregen: hääb die nit so! : rege dich nicht so auf! 12. bekommen: häbe skälle : 12.1 skäl iek dät grote Stuk Kouke häbe ?: bekomme ich das große Stück Kuchen? 13. begehren: häbe wolle : hie wol dät Wucht häbe : er begehrt das Mädchen. 14. mit jemandem sprechen: iek wol die jädden häbe : ich möchte gerne mit dir sprechen.

hänt

in der Wendung hänt un/of tränt : weit und breit: hänt of tränt waas deer niks tou sjoon : weit und breit war da nichts zu sehen.

Íelt, dät

Schwiele: 1.1 Íelt in do Hounde: Schwiele auf den Händen. 1.2 wie häbe so loange seten ap dät Wieuwmoanske tou teeuwen, dät wie Íelt fóar de Moarze häbe: wir haben so lange gesessen und auf die Frau gewartet, dass wir Schwiele am Hintern haben. 1.3 hie häd Íelt ap de Tunge: er hat einen trockenen Hals und muss einen Schnaps haben. 2. Schilfrohr, Teichrohr.

Koop, do Kope, die

1. Verkauf: 1.1 hie häd ‘n Huus tou Koop: er bietet ein Haus zum Verkauf an. hie häd niks tou Koop : 1.2.1 er ist verlegen, schüchtern. 1.2.2 er schweigt vor sich hin; er ist nicht gesprächig. 1.3 hie häd fuul tou Koop: er führt das große Wort. 2. Kauf: 2.1 hie waas tou Koop an ‘n Ku: er war darauf aus, eine Kuh zu kaufen. 2.2 hie häd dä‘n Koop aptäld: er ist weggelaufen, hat den Dienst quittiert, verlassen; er hat das Arbeitsverhältnis gekündigt, aufgelöst. Koop häd ‘‘n wieden Íers : das Geld ist schnell aufgebraucht, wenn man zu großzügich einkauft. iek häbe ‘‘n Mätwust ap Koop tou kriegen : ich habe eine Mettwurst als Draufgabe bekommen. in Koop reke : in Zahlung geben. 2.6 man mout sien Oaler in Koop ‘nieme: man muss sein Alter in Kauf nehmen. (Sein Alter entschuldigt ihn.)

nieme iek nieme, du nimst, hie/ju nimt; noom, nomen; numen; nim! niemet!

1. nehmen; an sich bringen, sich aneignen: 1.1 jo häbe morere Bouke (an sik) numen : sie haben mehrere Bücher an sich gebracht. 1.2 dät Jeeld häd hie eenfach numen : er hat sich das Geld unrechtmäßig angeeignet. 1.3 jo häbe et him aal numen : sie haben ihn enteignet. 2. behandeln, auf eine bestimmte Weise umgehen mit jemandem oder etwas: 2.1 man mout do Ljudene tou niemen wiete : man muss wissen, wie man die Leute zu behandeln hat. hie weet Hier tou niemen : er weiß mit ihr umzugehen. 3. heiraten: ju hied neen Jeeld, man hie häd hier daach ‘numen: sie hatte kein Geld, aber er hat sie doch geheiratet. 4. einnehmen, zu sich nehmen, verzehren: 4.1 hie noom dät Goud tou sik: er nahm die Medizin ein. 4.2 aan ‘nieme: sich einen Schnaps genehmigen. 5. (+ sik ) handeln: sik wisse ‘nieme: vorsichtig handeln. 6. jemanden bei sich aufnehmen; jemandem ein Zuhause geben: ju noom hiere Bääsje tou sik: sie nahm ihre Großmutter bei sich auf. 7. einen bestimmten Geldbetrag verlangen: wäch?t nimt die Smid foar dä‘n Houngst?: was verlangt der Schmied für das Pferd?