Weze (b) , -ne, die/ju
Waise. [afrs. wêsa/wêse]
bääst
bist. → weze
Foart, -en, ju
1. Fahrt: 1.1 in Foart weze: 1.1.1 wütend sein. 1.1.2 sehr in Eile sein. 1.2 in de Foart kume: wütend werden. 1.3 wie kemen leet ap Foart: wir begaben uns spät auf den Weg. 1.4 dät mout mäd ‘n Foart passierje: das muss in Eile passieren. 1.5 in de Foart brange: aufhetzen, aufregen. 1.6 ‘n Foart moakje: eine Reise unternehmen. 2. Hebelwirkung, Hebelkraft, Halt: iek bruke ‘‘n betere Foart, uum dät Skap antoutillen : ich brauche einen besseren Halt, eine bessere Hebelwirkung, um den Schrank anzuheben. 3. Geschwindigkeit: deer sit Foart in de Wulken : die schnelle Bewegung der Wolken deutet auf eine hohe Windgeschwindigkeit. 4. Schwung; kraftvolle, rasche Bewegung eines Menschen oder eines Gegenstandes: deer sit Foart in sien loange Bene : er hat viel Schwung in seinen langen Beinen.
kloor weze
verlobt sein: do bee sunt mädeenuur kloor, un jo wollen boalde hilkje : die beiden sind jetzt verlobt, und sie wollen bald heiraten.
kon weze
vielleicht, wahrscheinlich.
weze (a) iek bän, du bääst, hie/ju is, wie sunt; iek waas, du wierst, hie/ju waas, wie wieren; is/häd wezen/weden/ween; wäs! wezet!
1. sein: 1.1 dät is wezen : das ist vorbei. 1.2 dät hied nit weze houged/bruukt : das hätte nicht zu sein brauchen. 1.3 dät mout weze : das muss unbedingt so sein. 1.4 dät skäl weze un weze un wäch?dt daach nit so : der Plan wird lange überlegt, aber er kommt doch nicht zur Ausführung. 1.5 hie is deer wezen : er ist tot. hie kon deer wäch?il/wül weze : 1.6.1 er hat eine gute Existenz, ein gutes Auskommen. 1.6.2 er ist sehr selbstbewusst. 1.7 skäl et weze?: tust du das wirklich? 1.8 iek moate deer jädden weze: es gefiel mir dort; ich mochte gerne dort sein. 2. (es) aushalten: et is tou woorm, Hier kon man nit weze : es ist zu warm, hier kann man es nicht aushalten. 3. zur Bildung der Verlaufsform: weze + an + t + der substantivierte Infinitiv: jo sunt an t Greeuwen in dä‘n Foan: sie sind dabei, im Moor zu graben. [afrs. wesa ]
gunge iek gunge, du gungst, hie/ju gungt, wie gunge; geen, genen; is geen; gung(e)! gunget!
1. gehen; sich aufrecht auf den Füßen fortbewegen. 1.1 gunge an : mit etwas anfangen: 1.1.1 Bäidene, gunget nu an t Spieljen : Kinder, fangt jetzt an zu spielen. 1.2 gunge läite : entlassen, verabschieden. 1.3 aan gunge läite : furzen. 1.4 et gungt deeruum : es kommt darauf an; es handelt sich darum: 1.4.1 gungt et uum Muurjen? : handelt es sich um Maurerarbeiten? 1.4.2 et gungt nit fóar alen uum t Jeeld : eshandelt sich nicht in erster Linie ums Geld. 1.5 iek kon him nit gungen sjo : ich kann ihn nicht gehen sehen (= ich hasse ihn). 1.6 dät gungende Wierk : (Uhr, Mühle) Laufwerk. 2. geschehen: 2.1 dät skäl wäch?il nit gunge : das wird wohl nicht passieren, geschehen. 2.2 dät gungt aal ätter him : das geht, geschieht alles nach seinem Wunsch. et gungt, as et wol, man nit so, as et weze mout : es geht, wie es will, aber nicht so, wie es sein muss. et gungt him goud : er ist wohlhabend. 2.5 wo gungt die et?: wie geht es dir? 2.6 ju lät et gunge, as et wol: sie lässt es gehen, wie es will (= sie lässt sich keine grauen Haare darüber wachsen). 3. ein Liebespaar sein: jo gunge al loange mädeenuur: sie sind schon lange ein Liebespaar. 4. geraten: 4.1 dät gungt uut de Moude : das gerät aus der Mode. 4.2 dät ieten gungt ap t Lääste : das Essen geht zur Neige. 5. bewegen, sich öffnen: iek here ju Dore gungen : ich höre, wie die Tür aufgeht.
Swien, -e, dät
Schwein. (Als erstes Glied einer Zusammensetzung häufig Swinne- : Swinnestäit, Swinnering, Swinnetroach, Swinneskinke, Swinneknoken, Swinnehíere, Swinnebäärsele, Swinnesnute : Schweineschwanz, Schweinering, Schweinetrog, Schweineschinken, Schweineknochen, Schweinehaare, Schweineborsten, Schweinerüssel. Als zweites Glied stets -swien.) 1. Schwein: hie benimt sik as ‘‘n loai Swien in t Sofa : er benimmt sich wie ein faules Schwein im Sofa. älk wol wäch?t weze, kwaad dät Swien, un hie ron mäd ‘‘n Krul in dä‘n Stäit : jeder will etwas gelten, sagte das Schwein, und er lief mit einem Ringel im Schwanz umher. 1.2 fuul Swiene rakt/reke tänen Droank: für viele Schweine muss das Futter verdünnt werden (= zu viele Köche verderben den Brei). 2. Volksreim: Swien in de Wüme/Wieme, Eed in de Boue, Koardel ap dä‘n Boolke, nu läit dä‘n Winter man kume: ein Schwein im Stangengerüst für Fleischvorräte, Torf im Schuppen, Korn auf dem Kornboden, nun lass den Winter nur kommen!
älk
jede(r), jedermann: älk weet, wo besweerdelk so ‘‘n Raize weze kon : jeder weiß, wie beschwerlich so eine Reise sein kann.
ap
1. (räumlich – bezeichnet die Lage) auf: wie sieten alle bee ap dä‘n Boank : wir saßen alle beide auf der Bank. 2. (zur Angabe der Richtung) auf: 2.1 dät krichst du aaltied Wier ap t Brood laid : das wird dir immer wieder vorgeworfen. 2.2 die Pot kumt ap t Fjuur : der Topf kommt aufs Feuer. 3. in: do Bäidene ap Bääd brange/moakje : die Kinder ins Bett bringen. in Zeitangaben: 4.1 do Pakete sunt ap dä‘n eerste(‘n) Junie kemen : die Pakete sind am ersten Juni gekommen. 4.2 wie wollen ap Tied deer weze : wir wollen rechtzeitig da sein. 5. (bezeichnet den Abstand) auf: du koast him ap hundert Meter kanne : du kannst ihn auf hundert Meter erkennen. 6. (zur Angabe der Art und Weise) auf: ju boalde mäd uus ap Seeltersk : sie sprach mit uns auf Saterfriesisch. 7. (zur Angabe der Zeitspanne) auf: wie skällen ap langere Tied mäd dä‘n Huusbau tougoang weze : wir werden auf längere Zeit mit dem Hausbau beschäftigt sein. 8. (zur Angabe des Ziels, des Zwecks oder des Wunsches) auf: wie wollen ap dien Gesuundigaid drinke : wir wollen auf deine Gesundheit trinken. 9. (zur Angabe des Grundes) auf: ap ‘‘n häd Woud fon uus Babe häbe wie Wäänte apheelden mäd ‘‘n Slingerlappe ap do Spräien tou skjoten : auf ein hartes Wort von unserem Vater haben wir Jungs aufgehört, mit einer Schleuder auf die Sperlinge zu schießen. 10. nach: jo kregen dät ene Bäiden ap t uur : sie bekamen ein Kind nach dem anderen. 11. (für Kleinstädte, Dörfer, Siedlungen und unkultivierte Landstriche am Rande oder außerhalb des Saterlandes) in: hie woont ap Feen (Rhauderfehn) , ap Klaaster (Bokelesch), ap Hollenerfoan (Hollenermoor), aber in de/inne Bround (Hollenbrand), in Baaljene (Bollingen), in Skäddel (Scharrel) ; in Romelse (Ramsloh) , in/ap Sedelsbierich (Sedelsberg), ap Aasterfeen (Ostrhauderfehn) , ap Wästerfeen (Westrhauderfehn); ap dä‘n hoge Foan (auf dem Hochmoor), ap Näiwaal (Neuwall), ap Färmesound (Fermesand). 12. um zeitliche Nähe auszudrücken: hie lait ap t Stierwen : er liegt im Sterben. 13. in idiomatisch-phraseologischer Abhängigkeit von anderen Wörtern: 13.1 teeuwe ap : warten auf. 13.2 fertrjouje ap : vertrauen auf. 13.3 hoopje ap : hoffen auf. 13.4 stolt ap : stolz auf. 14. zur Bildung des Superlativs: 14.1 wie häbe dä‘n Komer ap t ruuchste ap Stede moaked : wir haben das Zimmer aufs gröbste in Ordnung gebracht. 14.2 do Suldoaten wuden ap t uterste kwäld : die Soldaten wurden aufs äußerste gefoltert. 15. per: do Tuwwelke sunt tjoon Cent jurrer ap t Puund : die Kartoffeln sind zehn Cent teurer per Pfund. 16. in Richtung: ap... an: hie is ap Ooldenburich an: er fährt in Richtung Oldenburg. 17. auf... zu: ap... deel: 17.1 do Huunde kemen ap mie deel: die Hunde kamen auf mich zu. 18. in Richtung: ap... ou: 18.1 wie ronnen ap dä‘n Busk ou: wir liefen in Richtung des Waldes. 19. auf... zu: ap... tou: 19.1 jo furen ap de Määlne tou: sie fuhren auf die Mühle zu. 20. nach: ap... tou : 20.1 iek mout ap Romelse tou : ich muss nach Ramsloh. (Hier geht es meist um ein wichtiges Geschäft, das nur am Zielort erledigt werden kann.) 21. in Richtung auf, nach: ap... wai : 21.1 ap Bremen wai : nach Bremen, auf Bremen hin. 22. an: ap ‘‘n Sundai : an einem Sonntag. 23. bei einer Tätigkeit: ap Boskup : beim Einkaufen. 24. gegen: ap... juun : deer häbe iek niks ap juun : dagegen habe ich nichts.
ätterdrege
1. nachtragen, nachträglich bringen. 2. die Kleider der älteren Geschwister weitertragen: ju Bukse is noch goud; du koast Hier ätterdrege : die Hose ist noch gut; du kannst sie weiter tragen. 3. wegen einer Beleidigung nicht verzeihen können: Ljudene, do unner dät Hemelsteken Skorpion ap de Wareld kemen sunt, skällen läip ätterdregend weze : Leute, die unter dem Himmelszeichen Skorpion geboren sind, sollen sehr nachtragend sein.
bäizemskier
besenrein, sauber gefegt: dät hele Huus mout bäizemskier weze : das ganze Haus muss sauber gefegt sein.
bale iek bale, du boalst, hie/ju boalt, wie bale; boalde, boalden; boald; bale! balet!
1. sprechen, reden; sich unterhalten: 1.1 hie wol ieuwen mäd die bale : er will eben mit dir reden. 1.2 ätter sien Balen kon dät nit weer weze : nach dem, was er erzählt, kann das nicht wahr sein. 1.3 dät is sien Balen : das ist eine ständige Redensart von ihm. 1.4 deer koast du goud mäd him uur bale : du kannst ganz vernünftig mit ihm darüber reden. 1.5 deer wollen wie nit uur bale! : das kommt nicht in Frage! 1.6 hie boalde deer nit umetou : er redete nicht darum herum; er sprach die Wahrheit. 1.7 mäd Balen aphoolde : jemanden aufhalten, indem man auf ihn einredet. 1.8 mäd Hounde un Fäite bale : mit Händen und Füßen reden; gestikulieren. 1.9 so wäch?dt boald : so weiß ich es vom Hörensagen.
barboarsk
frech, dreist: ju wol fon beter Foulk weze, man deerfoar is ju fuuls tou barboarsk : sie behauptet, aus gutem Hause zu stammen, aber dafür ist sie viel zu dreist.
bedäuwen
mit Wasser bedeckt: wan du Tuwwelke sjudst, mouten jo besunders goud bedäuwen weze : wenn du Kartoffeln kochst, müssen sie mit Wasser gut bedeckt sein.
behälpelk
behilflich: hie wol uus nit behälpelk weze : er will uns nicht behilflich sein.
behälpsoam
hilfreich, hilfsbereit: iek wiel/wüül die bloot behälpsoam weze : ich wollte dir nur behilflich sein.
binne
1. binnen, innerhalb von: 1.1 binne träi Dege kriege wie dät Jeeld : innerhalb von drei Tagen erhalten wir das Geld. 1.2 hie wiel/wüül binne een Úre Wier Hier weze : er wollte innerhalb einer Stunde wieder hier sein.
boang (banger, boangste)
1. ängstlich, furchtsam: 1.1 boang weze : ängstlich sein. 1.2 iek bä‘n boang, dät die Ploan skeeuw lapt : ich habe Angst, dass der Plan schief läuft. 1.3 boang as die Bliksem; uuruut boang : sehr ängstlich. 1.4 boang moakje : erschrecken, ängstigen.
bruzich
1. (Wetter) regnerisch, stürmisch, windig: bruzich Weder : stürmisches Wetter. 2. stolz, eitel: ju rakt sik so bruzich : sie gibt sich so stolz. 3. bauschig, aufgebauscht: 3.1 dät Pepier foar do Poolmstokke mout bruzich weze : das Papier für die Palmstöcke muss bauschig sein. 3.2 dät Klood is bruzich : das Kleid ist bauschig, sitzt schlecht. 4. zornig, hitzig: moast du aaltied so ‘‘n bruzigen Kop häbe? : musst du immer so ein Hitzkopf sein?
deer
1. da. 1.1 deer ap de/appe Naite : dort in der Nähe. 1.2 deer weze : anwesend sein. 1.3 deer mee bee/ weze : mit von der Partie sein. 1.4 nit deer : abwesend. 1.5 deer Wier : wieder da (nd.Wortstellung). 1.6 heel deer : hellwach. 1.7 hie is nit heel deer : er ist gaga, senil, nicht ganz dicht. 1.8 deer herume : dort in der Gegend. 1.9 deer junner : dort drüben. 1.10 deer so : da selbst; dort an Ort und Stelle. 1.11 et is noch deer antou : es geht darum. 2. wo: dät is ju Stede, deer (veraltet – heute: wier) iek dät fuunden häbe : das ist die Stelle, wo ich das gefunden habe.
deerap, deer... ap
1. darauf: 1.1 deerap sitte : 1.1.1 die Folge von etwas sein: ju Stroafe sit deerap : die Strafe ist die Folge davon. 1.1.2 sofort hinterher sein: hie sit deerap as die Djuwel bäte ‘‘n Sele : er ist da hinterher, wie der Teufel hinter einer Seele. 1.2 deerap uut weze : sich um etwas bemühen; auf etwas aus sein. 2. (in Verbindung mit einem Tagesoder Monatsnamen) folgend, ‘nächst-: Moundai deerap : am folgenden Montag; Säptämber deerap : im ‘nächsten September.
doof
1. taub, schwerhörig: du moast luder bale, dan hie is wäch?t doof : du musst lauter sprechen, denn er ist etwas schwerhörig. 2. taub, leer; ohne Frucht: ‘‘n dowe Nute : eine taube Nuss. unbefruchtet: 3.1 ‘‘n doof Oai : ein unbefruchtetes Ei. 3.2 ‘‘n dowe Tulpe : eine Tulpe ohne Blume. 4. dumm: wo kuud die Mon so doof weze? : wie konnte der Mann so dumm sein? 5. ausgebrannt: dode Kole , dood Fjuur : ausgebrannte Kohle, ausgebranntes Feuer.
drieuwe iek drieuwe, du drifst, hie/ ju drift, wie drieuwe; dreeuw, dreeuwen; drieuwen; drieuw! drieuwet!
1. treiben: 1.1 wie wollen do Bäiste ap ‘‘n uur Wede drieuwe : wir wollen die Kühe auf eine andere Weide treiben. 1.2 tou Dode drieuwe : durch Überbelastung in den Tod treiben. 2. von der Luftoder Wasserströmung fortbewegt werden (is): 2.1 dät loze Boot dreeuw ap de Äi : das leere Boot trieb auf der Sater-Ems. 2.2 ju Lucht drift : die Wolken ziehen schnell über den Himmel. 3. Nuteund Federbretter zusammenfügen, die durch Trockenheit zusammengeschrumpft sind: dä‘n Been drieuwe : die Bretter des Fußoder Dachbodens zusammenfügen und ein zusätzliches Brett anfügen. 4. harntreibend wirken: Koafje drift moor as Tee : Kaffee wirkt harntreibender als Tee. 5. nachjagen: ‘‘n Hoaze drieuwe : einem Hasen nachjagen. 6. quengeln: wieruum moast du aaltied drieuwe? : warum musst du immer quengeln? 7. drängen, erzwingen, mit Gewalt durchsetzen: 7.1 iek wol et nit drieuwe, man wie mouten boalde unnerwaiens weze : ich will nicht drängen, aber wir müssen bald unterwegs sein. 7.2 wie konnen et mäd him oubale, man wie konnen et nit drieuwe : wir können es mit ihm absprechen, aber wir können es nicht erzwingen. 8. traben (is): hie drift mäd sin Houngst : er trabt mit seinem Pferd. 9. roden: Tuwwelke drieuwe : Kartoffeln roden. 10. zur Eile antreiben, anspornen: hie kuud sien Oarbaidere mäd hädde Woude drieuwe : er konnte seine Arbeiter mit harten Worten antreiben. 11. (+ läite) ablaufen lassen: ‘‘n Tau drieuwe läite : ein Tau ablaufen lassen.
dure iek duur, du duurst/doarst, hie/ju duurt, wie duren; doarste, doarsten; doarst ; Imp. fehlt
1. dürfen: iek duur so wäch?t kwede, man du nit : ich darf so etwas sagen, aber du nicht. 2. wagen; den Mut haben: 2.1 hie duurt deer wäch?il/wül weze : er ist nicht bang. 2.2 dät hied hie nit dwo doarst : er hatte nicht gewagt, es zu tun.